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Der sogenannte "Aufnahme-Rekorder"
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Gast
Di Feb 04 2014, 21:21 Druck Ansicht
Gast
Nicht jeder von uns hat seinen 78er Plattenspieler in der Nähe des Computers und da wird es manchmal schwierig mit den Kabeln und nicht selten hat der Eine oder Andere auch Schwierigkeiten, die Klänge seines Plattenspielers (mit den entsprechenden Gerätschaften natürlich) gut auf seine Soundkarte zu bekommen.
Ich persönlich digitalisiere folgendermaßen: Ich habe da ein Gerät das den Namen
"Aufnahme-Recorder"trägt und den es, nicht sehr billig!, in vielen Varianten gibt ( ein recht ungünstiger Name übrigens denn Aufnahme-Recorder auf deutsch = Aufnahme-Aufnehmer ... so dumm, daß es schon wieder lustig ist! )Der sieht so aus


Man verbindet nun ganz einfach den Ohrhörerausgang seines Plattenspielers oder dessen Verstärkereinheit (wenn nötig gibt es, z.B. im Internet, alle erforderlichen Adapter) mit der Line In Buchse des Aufnahme-Rekorders, wählt die Aufnahmequalität ( Einstellmöglichkeiten bei meinem Gerät: PCM 24 bit, PCM 16 bit, oder die MP3 Qualität 32kbps, 64 kbps, 128 kbps, 192 kbps oder 320 kbps), macht dann eine Probeaufnahme zum Einstellen der Aussteuerung (die meisten Geräte, auch meines, kann man auf"automatische Aussteuerungsbegrenzung" einstellen) und dann nimmt man munter auf. Wenn man diese Aufnahmen dann über Computer anhören oder sie mit einem entsprechenden Programm bearbeiten möchte steckt man den Aufnahme-Rekorder einfach mit dem ausschiebbaren USB-Stecker in einen Eingang am PC.(siehe Bild)


Der Aufnahme-Rekorder ist außerdem nutzbar als ausgezeichneter und durch eine einschiebbare Mini-SD Karte praktisch unendlicher MP3-Player, man kann durch die zwei stereoskopisch angeordneten Microphone Stereo-Aufnahmen machen ... z.B.
bei Besprechungen usw. usw..



[ Bearbeitet Mi Feb 05 2014, 11:50 ]
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RF-Musiker
Di Feb 04 2014, 22:52
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Sep 15 2011, 11:21
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Beiträge: 352
Er kann neben MP3 auch WAV-Dateien in 16 und 24 Bit?
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Gast
Mi Feb 05 2014, 08:52
Gast
Ja.

Beste Grüße

Jürgen

[ Bearbeitet Mi Feb 05 2014, 10:29 ]
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veritas
Do Feb 06 2014, 10:15
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
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Beiträge: 543
Endlich jemand, der auch einen PCM-Recorder einsetzt. Ich nutze meinen Tascam DR-2d seit mittlerweile vier Jahren mit großem Erfolg zur Digitalisierung.



Seitdem ist der Frustfaktor beim Aufnahmen erheblich kleiner gewordeg. Im Gegensatz zum Rechner macht der Recorder ja auch nichts anderes als Aufnehmen/Wiedergeben und wird duch keine anderen Programme gestört. Auch weitere Risiken wie Brummschleifen sind durch den Akkubetrieb reduziert.
Eine USB-Buchse hat für den Anschluß als Massenspeicher auch, oder ich nehme einfach die SD-Karte heraus.
Die zwei eingebauten Mikrofone machen auch bei Live-Aufnahmen einen guten Dienst. Klasse finde ich auch die Möglichkeit der Doppelaussteuerung. Wenn ich fürchte, eine Aufnahme zu übersteuern, dann gibt es das Dual Recording, bei dem eine zweite Aufnahme mit -12dB parallel erstellt wird. Bei der Digitalisierung von Platten/Walzen/etc. ist das natürlich nicht nötig.

Gruß, Norman
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veritas
Mi Feb 26 2014, 10:18
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 543
Wenn es um Schellackaufnhamen geht, so dürfte praktisch jeder 24bit-fähige Recorder mit Line-Eingang gut geeignet sein.

Starke Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen gibt es aber bei den eingebauten Mikrofonen. Wer sich überlegt einen Recorder anzuschaffen und diesen evtl. auch für Live-Aufnahmen oder ähnliches einzusetzen gedenkt, der kann sich hier durch eine ganze Reihe von Modellen klicken. Dieser Händler bietet recht aussagekräftige Hörproben für viele Geräte an:

Link - Hier klicken

Ein abschreckendes Beispiel für ein Recorder ist auch dabei: der "Soundman DR2 Digital Recorder" ganz oben in der Liste für 35 €. 24bit sind bei dem Preis natürlich nicht drin, aber auch der A/D-Wandler dürfte eine mittlere Katastrophe sein. 89 Euro scheinen wirklich die derzeit magische Grenze für qualitativ vernünftige Geräte zu sein.

Direktes mp3-Encoding ist übrigens auch mit guten Geräten nicht empfehlenswert. In der Regel ist die Kodierungsqualität mit LAME sogar bei geringeren Bitraten noch hörbar besser.

Gruß, Norman
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B_Diehr
Di Sep 23 2014, 13:37
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Sep 17 2014, 09:40
Beiträge: 105
Da ich gelegentlich Konzerte mitschneide habe ich mir den Zoom H2N gekauft. Er eignet sich, meiner Meinung nach, hervorragend zum Mitschneiden, handlich, riesige Speicherkapazität und mit vollen Akkus 20 Stunden Laufzeit. Er hat vier Mikrofonkapseln die unterschiedlich geschaltet werden können, z.B. rundum für Konferenzen, Stereo, oder Stereo breit, je nach Bühne.

Zum Platten digitalisieren ist der auch klasse, leicht zu bedienen, man kann über Mikro oder Line aufnehmen.
Die Nachbearbeitung folgt dann am Mac, SD-Karte vom Zoom in den Rechner und schon kann es losgehen.

Grüße
B_Diehr
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Austroton
Fr Sep 26 2014, 18:20
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Sep 23 2014, 12:43
Wohnort: Villach (Kärnten)
Beiträge: 86
Ich stehe noch ganz am Anfang mit der Digitalisierung und muß mich erst mal informieren und einlesen, bevor ich grundlegende Fehler mache. Wichtige Hinweise konnte ich schon hier entnehmen - vielen Dank. Ich denke an die Anschaffung des recorders Tascam DR-07Mk2. Wird sonst noch Hardware benötigt, z.B. eine externe Soundkarte? Kann man die Dateien dann direkt in das Programm, z.B. Audacity, importieren? Werden die Dateien dort auch endgültig abgespeichert oder braucht man dazu iTunes? Bin für alle Infos dankbar.
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B_Diehr
Fr Sep 26 2014, 20:36
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Sep 17 2014, 09:40
Beiträge: 105
Wenn ich das richtig sehe zeichnet der Tascam auf microSD auf. Du kannst 44,1 (entspricht CD Qualität), 48 oder 96 khz in 16 oder 24 bit oder gleich mp3 aufnehmen. Eingang über die eingebauten Mikrofone oder line-in. So sind direkte Aufnahmen mit dem Grammophon oder beim Plattenspieler über den Kopfhörerausgang möglich.

Wenn du ein SD bzw. mini-SD Lesegerät am Rechner hast steckst du dort die bespielte Karte rein und öffnest sie dann mit Audacity.
Welche Formate und Sampleraten Audacity lesen kannst musst du probieren, 44,1 khz 16 bit, also CD-Qualität, funktioniert auf jeden Fall und sollte ausreichen.
Wenn das Gerät auch USB kann könntest du die Sounddateien auch so in den Rechner überspielen, aber so ein SD-Kartenleser kostet ein paar Euro, ist schnell und zuverlässig.
Jetzt brauchst du ordentliche Lautsprecher oder Kopfhörer am Rechner, um die Aufnahme abzuhören und zu schneiden, Ein- und Auslaufrille stumm machen, vielleicht auch die Entzerrerkurve auszugleichen usw., je nach Anspruch und Zweck der Aufnahme.
Du kannst die fertige Soundfile dann als WAV (oder AIFF, SDII, MP3) auf die Festplatte sichern, oder eine Audio-CD brennen (oder beides).
Die gleiche Soundfile danach als MP3 sichern für das Internet. So wird die Datei kleiner (ca. 1/10), hat aber auch Verluste.

Grüße

B_Diehr

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veritas
Fr Sep 26 2014, 21:35
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 543
Tascam und Zoom sind derzeit die zwei Platzhirsche auf dem Gebiet der sog. Field Recorder. Die Mikrofone des H2N finde ich natürlich für Live-Aufnahme sehr interessant. Der DR-07Mk2 von Tascam ist auch ein äußerst schönes Modell mit hervorragenden technischen Daten und der Signal-Rauschabstand liegt nochmal zwei dB unter meinem DR-2d:

Link - Hier klicken

Meinem Vorposter kann ich bei den Möglichkeiten soweit voll und ganz zustimmen. Qualitativ ist es aber immer sinnvoll, in der höchstmöglichen Auflösung - hier also mit 96 KHz / 24 Bit - aufzunehmen, dann alles zu bearbeiten und zum Schluß erst auf CD-Standard (44,1 KHz / 16 Bit / Stereo) als allerletzten Schritt herunterzusamplen. Damit verhindert man unnötigen Quantisierungsrauschen, daß vor allem bei 16 Bit mit jedem Bearbeitungsschritt schnell ansteigt. Das alles geht auch mit Audacity. Wichtig hier: Die Qualität in den Einstellungen bei Audacity für die Sample-Wandlungen auf hoch stellen:
Datei > Einstellungen > Qualität > Samplefrequenz-Umwandler jeweils auf "Best Quality (Slowest) / kein Dither

Auf keinen Fall sollte man direkt im MP3-Format mit einem mobilen Recorder Aufnahmen machen. Auch in den höherwertigen Geräten liefern die darin verwendeten Echtzeit-Encoder eine wesentlich schlechtere Qualität als ein Software-Encoder im Rechner. Bei gleicher Bitrate hört man also direkt im Vergleich bei einem direkt erstellten MP3 viel mehr Störungen in Form von Kompressionsartefakten.
Der Gebrauch des richtigen MP3-Encoders hat also eine sehr große Auswirkung auf die Klangqualität. Deshalb sollte man dafür nicht jedes x-beliebige Programm verwenden. Mit dem LAME-Plugin kann man auch direkt aus Audacity MP3-Dateien erstellen, irgendein iTunes braucht es dazu wirklich nicht.

Weitere Programme und Bibliotheken zur MP3-Enkodierung und anderen Formaten gibt es z.B. bei rarewares.org: Link - Hier klicken
Da finden sich z.B. auch die neuesten Versionen des Ogg Vorbis-Nachfolgers Opus.

Der DR-07Mk2 hat übrigens auch eine Mini-USB-Buchse. Die microSD-Karte kann also ruhig im Gerät verbleiben.

Grüße, Norman
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B_Diehr
Sa Sep 27 2014, 07:49
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Sep 17 2014, 09:40
Beiträge: 105
Noch einen Aspekte möchte ich anfügen.

Wir müssen unterscheiden ob ich über die Mikrofone oder über Line in aufnehme. Bei einem rein mechanischen Grammophon hab ich da keine Wahl, bei einem moderneren Plattenspieler geht aber beides.

Wenn ich also Line-in wähle bekomme ich das Signal vom Tonabnehmer über den Verstärker direkt auf meine Speicherkarte. Die einzigen Störgeräusche kommen von der Nadel und dem Verstärker, und je nach Aufwand der Nachbearbeitung bekomme ich einen Sound der dann in Richtung "digital remastert" geht (ein Tonstudio mit eingemessenen Monitoren ist das nicht, dafür aber viel preiswerter).

Wenn ich über die Mikrofone aufnehme weil das Grammophon rein mechanisch ist, oder wenn ich den speziellen Klang meiner 5oer Jahre Musiktruhe einfangen will nehme ich immer den Raum mit auf. Was ich damit sagen will ist, ich bekomme eine Aufnahme die annähernd dem entspricht was ich auch auf meinem Lieblingshörsessel höre (wenn nun gerade der Postbote klingelt ist der natürlich auch mit drauf).

Norman hat natürlich recht wenn er im höchstmöglichen Aufnahmemodus arbeitet und die Aufnahme erst am Ende auf z.B. CD Qualität runterrechnet, der MP3 Modus kann aber seine Berechtigung durchaus für die "schnelle Aufnahme zwischendurch" haben. Ein Freund ruft an, haste mal dieses oder jenes Stück im Regal, fünf Minuten später hat er das dann per Mail (zugegeben, habe das noch nie gemacht, im Rechner umwandeln braucht nur ne Minute mehr).

Letztendlich natürlich Geschmacksache was ich erreichen will, diese Aufnahmegeräte bieten da ein weites Feld zum experimentieren. Die Dinger sind auch ausbaufähig, ich kann mit externen Mikros aufrüsten, was aber die Idee von klein und handlich ad absurdum führt.

Persönlich bin ich mit dem Zoom sehr zufrieden, währe es mit dem Tascam wahrscheinlich auch.

Grüße

B_Diehr

[ Bearbeitet Sa Sep 27 2014, 07:52 ]
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Rundfunkonkel
Sa Sep 27 2014, 08:21
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1118
Anzumerken wäre noch, dass eine MP3, in variabler Bitrate kodiert, bei kleinerer Größe klangliche Vorteile bietet. Mittlerweile bin ich dazu übergegangen nur noch in 48khz und 320kbps VBR 100% unzuwandeln. Bei CD Qualität höre ich jedenfalls schon klangliche Verluste im Vergleich zur 96khz Wavedatei.
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Austroton
So Sep 28 2014, 17:56
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Sep 23 2014, 12:43
Wohnort: Villach (Kärnten)
Beiträge: 86
Danke für diese Informationen, liebe Kollegen. Damit bin ich einen erheblichen Schritt weiter. Jetzt gibt es (vorläufig) nur noch eine Frage: @veritas: Du sprichst " vom Gebrauch des richtigen MP3-Encoders". Ist der speziell zu laden oder ist er nicht vielmehr bei Audacity schon vorhanden?
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Austroton
So Sep 28 2014, 18:33
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Sep 23 2014, 12:43
Wohnort: Villach (Kärnten)
Beiträge: 86
Hat sich erledigt. Hab in der audacity Anleitung gelesen, daß ich LAME separat laden muß.
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krammofoon
Do Dez 15 2016, 11:07
Schellack-Gnadenhof
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jun 27 2011, 20:47
Beiträge: 1214
Servus :-)

Ich habe diesen alten Thread aus gegebenem Anlass nochmal ausgebuddelt.

Die beiden Platzhirsche in Sachen Field-Recordermarken ZOOM und TASCAM haben mit diesem feinen Gerät eine ernstzunehmende Konkurrenz am Markt:

der OLYMPUS LS14.....



Der größere Bruder des LS12; zu unterscheiden hier mit 3 Mikros anstelle derer 2 und 4 GB internem Speicher im Gegensatz zu den 2 GB des LS 12.

Der Kaufpreis liegt bei durchschnittlich 140 bis 160 Euro. Das Gerät kam bereits 2014 auf den Markt und hat sich anscheinend bisher bewährt, denn irgendwelche großen Änderungen zur Baureihe sind nicht verzeichnet.

Buchsen: Kopfhörer, Fernbedienung, Micro-USB, Line-In und Mikro. Der Ein-/Ausschalter kann gesperrt werden, so dass während einer Aufnahme nicht versehentlich dieser betätigt werden kann. Ebenfalls kann eine Micro-SD-Karte bis 32 GB eingesetzt werden.

Aufnahmemodi: Smart = Gerät "lauscht" zwischen einzustellenden 10 und 30 Sekunden und nimmt dann mit dem ermittelten Maximalpegel auf, welcher dann aber fest ist. Naja..... wer's braucht.....
Dann Manual = alles selbst zu wählen und noch Quick = Sofortaufnahme ohne weitere Einstellungen.
Aufgenommen wird maximal in 24 bit @ 96 Khz plus diverse andere Einstellungen dieser Art bis hin zu einem Mono-Modus @ 44,1 Khz.
Ein eingebauter Lautsprecher lässt einen - ohne Qualitätsanspruch, natürlich - das Aufgenommene mal anhören.

Es gibt die Möglichkeit das Menü auf Sprachführung umzustellen; ideal für Menschen mit Seh-Handicap! Außerdem sagt es dann einem immer beim Einschalten den Batteriestatus an.....

Interessant für Experimentierer und Musiker ist die OVERDUBBING-Funktion: hier kann über die bereits aufgenommene Tonspur eine zweite darüber aufgenommen werden, welche dann mit der ersten "verschmolzen" wird. Dies z. B. bei Gesang über eine Musikspur.....

Vielleicht kann ich aber mal ein Experiment starten, wie sich nun endlich GROSSMÜTTERCHEN und GROSSVÄTERCHEN als Paar anhören .

Ansonsten kann das Ding noch Dutzende von Sachen, welche ich noch herausfinden muss, oder ein potentieller Interessent bemüht die Weiten des WWW, um sich die Bedienungsanleitung zu Gemüte zu führen.

Ich habe das nicht getan, weil der Recorder dermaßen intuitiv zu bedienen ist, dass es eine wahre Freude macht.

Gruss
Georg
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veritas
Do Dez 15 2016, 18:00
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 543
Das Preis-/Leistungsverhältnis des LS12 und LS14 dürfte, für unseren Anwendungsbereich, nahezu unschlagbar sein.

Vor anderen Modellen von Zoom und Tascam möchte ich eine entsprechende Warnung ausgeben:

Vor einigen Monaten hatte ich mir den Tascam DR-22WL für 129€ gekauft.

Schon bei der ersten Inbetriebnahme stellte sich allerdings heraus, dass Tascam beim DR-22WL keinerlei Möglichkeiten vorgesehen hat, den Eingang zwischen Mikrofon- und Line-Input umzuschalten. Zur Erklärung: Ein dynamisches Mikrofon hat einen Pegel von 1 bis 4 mV/Pa, das Line-Level liegt jedoch typisch bei etwa 300 mV, mit oft nicht unwesentlichen Schwankungen. Deshalb ist der Anschluss eines Line-Ausgangs an einen Mikrofonvorstärker sinnlos, da es zu heftigen Übersteuerungen führt.

In der Praxis manifestierte sich das beim DR-22WL so, dass mit Anschluss an einen üblichen Phono-Vorverstärker am Plattenspieler, die Aufnahme noch immer teilweise übersteuerte. Dieser war bereits am unteren Ende angelangt.

Offenbar hat Tascam bei der Elektronik gespart, und auch nur eine Eingagsimpedanz für alle Quellen vorgesehen. Auch diese sollten eigentlich verschieden sein. Das ist in höchstem Maße unprofessionell. Mein älterer DR-2d hatte nicht nur separate Eingangsbuchsen, sondern auch im Menü INPUT SETTING > INPUT die Auswahl zwischen MIC und LINE.

Der Vergleich der teschnischen Daten schafft Gewissheit: Der DR-22WL ist nur noch für Eingangspegel von maximal -4 dBV ausgelegt. Das entspricht etwa 312 mV. Gerade bei vielen HiFi-Geräten kann dieser Wert schnell überschritten werden, wie z.B. bei Phono-Vorverstärkern, wo der Ausgangspegel vornehmlich durch den verwendeten Tonabnehmer bestimmt wird. Der ältere DR-2d erlaubt einen Eingangspegel am Line-In von +6 dBV. Das ergibt einen enormen Toleranzunterscheid von 10 dBV!

Den eigentlichen Treppenwitz findet man im Referenzhandbuch auf Seite 15:

"Wichtig
Wenn die Eingangsquelle auch nach dem Anpassen des Eingangspegels noch übersteuert, müssen Sie die Wiedergabe­lautstärke des externen Geräts absenken."

An anderer Stelle wird sogar empfohlen, einen Kopfhöhrerausgang als Quelle zu verwenden. Spätestens dann sollte man am Hersteller zweifeln. Die wenigsten Vorverstärker, besitzen einen eigenen Lautstärkeregler, d.h. die einzige Möglichkeit der Aussteuerung liegt beim Recorder.

Aus Interesse hatte ich dann auch bei Tascam direkt angefragt. Die Antwort war etwas ausweichend, daß der DR-40 (169€) oder der DR-100 MKII (234€) für meine Anwendungen eher geeignet sei. Zwar sind diese beiden Modelle zwischen Line/Mic umschaltbar, haben dafür aber auch zwei wuchtige XLR-Buchsen, die das gesamte Gerät deutlich größer machen. Meine Vermutung einer konstruierten Sparmaßname sah ich damit bestätigt.

Wer sich im übrigen dennoch für den DR-22WL mit seiner WLAN-Funktion interessiert, dem kann ich auch davon abraten: Für die Fernsteuerung per App muß ein separates WLAN Ad-hoc direkt mit dem Gerät aufgebaut werden. Eine Verbindung in ein bestehendes Netzwerk ist nicht möglich. Zusätzlich steigt der Stromverbrauch im Batteriebetrieb enorm an. Die Idee ist sicher gut, aber schlecht umgesetzt. Bluetooth wäre hier deutlich sinnvoller gewesen.

Den Tascam den DR-22WL als offizielles Nachfolgemodell des DR-2d zu bewerben, ist daher in höchstem Maße irreführend. Mein Exemplar ging jedenfalls postwendend zurück.

Das Problem betrifft potentiell nämlich alle PCM-Recorder, die keine separaten Eingänge für Line-Level und Mikrofon besitzen. Das betrifft z.B. auch den Tascam DR-05 für knapp unter 100€.

Ebenso besitzt der Zoom H1, ebenfalls knapp unter 100€, nur eine Eingangsbuchse. Diesen konnte ich vor ein paar Wochen mal testen. Immerhin ließ sich der Eingangspegel beim Zoom noch soweit nach unten Aussteuern, daß auch ein Line-Level-Signal nicht wie beim dem Tascam DR-22WL zwangsweise übersteuerte.

Dennoch darf man sichergehen, daß auch beim Zoom H1 darunter das Rauschverhalten bei Aufnahmen leiden dürfte, wenn ein dermaßen sensibler, interner Vorverstärker erst wieder nach unten "geknüppelt" werden muß, um hinreichend zu funktionieren. Mein alter DR-2d, den ich zeitweise verlegt hatte, fand sich zum Glück bald wieder an. Denn Qualitativ dürfte er damit noch immer deutlich über seinem vermeintlichen Nachfolger stehen.

Beim Kauf eines solchen PCM-Recorders sollte man also zwingend darauf achten, daß dieser zwei separate Eingangsbuchsen besitzt.

Aus diesem Grund sind gerade der LS12 und LS14 eine gute Wahl. Alternativ gibt es noch den Roland RS-05, der sich trotz seines Alters noch immer auf dem Markt behauptet, allerdings mit derzeit 174€ noch immer teurer ist.
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berauscht
Mi Okt 28 2020, 21:56
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1993
Die Aufnahme-Recorder lassen sich nicht nur mit Batterien betreiben, man kann auch mit dem Kabel zur Datenübertragung die Stromversorgung herstellen. Hierzu kann man den Strom beispielsweise von einem Computer beziehen, oder ein USB-Netzteil eines Mobiltelefons verwenden.
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Rundfunkonkel
Do Okt 29 2020, 12:55
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1118
berauscht schrieb ...

Die Aufnahme-Recorder lassen sich nicht nur mit Batterien betreiben, man kann auch mit dem Kabel zur Datenübertragung die Stromversorgung herstellen. Hierzu kann man den Strom beispielsweise von einem Computer beziehen, oder ein USB-Netzteil eines Mobiltelefons verwenden.


Kleiner Hinweis aus eigener Erfahrung: trotzdem Batterien im Gerät belassen. Nichts ist ärgerlicher als eine missglückte Aufnahme, wenn mittendrin wegen Wackelkontakt oder versehentlich herausgerutschtem USB Stecker die Aufnahme schief geht...
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