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Beethoven-Saal Berlin - Electrola
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GrammophonTeam
Mo Jan 19 2015, 14:30 Druck Ansicht
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⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
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Beiträge: 1825

Wo war der Beethovensaal?



Die Electrola nutzte verschiedene Bauten in Berlin für ihre Aufnahmen. Es wurde ja schon an anderer Stelle gemeinsam herausgearbeitet: Die Aufnahmeorte Singakademie und Beethoven-Saal sind nicht identisch! Hier weiteres zur Diskussion und Singakademie.


Beethoven Saal
Berliner Philharmonie

Köthener Straße 32




Die 1882 gegründeten Berliner Philharmoniker erhielten 1888 erstmals eine feste Spielstätte. Es handelte sich um eine ehemalige Rollschuhbahn (erbaut 1867) an der Bernburger Straße 22a/23 in Berlin-Kreuzberg. Diese wurde 1888 von Franz Heinrich Schwechten zur Philharmonie umgebaut. Da die Philharmonie auch weiterhin für private Feste und andere Veranstaltungen genutzt wurde, kam es immer wieder zu Platzproblemen. 1898 wurde die Philharmonie durch den neu erbauten Beethovensaal im dahinter liegenden Garten ergänzt. Der Eingang lag in der in der benachbarten Köthener Straße 32. Die Philharmonie mit dem Beethovensaal lag zentral zwischen Potsdamer Platz und Anhalter Bahnhof.




Der Beethoven-Saal lag von der Köthener Straße aus im ersten Stockwerk und war den restlichen Räumlichkeiten gegenüber schalldicht abgeschlossen. Zusammen mit dem (größeren) Saal im Hauptgebäude sowie dem Oberlichtsaal verfügte die Philharmonie nun über drei Konzerträume.





Besonders gelobt wurde die gute Akustik des Beethovensaal. Neben Konzerten wurde der Saal auch immer wieder als Lichtspielhaus (Kino) genutzt.

Blick von der Bühne in den Zuschauerraum


Die Decke zierten verklärende Gemälde aus dem Leben Beethovens.



Mindestens ab Sommer 1927 installierte die Electrola Mikrophone im Beethovensaal und begann hier ihre Aufnahmetätigkeit.

Im September 1927 warb die Electrola mit:
"Aufgenommen in...(der) Philharmonie (Beethovensaal)"


Der Saal wurde jedoch auch für Schallplattenkonzerte genutzt.


Wie lange die Electrola den Saal als Aufnahmeraum nutzte ist noch ungeklärt.


Ein schwerer Bombenabgriff am 30. Januar 1944 zerstörte die Philharmonie mit dem Beethoven-Saal. Die Ruine wurde 1952 gesprengt. Bis in die 1970er Jahre lag das Gelände der nun Alten Philharmonie brach.

Lichthof und ehemaliger Eingang
(von der Bernburger Straße aus)


Großer Saal


Als einziges Zeugnis der Vorkriegsbebauung (des Straßenzuges) blieb der Meistersaal in der Köthener Straße 38 erhalten. Dieser stand jedoch nie in Verbindung zur Philharmonie oder zum Beethovensaal.



Heute ist das Gelände mit Wohnhäusern bebaut. Der Zugang zur alten Philharmonie wird durch einen Torbogen symbolisiert. Es befindet sich auch eine Gedenkplakette im Pflaster.


In der Anlage zwischen den heutigen Hochhäusern sind noch Fundamentreste der Alten Philharmonie und des Beethovensaal zu erkennen.

Bebauung mit ungefährer Lage der ehemaligen Säle




[ Bearbeitet So Jun 17 2018, 06:26 ]
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Barnabás
Mo Jan 19 2015, 17:43
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 04 2012, 20:37
Beiträge: 651
Danke für diese wirklich schöne und inhaltsschwere Arbeit.
Damit ist das große Mosaik um ein Stück reicher geworden.

Von mir 99 Leistungspunkte.

Gruss

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Charleston1966
Mo Jan 19 2015, 19:14
Moderator

⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Nov 12 2012, 11:19
Wohnort: Im Schwabenländle
Beiträge: 416
Tolle Arbeit, ist immer wieder interessant zu sehen wo und wie unsere Platten entstanden sind.

LG
Karlheinz
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Musikmeister
Mo Jan 19 2015, 20:15
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1078
Das Bild Jack Hylton & Marek Weber (um 1930) aus dem Thread ( Link - Hier klicken ) entstand sehr wahrscheinlich auf der Bühne des Beethoven-Saales.

Grammophonteam schrieb ...

Ein schwerer Bombenabgriff am 30. Januar 1944 zerstörte die Philharmonie mit dem Beethoven-Saal.

Dazu möchte ich aus dem Buch Das Orchester - Die Innenwelt der Berliner Philharmoniker von Dieter Blum und Emanuel Eckardt aus dem Jahre 1983 zitieren (Seite 124):

" ... Sie spielten weiter, als im Januar 1944 die Philharmonie durch einen Bombenangriff zerstört wurde. Sie drehten sogar noch einen Film, unter der Regie von Paul Verhoeven, der am 5. Dezember 1944 uraufgeführt wurde.
Sie spielten nachmittags, damit der Musikgenuß nicht durch den abends leider unvermeidbar gewordenen Bombenalarm beeinträchtigt wurde.
Im Februar 1945 mußten die Musiker, bevor sie auftreten konnten, Schutt und Scherben wegräumen, die nach einem Bombenangriff ihre neue Heimat, den Beethovensaal, fast unbespielbar gemacht hätten.
...
letztes Konzert im Beethovensaal: 14.April 1945 Johannes Brahms "Ein deutsches Requiem" "


[ Bearbeitet So Jun 17 2018, 06:27 ]
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_-_-_
Mo Jan 19 2015, 20:23
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Mai 12 2011, 09:46
Beiträge: 252
Musikmeister schrieb ...

Das Bild Jack Hylton & Marek Weber (um 1930) aus dem Thread ( Link - Hier klicken ) entstand sehr wahrscheinlich auf der Bühne des Beethoven-Saales.


Über den beiden ist IMO das Dekor an der Seite des Saals:


[ Bearbeitet So Jun 17 2018, 06:28 ]
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Musikmeister
Mo Jan 19 2015, 20:37
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1078
@_-_-_: So sehe ich das .... *lino Auf der Bühne sieht man auch Dekor, am Rand des Saales ist das Dekor viel höher und die Bestuhlung ist ja im Weg.


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_-_-_
Mo Jan 19 2015, 20:50
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Mai 12 2011, 09:46
Beiträge: 252
Ja stimmt Musikmeister, am Rand ist das definitiv zu hoch / zu groß.
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GrammophonTeam
Di Jan 20 2015, 17:32
Seitenbetreiber

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
Wohnort: Köln
Beiträge: 1825
Wir wissen nicht, wie weit der Saal noch Umbauten erfuhr. Das Innenbild stammt von 1899. Dekor des Ranges sowie Säulenform würde passen. Ein erhöhtes Podium im Parkett?


Nach langem Suchen...



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Musikmeister
Di Jan 20 2015, 19:46
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1078
Grammophonteam schrieb ...

Wir wissen nicht, wie weit der Saal noch Umbauten erfuhr. Das Innenbild stammt von 1899. Dekor des Ranges sowie Säulenform würde passen. Ein erhöhtes Podium im Parkett?


Die Säulenform ist auf der Bühne auch vorhanden, siehe die Bildmontage mit den ins Bild "reingebeamten" Herren Hylton und Weber.
Ausserdem tritt Jack Hylton auf 2 Warnschilder "Betreten während des Spielens strengstens verboten", die wohl auf der Bühne genutzt wurden.
Im Parkett gab es ja Platzanweiser, die bei Vorstellungen die Türen geschlossen haben.
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_-_-_
Di Jan 20 2015, 20:21
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Mai 12 2011, 09:46
Beiträge: 252
Musikmeister schrieb ...

Grammophonteam schrieb ...

Wir wissen nicht, wie weit der Saal noch Umbauten erfuhr. Das Innenbild stammt von 1899. Dekor des Ranges sowie Säulenform würde passen. Ein erhöhtes Podium im Parkett?


Die Säulenform ist auf der Bühne auch vorhanden, siehe die Bildmontage mit den ins Bild "reingebeamten" Herren Hylton und Weber.
Ausserdem tritt Jack Hylton auf 2 Warnschilder "Betreten während des Spielens strengstens verboten", die wohl auf der Bühne genutzt wurden.
Im Parkett gab es ja Platzanweiser, die bei Vorstellungen die Türen geschlossen haben.



Wenn ich nochmal genau darüber nachdenke, glaube ich, dass das Foto vom Rand der Bühne in Richtung der Sitzplätze aufgenommen wurde.



[ Bearbeitet Di Jan 20 2015, 20:21 ]
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GrammophonTeam
Di Jan 20 2015, 22:08
Seitenbetreiber

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
Wohnort: Köln
Beiträge: 1825
Oft ergeben sich erst bei der Recherche die Hinweise wonach man suchen muss...

Mit der ursprünglichen Quelle vom Innenraum des Beethoven - Saal in der alten Philharmonie in Berlin ergibt sich auch eine etwas bessere Qualität. Deutsche Bauzeitung, Jhg.33, No. 44, 1899











Betonung (zur Eröffnung des Beethovensaal) fand die starke Vergoldung:








Wann entstanden die letzten Aufnahmen der Electrola in diesem Saal?
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GrammophonTeam
Di Jan 20 2015, 23:29
Seitenbetreiber

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
Wohnort: Köln
Beiträge: 1825

Die Erweiterungsbauten der Philharmonie in Berlin
1898

Alte Philharmonie
Beethovensaal

(Jeweils eingefärbt)

Architekt - Königlicher Baurat Ludwig Heim







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Gast
Mi Jan 21 2015, 02:26
Gast
Hylton und Weber stehen offensichtlich auf Brettern.
Man sieht deutlich Kratzspuren des Grammophonbeines. (Neues Holz, Lasur, gebohnert etc)

Scheinbar wurde ein Podest über die Stuhlreihen gesetzt.

Deswegen steht alles etwas höher und es ist ziemlich zweifelsfrei an der Seitenwand.

Gruß, Nils
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GrammophonTeam
Mi Mai 06 2015, 15:21
Seitenbetreiber

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
Wohnort: Köln
Beiträge: 1825
Der Beethovensaal der Berliner Philharmonie kurz nach der Eröffnung im Jahr 1900.




Vergleicht man die Situation mit anderen Bildern wird deutlich: Bei den späteren Aufnahmen der Electrola in dem Saal wurde wohl teilweise ein Zwischenboden aus Holz eingezogen.


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