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Django Reinhardt und sein Unfall im Jahr 1928
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snookerbee
So Jun 04 2017, 11:46 Druck Ansicht
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676

Im Leben des Gitarristen Django Reinhardt gab es einen immer wieder erwähnten Unfall, der die Beweglichkeit seiner linken Hand stark behinderte. Durch große Willensanstrengung gelang es ihm jedoch, die eingeschränkte Motorik zu nutzen und eine umgestellte Greifweise zu entwickeln, die ihn dann auch klanglich von anderen Musikern unterscheiden sollte.

Allgemein wird der Hergang des Unfalls als Brand in seinem Wohnwagen geschildert, so wie im Wikipedia-Artikel zu Reinhard beschrieben: Link - Hier klicken Dort befindet sich auch das bekannte Foto von Gottlieb, welches die verletzte linke Hand in Aktion zeigt: Link - Hier klicken

Heute hörte ich durch Zufall auf Jazzradio Berlin die Wiederholung einer alten Radiosendung der Reihe "Jazz Brunch" vom Juni 2011, in der der Moderator Hans Olaf Henkel den Brief eines Hörers zitierte. Darin wird sinngemäß erklärt, dass Reinhardts Verletzung nicht durch einen Brand verursacht wurde, sondern durch eine einstürzende Mauer. Das war mir bisher neu. Kennt jemand im Forum vielleicht Quellen, die diese Aussage belegen? Leider bin ich nicht in der Lage, die Verletzung auf dem Foto medizinisch zu deuten. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass es sich um eine Verkürzung der Sehne von kleinem und Ringfinger infolge der Hitzeeinwirkung handeln soll.

Legenden sind ja seit Jahr und Tag Bestandteil der Musikgeschichte. Zählt die Geschichte mit dem Brand auch zu den Legenden?

Viele Grüße
Claus

[ Bearbeitet So Jun 04 2017, 22:06 ]
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VoxHumana
So Jun 04 2017, 21:44
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 12 2016, 21:13
Wohnort: Baden
Beiträge: 145
Hallo Claus,
für mich sieht die Narbe auf dem Bild weit eher nach einer Brandwunde als nach einer Wunde, die durch stumpfe Gewalteinwirkung entstanden ist aus. Ganz auszuschließen ist das allerdings nicht, da solche Wunden nicht immer genäht werden konnten. Vom Aussehen her halte ich eine Brandwunde aber für sehr viel wahrscheinlicher.
LG Annette
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snookerbee
So Jun 04 2017, 22:11
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676

Danke für Deine Meinung zum Bild. Hier sieht man die Narbe noch besser: Link - Hier klicken

VG Claus
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VoxHumana
Di Jun 06 2017, 00:02
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 12 2016, 21:13
Wohnort: Baden
Beiträge: 145
auch bei Betrachtung dieses Bildes bin ich mir nicht ganz sicher. Schade, dass es keine Farbaufnahmen gibt. Auch bei maximaler Vergrößerung am Computer kann ich die Struktur der Narbe nicht zweifelsfrei erkennen. Eine Brandnarbe würde aber am besten dazu passen.
LG Annette
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snookerbee
Di Jun 06 2017, 21:42
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676
Abgesehen von der medizinischen Betrachtung nochmal die Frage: Hat jemand schon mal aus irgend einer Quelle von dem Unfall in Zusammenhang mit einer einstürzenden Mauer gehört oder gelesen?
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gramofan
Do Jun 08 2017, 20:16
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1164
Es gibt eine recht ausführliche Schilderung des Unfalls, der zu Djangos Handverletzung führte bei Dietrich Schulz-Köhn: Django Reinhardt, Ein Portrait, Wetzlar 1960, S. 28 f. Danach hatte die Familie zahlreiche Kunstbumen aus Zelluloid eingekauft, die am nächsten Tag bei einer Beerdigung verkauft werden sollten und im Wohnwagen gelagert. Django habe sich mit einer brennenden Kerze in der Hand auf die Suche nach einer Maus begeben, die er gehört zu haben glaubte und durch eine ungeschickte Bewegung die Blumen in Brand gesetzt (Zelluloid ist extrem feuergefährlich, man denke an die alten Filme). Bei dem Brand trug er schwere Verbrennungen davon. Die Ärzte hätten ihm ursprünglich sogar ein Bein amputieren wollen, doch widersetzte er sich erfolgreich. Soweit Schulz-Köhn, der Django aus seinen Stationierungszeiten in Paris während des Zweiten Weltkrieges persönlich gut kannte (was er im Vorwort auch andeutungsweise erwähnt).

[ Bearbeitet Do Jun 08 2017, 20:38 ]
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snookerbee
Do Jun 08 2017, 22:16
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676
Danke für die sehr genaue und plausible Schilderung. Ich hab keinen Grund, an Schulz-Köhns Darstellung zu zweifeln. Ich frage mich aber, woher diese andere Geschichte (einstürzende Mauer als Ursache) kommt. Da ich sie nur aus dieser Rundfunksendung kenne (von der ich auch leider keinen Mitschnitt habe) und auch bisher keine anderen Infos dazu irgendwo gefunden habe, scheint mir ihr Wahrheitsgehalt dann doch recht zweifelhaft.
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