Neuvorstellung Grammophon
, So Aug 21 2016, 11:43

Hallo ihr Lieben.

Heute möchte ich die Zeit mal nutzen und mein Grammophon einmal vorstellen.
Vorab möchte ich sagen daß ich eigentlich vor hatte, ein nachgebautes Grammophon zu kaufen. Natürlich sollte es auch dekorativ aussehen und in unser Wohnzimmer passen. Aber vorrangig wollte ich damit die mir hinterlassenen Platten hören.
Ein Freund riet mir davon ab. Er meinte ich würde den Platten damit keinen Gefallen tun. Nach einigem Suchen fand ich ein Gerät das mir vom Aussehen sehr gefiel. Der Eigentümer meinte es wären damit bis vor kurzem noch Platten abgespielt worden.Und es sei wohl ein echtes Grammophon.
Ich habe es gekauft und ausprobiert und die Platten klingen toll damit. Die Musik ist klar und relativ laut zu hören. Den Motor hört man nicht und es spielt auch eine Plattenseite ab. Sehr verziert ist es leider nicht aber das Trompetenrohr sieht urig aus ;))
Hier mal nebenbei erwähnt. Das Avatarbild von mir zeigt das Deckblatt eines Notenheftes. Mein Grossvater spielte diese Lieder auf dem Klavier in umliegenden Gaststätten. Ich suche dringend dieses Heft und die Platte vom Kasino Lied von Victor Hollaender. Vielleicht hat ja jemand so etwas im Bestand.
















Re: Neuvorstellung Grammophon
veritas, So Aug 21 2016, 14:22

Der Ratschlag, von einem Nachbau Abstand zu nehmen war goldrichtig. Nicht umsonst werden solche Nachbauten unter Sammlern Crapophone genannt. Der Tonarm solcher Geräte liegt oft dermaßen daneben, daß die Schalldose - und letztlich damit auch die Nadel - völlig schräg in der Rille umherpflügt. Dabei wird auch jeden Fall schneller Schaden angerichtet.

Auch die meistens mit der Einprägung "Sound Box" versehenen Nachbau-Schalldosen verdienen diese Bezeichnung eigentlich gar nicht. Diese sind wirklich auf übelste Weise zusammengeschustert. Die Membran, nicht selten zerknittert, ist oft nur direkt mit durchgetriebenen Schrauben fixiert. An Stelle einer Lagerung der Nadelhalterung ist diese als Teil im Gehäuse herausgestanzt. Alles zusammen ist wirklich nur noch ein Fall für die Mülltonne.

Dein hier gezeigtes Gerät scheint aus verschiedenen Teilen zusammengebaut zu sein - zumindest die Columbia-Schalldose war ursprünglich so nicht dabei. Eine Faustregel dafür ist meistens, daß eine Aluminium-Membran nicht an einem Trichtergerät verbaut wurde, da diese erst in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre aufkamen.
Zusammenbauten können aber technisch durchaus tadellos spielen und sind oft günstiger zu haben. Wenn man sich daran nicht stört, dann ist das überhaupt kein Problem. Was wirklich einmal getauscht wurde müßte man sich im Detail genauer ansehen. Z.B. sind überschüssige Bohrlöcher ein recht sicherer Hinweis dafür. Alles in allem sind das Grammophon mit dem schönen Trichter durchaus stimmig aus. Persönlich gefallen mir die Geräte mit wenig mit dezenter Verzierung besser als übermäßiger Prunk und Protz.

Re: Neuvorstellung Grammophon
alang, So Aug 21 2016, 16:40

Vielen Dank fuer die Vorstellung Deines Grammophons. Ich finde es sieht sehr ansprechend aus mit dem Messing-Trompetentrichter. Du bist auf jeden Fall viel besser dran als mit einem Crapophon und wenn es gut spielt, umso besser. Wie bereits gesagt, die Schalldose ist nicht ziemlich sicher nicht original zu dem Geraet, was aber ansonsten weiter nicht stoert. Im Gegenteil, damit werden sich etwas spaetere Platten aus den Dreissigern besser anhieren, als mit einer Glimmermembran. Herzlichen Glueckwunsch zu deinem schoene Grammophon.
Andreas

Re: Neuvorstellung Grammophon
grammofar, Mo Mär 06 2017, 13:25

Bei diesem Gerät handelt es sich zwar nicht um einen Nachbau aus Indien, aber das Gerät ist eine neuzeitliche Kopie aus England. Diese Geräte wurden Ende der 1970er/ Anfang der 1980er in England produziert. Meist befindet sich ein Abziehbild von diversen (fiktiven) Marken in der Mitte auf dem Gehäuse. Verbaut wurden fast immer Garrad Motoren (wie hier auch). Die Geräte spielen im regelfall sehr gut - bleiben jedoch Kopien ohne jeden Sammlerwert.
N.P.

Re: Neuvorstellung Grammophon
gramofan, Mo Mär 06 2017, 13:44

Zumindest Plattenteller, Bremse und Geschwindigkeitseinsteller haben die für Koffergeräte typische Bauform. Spricht für die oben geäußerte Vermutung zum Alter und Herkunft.