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Ballistol Universalöl auf Phonographenwalzen
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Autor Eintrag
krammofoon
Fr Aug 23 2013, 10:19 Druck Ansicht
Schellack-Gnadenhof
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jun 27 2011, 20:47
Beiträge: 1214
Servus :-)

angestoßen durch einen Selbstversuch mit o. g. Produkt unseres Forenkameraden Gast AKA Gerhard, welchen er im Schellack-Sender vorstellte, habe ich auch mal was gewagt.

Ich habe eine meiner mittelmäßig angegriffenen Phonographenwalzen dazu hergenommen, und versucht sie ein Stück weit von ihren Ausblühungen zu befreien.
Dazu wurde ein sauberes Mikrofasertuch leicht mit dem Öl eingenebelt und die Walze in der Art damit umwickelt, dass das Tuch überall sauber anlag, aber nicht stramm drumgewickelt war, denn die Walzen können unvermittelt brechen.

Ab dann hieß es warten und auch ein wenig bangen, denn was da im Endeffekt mit der Walze passierte, konnte ich ja nicht wissen.

Nach elf Stunden ungefähr habe ich das Tuch vorsichtig abgewickelt und war erstaunt!

Das mehr als positive und überraschende Ergebnis seht ihr unten in Bildform. Sicher könnte man noch mehr erreichen, würde man die Behandlung wiederholen. Auch habe ich im Anschluss die originale Schalldose aufgesetzt und die Rillen damit abgefahren. Der Restdreck war schon heftig, der da rauskam........ und nein, es war kein Wachs!!!
Was ich definitiv sagen kann, ist, dass sich an der Rillenstruktur - ich habe diese vorher und nachher mit einer Uhrmacherlupe betrachtet - rein gar nichts geändert hat.
Die Klangqualität hat sich auf jeden Fall verbessert, da ja der ganze Schmodder weg ist.

Ich werde nun umeinander alle meine versifften Walzen so behandeln, denn einen Schaden kann ich mit dem besten Willen nicht feststellen.... auch keine Aufweichung des Walzenmaterials.
Von daher alles gut .

Auch habe ich meinen Selbstversuch komplett an BALLISTOL gemailt. Mal sehen was die dazu sagen.

Vielen Dank, Gerhard, für die Inspiration.

Gruss
Georg







[ Bearbeitet Di Sep 03 2013, 22:08 ]
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Willi-H-411
Fr Aug 23 2013, 11:19
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 12 2011, 11:42
Wohnort: Ruhrpott
Beiträge: 1296
Trotzdem würde ich an deiner Stelle ruhig ein paar Monate waren, ob sich nicht doch noch Spätauswirkungen zeigen.

VG Willi
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Gast
Fr Aug 23 2013, 11:22
Gast
Sehr schön Georg.

Eine gewagte, aber letztlich weitere Erfolgsgeschichte, dieses Mittels.

Ich baue zur Zeit viel an alten Röhren- Radios und nehme es zum Schmieren der Mechaniken oder zum Reinigen der Oberflächen.

Für das Gerät ist es als würde man die Zeit zurückdrehen.
Ich kann es nicht erklären, außer mit dem Wort Haptik- wie es sich anfühlt wenn man eine Taste drückt.

Ballistol schmiert irgendwie anders als andere Öle und es löst auf jeden Fall alte Verharzungen auf.
Wenn ich fertig bin, gehen alle Regler und Tasten, als wäre das Gerät gerade gekauft worden.
Die Sendereinstellung geht so leicht, so wie ich es noch als Kind kenne, als die Geräte zwar schon älter, aber noch nicht so betagt wie heute waren.
Das ist wichtig, wenn man auf Kurzwelle die Sender fein einstellen will, was ja Zehntelmillimeter Arbeit ist.

Gruß, Gerhard
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Rundfunkonkel
Di Sep 03 2013, 14:11
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1112
Nachdem mir meine Mini-Dose nach ewigen Zeiten leer gegangen war, habe ich mich auf den Weg in einen Baumarkt gemacht, in dem ich als Gratis-Zugabe zu neugekauftem E-Werkzeug eine Dose des besagten Öls gesehen hatte. Nach etwas Umsehen fand ich dann sogar käufliche Dosen in derselben Größe. Das reicht für länger würde ich sagen...





Via Wikipedia habe ich erfahren, dass Weissöl der Hauptbestandteil sei, und ein gewisser Alkoholanteil enthalten ist. Deshalb frage ich mich, ob es nicht vielleicht doch die Plattenoberfläche angreifen könnte . Dieser Inhaltsstoff erklärt auch den Hinweis, dass die Flasche stets gut verschlossen gehalten werden soll ,vermutlich damit der Alkohol nämlich nicht verdunstet.
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Starkton
Di Sep 03 2013, 16:48
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
krammofoon schrieb ...

Ich werde nun umeinander alle meine versifften Walzen so behandeln, denn einen Schaden kann ich mit dem besten Willen nicht feststellen.... auch keine Aufweichung des Walzenmaterials.

Im Wesentlichen hast Du die Walze mit Paraffin eingeölt. Das ist schön für die Optik, weil helle Stellen durch die veränderte Lichtbrechung farblich zurück treten, hat aber den Nachteil, dass sich Schimmelsporen davon nicht beeindrucken lassen und das Paraffinöl auf der Oberfläche zurück bleibt. In England cremen sie Schallplatten auch gerne ein. Viele Sammler hassen sowas. In den Katalogen steht dann neben solchen Platten: "waxed".

Walzen sind sehr empfindlich, und man kann jede Menge Schaden anrichten, wenn man beim Abreiben Druck ausübt. Also bloß nicht Polieren! Das was dann als bräunlicher "Schmutz" heraus kommt ist in Wirklichkeit Walzenmaterial. Die Vertiefungen in der Rille werden dabei immer flacher. Optisch ist das bei starker Vergrößerung zu erkennen, wenn man Aufnahmen des Vor- und Nachzustandes direkt vergleicht.

Verschmutzte bzw. ausblühende Walzen wische ich, ohne Druck auszuüben, mehrmals mit einem mit Alkohol/destilliertem Wassergemisch (80:20) angefeuchteten, weichen Zellstofftuch ab. Am besten rotiert die Walze dabei auf dem Phonographen. Das Walzenmaterial wird davon nicht angegriffen, Schmutz wird gelöst und abgenommen, Schimmel wird bekämpft und das Alkohol/Wassergemisch verdunstet schnell und rückstandsfrei.

[ Bearbeitet Di Sep 03 2013, 20:22 ]
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joha
Di Sep 03 2013, 19:41
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mär 26 2012, 15:45
Wohnort: Dresden/Sachsen
Beiträge: 985
Hallo Zusammen
habe letzte Woche eine Caruso - Platte von 1912 einseitig völlig mit Schimmelbefall und weißen Aussonderungen gefunden.
Nach einer Wäsche mit etwas Spühlmittel und einem groben Mikrofasertuch traten wiederum weiße Flecken auf diese liessen sich weder mit Ballistol noch mit meiner Hausmischung Caranuba beseitigen.

Diese Art Nesterbildung ist sicherlich nicht zu stoppen,die Platte spielt einwandfrei auf dem Grammo nachdem ich sie mit einem Wolllappen und etwas PVC -Clean abgerieben habe.
Eine zweite einseitge Platte hat auf der absielseite, Verharzungen die regelrecht unter dem Label anfangen aufzublühen,sicherlich wurde es durch eindringende Feuchtigkeit bei der Lagerung in alten Pappen hervorgerufen.
Diese Platte ist beim besten Willen nicht mehr zu retten.
Ich halte auch nichts von geölten oder gewachsten Platten aber manchmal ist es ganz hilfreich zum abhören der Platte, natürlich nur auf dem Grammo alles andere wäre grober Unfug sich den Plattenspieler oder das System zu ruinieren.
Platten Matr.A4317 052159 IX Caruso /Rosa Label Tiel Pagliacci Leoncarvallo Monach Record

Platte die nicht mehr funktioniert

Grammophon Conzert Record
Steuermannslied aus dem Fliegenden Holländer mir Orchester
Karl Jörn KGL Hofopernsänger Berlin
Matr.24231 3-42084II
Die Platte hat die Pocken die Rückseite komischer weise ist clean ohne Ausblasungen.

Gruss joha

[ Bearbeitet Mi Sep 04 2013, 00:20 ]
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krammofoon
Di Sep 03 2013, 21:34
Schellack-Gnadenhof
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jun 27 2011, 20:47
Beiträge: 1214
Servus :-)

Also dass Stephan eine absolute Koryphäe ist, steht vollkommen außer Zweifel und ich nehme sehr gerne seinen Rat an.

Allerdings muss ich zugeben, dass er mich jetzt wieder vollkommen verunsichert hat. Vom Grundsatz her bin ich seiner Expertenmeinung vollkommen ergeben, allerdings stehen für mich halt immer schnell greifbare Ergebnisse im Vordergrund.

Meine Crux: ich habe einfach keine Geduld und das geduldige Warten habe ich auch nicht gerade erfunden .

Heute abend habe ich mir nochmal meine 3 Walzen angesehen, welche ich mit dem Ballistol-Öl behandelt hatte und sie mir auch nochmals vorgespielt.
Optisch kann ich feststellen, dass das Öl während der vergangenen Tage scheinbar weiter "gearbeitet" hat und noch mehr vom Schimmel/den Ausblühungen beseitigt hat. In den Walzenrillen sind regelrechte Pits enstanden, in welchen zuvor wohl Schimmel und sonstiges sich eingenistet hatte und dort regelrecht Material herausgefressen hatte..... eben das, was ich jetzt als diese Löchlein unter der Uhrmacherlupe ausmache.

Tonal kann ich keinen Unterschied zu dem Zeitpunkt feststellen, als ich sie nach Einlassung mit Ballistol das erste Mal abgespielt hatte. Zumindest hat sich für mich nichts verschlechtert. Wenn man allerdings das verminderte Rauschen auf flachere Rillen zurückführen muss, dann wäre Stephans Theorie, bzw. Annahme, dass das Material angegriffen würde, doch richtig.
Aber wie gesagt.... subjektiv kann ich nichts unterschiedliches feststellen!

Übrigens habe ich von vorneherein strikt vermieden, die Walzen "zu polieren". Dadurch entsteht Reibung und die ist sicher mehr als schädlich. Der Überschuss wurde durch sehr vorsichtiges Rollen auf frischen Mikrofasertüchern entfernt. Am Schluss wurde einmal mit der originalen Schalldose "Reproducer C" durchgefahren und die Walzen nochmals abgerollt. Das ersparte mir die erschreckende Erkenntnis mit braunen Putztüchern leben zu müssen, was ja nix anderes als Walzenwachs bedeutet hätte .

Zu den eingelassenen Platten sei noch kurz zu erwähnen, dass auch hier das Öl über mehrere Tage weiterarbeitet und die Scheiben sich immer mehr vom Rauschen her "beruhigen", sprich sie klingen subjektiv rauschärmer und besser. Allerdings sind hier Überschüsse auf Grund des Materials wesentlich besser abzureiben! Auch ist immer wieder mit "Wow-Effekt" zu beobachten wie viel Dreck die Nadel hier aus den Rillen holt......... Aufnahmen kann ich oft erst nach dem 4. Durchlauf machen!

Das langt jetzt...... .

Gruss
Georg
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Starkton
Di Sep 03 2013, 22:19
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Öl bindet Staub und Schmutz. Du musst bei Deinen Walzen also in Zukunft auf große Sauberkeit achten.

Ich persönlich möchte meine Tonträger nicht einölen bzw. -wachsen, weil ich das nie mehr runter bekomme. Norman, der schon eine ganze Reihe meiner Schätze digitalisiert hat, würde die Krise kriegen, wenn ich seine Diamantnadeln damit kontaminiere.

Die ausgefressenen Gruben in den Walzen sind die übelste Folge der Ausblühungen. Wenn das Öl länger einwirkt, lockert es die ohnehin schon durch Schimmel und Ausblühungen angegriffene Walzenoberfläche. Die Gruben wie auch die Toninformationen sind mikroskopisch klein. Wenn die schwere "C" Schalldose mit ihrem kleinen "Türknauf" dann durch die Rille pflügt, wird sich mehr lösen als nur Schmutz.

Wie schon geschrieben, beseitigt Öl oder Wachs den Schimmelbefall nicht. Unterhalb der Ölschicht geht es vielleicht munter weiter. Nur das Alkohol/Wassergemisch in der genannten Konzentration vernichtet den Schimmel. Wenn Du also unbedingt ölen willst, dann bekämpfe vorher den Schimmel.
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krammofoon
Di Sep 03 2013, 22:27
Schellack-Gnadenhof
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jun 27 2011, 20:47
Beiträge: 1214
Servus :-)

nein, nein..... bitte meine Intention mit dem Umgang des Ballistol-Öles nicht falsch verstehen....: ich möchte mich hier nicht in die Phalanx derer einreihen, die alles ohne Rücksicht auf Verluste gleich einschmieren!

Mir ging es hier nur um ein paar - für mich relevante - Tests und deren subjektive, aber vollkommen unfachliche Bewertung meinerseits..... oder wie wir hier im Saarland sagen "Mol gugge, ob das so geht..." .
Dass ich hier ein unkalkulierbares Risiko einging, ist nicht von der Hand zu weisen und war sicher auch nicht die intelligenteste Vorgehensweise. Aber es siegte halt die Neugier, trotz eines quasi Unikatsmerkmales meiner 3 Walzen und 5, 6 Platten, welche dafür herhalten mussten.

Allerdings hast Du mir heute abend einen völlig neuen inspiratorischen Weg der Reinigung erföffnet; nämlich mit Deinem Alkohol-Aqua dest.-Gemisch. Das werde ich ebenfalls ausprobieren. Zumindest was die Walzen betrifft.

Zu Norman sei zu sagen, dass ich ihm über meine "Zauberlehrlings-Experimente" wohl berichtet habe, er das aber vollkommen wertfrei beurteilt hat und mir bis dato auch noch nicht die Freundschaft gekündigt hat .
Allerdings war aus seinen Worten durchaus herauszulesen, dass er von meiner Brachialmethode der Reinigung sicher kein Fan ist...... das ist klar.

Gruss
Georg

[ Bearbeitet Di Nov 18 2014, 22:00 ]
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Gast
Di Sep 03 2013, 23:03
Gast
Wenn Edison immer auf die gehört hätte, die ihm immer wieder sagten, was alles nicht geht, wären wir vermutlich heute noch ohne Tonkonservierung.
Ich finde diese kleine Forscherarbeit von Krammofoon sehr erfrischend, immer wieder neue Wege zu testen und alles auszuprobieren.

Danke hierfür.

Liebe Grüße, Gerhard

PS: du bist keineswegs alleine :-)

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veritas
Mi Sep 04 2013, 20:38
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 544
Ich hatte mich ja schon persönlich vor einiger Zeit dazu geäußert und kann Stephan nur beipflichten.

Ich selbst habe eine Aversion gegen Ballistol, vor allem weil es zum größten Teil eben aus Weißöl besteht. Dieses mineralische Paraffinöl wird auch gern für Möbelpolituren verwendet und verdirbt jedes behandelte Holz. Lackieren oder Wachsen ist danach auf immer unmöglich.

Bei Wachswalzen und Schellackplatten sehe ich das daher entsprechend kritisch, gerade wenn es sich nicht um nur hoffnungslose Zustände und keine besonderen Raritäten handelt. Da kann viel vernichtet werden.

Brauchbar spielbare Wachswalzen und Schellacks gehören mit solchen Mitteln definitiv nicht eingeschmiert. Man bekommt das im Leben nicht mehr entfernt.

Selbst eine Wachswalze hat mitunter eine ganz leicht poröse Struktur. Das Weißöl hat beste Kriecheigenschaften und lagert sich in den feinsten Ritzen ein. Bei Schellacks ist es noch viel schlimmer, weil diese erst recht aus einer porösen Struktur (Gesteinsmehl) bestehen. Das kann sich über feine Oberflächenrisse arealweise regelrecht vollsaugen.

Eine ausdrückliche Ausnahme mache ich bei meinen neuen Walzen, die ich mit wenig Silikonöl abwische und danach nochmal trocken nachwische. Da diese aus Kunststoff bestehen gibt es keine Probleme mit etwaigem Einziehen.
In wenigen Fällen habe ich das ebenfalls mit Edison Diamond Discs und Blue Amberol-Walzen gemacht. Bei jeweils intakter Oberfläche (!!) erachte ich Silikonöl für Diamond Discs (Oberfläche aus Kondensit, ähnlich Bakelit) und Blue Amberols (Oberfläche aus Zelluloid) nach bisherigem Kenntnisstand als unproblematisch.

Sofern es sich um eine geschlossene und nicht reaktive Kunststoffoberfläche handelt kann man es auch wieder entfernen. So etwas muß stets reversibel sein.

Solche Experimente sind durchaus interessant und wünschenswert. Ich warne aber ausdrücklich davor, auf den ersten Blick vermeintliche Wunderlösungen massiv einzusetzen ohne die Langzeitwirkungen zu kennen oder abzuschätzen. Das hat schon manche Sammlung ruiniert.

Das zweifelhafte Vergnügen mit gewachsten Platten auf dem modernen Plattenteller hatte ich schon. Ich könnte jedes mal bei so einer eingeschmierten Platte einen Schreikrampf bekommen. Was mit Stahlnadel ganz gut funktioniert verhindert fast jeden ernsthaften Versuch einer guten elektrischen Abtastung mit modernen Tonabnehmern. Ist ist wirklich zum Verzweifeln.

Für die Reinigung von Walzen arbeite ich derzeit an einer Anleitung, jeweils für Wachs und Zelluloid, die ich noch mit entsprechenden Fotos ausstatten werde. Bis dahin wird es aber bestimmt noch Winter werden.

Übrigens: Hätte Edison mehr auf den gesunden Menschenverstand seiner Umgebung gehört, dann hätte z.B. keine Unsummen an Geld für die erfolglose Erzverarbeitung investiert, und die Edison Phonograph Company hätte nicht erst 1927 elektrisch aufgenommene Tonträger auf den Markt gebracht und ihr Geschäft schon zwei Jahre später einstellen müssen.

Edison hatte nämlich viele Jahre zuvor die ihm wärmstens empfohlene Gelegenheit ausgeschlagen, die Columbia Phonograph Company zu übernehmen, eine wahrlich grandiose Fehlentscheidung.

Bei der Gelegenheit kann ich jedem die neue Edison-Biographie von Randall Stross ans Herz legen: "The Wizard of Menlo Park: How Thomas Alva Edison Invented the Modern World". Die Hörbuch-Version ist sehr ordentlich gesprochen. Ich hoffe immer noch, daß es irgendwann mal eine deutsche Übersetzung davon gibt.

Hier wird ein Mensch mit seinen Talenten aber auch mit all seinen Fehlern gezeigt. Es läßt ihn sehr lebendig wirken, ganz im Gegensatz zu anderen Werken, die ich über Edison kenne und er wird auch durchaus kritisch betrachtet.

Gruß, Norman
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alang
Do Sep 05 2013, 03:10
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 656
Hier sind detailierte Anleitungen wie man Schellackplatten und verschiedene Arten von Cylindern fachmaennisch korrekt und archivgerecht reinigt: Cleaning Records

Gruss
Andreas
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veritas
Do Sep 05 2013, 09:16
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 544
Die Anleitung ist wirklich gut, aber die Anwendung von Labtone auf organischem Material hat zumindest Problempotential: Man sollte dann peinlichst darauf achten, daß nach der Behandlung mit Labtone nichts davon auf der Walzenoberfläche zurückbleibt. Tenside und andere Rückstände können in einer konservatorischen Katastrophe enden.

Nach meinem Wissen hat Labtone auch keine abtötende Wirkung gegenüber Schimmelpilzsporen. Die Behandlung mit Wasser kann also im ungünstigsten Fall erst zum Neuausbruch führen.

Eine Inhaltsliste konnte ich von Labtone auch nicht finden. Danach wüßte ich also nicht mal, mit was ich da eigentlich die Tonträger reinige. Deshalb bin ich auch bei Alkohol, konkret Isopropylalkohol, gelandet wenn es um Wachswalzen geht. Dieser verdunstet vollständig und hinterläßt nachweislich keinerlei Rückstände. Wer es aber pragmatischer sehen will: Labtone ist in Deutschland nicht erhältlich.

Gruß, Norman
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Starkton
Do Sep 05 2013, 09:23
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
veritas schrieb ...

Eine ausdrückliche Ausnahme mache ich bei meinen neuen Walzen, die ich mit wenig Silikonöl abwische und danach nochmal trocken nachwische. Da diese aus Kunststoff bestehen gibt es keine Probleme mit etwaigem Einziehen.
In wenigen Fällen habe ich das ebenfalls mit Edison Diamond Discs und Blue Amberol-Walzen gemacht. Bei jeweils intakter Oberfläche (!!) erachte ich Silikonöl für Diamond Discs (Oberfläche aus Kondensit, ähnlich Bakelit) und Blue Amberols (Oberfläche aus Zelluloid) nach bisherigem Kenntnisstand als unproblematisch.

Dafür gibt es sogar ein historisches Vorbild. Henri Lioret empfahl in den späten 1890er Jahren, die Zelluloidwalzen auf seinen Phonographen mit Olivenöl einzustreichen, damit sie beim Abspielen weniger quietschen.

Auch Zelluloid altert. Es schrumpft, wird spröde und bekommt Mikrorisse, weil der Weichmacher Kampfer ausdampft. Also lieber nichts einölen.

Wichtig: Zelluloid ist empfindlich gegen Alkohol. Meine empfohlene Alkohol/Wasser-Mischung darf nur auf braunen "Wachs"-Walzen sowie schwarzen Gusswalzen angewandt werden!
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Starkton
Do Sep 05 2013, 09:32
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
veritas schrieb ...

Die Anleitung ist wirklich gut, aber die Anwendung von Labtone auf organischem Material hat zumindest Problempotential: Man sollte dann peinlichst darauf achten, daß nach der Behandlung mit Labtone nichts davon auf der Walzenoberfläche zurückbleibt. Tenside und andere Rückstände können in einer konservatorischen Katastrophe enden.

Nach meinem Wissen hat Labtone auch keine abtötende Wirkung gegenüber Schimmelpilzsporen. Die Behandlung mit Wasser kann also im ungünstigsten Fall erst zum Neuausbruch führen.

Eine Inhaltsliste konnte ich von Labtone auch nicht finden. Danach wüßte ich also nicht mal, mit was ich da eigentlich die Tonträger reinige.

Du nimmst mir die Worte aus dem Mund. Genau das wollte ich gerade schreiben.

schrieb ...

Deshalb bin ich auch bei Alkohol, konkret Isopropylalkohol, gelandet wenn es um Wachswalzen geht. Dieser verdunstet vollständig und hinterläßt nachweislich keinerlei Rückstände.

Anstatt Isopropanol kann man auch Ethylalkohol nehmen. Der kostet nur etwa die Hälfte. Die unterscheiden sich nur im Wassergehalt. Das spielt hier aber keine Rolle.
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veritas
Do Sep 05 2013, 09:33
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 544
Starkton schrieb ...

Dafür gibt es sogar ein historisches Vorbild. Henri Lioret empfahl in den späten 1890er Jahren, die Zelluloidwalzen auf seinen Phonographen mit Olivenöl einzustreichen, damit sie beim Abspielen weniger quietschen.


Aus dem Deckel einer britischen Lioret-Walze
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joha
Do Sep 05 2013, 11:20
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mär 26 2012, 15:45
Wohnort: Dresden/Sachsen
Beiträge: 985
Das ist sehr Wissenswert, was wir hier zusammengetragen haben,aber nicht der goldene Pfad den Zerfall und Verfall der Tonträger aufzuhalten.
Das Alter kann man eben nicht aufhalten,man kann nur bedingt den Zerfall herrauszögern.
Ich glaube einen golden Weg dazu gibt es nicht.
Es sind auch Fälle bei Museen bekannt, wo trotz optimaler Lagerung und Konservierung Gegenstände sich langsam aber sicher auflösen.

Was hier jeder zum Erhalt seiner Sammlung versucht,oder probiert um den Tonträger hörbar zu erhalten ist schon bemerkenswert.

Eine Aufstellung der Dinge, was man eigentlich vermeiden sollte, im Umgang mit alten Tonträgern aus verschiedensten Materialien wäre für die jungen Sammler vieleicht wichtiger.

Gerade das Thema Alkohl,Lösungsmittel,Reiniger,Wasser
,Öle,Wachse,Klebstoffe-( Sekundenkleber,Leim auf Papier) bewegt uns ja alle schon länger.

Das Ziel sollte sein,den Tonträger so lange wie möglich,spiel und hörbar zu erhalten,wie uns das gelingt ist ja die Frage.
Mit unseren heutigen modernen Mittelchen die wir ja auf alten Materialien anwenden, gibt es eigentlich keine Erkenntnisse wie sich das mit der Zeit auf die Tonträger und deren Substanz auswirkt.
Wir können nur aus Schadensbildern lernen,wenn wir die Ursache versuchen zu verstehen wie es dazu kam.
Die Hersteller haben natürlich nicht an die Ewigkeit des Produktes gedacht,dass es so lange gehalten hat ist schon eine kleine Sensation.
100 Jahre und doch noch jung genug um uns eine Botschaft zu senden aus längst vergangen Tagen.Das ist doch immer wieder ein spannender Augenblick.
Gruss joha
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Rundfunkonkel
Do Sep 05 2013, 11:47
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1112
Joha, Du sprichst mir aus der Seele! Es wäre schön, wenn wir gemeinsam eine Kategorie "Was man auf keinen Fall mit den Platten / Walzen tun sollte" zusammengestellt bekommen. Allerdings müssen auch hier Mythen, Meinungen und Vermutungen möglichst getrennt werden.

Meiner Meinung nach beruht die Wirkung von Ballistol (oder auch das von mir versuchte Silikonöl) allein auf der Tatsache, dass der Schmutz aus der Rille gelöst wird, was sich durch eine (anwenderspezifische) Reinigung mehr oder minder genauso lösen lässt. Bei den Platten-Versuchen mit Ballistol hatte ich jedenfalls, mit sauberer Platte, nie irgendetwas an Flusen, Dreck o. ä. an der Nadel hängen. Auch Bienenwachs brachte keine Veränderung - außer dass die Platte danach deutlich besser aussah.
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veritas
Do Sep 05 2013, 12:08
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 544
Eine wirklich gute Themenausrichtung, joha und völlig richtig! Die Bewahrung für Zukunft muß höchste Priorität haben.

Eine Aufstellung mit dos and don'ts halte ich auch für absolut sinnvoll. Wichtig ist aber stets zu begründen, warum dieses oder jene nicht gemacht werden darf. Viele Anleitungen schweigen sich dahingehend aus und provozieren so regelrecht die Neugier des Lesers.

Gruß, Norman
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