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Mimi Thoma
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humoresk
Fr Mai 02 2014, 23:10 Druck Ansicht
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⇒ Mitglied seit ⇐: So Jun 10 2012, 16:06
Beiträge: 351
Liebe Kolleginnen und Kollegen,

anlässlich der schönen und aktuell zahlreichen Mimi-Thoma-Sendungen
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möchte ich ausgehend vom bestehenden Menü-Artikel einige weiterführende biographische Angaben und Abbildungen zu der Künstlerin liefern, die - so hoffe ich - zu einem regen Austausch führen werden?

An anderer Stelle musste ich schon zugeben, dass ich den Stil von Mimi Thoma nicht so richtig nachfühlen kann. Meine erste bewusste Begegnung mit ihr war ein Gespräch mit dem Ex-Humoresk-Melodio Olaf Meitzner 2002. Er zeigte sich auch 65 Jahre später noch begeistert davon, dass seine Gesangsgruppe eine Platte mit dieser tollen Frau aufnehmen durfte.

In diesem Sinne - ein Hoch auf Mimi Thoma!
Liebe Grüße

Josef


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Mimi (eigentlich Hermine) Thoma, angeblich eine Nichte des Dichters Ludwig Thoma, wurde am 9. Oktober 1909 geboren - in München, so die weitläufige Meinung. Dieser möchte ich zunächst einmal nicht gänzlich widersprechen, aber doch auf eine interessante andere Quelle hinweisen:


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Schenkt man diesem einsamen biographischen Überbleibsel Glauben, war Mimi Thoma mitnichten eine waschechte Münchnerin, sondern trotz bayerischer Wurzeln in Großbritannien geboren und aufgewachsen. Dieses "Interview des Monats" bietet zudem einen ausführlichen Werdegang der Künstlerin, der sich mit den bislang bekannten spärlicheren Angaben deckt: Vor ihrer Gesangskarriere war Mimi Thoma Arzthelferin, wie auch Werner Kleine in einem Brief schrieb ("Mimi Thoma, für dich ca. 40 Lieder (Text und Musik) geschrieben habe, hatte nie Gesangs- oder Schauspielunterricht - sie war ein Naturtalent"!).


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Sie war, auch das legen der obige Artikel sowie weitere Dokumente nahe, wohl schon ab Ende der 1920er Jahre künstlerisch tätig - im kleinen, eher privaten Kreise. Sie selbst hat ihren Durchbruch mit dem Jahr 1932 verbunden, als sie im Münchner Kabarett "Simplicissimus" entdeckt wurde. Die Anekdote, sie sei dort gänzlich unvorbereitet und völlig spontan aufgetreten, gehört wohl eher ins Reich der Mythen und Märchen.


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Die Folgen ihres Durchbruchs sind demgegenüber unbestritten: Schallplattenverträge bei Telefunken und der Deutschen Grammophon sowie kleine Filmrollen und Auftritte im Rundfunk machten ihre tiefdunkle Stimme und ihre oft melancholisch-schwermütige Repertoireauswahl bald deutschlandweit bekannt. Für die Schallplattenfirmen wurde sie ein lukratives Zugpferd, das man - um im Bild zu bleiben - vor fast jeden Wagen spannen konnte:


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Zu ihren größten Erfolgen zählen zweifellos Titel wie "Ich will deine Kameradin sein", "Peterle" und die berüchtigte Selbstmörder-Ballade "Einsamer Sonntag". Im Krieg war sie wohl im Rahmen der Truppenbetreuung aktiv, sie trat jedenfalls weiter auf, wie ein Bericht zu ihrem zehnjährigen Bühnenjubiläum belegt, das sie 1942 in Köln beging (spannend wäre dazu auch, ob je eine der angeblich handsignierten und verschenkten Platten aufgetaucht ist?):


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Nach dem Krieg konnte Mimi Thoma nur mit mäßigem Erfolg an ihre frühere Laufbahn anknüpfen. Es zeugt von einer gewissen Standhaftigkeit, dass sie ihren nun kaum mehr zeitgemäßen Stil nicht ablegen wollte, wie sie rückblickend selbst einmal beschrieb: "Vor Jahren sagte man auch mir, ich möge mich auf 'schmissige Sachen' verlegen und einmal einen Boogie singen. Ich lehnte das natürlich ab, und muß sagen: das Interesse für meine persönliche Art ist auch heute noch da, dies sogar bei der Jugend". Sie betont in gleicher Quelle auch, wie wichtig ihr die jeweilige Liedauswahl war: "Ich lese mir die Texte erst einmal vierzehnmal durch. Gefallen sie mir, gehe ich erst dann an die Musik heran."


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1955 von München nach Köln übersiedelt, machte Mimi Thoma keinen Hehl daraus, dass ihr die moderne Musikwelt trotz der in schöner Regelmäßigkeit wiederkehrenden Einladungen zu Rundfunksendungen fremd geworden war: "Es war eine herrliche Zeit damals [in den 1930er Jahren], und es tut mir gewiß nicht leid, daß ich nun nicht mehr zu den [Berühmt-]Werdenden gehöre. Zwar ist es vielleicht heutzutage etwas leichter, berühmt zu werden als früher, aber berühmt zu bleiben, den Namen zu halten und die Verehrung des Publikums jahrzehntelang genießen zu dürfen - das alles wird den Künstlern unserer Zeit nicht gerade leicht gemacht".


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Verbitterung, Armut und Krankheit dürften die letzte Lebensphase Mimi Thomas überschattet haben, glaubt man den Schilderungen in ihren Nachrufen: Sie "lebte in den letzten Monaten völlig krank und verzweifelt in ihrer Dachwohnung in Ehrenfeld. Dann wurde sie in ein Krankenhaus in Düren gebracht. [...] War sie wirklich so verlassen gewesen? [...] Mimi Thoma vergessen? Sie war es in der Tat. Trotz der vielen hundert Begräbnisteilnehmer. Einer sprach aus, was viele dachten: 'Das Geld für die Kränze und Blumen hätte man ihr zu Lebzeiten zukommen lassen sollen...'". Mimi Thoma starb am 16. Mai 1968.
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Nostalphon
Sa Mai 03 2014, 08:15
⇒ Mitglied seit ⇐: So Apr 06 2014, 08:02
Wohnort: Landkreis Ludwigsburg, Württ.
Beiträge: 151
"Seien Sie nett und erzählen Sie doch ein bißchen
von sich und Ihrem Werdegang"

Dieser Aufforderung des Journalisten an Mimi Thoma,
ist Humoresk wohl spontan nachgegangen.
Erst gestern habe ich Mimi Thoma hier "kennengelern"
heute steht schon ein Artikel über sie in diesem Forum.

Einfach klasse!


Vielen Dank dafür

Gruß

Nostalphon

[ Bearbeitet Sa Mai 03 2014, 08:20 ]
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Limania
Sa Mai 03 2014, 10:19

⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mai 21 2012, 15:14
Beiträge: 1106
Danke auch von mir, für diesen tollen Artikel.
Mimi Thoma's Ende ist wirklich sehr tragisch.

LG Limania

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Nostalphon
Sa Mai 03 2014, 11:07
⇒ Mitglied seit ⇐: So Apr 06 2014, 08:02
Wohnort: Landkreis Ludwigsburg, Württ.
Beiträge: 151
Allerdings.Das Ende finde ich auch tragisch...
Aber es ist auch ein Ende, welches in ähnlicher Art und Weise auch späteren Stars häufig widerfahren ist.

Interessant finde ich auch die Aussage von Mimi Thoma
"Es war eine herrliche Zeit damals [.........] Zwar ist es vielleicht heutzutage etwas leichter, berühmt zu werden als früher, aber berühmt zu bleiben, den Namen zu halten und die Verehrung des Publikums jahrzehntelang genießen zu dürfen - das alles wird den Künstlern unserer Zeit nicht gerade leicht gemacht".


So oder so ähnlich äußern sich auch heute manche Stars, welche in den 50er - 80er, 90er Jahren Berühmtheit erlangten. Egal ob sie jetzt aus dem künstlerischen, oder auch aus dem sportlichen Bereich kommen.
Ich finde die Erkenntnis solcher Parallelen haben dann immer etwas Mahnendes oder Einhaltgebietendes, wenn ich mal wieder geneigt bin, die heutige Zeit schlecht- und die vergangene Zeit gut reden zu wollen

Gruß
Nostalphon
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obbbs
Sa Mai 03 2014, 21:44
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Aug 08 2011, 23:10
Beiträge: 34
Josef, Du bist ein Teufelskerl! Danke insbesondere für das DG-Interview in dem sich auch schöne Ansätze flüssigen journalistischen Stils finden, wie man sie heute kaum mehr antrifft.

Aber zurück zu Mimi Thoma selbst: Wäre es nicht möglich, zusammen mit Deinen doch schon weitreichenden Informationen einen klingenden Artikel im Hauptmenü anzulegen. Ich bin mir ziemlich sicher, daß alle, die Thoma-Aufnahmen im Rundfunk gebracht haben, sie gerne dafür zur Verfügung stellten.
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Formiggini
Sa Mai 03 2014, 21:46

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
@obbbs
kommt....


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Barnabás
So Mai 04 2014, 19:29
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 04 2012, 20:37
Beiträge: 651
Mein Beitrag zum Thema Mimi Thoma:



[ Bearbeitet So Mai 04 2014, 20:44 ]
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gramofan
So Mai 04 2014, 21:11
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1167
Anbei noch zwei Prospekte aus meiner Sammlung









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