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Maya Danzi - ein unbekannter Star am Plattenhimmel
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humoresk
Fr Aug 23 2013, 15:27 Druck Ansicht
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⇒ Mitglied seit ⇐: So Jun 10 2012, 16:06
Beiträge: 351
So, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, liebe Damen und Herren,

ich freue mich, Ihnen den größten Star der ausgehenden 1920er Jahre vorstellen zu dürfen. Niemand hat die deutsche Musikszene so geprägt wie sie - glamourös und doch bescheiden, hochmusikalisch und doch fast gänzlich unbeachtet. Ihr Banjo hat sie gespielt wie keine vor oder nach ihr, eine hochgeschätzte Virtuosin auf einem ebensolchen Instrument. Die Rede ist von keiner geringeren als - ich bitte um einen gefühlten Tusch: Maya Danzi

Entschuldigt, aber das war natürlich alles Unsinn. Im Homocord-Nachtrag vom Oktober 1929 taucht diese obskure Dame auf und scheint doch nur eine simple Erfindung, ein Trugbild des Schallplattenkonzerns zu sein, eine musikalische Fata Morgana. Können wir dem Schwindel auf die Schliche kommen (neudeutsch würde man es "Fake check" nennen )?

Ich vermute, dass "Maya Danzi" nur der Fantasie der Homocord-Verantwortlichen entsprang, die ja bekannt dafür waren, die bei ihnen verpflichteten Künstler immer etwas mehr wirken zu lassen. Wer sonst sollte hinter der Dame stecken als Mike Danzi - oder kann die Namensähnlichkeit Zufall oder gar Verwandtschaft sein?

Für den Fall, dass es sich tatsächlich um eine bloße Kreation der Plattenfirma handelte, war diese hier besonders dreist - denn man bekommt sogar zwei eindrucksvolle Fotos der Künstlerin zu sehen:






Was haltet Ihr davon? Echt oder fake?

Liebe Grüße,

Josef
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snookerbee
Fr Aug 23 2013, 20:09
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676

Aus dem Bauch heraus würde ich auf einen Werbegag tippen. Die Handhaltung am Instrument und die "Griffe" erscheinen mir jedenfalls fragwürdig.

Mike Danzi war mit einer Deutschen verheiratet. (Quelle: CD-Beilage von R.Lotz) Vielleicht hat man seine Angetraute als Künstlerin vermarktet?

Viele Grüße
Claus
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gramofan
Fr Aug 23 2013, 20:39
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1164
Die Aufnahmen sind nach Lange und nach dem discographischen Anhang von "Danzi - American Musician in Berlin" von Mike Danzi gemacht worden. Lange bezeichnet die Namensgebung als Publicity Gag. Im Lotz Discographie der dt. Tanzmusik, Bd. 1, S. 78 ff. fehlen sie. Mike Danzi spielte "Go! Go!" später nochmal für Telefunken ein, diesmal unter seinem richtigen Namen.
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humoresk
Sa Aug 24 2013, 08:16
Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: So Jun 10 2012, 16:06
Beiträge: 351
So habe ich es mir auch gedacht. Danke für die Hinweise aus der Literatur!

Eigentlich schon ganz schön frech. Was hat sich die Homocord davon erwartet? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mike Danzi damals so bekannt war, dass die Käuferschaft herzlich über die "Maya" gelacht hat?

Liebe Grüße,

Josef
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gramofan
So Aug 25 2013, 16:20
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1164
Ich glaub' auch nicht, dass Mike Danzi damals außerhalb von Musikerkreisen bekannt war - aber Sex sells! Soll heißen mit dem Bild einer attraktiven (?) Frau als angeblicher Künstlerin glaubte man vielleicht, die Platte besser zu verkaufen.
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humoresk
So Aug 25 2013, 17:11
Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: So Jun 10 2012, 16:06
Beiträge: 351
Ja, das wird ein Argument gewesen sein. In jedem Fall eine recht spannende Angelegenheit - die Geschäftspraktiken waren doch recht obskur.

Liebe Grüße,

Josef
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