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Flamephone
Moderatoren:SchellackFreak, berauscht, GrammophonTeam, Charleston1966, DGAG, Der_Designer, LoopingLoui
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GrammophonTeam
So Jul 19 2015, 15:04 Druck Ansicht
Seitenbetreiber

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
Wohnort: Köln
Beiträge: 1825
HERSTELLER: Scientific & Projections Ltd (London)
MODELL: Flamephone
SERIENNUMMER:?
JAHR: 1922/23
DAMALIGER PREIS: 17 £ 10s
GEHÄUSE: Kofferform, Mahagoni
PLATTENTELLER: 25cm ?
TRICHTER: kleiner Blechtrichter & Gasdüsen
MOTOR: ?
SCHALLDOSE: Glimmer & Gasventil
GEWICHT: 11 kg





Sensation! Neuheit! Die größte Revolution der Grammophon Wiedergabe!

Durch pulsierende Flammen wird kein Trichter mehr benötigt. Die Klangwellen erreichen Sie durch zwei Säulen aus Gasflammen in all ihrer natürlichen Stärke und Reinheit. Hören Sie Schallplatten mit dem FLAMEPHONE und entdecken Sie wie perfekt Grammophon Musik klingen kann!


Ein Grammophon aus dem Kapitel: Was es nicht alles gab… Vor der Erfindung der elektrischen Aufnahme und Wiedergabe war man ständig bemüht den Klang von Schallplatten und Grammophonen zu verbessern und mechanisch zu verstärken. Bekannt war z. B. bereits die Pressluftverstärkung. Hier wurde das Prinzip der „sprechenden Gasflamme“ zur Marktreife gebracht. Eine Idee die bereits Jahre zuvor von Edison skizziert wurde. Leitet man Gas (unter Druck) in eine Kammer welche ihr Volumen ändert, dieses wieder heraus und entzündet es, ist die Flamme quasi „moduliert“ und kann Töne wiedergeben. Dies kommt beim FLAMEPHONE zum Einsatz.

Die Schalldose mit einer Glimmermembran ist „geteilt“. Die eine Seite führt zu einem kleinen Metalltrichter. In die andere (Luftdichte) Hälfte strömt über einen Schlauch das Gas aus der Stadtleitung. Die Vibrationen der Nadel und Membran komprimieren das Gas im Takt der Wiedergabe schwächer und stärker. Das Gas verlässt wieder die Dose und wird zwei Metallsäulen mit vielen kleinen Löchern zugeführt. Wird das Gas entzündet, gibt es die Klänge der Schallplatte wieder.



Ein Metallschild hinter den beiden Flammensäulen hielt nicht nur (bedingt) die Hitze von dem Holzdeckel ab, sondern reflektierte (im dunklen) das Licht der Gasflammen in den Raum. Die Firma Scientific & Projections Ltd (u.a. auch Hersteller von Präzisionsuhren) in London verkaufte entweder ein komplettes Gerät oder auch, für 6 £, einen Zusatz mit welchem ein normales Grammophon zum Flamephone aufgerüstet werden konnte. In den Großstädten wurden damals noch viele Wohnungen mit Stadtgas beleuchtet. Das Flamephone konnte direkt an die Gasleitung gestöpselt werden.




Im Oktober 1923 wurde das Flamephone auch in dem englischen Fachmagazin Gramophone vorgestellt und besprochen. Man bestätigte eine Verbesserung des Klangs. Die Wiedergabe sei klarer und lauter als bei einem gewöhnlichen Grammophon. Gelobt wurde die eigentümliche Beleuchtung bei der Wiedergabe. Allerdings wurde auch ein etwas harter Ton kritisiert, weswegen man eher die Benutzung im Freien empfahl. Dies dürfte nicht der schlechteste Ratschlag gewesen sein. Kaum jemand hat ein Flamephone jemals gesehen. Warum wohl nur? Frei nach Verdi: Lodernde Flammen schlagen zum Himmel... Von einem Nachbau des Flamephone raten wir dringend ab.




[ Bearbeitet Mo Jul 20 2015, 11:06 ]
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Willi-H-411
Mo Jul 20 2015, 06:55
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 12 2011, 11:42
Wohnort: Ruhrpott
Beiträge: 1296
War der Feuerlöscher im Preis mitinbegriffen?

Wäre ja wirklich mal interessant, wie das Teil geklungen hat. Immerhin bekommt der musikalische Begriff "Hot" hier eine ganz andere Bedeutung.

VG Willi
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Rundfunkonkel
Mo Jul 20 2015, 10:21
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1112
Faszinierend *augenbrauehochheb* . Erinnert mich an die hochgelobten Versuche heutzutage mit Plasmalautsprechern.

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Arto
Di Jul 21 2015, 02:00
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jan 07 2014, 01:33
Wohnort: z.Z. Dänemark
Beiträge: 185
Hier ist die Patentzeichnung aus England: 178,911 aus 1922

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Phonschorsch
Di Jul 21 2015, 12:16
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Mai 01 2015, 10:24
Wohnort: 63110 Rodgau - Hessen
Beiträge: 83
Das ist ja der pure Wahnsinn!

Vielen Dank für den Beitrag. Was schoss mir Hobby Karikaturisten in den Kopf?

(Muss ich mal Zeichen) Da sollte sich noch eine Bratwurst mittig auf dem Teller drehen.

Man möge mir dieses bitte verzeihen.........

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GrammophonTeam
Mi Jul 22 2015, 23:29
Seitenbetreiber

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
Wohnort: Köln
Beiträge: 1825
Arto, vielen Dank für die Patentnummer! Leider konnten wir diese vorher nicht finden.
Mit deiner Hilfe hier das komplette Patent:
flamephone_patent.pdf
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Dauerspielnadel
Do Aug 13 2015, 13:43
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Feb 13 2013, 13:30
Wohnort: Lingen (Ems)
Beiträge: 1
Rundfunkonkel schrieb ...

Faszinierend *augenbrauehochheb* . Erinnert mich an die hochgelobten Versuche heutzutage mit Plasmalautsprechern.



Das wusste ich noch nicht mit dem Grammophon - sieht simpel aus.
Genau so sehe ich das auch mit den Plasmalautsprechern.


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