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Die erste deutsche Jazzplatte 1919? JOHNSONS JAZZ TIME BAND
Moderatoren:SchellackFreak, berauscht, GrammophonTeam, Charleston1966, DGAG, Der_Designer, LoopingLoui
Autor Eintrag
Formiggini
Fr Jun 29 2012, 19:31 Druck Ansicht

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Die erste deutsche Jazzplatte 1919 - wohl eher nicht...

Neu im Ragtimebuch: Link - Hier klicken



JOHNSONS JAZZ TIME BAND - Tanzorchester Max Tauber

.
c. Herbst 1919 (November?)
MxNr. 116am

.
Vielen Dank an unser Mitglied Veritas/Norman Bruderhofer Link - Hier klicken für diese Platte!


Gerne denkt der Mensch, der Sammler noch viel mehr in Kategorien à la Welches war die erste...

Wirklicher Jazz hielt bedingt durch den großen Krieg (WWI) und seiner Folgen recht spät Einzug in Deutschland.
Auch wenn die Musik später ankam - das Wort Jazz lässt sich zumindest auf Schellackplatten auf das Jahr 1919 in Deutschland datieren.

Bedingt durch die heimkehrenden Soldaten machte das neue Wort und die Musik Jazz die Runde unter den Ragtime, Two Step und ähnliches gewohnten Kapellmeistern in der gerade untergegangenen Kaiserzeit.

Man wunderte sich, was ist den dieser Jass, Jazz, Jasz und so fort?

Man einigte sich in Musikerkreisen zunächst darauf, das es sich um einen neuen Tanz handle müsse, ähnlich dem Schieber, Two Step, Bärentanz usw.
Dementsprechend "stempelte" man gerne aktuelle, moderne Tanzmusikplatten mit dem Wort Jazz. Man war jetzt ja schließlich up to date!

Von der Musik als solcher hatte man aufgrund mangelnder ausländischer Orchester und Platten wenig bis keine Ahnung.

Trotzdem, welches ist den nun die erste, deutsche Jazzplatte für das Grammophon?

Landläufig gilt die Einspielung des Tiger Rag am 12. Dezember 1919 für die Homokord als "erste deutsche Jazzplatte"

Tiger Rag - Original Exentric Band, Leitung: F. Groundzell - Homokord B-557
12. Dezember 1919, Berlin

.
Die Aufnahme stammt von dem Redhotjazz.com Link - Hier klicken
Die Überspielung auf Redhotjazz.com hört sich für uns als zu langsam an - die Beckenschläge und die Holzblöcke des Schlagzeugers klingen sehr unnatürlich. Die Aufnahme wurde hier etwas beschleunigt wiedergegeben, bis sich diese zwei "Instrumente" natürlich anhörten. Vielleicht kann uns ein Musiker der Seite mit einem besseren Gehör hier behilflich sein?


Das Max Tauber Orchester Link - Hier klicken nahm 1919 einen weiteren Titel mit dem Wort Jazz auf dem Etikett auf:

38.
September 1919
Dolores Jazz
Kapellmeister Tauber
MxNr.: 75am




Falls die beiden Tauber Aufnahmen richtig datiert sind, so müsste eigentlich Dolores Jazz die "erste deutsche Jazzplatte" sein - zumindest von der Verwendung des Wortes auf einer Grammophonplatte.
Liegen die Datierungen der beiden Tauber Aufnahmen richtig?

Auch Marek Weber nahm den Titel Dolores Jazz auf, am 5. November 1919:

281919
MxNr.: 2546



Unbestritten bleibt jedoch, das es sich musikalisch bei der Tiger Rag Aufnahme auf Homokord um die Jazz ähnlichste deutsche Schellackplatte aus dem Jahr 1919 handelt!
Es soll hier lediglich die korrekte historische Abfolge des Begriffes Jazz auf deutschen Schellackplatten eruiert werden.

Generell - wann hielt das Wort Jazz Einzug in Deutschland?
Zumindest hier können wir nur versuchen den Zeitpunkt der ersten Verwendung auf Schallplatten festzulegen - gibt es frühere, schriftliche Belege für das Wort?

[ Bearbeitet Sa Feb 10 2024, 21:25 ]
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Webseite
stompy_de_luxe
So Jul 08 2012, 08:22
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 11 2012, 18:15
Wohnort: Wien
Beiträge: 122
Bei Alfred Himmels Aufnahme der Robert Stolz-Komposition "Bobby-Jazz" dürfte es sich im die erste "Jazz"-Platte handeln, die in Österreich entstanden ist. In Stephan Pflichts Robert Stolz-Werkverzeichnis (Ausgabe 1981) findet man unter Eintrag No. 241:

"Bobby-Jazz (Bobby-Shimmy), op. 338, komp.: Wien, 17. 6. 1919, Verlag Brüder Mändl, 1919 und Berliner Bohème Verlag (Edition Karl Brüll) 1920. Anmerkung: Kreiert von Camell-Sandemann (Austro-Australian Dance Duo)."

Himmels Aufnahme dürfte noch im Sommer 1919 eingespielt worden sein. Die Mx-Nummer war bisher leider nicht zu identifizieren, die Bestellnummer dieser Seite ist 306590. Die Rückseite: "Storktrott" (ebenfalls von Gast. Stolz), Bestellnummer 306591.


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GrammophonTeam
Do Jul 19 2012, 17:16
Seitenbetreiber

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
Wohnort: Köln
Beiträge: 1825
Hier nun auch zu hören:




[ Bearbeitet Sa Feb 10 2024, 21:25 ]
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GrammophonTeam
Fr Okt 04 2013, 19:38
Seitenbetreiber

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
Wohnort: Köln
Beiträge: 1825
Diese Aufnahme vom 2. Juli 1919 dürfte (bis jetzt) die früheste Erwähnung des Wortes Jazz auf einem deutschsprachigem Etikett sein. Vielen Dank an Herrn Bernd Meyer-Rähnitz für die Bereitstellung des Photos!




In Musikalisch-literarischer Monatsbericht findet das Stück im Juni 1919 Erwähnung.
Das Etikett gibt auch schön wieder, was man unter Jazz verstand: Den neuesten Modetanz.




Der Musikalisch-literarischer Monatsbericht ist unter Link - Hier klicken online verfügbar. Es finden sich 22 Kompositionen mit dem Wort Jazz im Titel, wobei Cuyaba Jazz die früheste ist.
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GrammophonTeam
Sa Dez 27 2014, 11:37
Seitenbetreiber

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
Wohnort: Köln
Beiträge: 1825
Nochmals mit vielen Dank an Herrn Bernd Meyer-Rähnitz vom Albis Verlag für die Zusendung dieses Etiketts:

ODEON; AA 57664; xxBo 7115
DOLORES-JAZZ





Noch fehlend in der Odeon-Discographie von Christian Zwarg, ist die Aufnahme auf April bis Mai 1919 zu datieren. Somit dürfte Carl Rosenthal vom Palais de danse die erste Platte eingespielt haben (in Deutschland) auf der das Wort "Jazz" zu lesen ist.


Berlin, 29. Mai 1919


[ Bearbeitet Sa Dez 27 2014, 11:49 ]
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Konezni
Do Jan 12 2023, 12:47
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Aug 20 2015, 18:23
Wohnort: Berlin
Beiträge: 242
Ein Aufnahmedatum "April bis Mai 1919" der Rosenthal-Seite xxBo 7115 halte ich für unwahrscheinlich; sie wird wohl, wie die anderen Versionen des Stücks, erst gegen Jahresende entstanden sein.

[ Bearbeitet Do Jan 12 2023, 12:48 ]
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