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Electrola LB106 - Präsentation und Restaurationsbericht
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Klangwolke
Mi Jan 22 2014, 12:51 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Jan 04 2014, 13:54
Wohnort: 4150 Rohrbach Österreich
Beiträge: 244
HERSTELLER: Electrola
MODELL: LB 106
SERIENNUMMER: 2749
JAHR: 1935/36
DAMALIGER PREIS: 105,-RM
GEHÄUSE: Sperrholz mit Kunstlederbespannung, L41,5cm x B29cm x H15,5cm, blau
PLATTENTELLER: D25cm, mit Filz belegt
TRICHTER: innenliegend, Blech
MOTOR: Electrola, eine Feder
SCHALLDOSE: Electrola No.4A, mit Glimmermembrane

INTERESSANTE DETAILS: erste nicht mit HMV baugleiche Kofferserie,
automatische + manuelle Tellerbremse, Plattentablett


Ich habe dieses Modell im Internet ersteigert. Im gegensatz zu den Angaben des Verkäufers funktionierte es nicht, war aber optisch in einem ansprechenden Originalzustand. Der Motor lief nicht und die Feder der Kurbel war gebrochen. Nach dem Zerlegen des Gerätes sah ich einen eigentlich sehr sauberen Motor, der wahrscheinlich außer der "Originalschmierung" noch nie ein Tröpfchen Öl gesehen hat:

Die alten Graphitfette waren wie versteinert, was auch erklärte, warum der Motor nicht mehr lief:



Also putzen, putzen, putzen... achja, zum mechanischen Abtragen der Verkrustungen kann ich Schleifvlies empfehlen (ähnlich der rauen Seite eines Putzschwamms), -das zerkratzt die Metallteile nicht!



Nun habe ich alle Teile mit einem, in Waffenöl getränkten, Tuch abgerieben, die Aufzugsfeder und die Innenseite der Federndose gut mit Sprühfett geschmiert und dann den Motor wieder zusammengebaut.
Das Problem mit der abgebrochenen Kurbelfeder habe ich folgendermaßen gelöst: Ich habe eine Umdrehung der Feder aufgebogen und am Ende wieder eine kleine Öse zum befestigen geformt.- Funktioniert wunderbar!





Die drei Dosen im Hintergrund sollen keine Schleichwerbung für Marken sein, aber ohne diesen Produkten würde ich keine Grammo-Renovierung mehr durchführen:
Sprühfett: hat den großen Vorteil, daß es erst einige Sekunden nach dem Sprühen eindickt und sich daher optimal (auch in den Zwischenräumen der Aufzugsfeder) verteilt.
Waffenöl: das beste Konservierungsmittel nicht nur für Metallteile. Ich habe auch die Kofferoberfläche damit eingelassen, da das Blau der Schuhcreme zwar wunderbar zum Farbton meines Odeon2-Koffers passt aber überhaupt nicht zum LB106.
Bremsenreiniger: zum entfernen alter Öle, Fette und sonstiger Ablagerungen. Wer's einmal probiert hat, wird nicht mehr darauf verzichten wollen!
Die übereinstimmenden "Montagenummern" am Motorboard und im Koffer waren ein weiterer Beweis für den Originalzustand:



Schließlich den Motor wieder auf das Board geschraubt, Bremsen und Geschwindigkeitsregler gereinigt....



Das stark korridierte Schloß habe ich mittels Elektrolyse gereinigt - siehe ander Thread auf dieser Homepage [http://grammophon-platten.de/e107_plugins/forum/forum_viewtopic.php?15977][/link]
Zuletzt wurde das Schloß , sowie alle anderen Beschläge mit Pollierwatte auf Hochglanz gebracht, alles wieder zusammen gebaut, die automatische Abschaltung und die Geschwindigkeitsregelung eingestellt und FERTIG!!!

Und hier ist das Ergebnis all der Mühe (Zeitaufwand: ca. 10 Stunden)











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Mario40
Mi Jan 22 2014, 13:11
Gast
Sehr gute arbeit, sieht sehr schön aus.
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Hedensö
Mi Jan 22 2014, 13:34
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 881
Ja, kann mich nur anschließen.

Das mit der Elektrolyse muss ich auch mal testen, wobei ich befürchte, dass mir persönlich das zu neu aussieht. Vielleicht muss man auch nicht ganz so lange reinigen oder so...

...ist sicherlich Geschmackssache.
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Klangwolke
Mi Jan 22 2014, 13:51
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Jan 04 2014, 13:54
Wohnort: 4150 Rohrbach Österreich
Beiträge: 244
@Hedensò:
Lass dich nicht von den Blitzlicht-Photos täuschen! Wo mal Rost durch den Chrom geblüht hat, kann die Elektrolyse kein Chrom mehr hinzaubern. Sie entfernt ihn nur, und durch nachträgliches Pollieren kann man das darunterliegende Metall zum glänzen bringen. Ich finde das erhält ganz schön den alten Charakter der Teile und sieht doch sehr gepflegt aus.

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Gast
Mi Jan 22 2014, 14:51
Gast
Ein toller Musterbericht zum dem 106 !

Danke, Wolfgang !

Es ist ein guter Koffer. Gönn' uns doch dann noch gern ein Bild mit dem Tablett ! Ich kann vollkommen verstehen, daß Du es zu dem schönen Ding unbedingt kaufen musstest ;-)

Gruß, Nils

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joha
Mi Jan 22 2014, 15:38
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mär 26 2012, 15:45
Wohnort: Dresden/Sachsen
Beiträge: 985
Da freut sich das Sammlerherz,sehr schön gemacht,die staunenden Blicke von Betrachtern die dann die Frage stellen,...Ist das wirklich schon so alt???
Immer wieder ein Erlebnis ,wenn ein Gerät wieder zum Leben erwacht und dabei noch seinen Charakter behält.
Danke für den Einblick in deine Werkstatt.
Gruss Joha
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Limania
Mi Jan 22 2014, 16:12

⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mai 21 2012, 15:14
Beiträge: 1106
Zu diesem tollen Grammophon und zu deiner Arbeit daran kann man dir nur gratulieren.
Sieht ja fast aus wie Fabrikneu :-)
Danke für diesen tollen Bericht.

LG Limania
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Klangwolke
Fr Jan 24 2014, 11:44
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Jan 04 2014, 13:54
Wohnort: 4150 Rohrbach Österreich
Beiträge: 244
Und nun noch das Tüpfelchen auf dem i:



*year
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Gast
Fr Jan 24 2014, 12:02
Gast
Danke, Wolfgang, das ist nach meinem Geschmack bis jetzt Dein bester Koffer !

Auf dem oberen Bild kommt er uns gleich einer Traumgestalt entgegen ...

Danke für die gelungene Dokumentation.

Gruß, Nils
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