Foren
Foren > Grammophone > Diskussionskreis Grammophonmodelle > Koffergeräte und Spielzeuggrammophon
His Master´s Voice ohne Nipper?
Moderatoren:SchellackFreak, berauscht, GrammophonTeam, Charleston1966, DGAG, Der_Designer, LoopingLoui
Autor Eintrag
grammofar
Mo Okt 22 2012, 21:00 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Aug 02 2012, 23:11
Wohnort: 24364 Holzdorf
Beiträge: 264
Vor einiger Zeit habe ich hier einen Thread gelesen in dem ein Firmenlogo von HMV beschrieben wurde. Auf diesem Logo war weder Hund noch Trademark zu sehen.
Es ist recht schlicht gehalten und schmucklos.
Ich habe ein HMV Koffergerät Modell 100 (dazu später)

Das Gerät trägt dieses oben beschriebene Markenzeichen. In der tat handelt es sich um ein normales HMV Gerät welches speziell für den Markt Österreich/ Ungarn/ Tschechoslowakei hergestellt wurde.

Hintergrund sind die markenrechtlichen Regelungen der Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Das Markenrecht "Die Stimme seines Herren" hatte die Deutsche Grammophon AG für den Bereich Deutschland und auch Österreich-Ungarn /die Tschechoslowakei gehörte damals zum Teil zu Österreich.

Im 1. WK hatte sich ja die Deutsche Grammophon von ihrer englischen Tochter abgespalten. Sie nahm auch die Rechte für die o.g. Länder mit - diese Regelung hatte auch noch nach dem 1. WK bestand und muß bis ca 1930 angehalten haben.

Die englische Muttergesellschaft "The Gramophone Co Ltd"/ His MAster´s Voice konnte ihre Geräte in Deutschland und Östereich/ Ungarn/ Tschechoslowakei nicht mit ihrer Handelsmarke mit dem Hund verkaufen.

Für Deutschland wurde die Electrola gegründet, für die anderen Länder wurden die Geräte unter dem Markennamen Gramola verkauft.
Das österreichische Etikett der Gramola-Platten sieht aus wie die Electrola PLatten, jedoch mit dem Schriftzug "Gramola"

Wie lange diese markenrechtliche Geschichte so behandelt wurde kann ich nicht sagen, später wurden auch in Österreich "His MAster´s Voive" Platten verkauft (ca. ab 1930/35)








[ Bearbeitet Sa Jan 13 2018, 10:29 ]
Nach oben
Webseite
Hedensö
Mo Okt 22 2012, 21:30
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 881
Hallo Grammofar,

danke für deinen Thread, der endlich mal eine Erklärung für diese Variante (ohne Nipper) zu finden scheint. Außerdem sehen wir hier ein offensichtlich sehr, sehe seltenes 100er.

Mir sind bei dato nur zwei 101 Koffer untergekommen, die so gelabelt waren (LB und SB 101). Auch die No. 4-Schalldosen sind bei meinen Koffern nur mit "The Gramophone Company..." beschriftet.

Nachfolgend ein Link zu einem der beiden beschriebenen Koffern - ein SB 101 in blue crocodile grained leather mit einigen Detailbildern.
Link - Hier klicken

Hier mal schnell zwei Bilder meiner Koffer:









Wie ist es bei deinem 100er? Ist da eine normale Exhibition drauf?

Hast du eine Erklärung dafür, warum nicht einfach Electrola-Geräte nach Österreich/ Ungarn/ Tschechoslowakei verkauft wurden? Wurden diese Märkte denn aus GB bedient?

Nach oben
Gast
Di Okt 23 2012, 04:23
Gast
Hallo...

zumindest in Österreich war es wirklich sehr verzwickt.

Es steht nur fest, daß Electrola nicht in Österreich firmieren durfte.

Das gilt bis zum Anschluß Österreichs 1938.

Hier eine Electrolaaufnahme aus (wahrscheinlich?)dieser Zeit. In Österreich erschien sie so:

Fortsetzung
VVV



[ Bearbeitet Di Okt 23 2012, 04:43 ]
Nach oben
Gast
Di Okt 23 2012, 04:41
Gast



Offiziell gehörte Österreich schon kurze Zeit nach dem Anschluß rechtlich zum Deutschen Reich und es steht fest, daß dann auch ganz normale Electrola-Etiketten verkauft wurden.

Die Rechte der deutschen Grammophon, der englischen HMV und Electrolas/Gramolas sind in Österreich, Tschechien usw fast noch komplizierter als sie schon in Deutschland waren.

Deswegen kann man nur sagen, daß die Situation einige Zeit nach dem Anschluß im Mai 1938 dann genau wie in Deutschland war.

Wie das Plattenetikett zeigt, hatte Electrola davor aber scheinbar sehr wohl das Recht, den Nipper in Österreich zu zeigen.
Seltsam, ich weiß.
Einzige Erklärung für meine gezeigte Platte: sie erschien deutlich nach Kriegsende. Das kann ich aber bisher nicht einwandfrei bestätigen. Oder aber: es machte in Österreich einen Unterschied, ob die Dinge (Platten. Grammos) in Österreich hergestellt oder dorthin exportiert wurden.

Vielleicht gelingt es uns, das nun endlich alles mal zu klären....


Gruß, Nils

[ Bearbeitet Di Okt 23 2012, 04:47 ]
Nach oben
stompy_de_luxe
Di Okt 23 2012, 06:05
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 11 2012, 18:15
Wohnort: Wien
Beiträge: 122
@Gast:

die abgebildete "hellblaue" HMV ist zweifelsfrei eine (frühe) österreichische Nachkriegspressung (ca. zwischen 1946 und 1949): schon alleine das "Made in Austria", dann auch die hohe Nummer (BA 750). Wie so viele andere Ausgaben findet man diese Aufnahme auch auf österr. Vorkriegs-HMV, ebenfalls mit BA-Bestellnummer, dann aber mit dunkelblauem Label, goldfarbigem Schriftdruck und mehrfarbiger Nipper-Darstellung. Die BA 750 wurde in Österreich vor dem "Anschluss" offenbar auf dunkelblau-mehrfarbiger BA 614 herausgebracht. Ich weiß nun nicht, wieso manche HMVs (wie eben z. B. diese) eine extra Nachkriegs-Bestellummer verpasst bekamen, während andere nach 1945 zwar auf dem neuen hellblauen, einfarbigen Nachkriegslabel, aber noch mit der mindestens über 6 Jahre hinweg inaktiven, alten BA-Vorkriegsbestellnummer (unter 700) wiederveröffentlicht wurden. Mir ist bisher auch noch keine einzige österreichische HMV-Pressung zwischen "Anschluss" und 1945 untergekommen. Auch Aufnahmen aus der sog. "Ostmark" müssten demnach im gesamten "Reich" auf Electrola erschienen sein, entsprechende Nachkriegspressungen wiederum auf HMV mit ganz neuen BA- (25cm) bzw. BB- (30cm) Nummern. Spätere österr. Nachkriegspressungen (insbesondere Neuveröffentlichungen der ganz neuen GA-5000er Nummernserie ab 1950) erschienen auf rotbraunem Label ("Granat-Serie") und auch wieder mit Goldschrift und mehrfarbigem Nipper-Logo.

[ Bearbeitet Di Okt 23 2012, 06:34 ]
Nach oben
stompy_de_luxe
Di Okt 23 2012, 06:51
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 11 2012, 18:15
Wohnort: Wien
Beiträge: 122
Und stimmt, sämtliche Electrola- Victor- sowie britische und sonstige HMV-Aufnahmen erschienen bis ca. 1930 in Österreich auf dem gänzlich nipperlosen Gramola-Label (die 25 cm-Platten etwa mit AM-Bestellnummern). ETWAS spätere Pressungen (vermutlich nach 1930) dann schon auf granatfarbiger HMV (natürlich mit Nipper), aber noch mit der alten Gramola AM-Nummer (alles Aussig-Pressungen). NOCH spätere HMV-Pressungen, manchmal derselben Aufnahmen, ab ca. 1933 schließlich mit ganz neuen, HMV-eigenen Bestellnummern auf dem blauen Etikett ("BA-Serie"), und mit explizitem Vermerk "Made in Austria".

[ Bearbeitet Di Okt 23 2012, 06:56 ]
Nach oben
RF-Musiker
Mi Okt 24 2012, 11:01
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Sep 15 2011, 11:21
Wohnort: Berlin
Beiträge: 352
Gast schrieb ...



Wie das Plattenetikett zeigt, hatte Electrola davor aber scheinbar sehr wohl das Recht, den Nipper in Österreich zu zeigen.
Seltsam, ich weiß.
Einzige Erklärung für meine gezeigte Platte: sie erschien deutlich nach Kriegsende.

Also ich hatte von dieser Platte ein Exemplar mit Electrola Etikett. Die andere Seite enthielt "Wenn ich groß bin liebe Mutter". Beide Titel sind m. W. die bekanntesten Versionen, auch wenn das Original soweit ich weiß von der Komponistin sein muss.
Marita Gründgens war übrigens Ehefrau von Gustav Gründgens.
Nach oben
SchellackFreak
Mi Okt 24 2012, 15:23
"Seitengründer"

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Sep 16 2009, 22:06
Beiträge: 452
@RF-Musiker
Marita Gründgens war übrigens Ehefrau von Gustav Gründgens


Marita Gründgens war die Schwester von Gustav Gründgens!
Zu Marita Gründgens, gibt es auch schon eine kleine Biografie: Link - Hier klicken

Gruß Yannick
Nach oben
Webseite
grammofar
Fr Nov 30 2012, 22:04
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Aug 02 2012, 23:11
Wohnort: 24364 Holzdorf
Beiträge: 264
Hier ein Beleg für die grobe zeitliche Einordnung. Die Seite habe ich aus dem Gramola-Katalog von 1927 gescannt

Man beachte wie schlecht (vllcht. bewusst) das HMV-Logo retuschiert wurde.

Herausgeber des Katalogs ist The Gramophone Co. (Czechosl.) Ltd. GmbH Wien

Nach oben
Webseite
Klangwolke
Do Dez 18 2014, 08:16
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Jan 04 2014, 13:54
Wohnort: 4150 Rohrbach Österreich
Beiträge: 244
....und ewig grüßt das Markenrecht...
wie folgende Platte zeigt, mußten damals auch in der Tschechoslovakei Elektrolaplatten zu Gramolas umgelabelt werden.
("Glücklicherweise" ist der Aufkleber der Rückseite stark beschädigt und lüftet so das Geheimnis)



Nach oben
 

Forum:     Nach oben

Über Uns

Wir sind mehr als ein Forum! Als eingetragener Verein arbeiten wir an der Beständigkeit unserer Leidenschaft.

Über uns

Wir suchen Dich!

Du schreibst Artikel, möchtest im Forum als Moderator aktiv werden? Dir liegt Social Media. Bewahre Wissen! Wir warten auf dich.

Schreib uns

Tipps

Einsteiger-Ratschläge für optimale Nutzung und wichtige Aspekte beim Grammophon und Schellackplatten-Kauf.

Zu den Informationen