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Phonoeingang und Schellackplatten (Anti RIAA)
Moderatoren:SchellackFreak, berauscht, GrammophonTeam, Charleston1966, DGAG, Der_Designer, LoopingLoui
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Formiggini
So Aug 07 2011, 17:52 Druck Ansicht

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1578
Dies führt den thread "Entzerrung von Schellackplatten / Frequenzkurven" Link - Hier klicken etwas weiter.

In dem obigen thread wurde schon dargelegt, das ein Phonoeingang mit einer RIAA Entzerrung nicht zu den alten Schellackkurven passt.

Nun gibt es, wie schonmal erwähnt teure bis sündhaft teure Schellackvorverstärker.
Diese Ausgabe kann man allerdings umgehen, wenn etwas handwerkliches Geschick und ein Lötkolben vorhanden ist. Vielleicht hilft da ja auch ein Bastler weiter....

Hier soll es jetzt erstmal darum gehen, wie man die RIAA Verzerrung wieder "los" wird, wenn man seine Platten anschließend im Rechner bearbeiten will.

Warum aber, stört die RIAA Verzerrung?
Mit dem etwas zu starken Bass könnte man ja noch leben - mittlerweile hat sich die Hörgewohnheit eh an stärkere Bässe gewöhnt.

Will man seine Schellacks aber nach der Überspielung restaurieren, z.B. das Knistern und einzelne Knackser raus filtern, dann stört die RIAA Kurve.
Warum?
Nun, bei RIAA werden ab c. 2000Hz die Höhen abgesenkt. Aber gerade im Höhenbereich spielen sich die Knackser und das knistern ab.
Wird dieser Bereich nun abgeschwächt, tut sich ein anschließendes "Reinigungsprogramm" wesentlich schwerer das knistern und die anderen Störgeräusche zu "erkennen".
Im besten Fall werden diese dann nicht vollständig entfernt. Im schlechteren Fall, kommt es zu digitalem "blubbern".

Deswegen ist es wichtig, die Platten vor dem restaurieren ohne Höhenabsenkung aufzunehmen.
Nun gibt es auch wieder (teurere) lineare Vorverstärker. Das muss allerdings nicht sein...

Eine Möglichkeit ist, man verwendet den Mikrophoneingang eines Verstärkers oder Mischpultes. Allerdings muss sowas vorhanden sein.

Ein Phonoeingang (mit RIAA Kurve) ist aber fast immer vorhanden - wie will man sonst seine Platten hören *grins

Nun geht es also nur noch darum, die RIAA Kurve "rückgängig" zu machen.
Dies kann passiv mit einem kleinen Netzwerk realisiert werden, das zwischen den Ausgang des Plattenspielers und dem Phonoeingang gelegt wird.

Pro Kanal (links & rechts) sind nur 5 kleine Bauteile notwendig, 3 Widerstände und 2 Kondensatoren.


Am Ausgang dieses kleinen Netzwerkes liegt dann ein nahezu lineares Tonsignal vor.
Zwar wird auch die Lautstärke etwas reduziert, dies kann aber bei der anschließenden digitalisierung einfach wieder aufgeholt werden.

Bedenkt bitte, das obiges Schaltbild nur für einen Kanal gilt!
Wenn ihr in Stereo überspielt, braucht ihr die kleine Schaltung doppelt!

Der Aufbau kann entweder frei verdrahtet stattfinden, oder auf einer kleinen Lochstreifenplatine aufgebaut werden.

Denkt daran, die Masse auf die Schirmung zu legen, sonst handelt man sich ganz schnell einen schrecklichen Brumm ein!

Auch die Frequenzanpassung muss später auf digitalem Wege stattfinden - die Schaltung eignet sich also nur zum digitalisieren, und nicht zum "einfach so" Schellacks hören!
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berauscht
So Aug 07 2011, 18:37
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 2040
Vielen Dank! Das ich da noch nicht drauf gekommen bin!
Ich hatte den Plattenspieler schon mal mit dem Mikrophoneingang des Rechners verbunden um das Problem der RIAA Verzerrung bei Aufnahmen zu umgehen, allerdings hatte ich dort Probleme mit Netzbrummen. Auf die Idee den Mikrophoneingang des Verstärkerz zu nutzen bin ich einfach nicht gekommen. Das werd ich gleich mal Ausprobieren.
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berauscht
So Aug 07 2011, 19:03
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 2040
. . . und wie es dann so ist: 40 Jahre lang wurde der Mikrophoneingang nicht benutzt, und wenn man ihn dann mal braucht . . . am Ende nur ein leises Rauschen als Ausgangssignal.
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berauscht
So Aug 07 2011, 19:14
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 2040
Und das bei deutscher Wertarbeit aus St. Georgen . . .
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Willi-H-411
Do Okt 13 2011, 15:59
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 12 2011, 11:42
Wohnort: Ruhrpott
Beiträge: 1300
Wenn es darum geht, Schellacks per Magnetsystem auf den PC zu überspielen und dort nachzubearbeiten, gibt es hier sehr gute Programme: Link - Hier klicken

Einmal das Programm "Equalizer", welches softwaremäßig die RIAA-Entzerrung aufhebt, und mit dem man dann anschließend die nötige Wiedergabe-Entzerrung einstellen kann.

Dann auch noch das Programm "ClickRepair", mit dem man das Knistern und Knacken der Schellacks entfernen kann, ohne an die Musiksubstanz zu gehen.

VG Willi


[ Bearbeitet Do Mai 03 2012, 11:24 ]
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radiobastler
Fr Nov 04 2011, 21:14
⇒ Mitglied seit ⇐: So Okt 30 2011, 17:20
Wohnort: Essen Ruhr
Beiträge: 58
Wer häufiger digitalisiert und auch etwas mehr Geld anlegen möchte, dem kann ich die Software Wavepurity empfehlen. Dazu gibt es ein RIAA-Plugin, mit dem man auch RIAA herausnehmen kann. Außerdem kann man noch viele andere Schellack-Entzerrungen vornehmen, da gibt es mehrere Vorgaben.

Man braucht nicht mal einen Plattenspieler mit 78 UpM. Man kann die Platte mit 33 aufnehmen und dann auf 78 umrechnen lassen, das funktioniert gut.

Leider ist die Software nicht ganz billig, rund 100€ muß man da leider anlegen. Diese Investition lohnt sich aber bei häufiger Nutzung. Audacity kommt da nicht mit.

[ Bearbeitet Mi Jan 03 2018, 10:30 ]
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Willi-H-411
Fr Nov 04 2011, 21:37
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 12 2011, 11:42
Wohnort: Ruhrpott
Beiträge: 1300
So eine "Anti-RIAA" Einstellung und die Möglichkeit, Schneidekennlinien nachzubilden, gibt es auch bei dem kostenlosen Programm "Equalizer" von clickrepair.net.

[ Bearbeitet Do Mai 03 2012, 11:25 ]
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Rundfunkonkel
Sa Nov 05 2011, 21:36
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1122
Hallo Willi,

ich hab mir mal die Anti-RIAA Schaltung aus der Elektor herausgesucht, dort sind die Werte etwas anders wie bei Deinem Schaltbild. Es wäre interessant wie sich das auf das Klangbild bzw. -empfinden auswirkt. Ich weiss aber nicht, ob ich diese Schaltung hier posten darf. Könnte ich die Werte in Deine Zeichnung einfügen?

Blöde Idee: was passiert, wenn man einen Kristalltonabnehmer damit "korrigiert"? Dann müsste sich in einem Programm die nun halbwegs lineare Kurve in eine Schellackschneidkennlienie ändern lassen (soweit die Theorie).

Gruß

Rundfunkonkel
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Willi-H-411
Sa Nov 05 2011, 22:03
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 12 2011, 11:42
Wohnort: Ruhrpott
Beiträge: 1300
Hallo Rundfunkonkel!

Meinst du das Schaltbild für das Kristallsystem? Die Werte habe ich "per Gehör" gefunden. Es ist also durchaus möglich, daß die nicht so stimmen. Bis auf den Wert 820 Ohm. Der war im Original so vorgesehen. Der ist für die Anpassung für nach der RIAA-Norm geschnittenen Platten.

VG Willi


[ Bearbeitet Do Mai 03 2012, 11:26 ]
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Rundfunkonkel
Sa Nov 05 2011, 22:12
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1122
Hallo Willi,

nein - ich meine die Anti-RIAA Schaltung, um ein RIAA Signal wieder zu linearisieren.

Gruß

Rundfunkonkel
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Formiggini
So Nov 06 2011, 08:17

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1578
Das Elektorbild hier einzustellen, wäre nicht so gut aus Urheberrechtlichen Gründen...

Du kannst dir ja aber das "Anti RIAA" Bild runterladen, und deine Werte anstatt einfügen.

Die "Anti RIAA" Schaltung bewirkt ja eine Höhenanhebung, wie auch eine Bassabsenkung.
M.m nach, dürfte diese Schaltung an einem Kristallsystem ein recht flaches Klangbild mit wenig Bass ergeben.
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Willi-H-411
So Nov 06 2011, 14:58
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 12 2011, 11:42
Wohnort: Ruhrpott
Beiträge: 1300
Hallo Formiggini!

Was deine Anti-RIAA-Schaltung betrifft:

Um Schellackplatten mit einem Magnetsystem über einen RIAA-Entzerrer-Vorverstärker abzuspielen, bräuchte man ja keine Bass-Absenkung in deiner Schaltung. Denn die elektrisch aufgenommenen Schellackplatten wurden ja bei den tieferen Frequenzen bereits mit konstanter Amplitude geschnitten. Lediglich die Einsteigs-Frequenz war unterschiedlich und lag zwischen 250 und 500 Hz.

Es wäre also für eine Anti-RIAA-Schaltung für Schellackplatten lediglich wichtig, daß die Höhen im Vorfeld angehoben würden. Dies am besten schaltbar, damit man diese an die jeweilege Schellackplatte anpassen kann. Denn so ungefähr ab 1941 wurden die Höhen beim Schneiden auch schon angehoben. Allerdings bedeutend weniger, als bei der RIAA-Norm. Außerdem hat da ja wohl jede Plattenfirma ihr eigenes Süppchen gekocht. Von daher reicht es ja schon aus, die Höhenanhebung bei der Wiedergabe "nach Gehör" einstellen zu können.

VG Willi


[ Bearbeitet Do Mai 03 2012, 11:28 ]
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Rundfunkonkel
So Nov 06 2011, 23:14
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1122
Hallo an alle,

hatte mich vertan - die Anti-RIAA war von Fomiggini, und nicht von Willi. Leider vertauscht, entschuldigung.

Hier die andern Werte aus der "ElektorNikzeitschrift". Zusätzlich befindet sich noch ein 6,8k Widerstand in Reihe´.


<div class='spacer'></div>

Edit:

@Formiggini: das mit dem flachen Frequenzumfang des Kristallsystems wäre auch das Ziel, um es danach im Rechner mit einer anderen Kurve anpassen zu können.

Gruß

Rundfunkonkel

[ Bearbeitet Mo Nov 07 2011, 10:41 ]
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