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Osnalite-Schallplatte
Moderatoren:SchellackFreak, berauscht, GrammophonTeam, Charleston1966, DGAG, Der_Designer, LoopingLoui
Autor Eintrag
bavariola
So Jan 13 2013, 23:28 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Jan 12 2013, 00:38
Beiträge: 162
Hallo!

Hier ein kleiner Beitrag zur Ergaenzung der Etiketten-Bibliothek: Die Osnalite-Schallplatte hat einen Durchmesser von 14,6 cm und ist aus beschichteter Pappe hergestellt (Materialstaerke wie eine gewoehnliche Schellacklplatte). Das Etikett hat einen Durchmesser von 5,1 cm. Die Matrizennummer der gezeigten Seite ist 75; gegenüber befindet sich die Praegung V3 7 28 (was an ein Datum erinnert). Auf meiner Ablichtung kann man es gut erkennen. Die entsprechenden Angaben auf der anderen Seite sind 70 bzw. L20 9 27 (Kinderlieder-Marsch).

Beste Gruesse an alle,
bavariola



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Herold38
Mo Jan 14 2013, 14:48
Gast
Hallo bavariola,

schön, dass Du auch gleich die Angaben der Rückseite mitgeteilt hast.
Ich selber besitze diese Platte mit gleichen Musikstücken auch. Meine ist dicker als übliche Schellacks und ich habe eher den Eindruck, dass es sich durchgängig um eine Art Pappmasse handelt. Die Platte ist geringfügig biegbar.

Die Matrizen stammen von Artiphon. Die hatten auch eine sehr kurze Kleinserie von (ca.) 15 cm-Matrizen hergestellt, mit denen Platten der Marken Osnalite und Regia-Record hergestellt wurden.
Das "Osnalite" erinnert an einen Auftraggeber in Osnabrück, denn irgendwie muss ja der Name einen Sinn ergeben. Welche Firma dort könnte diese Platte in Auftrag gegeben haben?

Ob nun auch Artiphon diese komische Pappmasse zum Pressen verwendet hat oder eine andere Firma, weiß ich nicht.
Vielleicht hat jemand hier, der sich im Patentwesen auskennt (D.R.P. = Deutsches Reichs-Patent) die Möglichkeit, näheres in Erfahrung zu bringen?

Zum angegebenen Datum:
Bei meiner Platte stehen geringfügig andere Daten drauf. Es kann also nicht das Aufnahmedatum sein und auch nicht das Pressdatum, denn dann müsste dies wenigstens pro Platte auf beiden Seiten gleich sein.
Ich vermute eher, dass es sich hier um den Abschluss eines innerbetrieblichen Prozesses handelt, evtl. die Fertigstellung der Pressmatrizen (Es wurden ja immer mehrere hergestellt).

Das Erscheinungsbild des Datums hat große Ähnlichkeit mit den Homocord-Platten, wo auf verschiedenen Platten, aber mit total gleichen Matrizennummern, oftmals ganz unterschiedliche Angaben stehen. Der Buchstabe davor hat mit Sicherheit auch eine Bedeutung, die aber unbekannt ist.

Grüße von Herold38
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razzletazzle
Do Aug 17 2017, 18:57
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Feb 27 2014, 21:46
Wohnort: Niederlande
Beiträge: 7
Hallo
Ich habe letzte woche auch ein Osnalite platte gefunden
für meine Label collection.
Grusse.

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berauscht
Mo Dez 20 2021, 10:22
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1952
Mir viel gestern auch so eine Scheibe in die Hände. Mein Exemplar ist einseitig am Rand beschädigt, daher erinnert noch stärker an die Novaphon-Schallplatten. Auch stand auf diesen ebenfalls nur Patent angemeldet. Es würde mich nicht wundern, wenn die Rohschallplatten aus der gleichen Fabrik stammen.
Gepresst wurden die Osnalite-Schallplatten vermutlich bei Artiphon.
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LoopingLoui
Di Dez 21 2021, 17:43
"Moderator"

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 26 2021, 19:14
Wohnort: Altkreis Bersenbrück
Beiträge: 650
Die Herkunft der Matrizen Artiphon zuzuschreiben wurde von Chris Zwarg ebenfalls bestätigt. Ich habe eine Handvoll dieser billigen Platte aus den späten 20ern. Sie sind natürlich alle akustisch und auf ihnen ist wohl nahezu ausnahmslos volkstümliches Repertoire, wodurch keine hohen Urheberrechtszahlungen fällig wurden. Eine Billigplatte wie sie im Buche steht. Der Verkaufspreis betrug 75 Pfennig.

Ich habe mir mal den Spaß erlaubt und alle mir bekannten Nummern aufgeschrieben. Es sind meist wilde Koppelungen:

Osnalite
52.) Schatz, was ich von dir geträumt hab´
53.) Es geht von Mund zu Mund
54.) Du! ... Wann bist du bei mir ?
56.) Großmütterchen
58.) An der schönen blauen Donau
59.) Wein, Weib und Gesang
60.) Wiener Blut
61.) Rosen aus dem Süden
62.) Das Wandern ist des Müllers Lust
64.) Fuchs du hast die Gans gestohlen
65.) Ueb immer Treu und Redlichkeit
68.) Radetzky Marsch
69.) Waldmannsheil Jäger-Marsch
70.) Kinderlieder-Marsch
71.) Schneidige Truppe
72.) Erzherzog Albrecht Marsch
73.) Kaiser Friedrich Marsch
75.) Fredericus Rex-Marsch
76.) Der Hohenfriedberger Armee-Marsch
77.) Alexandermarsch
78.) Alte Kameraden

Ich habe im übrigen noch nie eine in Osnabrück gesehen - halte aber die Augen offen. ;)
LG

[ Bearbeitet Mo Dez 19 2022, 02:04 ]
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Webseite
berauscht
Di Dez 21 2021, 20:43
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1952
Ich würde den Zeitraum der Herstellung auf ca. 1931/32 einordnen.
Lizenzgebühren wurden für die Platte gar nicht fällig, weder für den Verstärker noch für Autorenrechte.
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Grammo
Mo Jan 03 2022, 22:20
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Nov 23 2015, 21:53
Wohnort: Hannover
Beiträge: 58
Ich habe noch :
52.) Schatz, was ich von dir geträumt hab´. Walzerlied v. R. Friml. keine Angabe
53.) Es geht von Mund zu Mund Marsch v. H. Daresky. 06 7 27
54.) Du! ... Wann bist du bei mir ? Foxtrot v. Jerome Kern. 14 9 27
71.) Schneidige Truppe v. Lehnhardt. 06 7 28

Die Platten haben mich zuerst optisch und klanglich auch sehr stark an Novaphon erinnert. Ich habe aber inzwischen eine Novaphon herausgesucht und es gibt doch einige Unterschiede.
Die Novaphonplatte ist etwa halb so dünn und am Rand kann man die rauhe, gräuliche Pappstruktur im Inneren sehen und fühlen. Die Oberflächenbeschichtung neigt am Rand dazu sich nach innen aufzurollen.
Das Aufrollen ist bei der Osnalite noch stärker zu beobachten, jedoch ist der dickere Kern an der Seite hoch glänzend und gar nicht rauh und faserig. Er läßt sich auch nicht mit dem Fingernagel einritzen. Andererseits löst sich bei zweien das Label im Bereich des Prägeringes ab und es kommt Papier oder Pappe hervor. Ich dachte eigentlich, es wäre wie bei Novaphon nur aufgedruckt ?
Wenn man dagegen klopft, hört sich die Novaphon dumpf nach Pappe an, die Osnalite eher nach Kunststoff.

Weitere Unterschiede:
Die Novaphon ist geruchsneutral, die Osnalite leicht beißend.
Evtl. sind die oberen Schichten celluloidhaltig ?

Die Oberfläche der Novaphon ist im Bereich der Rillen zwar hoch glänzend, aber so uneben buckelig, daß man nur ein sehr verzerrtes Spiegelbild erkennt.
Die Osnalite ist deutlich matter und auch etwas weniger buckelig.

Also ich vermute, es handelt sich um ein anderes Patent und Herstellungsverfahren mit einem Kern aus leichtem Kunststoff ?

[ Bearbeitet Di Jan 04 2022, 13:41 ]
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Grammo
Di Jan 04 2022, 14:27
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Nov 23 2015, 21:53
Wohnort: Hannover
Beiträge: 58
Es hat mir doch keine Ruhe gelassen und ich habe Nahaufnahmen vom Rand einer aufgewölbten Osnalite Platte gemacht.
Es handelt sich tatsächlich durchgehend um mehrlagige Pappe.
Auf dem Foto sieht man im Bereich der rechten Lichtreflexion den noch intakten, hochglänzenden und glatten Rand und im Bereich der linken Lichtreflexion den nicht mehr intakten, bereits nach innen aufgewölbten Randbereich.

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Grammo
Di Jan 04 2022, 15:46
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Nov 23 2015, 21:53
Wohnort: Hannover
Beiträge: 58
Hier als Nachtrag noch ein Foto der Novaphonplatte. Da sie viel dünner ist, stößt hier meine Kamera an ihre Grenzen. Es scheint, als besteht sie nur außen aus zwei preßfähigen Schichten und dazwischen ist Fasermaterial. Ein scheibenartiger Aufbau ist im Inneren nicht zu erkennen.

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