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Willy Stefan "Der Odeon Didi"
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Barnabás
Do Mär 27 2014, 21:54 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 04 2012, 20:37
Beiträge: 651
Hallo Fachwelt,

Leider war es mir bisher nicht möglich biographische Daten des Sängers
Willy Stefan Didi zu finden.

Als Beleg für seine Aufnahmearbeiten für die Schallplattenfirma Odeon sind nur vier Takes bekannt.
Stefan nahm mit dem Pianisten Heino Ganze und Werner Gastel die Stücke

- Ich möcht einmal an die frische Luft gehen
-Luise liebt die Sonnenstrahlen
-Ich lass den Gatten unbekannterweise grüssen
-Baby auf.

Alle Einspielungen wurden am 22.05.1944 in Berlin aufgenommen.

Alles andere um den Künstler liegt bisweilen noch im Schatten der Vergangenheit.
Wer kann hierzu "fachdienstliche Hinweise" geben???

Danke und Gruss B.

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jitterbug
Fr Mär 28 2014, 01:30
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Mär 27 2013, 16:49
Wohnort: Berlin
Beiträge: 405
Über WILLY STEFAN DIDI ist leider auch schon laut Berthold Leimbach, der für sein Buch wirklich gut nach Lebensläufen recherchierte, nicht Biographisches in Erfahrung zu bringen. Auch erwähnt er nur die eine veröffentlichte ODEON-Platte, auf die hier noch weiter eingegangen wird.
"Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898-1945", Eigenverlag 1991

Er scheint aber mit HEINO GAZE auch als Darsteller bei dessen musikalischen Lustspielen teilgenommen zu haben. So gibt es immerhin eine ODEON-Schallplatte, die noch 1944 in den Handel kam mit dem "Hundelied" und "Nur nicht nervös werden", letzteres aus dem Lustspiel "Die letzten Fünf".






Weitere Titel aus diesem Bühnenstück sind in den Aufnahmen von WILLY STEFAN DIDI nicht veröffentlicht worden, weder zwei Testaufnahmen für die DEUTSCHE GRAMMOPHON mit "Weil ich dich liebe", noch später gemachte ODEON-Einspielungen anderer Titel (insgesamt 12 für ODEON).

"Die letzten Fünf": Eine musikalische Komödie in 3 Akten von Wulf Rittscher.
Albert Bennefeld Musik- und Bühnenverlag Berlin 1943





"Weil ich dich liebe" ist im November 1943 in Stockholm als Testaufnahme von ROSITA SERRANO mit WILLY MATTES und seinen Solisten für TELEFUNKEN gemacht worden.

Der Titel "Ich bin verrückt nach Liebe" existiert als IMPERIAL-Schallplatte von HENRIETTE SCHÄFFLER begleitet von ihrem Mann PRIMO ANGELI (IM 17392).

Der Sammler und Herausgeber der Zeitschrift "Rhythmus 78" Eberhard Ganschow mutmaßte, dass WILLY STEFAN DIDI wohl in den letzten Kriegstagen ums Leben gekommen sei, wie auch der Bandleader HEINZ BURZYNSKI.

Das auch heute noch textlich brisant wirkende Chanson "Nur nicht nervös werden" findet sich als Gesangsstimme mit Klavierbegleitung in dem Notenheft, dessen Deckel ich bereits oben abbildete. Es spielt humorvoll auf Verdunklung und Rationierung an. Kriegsalltag auf der Kabarettbühne darzustellen, war nicht alltäglich, aber bei der jüngeren Generation der Autoren wie HELMUT KÄUTNER ("Wir machen Musik"), LOTHAR OLIAS ("Gedanken eines Kellners" und eben auch HEINO GAZE ein Ausdrucksmittel der Zeit.




Dieses Lied ist als kostenlose (!) Hörprobe auf itunes zu hören. Auch wenn mir dies wieder von manchem Mitglied dieses Forums als "Kommerzialisierung der Marke" meines Namens vorgeworfen wird, biete ich hier unverbindlich den Link zu einer CD mit politisch relevanten Titeln von 1932-1944 an: "3 Minuten vor Zwölf", Edition Antikbüro, Berlin 2003
Link - Hier klicken

Eine komplette Aufstellung sämtlicher Titel und Takes von WILLY STEFAN DIDI sind im dritten Band der "Discographie der deutschen Kleinkunst", Manfred Weihermüller, Birgit Lotz Verlag Bonn 1992 zu finden.

Um mir die Abtipp-Arbeit zu sparen, erlaube ich mir, zur Information hier Scans der beiden betreffenden Seiten einzustellen



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Barnabás
Mo Mär 31 2014, 17:28
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 04 2012, 20:37
Beiträge: 651
Hallo jitterbug,

vielen Dank für Deine wirklich gute Arbeit.
Eine sehr schöne Ergänzung.

Ich habe nun wieder ein paar Stunden mit meinen alten Zeitungen verbracht und kann nun sagen, daß Willy Stefan Didi den Krieg überlebt hatte.
Er arbeitete sogar als Sänger und Komiker weiter.

Mein Beleg: Die NWDR Sendung "15 Minuten mit mit Willy Stefan Didi"
Dabei handelte es sich um eine live-Sendung aus Hamburg.
Sendezeit: 20. September 1947, 15:45 Uhr. von Hamburg aus nach Bremen und Berlin.

Daher viele Grüsse nach Berlin.
B.



[ Bearbeitet Di Apr 01 2014, 20:27 ]
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humoresk
Mo Mär 31 2014, 19:21
Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: So Jun 10 2012, 16:06
Beiträge: 351
Danke, Lars und Stephan,

für Eure Initiative! Ich freue mich, endlich 'mal wieder einen Thread im Forum zumindest ein klein wenig mit Informationen bereichern zu können:

Willi [sic!] Stefan Didi wurde am 8. August 1909 in Berlin-Wilmersdorf als Sohn der ledigen Sängerin Valeria Lindner geboren. Sein Vater war der spätere Generaloberst und Chef der deutschen Heeresleitung Wilhelm Heye!

Nach der regulären Schulzeit, die Willi Stefan Didi mit dem Abitur abschloss, studierte er von 1925 bis 1929 an der Orchesterschule Blohm in Naunhof bei Leipzig. Ab Ende der 1920er war er als Musiker, Kapellmeister, Chansonnier tätig.

1940 soll er über Günter Schwerkolt und dessen Frau Edith von Ebeling zum Rundfunk gekommen sein, wo er bis 1945 wirkte und u.a. mit Alfred Schröter die Sendung "Für jeden etwas" zusammenstellte.

1942 heiratete er Charlotte Böhlert. 1944 in Berlin völlig ausgebombt und nach Stendal evakuiert, floh die junge Familie 1945 vor der heranrückenden Sowjetarmee nach Bad Gandersheim, wo er auch weiterhin seinen Hauptwohnsitz hatte. Nach längerer, schwerer Krankheit starb Willi Stefan Didi dort 1981.

Die Zusammenarbeit mit Heino Gaze bezeichnete er selbst als Höhepunkt seiner Tätigkeit - Gaze gehörte auch später zum engsten Freundeskreis der Familie. Von Rundfunksendern war Did in der Vor-, Kriegs- und Nachkriegszeit gerne engagiert worden. Ein erhaltener Zeitungsartikel beschreib blumig, anekdoten- oder vielleicht auch eher sagenhaft die "Entdeckung" Didis durch Hans Moser, der 1941 in einem Leipziger Kabarett einer Aufführung beiwohnte: "Der bekannte Wiener Schauspieler nahm das Programm hin, bis er plötzlich aufhorchte: Auf der Bühne stand ein junger Sänger, der eine Bühnenschau mit Attraktionsorchester einmal anders als gewohnt brachte. Moser besah sich den jungen Mann und war begeistert. Willi Stefan Didi war 'erblich belastet'. Sein Großvater, ein gebürtiger Ungar namens Gyigyi, war einer der ersten Agenten für Konzert und Theater in Berlin. Er war es auch, der in Berlin die erste Revue 'Wien - Berlin' herausbrachte. Als erster brachte er auch die italienische Oper nach Südamerika; in seiner Truppe befand sich ein junger unbekannter Aushilfssänger, der nach seinen dortigen Erfolgen eine Triumphzug sondergleichen antrat und später zum größten Tenor der Welt wurde: Enrico Caruso."

Was die Schellack-Aufnahmen Didis betrifft, so liegt mir interessanterweise ein Odeon-Faltblatt zu Neuerscheinungen von 1946/47 vor, das neben der veröffentlichten Platte Odeon O-26622 auch sechs weitere Titel als veröffentlicht angibt: "Baby", "Ich laß den Gatten unbekannterweise grüßen", "Erinnern Sie sich", "Kleine Liebelei", "Ich möchte einmal an die frische Luft geh'n" und "Luise liebt die Sonnenstrahlen". All diese Titel sind allerdings nicht mit einer Bestellnummer, sondern mit den jeweiligen Matrizennummern verzeichnet. Zur geplanten Veröffentlichung kam es wohl nicht? Zumindest aus der Nachkriegszeit liegen Rundfunkmitschnitte vor.


Die wenigen Fotos, die ich habe, kann ich leider momentan nicht mitliefern - sie werden bei Gelegenheit nachgereicht. Wäre es möglich, Stephan, die Platte einmal in Deinem Sender zu hören?

Liebe Grüße

Josef
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Barnabás
Mo Mär 31 2014, 19:51
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 04 2012, 20:37
Beiträge: 651
Danke!!!
Daß haut mich von den Socken ... *armen

Aus was für Quellen kommen die Infos???
Sind die zuverlässig???

[ Bearbeitet Mo Mär 31 2014, 21:45 ]
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jitterbug
Mo Apr 07 2014, 12:39
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Mär 27 2013, 16:49
Wohnort: Berlin
Beiträge: 405
Hallo Barnabás und humoresk und alle Interessenten!

Die beiden veröffentlcihten Titel sind jetzt in meinem Sender eingestellt...

Beste Grüße!
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humoresk
Di Apr 08 2014, 23:22
Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: So Jun 10 2012, 16:06
Beiträge: 351
Formiggini:


Die Vita von Willy Stefan Didi (Namen: Was ist Künstlername, was "echter"?) ist etwas verwirrend...

Der Vater Wilhelm Heye: Geboren 1869, quasi der höchste Militär in der Weimarer Republik. Seit 1894 verheiratet, fünf Kinder. Zwei seiner Söhne waren am Putschversuch vom 20. Juli 1944 beteiligt und überlebten im Untergrund.
Bis Ende März 1908 war Heye in Deutsch-Südwestafrika stationiert. Danach stand er der 33. Division vor. War er zu einem möglichen Entstehungsdatum (Willy Stefan Didi geb. 8. August 1909) überhaupt in Europa?


Sein Großvater, ein gebürtiger Ungar namens Gyigyi, war einer der ersten Agenten für Konzert und Theater in Berlin.


Nehmen wir an dies stimmt (?). Dieser findet sich 1909 auch im Berliner Adressbuch:
Adalbert Gyigyi, Theateragent



Die Mutter Valeria Lindner, ledig.
Wäre sie "ledig" müsste sie ja eigentlich Gyigyi heißen. Der Name "Lindner" stammt dann aus einer geschiedenen Ehe. Laut Namensrecht um 1910 hätte jedoch ein uneheliches Kind einer geschiedenen oder verwitweten Frau den Mädchennamen der Mutter tragen müssen...

In den Adressbüchern findet sich jedoch keine Valeria Lindner in Berlin. War der Geburtsname Lindner, Stefan (zweite Ehe der Mutter?), Gyigyi?

Bis 1933 findet sich in den Adressbüchern weder unter Lindner, Stefan, Heye oder Gyigyi ein Willi, Willy oder Wilhelm dessen Berufsbezeichnung oder die Umstände auf unseren Künstler schließen lassen.

...studierte er von 1925 bis 1929 an der Orchesterschule Blohm in Naunhof bei Leipzig. Ab Ende der 1920er war er als Musiker, Kapellmeister, Chansonnier tätig.


Hier wird es nun interessant...

Bis 1929 in Leipzig studiert (warum Leipzig; Wohnort der Mutter?). Danach ein paar Jahre "Erfahrungen sammeln" im Umland. Didi ist nun ein etwas außergewöhnlicher Name, existiert so jedoch als Nachname.

Erstmals taucht im Berliner Adressbuch 1933 auf:

Karl Didi, Kapellmeister


Wohnhaft in Berlin-Wilmersdorf wo Willi Stefan Didi geboren worden sein soll.

Wie gesagt, "Didi" ist ein sehr seltener Nachname, es gab in Berlin eine weitere Person (Karl) die diesen Namen führte und zufälligerweise ebenfalls Musiker (Kapellmeister) war...?!

Ab Mitte der 30er Jahre durften offiziell keine Pseudonyme mehr geführt werden (Fred Bird taucht in den 20er Jahren ja auch mal als Fred Bird, mal als Felix Lehmann auf). Dieser Karl Didi bleibt jedoch in den Adressbüchern bis 1943!



Damals war es jedoch definitiv nicht mehr erlaubt Pseudonyme zu führen. Didi muss hier also der echte Nachname sein.

Wie kommt der Name zustande? Wer war wer?

Grüße
Uli




Liebe Kollegen, lieber Uli,

die Quellen für meine Informationen gehen zurück auf eine Korrespondenz aus den 1990er Jahren mit dem Sohn des Kabarettisten. Der Sohn hat dabei sehr ausführlich von seiner Familiengeschichte berichtet und einiges an Material (in Kopie) zur Karriere seines Vaters übersandt. Ich werde den Kontakt noch einmal aufnehmen, um vielleicht weitere Details ans Tageslicht zu fördern und um die verbliebenen Unklarheiten anzusprechen, auf die Uli zurecht aufmerksam gemacht hat:

  • Willi Stefan Didi war wohl tatsächlich ein bürgerlicher Name.

  • Der Name der ledigen Mutter, Valeria Lindner, dürfte ein Künstlername gewesen sein.

  • Da der Großvater Gyigyi hieß, vermute ich (noch ohne es belegen zu können), dass der Familienname Didi a) durch eine Anpassung ans Deutsche entstand oder b) durch eine spätere Heirat der Mutter?

  • Der Kapellmeister Karl Didi, der in Berliner Telefonbüchern auftaucht, dürfte ein Verwandter gewesen sein. Didis Sohn berichtet in den Schreiben ausführlich, dass die Familie seines Vaters mütterlicherseits "eine reine Künstlerfamilie (Maler, Musiker, Sänger, Konzertagent)" gewesen sei, leider ohne Namen zu nennen.


Wie gesagt: Ich klemm' mich noch einmal dahinter - und werde Euch über alle Erfolgsmeldungen auf dem Laufenden halten.

Liebe Grüße

Josef



[ Bearbeitet So Jun 17 2018, 10:34 ]
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humoresk
Mi Apr 09 2014, 12:00
Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: So Jun 10 2012, 16:06
Beiträge: 351
Zwischendurch ein paar kleine Bilder und Zeitungsausschnitte, die mir noch vorliegen:










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berauscht
Mi Apr 09 2014, 12:09
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1952
Es könnte sich bei Didi tatsächlich um eine phonetische Translation von Gyigyi [ɟiːɟiː] ins deutsche Handeln.
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Formiggini
Mi Apr 09 2014, 14:26

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Didi = Gyigyi kann ich nun bestätigen. Einige weitere "Schnippsel" aus den Adressbüchern.

1916 findet sich eine Magdalene Gyigyi, Filmschauspielerin. Eine weitere Verwandte oder vielleicht sogar die Mutter?



Schon vor WWI findet sich ein Kapellmeister "Didi" - Stephan. Ebenfalls in Wilmersdorf.
1915



Unter der gleichen Adresse eine E. Gyigyi



Sucht man etwas weiter zurück -

1910
Didi, Stephan genannt Gyigyi, Kapellmeister



Grüße

[ Bearbeitet Mi Apr 09 2014, 15:16 ]
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Webseite
Barnabás
Mi Apr 09 2014, 16:09
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 04 2012, 20:37
Beiträge: 651
Wow, sehr beeindruckend!!!
Aus ungarisch wird deutsch. Auf diese Querverbindung wäre ich nie gekommen.
Allein die Machbarkeit einer Namensangleichung in die deutsche Lautschrift als Mittel der „Eindeutschung“ ist ein sehr schöner Rechercheerfolg.

Danke und Gruss
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humoresk
Do Apr 10 2014, 10:00
Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: So Jun 10 2012, 16:06
Beiträge: 351
Respekt! Vielen Dank, Uli! Dass Du meine vage Vermutung so genial belegen konntest, ist einfach klasse!

Wie gesagt: Ich versuche noch mehr Infos an Land zu ziehen, dann melde ich mich ausführlich wieder - und wir könnten gemeinsam die Biographie vervollständigen!

Beste Grüße

Josef
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humoresk
Sa Jul 19 2014, 12:19
Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: So Jun 10 2012, 16:06
Beiträge: 351
Liebe Kolleginnen und Kollegen,

aufgrund der großartigen Unterstützung von Willy Stefan Didis Sohn, dem ich auch an dieser Stelle herzlich danken möchte, können wir die verbliebenen dunklen Flecken in der Biographie des Sängers ein wenig erhellen:

Die Mutter des Sängers wurde als Antonie Valerie Gyigyi 1890 in Triest geboren. Um die Jahrhundertwende siedelte ihre Familie nach Berlin um, wo der Vater eine Künstleragentur unter dem bisherigen Nachnamen Gyigyi aufbaute und führte. Seine Kinder - darunter u.a. der besagte Kapellmeister - nutzten die Übertragung des Namens, Didi. Antonie Valerie verwendete wohl - je nach Bedarf - beide Namen, wie erhaltene Postkarten eindrucksvoll belegen.

Willy Stefan Didi ging 1909 aus einer Liaison mit dem damaligen Hauptmann Wilhelm Heye hervor. Zu dem Verhältnis, das wohl längere Jahre hielt, gibt es keine näheren Informationen mehr, weil die Umstände sehr diskret behandelt wurden. Der Sohn des Sängers erklärt: "Eine Scheidung zur damaligen Zeit hätte vermutlich auch das Ende der Laufbahn des Hauptmanns Heye bedeutet. Da meine Großmutter berufstätig und zudem auch noch sehr jung und die Familie wenig begeistert von den Gesamtumständen war, muss diese Zeit für die Großmutter sowie für meinen Vater recht beschwerlich gewesen sein." Valerie Didi heiratete später den Kammersänger und Gesangslehrer Otto Erich Lindner, zu dessen Schülern u.a. namhafte Sänger wie Reiner Süß zählten.

Zur weiteren Biographie weiß der Sohn zu berichten: "Mein Vater war bereits 1945 in Stendal bei den Engländern beschäftigt. Die suchten damals „unbelastete“ Künstler für ihre Truppenbetreuung. Gelegentlich wurde er aber auch als Dolmetscher eingesetzt, da er fließend englisch und französisch sprach. Meine Eltern sind dann, nachdem das von den Engländern besetzte Gebiet für die nachrückenden Russen frei gemacht werden musste, mit ihnen nach Bad Gandersheim gezogen.

In den Folgejahren war mein Vater bei allen damals tätigen Rundfunksendern (RIAS, NWDR, Bayern usw.) mehrfach beschäftigt. Im Jahr 1954 oder 1956, ich kann mich nicht mehr genau erinnern, hatte er u.a. für mehrere Monate ein Engagement als Chansonier im Berliner Friedrichstadt-Palast. Ab 1955 bis Anfang der 60er Jahre war er jeweils in der Sommersaison auf Norderney in den Staatl. Strandhallen mit seiner „Kapelle“ beschäftigt. In der Wintersaison in Garmisch Partenkirchen und in Hohegeiß/Harz. In den Jahren 1966 bis 1969 leitete er das Kurorchester auf Helgoland. In den anschließenden Jahren erfüllte sich für meinen Vater ein immer wieder genannter Wunsch. Durch eine Verpflichtung mit seiner Kapelle auf dem damals luxuriösen Kreuzfahrtschiff „Arcadia“ lernte er nicht nur New York kennen, sondern von da aus auch eine Reihe von Südsee-Ländern."

Herzliche Grüße

Josef Westner
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