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Bau eines Grammophons
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kronackel
Mi Feb 20 2013, 23:40 Druck Ansicht
Gast
Dies ist nicht unbedingt eine Anleitung, wie man ein Grammophon selber baut!
Dies sollte eher als ein Bericht angesehen werden, der den einen oder anderen vielleicht auf eigene Ideen zum selber basteln bringen soll.

ZUM THEMA

Erst mal entschuldigt für die Verspätung. Den Text hatte ich schon ewig Fertig aber wie das halt so ist, vergisst man das dann viel zu schnell. Aber besser spät als nie!

Ihm rahmen eines Schulprojektes, der "Großen Praktischen Arbeit" kurz GPA,
beschloss ich vor allem für die jüngeren Generation und meinem Interesse, ein Vortrag über die Geschichte und Funktionsweise eines Grammophons mit meinem Selbstbau als Veranschaulichung zu machen.


Zunähst ein mal was ist die GPA eigentlich?

Die GPA ist erst bildet erst mal den Montessori Abschluss und ist somit teil des 10te Klasse Abschlusses.
Die Teilnehmern suchen sich ein Thema aus zu denen sie ein praktisches Produkt innerhalb von 6 Wochen erstellen wollen, das dann bei "Der großen Präsentation", mit grade mal 10 min pro Person, vorgestellt wird.
Jedem Schüler steht es selbstverständlich zu in dieser Zeit seinen "normalen" Unterricht fortzuführen, muss sich aber selbst die Zeit für seine GPA einteilen.
Jeder Schüler sucht sich mindestens einen Mentoren innerhalb der Schule, kann sich aber auch dazu einen Mentoren von Außerhalb suchen.
Natürlich kann ein jeder sich so viel Hilfe (nicht nur von Mentoren) holen, wie derjenige benötigt, auch wenn es gerne gesehen wird, wenn man so viel wie möglich alleine baut.

Nicht das jetzt jemand denkt, das wäre verschwendete Zeit, wo wir doch für den Mittleren Schulabschluss lernen müssten, denn wir beschäftigen uns intensiv mit unseren jeweiligen Themengebieten, sammeln praktische Erfahrungen (was heut zu tags leider selten geworden ist) und bekommen Noten für unsere jeweils abgedeckten Themengebiete, sowie ein "Prädikat" auf unsere Arbeit.
Die verschiedenen Abstufungen sind: teilgenommen, mit Erfolg teilgenommen und mit herausragendem Erfolg teilgenommen.




Zum Bau:


Zuerst muss man wissen, das ich mit Grammophonen und co. schon vor den Sommerferien beschäftigt habe, um nicht Theorie und Praxis in den 6 Wochen gleichzeitig machen zu müssen. Dies stellte ich noch als einer meiner besten Endscheidungen heraus.
Dann gibt es noch zu sagen, das ich wusste, wie ein Grammophon aufgebaut ist und ich gerne einfach los baue, mit der Einstellung "wenn was schief läuft merk ich es ja" und da ich einige Erfahrung was das bauen betrifft habe sollte das nicht das Problem sein.

In der ersten Woche ging ich noch mal den Theorie -kram durch und sammelte Ideen, wie ich den jetzt (vor allem Schalldose und Tonarm) möglichst billig, einfach und effektiv bauen könnte.
Bei meinem ersten Mentorentreff, das höchstens ein mal in der Woche stattfinden konnte, vereinbarten wir, dass ich zuerst den Trichter und die Schalldose bauen würde und einen alten Plattenspieler der über eine Abspielgeschwindigkeit von 78 min−1 verfügt (aus Zeitlichen gründen) zum abspielen würde.

Dienstag, zweiter Woche begann ich einen Prototypen einer Schalldose zu fertigen. Beim Tonarm nahm ich das nächst beste, was im Garten lag, bei den Heizungsrohren konnte ich einfach nicht widerstehen!





Die Schalldose besteht aus einem Stück Blech als Membran mit einer Schraube, auf die 2 Muttern befestigt sind, um das austauschen der Nadel zu Ermöglichen. Dies ist auf auf einer mit einem Luftballon bespannte Plastikdose angeklebt (provisorisch eben) :D

Schnell stellte ich fest, dass das meine Schalldose nur mäßig funktioniert.
So kam ich auf den Endschluss, gut die Membran Bau ich jetzt nicht selber sondern kaufe mir eine.
Dennoch mit den Heizungsrohren war ich sehr zufrieden, auch wenn sie sich nicht grade von alleine bewegen! aber ein wenig Öl reicht da für das erste.

Am Freitag dieser Woche, nachdem ich diese wunderbare Formel, zum berechnen eines Trichters bekommen habe und nichts damit anzufangen wusste, habe ich einfach angefangen eine Schablone zu zaubern.





In der dritten Woche, bestellte ich eine Glasmembran (Norman Bruderhofer). Kaufte außerdem für den Trichter eine handelsübliche 120*70 cm große 5 mm dicke Sperrholz Platte aus Buchenholz.

Diese schnitt ich in neun Dreiecke zurecht. [360°/9 = 40°/2 = 20°]
(Wichtig! Durch 2, da wir 2 Ränder haben.)





Zunächst habe ich immer drei Dreiecke per Augenmaß zu 3x3 Trichter-teile zusammengeklebt, um die Trichter-Form einigermaßen Rund zu bekommen





Noch eine letzten Check ob alles sitzt bzw. halbwegs rund ist... danach zusammengekleistert und die restlichen Lücken mit zwei Komponenten Spachtel verspachtelt.

Nachdem alles getrocknet, abgeschliffen, und noch „ein“ mal verbessert wurde, sodass die meisten Lücken verschwunden waren, galt es mal wieder sich Gedanken zu machen, Trichter schön und gut aber wie bekommt man den Trichter jetzt an den Tonarm, ohne das alles gleich auseinanderfällt?
Wieder ein mal fand ich die Lösung im Garten. Eine Kupferblech-Platte.
Diese musste nur noch zurecht geschnitten, gebogen und gehämmert werden.
Dazu machte ich wieder zuerst eine Papier Vorlage, die ich dann auf das Blech übertrug.













Noch eine Dichtung an den das ende kleben, das Verbindungsstück verlöten und verkleben.







Zu guter Letzt noch ein wenig Industriekleber an den Trichter, das Verbindungsstück rauf und warten.





Da mir der Trichter zwar schon gefiel, aber in meinem Kopf so einige Ideen umherschweiften, wollte ich ihm den letzten schliff verpassen, indem ich noch ein helles Muster auf dunklem Grund gebe. Aber angesichts der Tatsache, das allerdings musste noch warten, da der Abgabetermin des Praktischen teils in bereits einer Woche war, entschloss ich mich erst mal die Schalldose zu bauen.


Für mich stand fest, so was wie den Prototypen baust du nicht. Es muss Optisch besser mit dem Tonarm kompatibel sein und generell war mein Prototyp eher Provisorisch gedacht.
So nahm ich das nächst beste Holzstück das sich in der Holzwerkstatt unserer Schule finden lies und begann mit einer Ahnung wie das ganze Aussehen könnte an zu bauen.







Nun noch alles als ein Stück ausschneiden.









Noch ein wenig Holz der Ästhetik halber wegnehmen.





Eine einfache Heizungsrohrverbindung und Kleber als Verbindungselemente zum Tonarm sind hervorragend! Damit man die Schalldose auch von bzw. auf die Platte aufsetzen kann ein dünnes Loch bohren, in das man eine Nadel etc. als Fixierung stecken kann.





Da die Schulzeit vorbei war und ich vorerst kein Lust hatte Feinarbeiten an der Schalldose weiter zu fummeln und ein Klassenkamerad mit mir (aufgrund von Zeitdruck) bis um 10 Uhr in der Schulwerkstatt blieb, Arbeitete ich an der Verschönerung des Trichters. Dazu klebte ich den Teil des Trichters der Bemalt werden sollte mit Krepppapier ab und begann zu zeichnen.
Meine Idee, war das gezeichnete mit einem Messer auszuschneiden, so das nur noch die Linien übrig bleiben, das ganze dann mit Beize zu bestreichen, und am nächsten Tag das Krepppapier abzuziehen und somit helle Linien auf dunklem Grund zu erhalten. So die Theorie.







Nur noch bis morgen warten.





Also mir gefällte es. Außerdem hat mich das ganze 15 P in Kunst beschert.


Nachdem der Trichter jetzt vollkommen fertig ist, konnte ich mich der Schalldose widmen.
Nun musste die Membran einsetzten, den Nadelhalter bauen und die ganze Konstruktion damit das ganze auch vernünftig steht bauen.
Zuerst Membran einbauen.
Dazu nahm ich zwei einfache Silikonschläuche (vom Aquarium) nahm ich, um die Membran ein zu setzten, klebte diese luftdicht mit Silikon inklusive Membran ein.






Dabei schmierte ich die Membran ein wenig mit Silikon ein, aber das macht nichts?!


Musste nur noch der Nadelhalter her. Dafür hatte ich schon vorher eine Idee...





Ein Zirkel ist wie dafür geschaffen... billig, einfach zu beschaffen und zu verarbeiten und erfüllt seinen Zweck hervorragend.







Damit musste ich nur noch das Gestell bauen und jetzt schaut das ganze so aus.









...und zu guter letzt, bekam ich 9,5 von 10 möglichen Punkten auf die Präsentation meines Themas.

Danke Euch allen!
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snookerbee
Do Feb 21 2013, 00:49
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676
Danke für die Bilder. Ich war schon gespannt.

Ich vermute mal, daß die ganze Konstruktion wohl zu schwer ist, um eine Platte mit minimalem Verschleiß abzuspielen. Aber auf jeden Fall ein schöner Ansatz, um das Prinzip des Grammophons zu demonstrieren.

Früher hatte ich auch mal Vinyl mit einer Nähnadel abgespielt, die duch einen Trinkhalm gesteckt war und wie bei mir wird es wohl auch bei Dir sein: Die AMIGA-LP ist nun leider hin ... Autsch ....
Grüße
Claus

[ Bearbeitet Do Feb 21 2013, 01:18 ]
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alang
Do Feb 21 2013, 01:57
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 659
Superkreativ und genial! Vielen Dank fuer die Vorstellung. Nun stellt sich natuerlich die Frage, ob Dich dabei der Grammophonvirus gepackt hat und Du Dich auch weiterhin mit dem Thema beschaeftigen moechtest? Du koenntest z.B. Dein Grammophon mit einem Gehaeuse mit Federmotor vervollstaendigen. Oder versuchen ein echtes altes Grammophon zu bekommen und Dich mit alten Schellackplatten vergnuegen. Oder war das Schulprojekt genug Einblick in diese Thematik?
Nochmals vielen Dank und Gratulation zu Deinem Erfolg.
Andreas
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Rundfunkonkel
Do Feb 21 2013, 06:49
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1112
Respekt! Das ist wirklich gut geworden. Allein der Trichter ist schon klasse :). Mich würde es auch interessieren, ob Dich der Virus "Grammophon" nun gepackt hat.
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Limania
Do Feb 21 2013, 08:09

⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mai 21 2012, 15:14
Beiträge: 1106
Meinen Glückwunsch! Das hast du super hin bekommen, alle Achtung

Wenn es dir ein Trost ist: Mit der Formel, zur Berechnung des Trichters, kann ich auch nichts anfangen *hopi
Aber du hast das Problem ja super gelöst.
Hast du mal ausprobiert damit eine Platte abzuspielen?

LG Limania
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kronackel
Fr Feb 22 2013, 00:00
Gast
Erst mal freut es mich, das euch meine Arbeit gefällt.

Und zum Grammophon Virus naja das ist jetzt fast ein Jahr her seitdem ich angefangen habe mich damit zu beschäftigen und mit der Zeit nimmt die Begeisterung nun einfach mal ab. Außerdem muss ich gestehen, das nicht die Musik sondern eher die simple und geniale Technik des Grammophons mich Fasziniert hat und ich unbedingt tüfteln wollte, mir Gedanken machen wie wo was sein könnte und kein Bausatz zusammen bauen wollte.

Und ja wir haben ein altes Grammophon und ein par Platten zu hause allerdings mit kaputter Feder, die ich eventuell mal reparieren wollte (da habe ich ja schon einen Beitrag gesehen).

Und keine Angst Vinyl-freunde die Platte die man auf dem Plattenspieler liegen sieht, wurde Nicht mit dieser Schalldose abgespielt. Die lag nur für noch schnell ein Foto drauf. Abgespielt habe ich eine Schellack platte (Von der Putzta will ich Träumen) damit und ich muss sagen ich war SEHR positiv überrascht. Angefangen bei der Tonqualität bis zur Lautstärke.

Und zum Gewicht der Konstruktion:
Ich denke das es nicht zu schwer auf der Platte liegt, da das Rohr am Gerüst fest sitzt und man die Schalldose wie normal nur auf die Platte setzt, mit einer Ausnahme es sind sind jeweils 2 kleine Löcher in die Rohre gebohrt. Groß genug um um eine feine Nadel zur Fixierung rein zu stecken.
So kann man die Schalldose nun auf die Platte setzten oder eben hochstellen.

Gruß Felix


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snookerbee
Fr Feb 22 2013, 00:40
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676
Und zum Gewicht der Konstruktion


Danke für die Klarstellung. Das habe ich auf den Bildern nicht richtig erkannt.

Grüße
Claus
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