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Kleine Blatern auf der Schellackplatte
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Lemezz
Mi Okt 14 2015, 01:28 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Okt 12 2015, 11:44
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Beiträge: 63




Guten Abend liebe Schellackfreunde

Ich habe per Zufall festgestellt, dass gewisse Schellackplatten aus meiner Sammlung wie auf dem Bild zu sehen solche kleine Blatern aufweisen. Dies sind keine Nadellöcher wie man sie auch findet sondern kleine Bläschen. Diese sind vielfach auf Elite Spezial zu finden, aber auch auf anderen Labels, am wenigsten auf HMV. Was ist das genau ? Eine anfängliche Zersetzung des Materials ? Oder eventuell sogar normal, bedingt durch das verwendete Material ? Erstaunlicherweise habe ich auch Platten vom gleichen Label mit teils keine Bläschen. Eventuell ein Materialwechsel von einem Jahr auf das andere und das in den 30er Jahren ? Vielleicht wisst ihr etwas darüber ?
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Lemezz
Mi Okt 14 2015, 01:29
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Okt 12 2015, 11:44
Wohnort: Schweiz
Beiträge: 63
Wie man sehen kann sind diese Bläschen auch auf der Auslaufrille vorhanden. Bei dieser Platte auch auf der Einlaufrille.
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snookerbee
Mi Okt 14 2015, 09:59
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676
Ich habe diese Bläschen über die Jahre auch beobachtet und meiner Meinung nach gibt es zwei Ursachen.

1. Da ja die Schellackmischung zum Teil mit recyceltem Material gemischt wurde, können Verunreinigungen in der Schellackmasse die Oberfläche der Platte so aussehen lassen. In schwierigen wirtschaftlichen Zeiten wurde dann ein hoher Anteil zurückgeführt und Schmutz bzw. Reste alter Etiketten können da ursächlich sein. Wenn solche Stellen aufplatzen, wird manchmal direkt solches schellackfremdes Material sichtbar. Knacken und Knistern beim Abspielen sind die Folge. Möglich ist auch ein Fehler bei der Anmischung frischer Schellackmasse mit zu groben Zutaten.

2. Über die Jahreszeiten werden Schellacks oft hohen Temperaturschwankungen ausgesetzt, wenn man sie auf Dachböden und Kellern lagert. Feutigkeit schadet ähnlich und führt zu Aufplatzungen des Materials, die an den Stellen, am größten sind, wo Verunreinigungen (siehe oben) auftauchen. Aber selbst bei einwandfreien Pressungen z.B. von Telefunken können lagerungsbedingte Schäden auftreten. Diese Platten sehen optisch einwandfrei aus, denn diese Bläschen sind sehr winzig. Aber man kann das mit der Lupe erkennen oder an punktartigen Reflektionen des Lichtes. Es ist weniger dramatisch beim Abspielen, aber erhöht deutlich den Rauschpegel.

Solche Platten wie auf dem Bild gezeigt, sollte man möglichst nur vorsichtig mit Mirkofasertuch reinigen. Wasser oder zu grobe mechanische Behandlung können die Bläschen platzen lassen und die Oberfläche verschandeln. Ist mir selbst schon passiert, dass eine solche Platte nach "Reinigung" mit Wasser schlechter klang als vorher.

VG Claus
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Starkton
Mi Okt 14 2015, 12:28
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Die Bläschen sind meiner Meinung nach beim Mischen bzw. Erhitzen der Schellackmasse entstanden. Bei Platten meines Sammelgebietes, d.h. vor 1910, tauchen sie häufig auf.

Einschlüsse bzw. Verunreinigungen treten parallel dazu auf.
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Lemezz
Mi Okt 14 2015, 17:47
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Okt 12 2015, 11:44
Wohnort: Schweiz
Beiträge: 63
Also ich bin generell kein Freund von Schellack und Wasser. Ich habe zu Beginn meines Sammelns etwa 100 Platten mit Wasser und Spülmittel rau gewaschen, vor allem die Labels leiden stark, so tun es meines Wissens viele Sammler und vor allem Händler.. Man liesst im Internet auch von Platten die unter dem Mikroskop eine spröde Oberfläche aufweisen (und eventuell auch darum mehr rauschen als Früher, was ich persönlich aber nicht unterstreichen würde), auch ist an zu nehmen das durch das abspielen mit der Stahlnadel die Oberfläche einer Schellackplatte leicht verletzt oder angeraut sein kann. Durch waschen mit Wasser könnte rein theoretisch auch Wasser oder zumindest Feuchtigkeit ins Innere der Platte eintreten. Ich habe eine Okki Nokki Waschmaschine, hauptsächlich für Vinyl, man könnte aber auch Schellack darauf waschen, den ich habe einen Absaugarm für diese Grösse. Trotzdem trau ich mich nicht aus den genannten Gründen. Die Auswirkungen von waschen mit Wasser könnte auch erst Jahrzehnte später zu erkennen sein. Ausserdem konnte ich noch nie akustisch einen Unterschied zwischen einer gewaschenen und einer ungewaschenen Schellackplatte hören, es seih den die Verschmutzungen seihen sehr grob, natürlich könnten diese Bläschen durch Feuchtigkeit durch das Wasser entstehen das durch das Waschen in die Platte eingedrungen ist (rein theoretisch). Darum reicht es auch, die Platte mit einem nebelfeuchtem Lappen vorsichtig ab zu reiben. Das da tief im Inneren der Rille der grosse Dreck sitzt halte ich eher für übertrieben und unwahrscheinlich :-) Ich hoffe ich habe hier mit meinem Beitrag zu diesem Thema nicht zu grosse Töne geschwungen, es sind nur meine eigenen Überlegungen zu dem Thema
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Formiggini
Mi Okt 14 2015, 18:17

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Im englischen werden diese Bläschen unterschiedlicher Größe auf Schellackplatten Blister genannt. Diese können (im Extremfall), ähnlich einem Nadelloch, sogar aufbrechen. In dem Artikel Defects in Gramophone Records (The Gramophone) vom Dezember 1931 wird dieser eigentliche Pressfehler erklärt.

Bei frühen Platten (wie Starkton es schon schrieb), war oft organisches Material wie Baumwollflock oder Tierhaar der Pressmasse zugesetzt. In Kriegs- und Nachkriegszeiten, wie von Snookerbee geschrieben, war durch recyceltes Material ein höherer Papieranteil in der Schellackmasse.


All diese Stoffe wirken hygroskopisch, ziehen also (Luft) Feuchtigkeit an. Beim Pressvorgang wird auch die enthaltene Feuchtigkeit erhitzt und geht in Gasförmigen Zustand (Dampf) über. Wenn recht viel Feuchtigkeit gebunden ist oder der Anteil von organischem Material hoch ist, können sich diese kleinen Bläschen oder Pusteln bilden. Dies geht von mikroskopisch klein, bis hin zur Größe mehrerer Millimeter. Insgesamt sind diese Bläschen ein Indiz für eine "billige", bzw. "gestreckte" Schellackmischung.

Grüße

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Lemezz
Mi Okt 14 2015, 18:46
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Okt 12 2015, 11:44
Wohnort: Schweiz
Beiträge: 63
Ehrlich gesagt habe ich mir so etwas auch als Hauptgrund gedacht. Wenn dann bei Lagerung noch Feuchtigkeit im Spiel war oder eben Hitze (Lagen früher auch gerne in der Ofengegend) begünstigt das wahrscheinlich noch die Entstehung solcher Bläschen. Ich habe diese Bläschen übrigens spezifisch bei einer gekauften Sammlung entdeckt. Diese stammt von einem normalen Haushalt, nicht von einem neuzeitlichen Sammler. Bei dieser Sammlung sind alle Platten mit solchen Bläschen versehen. Einzig eine HMV aus den 30ern ist verschont geblieben. Es warum hauptsächlich Elite Spezial-Platten darunter mit Schweizer Volksliedern. Idealplatten scheinen weniger betroffen. Das ganze ist sicher sehr interessant und ich hoffe das dies nicht bedeutet das bald alle Platten so aussehen und sich langsam zersetzen :-) Liebe Grüsse Stef
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