Admiralspalast Berlin

Der Admirals Palast in Berlin wurde vor allem durch die Haller Revuen und andere Spektakel in den zwanziger Jahren bekannt. Die Geschichte des Hauses und späteren Operettentheaters am Bahnhof Friedrichstraße geht aber ein ganzes Stück weiter zurück.





Anfang der 1870er Jahre werden auf dem Gelände der heutigen der Friedrichstraße 101/102 salzhaltige Quellen entdeckt. Hier wird dann das “Admirals-Gartenbad” gebaut. Ab 1889 wird das Gebäude erweitert. 1909 entstehen Pläne dieses Bad abzureisen, um einem neuen, prunkvollen Bau Platz zu machen. Nach Vorbild des gerade eröffnetem Berliner Eispalast (später die berühmte Scala), sollte der neue Admirals Palast ebenfalls eine große Eislaufhalle beinhalten. Für die Realisierung wurde eine Aktien Gesellschaft gegründet, geschätzte Kosten: gut 12 Millionen Mark(!).

  • Vorderhaus:
    • im Keller Kegelbahnen

    • in den beiden unteren Geschossen ein Café (Casino)

    • darüber Lichtspieltheater mit gesondertem Aufgang

  • Seitenflügel:
    • Aufgang zu den Bädern

  • Querbau:
    • Eingang zur Eislaufhalle

    • im Keller Vorratsräume und Dampfmaschinen zur Eisherstellung (Abwärme für die Bäder)

    • die 58 x 45 m große und 13 m hohe Eislaufhalle

    • über der Halle Damen- und Herrenbad, Wannenbäder, Massageräume, Friseur, Arztpraxis und eine Konditorei





Bereits ab dem 20. April 1911 erfolgt (in Teilen) die Eröffnung des Admirals Palast.

Kino im Admiralspalast 1911 - Weitere Informationen:


Eishalle





Badesaal




Neben den Baderäumen wird der neue Prachtbau vor allem durch die Vergnügungseinrichtungen - auch international - bekannt.

Englischer Reiseführer 1914


In der großen Halle gibt es regelmäßig Eis-Revuen, auch kann die Eisfläche relativ schnell abgedeckt und für große Bälle genutzt werden. Musikalischer Leiter des Hauses und der Eis-Revuen: Julius Einödshofer.




Julius Einödshofer





Heute fast vergessen, war Julius Einödshofer bereits vor 1900 zusammen mit Paul Lincke einer der wichtigsten und bekanntesten Komponisten und Kapellmeister in Berlin. Geboren am 10.Februar 1863 in Wien, studierte er von 1876 bis 1882 am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und spielte aushilfsweise als Orchestermusiker in verschiedenen Wiener Theatern. Ab etwa 1890 entstanden erste eigene Bühnenwerke, meist Einakter oder Possen. 1892 ließ er sich in der aufstrebenden Metropole Berlin nieder, wo er am neu eröffneten Scala-Theater als Kapellmeister und Komponist engagiert war.

Er veröffentlichte nicht nur eigene Possen und Operetten, oft vertonte er auch Werke von Kollegen oder dirigierte deren Aufführungen. Eigene Werke fanden Premiere z. B. im Metropol-Theater oder auch im Thalia-Theater. Ab 1906 leitete er in den Sommermonaten auch das Kurorchester im Ostseebad Heringsdorf. Ab der Eröffnung des Admirals Palast war er dessen musikalischer Leiter, Kapellmeister und "Haus Komponist". Neben kleinen Produktionen, wechselten mindestens jährlich die Ballett-Spiele auf der Eisfläche unter seiner Leitung:
Yvonne (Spielzeit 1912/13)
Die lustige Puppe (Spielzeit 1913/14 und 1920)
Wer ist die Schönste? (Spielzeit 1915)
Schwarz-weiß-rot (Spielzeit 1915/16)
Die Polenhochzeit (Spielzeit 1916/17)
Abrakadabra (Spielzeit 1917/18)
Das Gespensterschloß (Spielzeit 1919/20)
Flirt in St. Moritz (Spielzeit 1920/212)
Das Phantom (?)

Dass Einödshofer heute kaum noch bekannt ist mag auch daran liegen das er zwar hunderte von Kompositionen, aber kaum Schallplatten unter eigenem Namen hinterließ. Um 1908 entstanden einige wenige Einspielungen unter seiner Leitung für Beka.

Um Jahresanfang 1919 nahm das Odeon-Tanz-Orchester einige englische und amerikanische Titel auf. Orchesterleiter - Julius Einödshofer: Dixie Doodle, Golden Foxtrot, Red Pepper, Ragtime Violin, Dill Pickles, Peaceful Henry, Cubanola Glide (Ragtime Twostep), Chatterbox Rag (Ragtime Twostep). Möglicherweise spielen bei diesen Aufnahmen Musiker die auch täglich im Admirals Palast auftraten. Man legte hier schon vor dem Krieg großen Wert auf moderne Tanzmusik.

1913 feierte man Einödshofers silbernes Bühnenjubiläum mit einem großen Ball.
Julius Einödshofer * 25-jähriges Jubiläum 1913


Ballbericht - Weitere Informationen:


Im Sommer 1920 verabschiedete sich der Komponist vom Admirals Palast und gründete einen eigenen Musikverlag.



Neben Auftritten bei Konzerten, war er auch regelmäßig im Berliner Rundfunk zu hören. Ende der zwanziger Jahre entstanden erst- und letztmals Einspielungen unter eigenem Namen für die Kalliope.



Julius Einödshofer starb am 17.10.1930, als er gerade ein Konzert im Rundfunk dirigierte.





Nicht nur das Eis-Ballett und die Kompositionen von Einödshofer luden musikalisch ein. Mindestens ebenso beliebt waren die täglichen Tanzveranstaltungen im Admirals Casino. Auch hier konnte das internationale Publikum zu Tango, Boston und Ragtime schwofen. Mehr dazu in dem Artikel



Nur noch wenigen bekannt, der Admirals Palast war auch die Wiege für den Deutschen Tanzsport und die ersten (Welt) Meisterschaften.


Auf den regelmäßigen Bällen traf sich die Elite der hiesigen, aber auch internationalen Tänzer. Bald gründeten sich die ersten Tanz - Clubs. Noch Tanzturniere genannt, fanden hier ab 1913 die ersten anerkannten Wettbewerbe mit Regelwerk statt.





„Das zweite Tanzturnier im Admiralspalast
hat wieder klar gezeigt, daß die alte Art
zu tanzen, der Polkaschritt und selbst der
runde Walzer verschwundenen Tagen angehören. Die Wackelei hat fast aufgehört.
Es ist eine neue, und man muß es den
Alten zum Trotz sagen, eine verfeinerte
Tanzkultur aufgekommen, die alles auf
die schöne Linie gibt, auf den rhythmischen Schritt und den vielfachen Wechsel
der Pas. Im Mittelpunkt dieses Tanzturniers stand ein die Augen fesselndes
Match zwischen drei Pariser Berufstänzerpaaren und den Preisträgern des ersten
Berliner Tanzturniers. Da wurde Onestep,
Boston und Tango mit einer hingebenden
Verve und einer künstlerischen Abgetöntheit getanzt, die zu lautem Beifall hinriß.“
Berliner Morgenpost, 4. März 1913


Mit Ausbruch des Krieges 1914 gehörte dies alles der Vergangenheit an. Öffentliche Tanzveranstaltungen wurden verboten. Der Betrieb im Admirals Palast kam zwar nicht gänzlich zum Erliegen, war aber stark eingeschränkt. Das Haus lebte von gelegentlichen Ballett Aufführungen sowie dem Badebetrieb.

Nach 1919 war solch ein Haus (ähnlich wie der Eis-Palst/Scala) nicht mehr rentabel zu führen. Es fehlte das internationale Publikum, die heimische Bevölkerung konnte sich die Preise kaum leisten. Alleine der Unterhalt der Eisanlage verschlang Unsummen. 1922 wurde das Haus zum Varieté umgebaut. Aus der ehemaligen Eishalle wurde ein Theater.




Doch der neue Betreiber übernahm sich wohl mit dem Umbau. Im Sommer 1923 übernimmt der Operettenregisseur Herrmann Haller die Leitung des Hauses. Es ist der Beginn der berühmten Haller-Revuen vom "Theater im Admiralspalst".



Mehr dazu in dem Artikel


Nicht nur die großen Revuen lockten, man engagierte auch immer wieder besondere Attraktionen in den Admirals Palast. So war hier 1925 z. B. auch Sam Wooding zu bestaunen:


Die Weltwirtschaftskrise ab 1929 ging auch an den Haller - Revuen nicht spurlos vorbei. Mit der Operette "Die Csardasfürstin" übernahm sich Herman Haller. Im Januar 1931 meldete er Konkurs an. Die Zeit der großen Revuen war auch hier vorbei...



Im August 1931 wurde unter neuer Leitung "Die Dubarry" mit Gitta Alpar inszeniert, danach übernahmen die Brüder Alfred und Fritz Rotter den Theaterbetrieb. 1933 ging der Rotter-Konzern, zu dem noch viele weitere Theater gehörten, in Konkurs. Der Schwerpunkt des Repertoires lag fortan auf Operetten. 1939 fusionierte der Admiralspalast mit dem Metropol-Theater in der Behrenstraße. Ende des Jahres begann eine völlige Neugestaltung des Hauses, in welcher es auch heute noch erhalten ist. Der Badebetrieb wurde 1940 eingestellt. Im weiteren Kriegsverlauf wurde der Admiralspalast zum 1. September 1944 geschlossen. Das Gebäude überstand die Bombenangriffe weitgehend unbeschadet.

Die “Deutsche Staatsoper”, nun ohne eigene Spielstätte, zieht 1945 in den Admiralspalast. Sie eröffnet am 23. August 1945 die erste Saison in Friedenszeiten mit einem Festkonzert. Bis zur Schließung 1997 wurden in dem großen Saal (ehemalige Eishalle) mit 1400 Plätzen Operetten und Musicals aufgeführt. Die Wiedereröffnung fand am 11. August 2006 mit einer Aufführung der Dreigroschenoper statt.

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