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Electrola - Wo waren die Aufnahmestudios?
Moderatoren:SchellackFreak, berauscht, GrammophonTeam, Charleston1966, DGAG, Der_Designer, LoopingLoui
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humoresk
Mo Jun 23 2014, 10:07 Druck Ansicht
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⇒ Mitglied seit ⇐: So Jun 10 2012, 16:06
Beiträge: 351
Liebe Kolleginnen und Kollegen,

zurück von einem Berlinbesuch möchte ich Euch mit einer Frage belästigen, die sich dort aufgedrängt hat: Wo fanden eigentlich die Aufnahmen der Electrola statt? Bisweilen ist auf Platten der Beethoven-Saal angegeben, aber gibt es dazu Genaueres - etwa wo die Einspielungen entstanden, die diesen Verweis nicht tragen? Ich wäre für jeden Ansatz dankbar.

Liebe Grüße

Josef

[ Bearbeitet Sa Jun 28 2014, 14:41 ]
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berauscht
Mo Jun 23 2014, 10:43
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1952
Ich würde vermuten, dass die Aufnahmen ab 1932 in der Schlesischen Straße entstanden.
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GrammophonTeam
Mo Jun 23 2014, 11:57
Seitenbetreiber

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
Wohnort: Köln
Beiträge: 1825
Die Produktionsstätte in Nowawes betrieb die Electrola erst ab 1927 zur Plattenherstellung, zuvor ließ man bei der Lindström in Lohnpressung die Platten herstellen.
1926 war die Electrola nur unter der Adresse "Leipziger Str. 23" verzeichnet.

1927 dann auch mit dem Werk in Nowawes, Potsdam
1927


1930


Die Leipziger Str. war ja eine sehr wichtige Geschäftsadresse/Straße im Herzen Berlins. Könnten hier auch Aufnahmen stattgefunden haben? Zumindest wäre die Adresse für Künstler zentral zu erreichen.

1926 - The Talking Machine World (USA)

premises lässt sich mit "Geschäftsgebäude", aber auch mit "Betriebsgebäude" übersetzen.


Grüße

[ Bearbeitet Sa Jun 28 2014, 15:25 ]
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gramofan
Mo Jun 23 2014, 14:03
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1164
Der Beitrag aus "Talking Machine USA" zeigt schön wie eine entsprechende Entfernung vom Geschehen die Perspektive verzerrt: West End ist in der Berliner Topographie ein Bereich links und rechts vom Spandauer Damm und liegt weit, weit ab von Nowawes, wo die gemeinte neue Fabrik eröffnet wurde und auch mit der direkten Nachbarschaft zum Palast des ehem. Kaisers (gemeint ist wohl das Potsdamer Stadtpalais) ist es nicht so weit her. Die Entfernung betrug immerhin ca. 2 km.

[ Bearbeitet Mo Jun 23 2014, 14:25 ]
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Gast
Mo Jun 23 2014, 14:17
Gast
Soweit mir bekannt, war die Electrola in einem Seitenflügel (Anbau) des Hauptgebäudes in der Schlesischen Str. untergebracht.
Das gilt zumindest für die Zeit etwa ab Kriegsbeginn.

Diese Gebäudeteile wurden stark zerstört im Krieg.

Eine leise Ahnung habe ich auch, gelesen zu haben, daß eben dort auch ein Aufnahmeraum war.

Diese Angaben haben wir auch irgendwo hier im Forum, vielleicht nur als Link, ich weiß es nicht mehr.
Ich glaube, es war im Zusammenhang mit dem Umzug der Electrola nach Köln.

Gruß, Nils
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humoresk
Di Jun 24 2014, 13:57
Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: So Jun 10 2012, 16:06
Beiträge: 351
Vielen lieben Dank für Eure Mühen! Nach diesen vier Antworten von sehr sachkundigen Kollegen wird doch deutlich, dass gerade über die Electrola nicht viel bekannt ist. Eigentlich erschreckend!

Der Anstoß nachzuhaken kam für mich aus dem Comedian-Harmonists-Archiv, wo es keinerlei Hinweise gibt, an welchem Ort die Einspielungen der Gruppe entstanden. Klar, Robert Biberti etwa hat in seinem Tagebuch nur das Aufnahmedatum notiert. Wo man hinmusste, war ihm keine Notiz wert... Außer den wenige Schellacks, auf denen der Beethovensaal als Aufnahmestätte angegeben ist, gibt es keine belgebaren Hinweise!

Aber vielleicht hilft das Glück noch einmal weiter...

Liebe Grüße

Josef
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Formiggini
Mi Jun 25 2014, 01:10

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Lange gesucht - endlich gefunden....

Die Electrola hatte (zumindest in den ersten Jahren) wohl gar kein festes Aufnahmestudio in Berlin!
Ein Mikrophon wurde in/an einer (akustisch) geeigneten Lokalität aufgestellt. Dann wurde das (Ton) Signal per (Telephon?) Kabel/Leitung nach Nowawes/Potsdam geschickt. Dort stand die Aufnahme- und Verstärkertechnik.

Aus Vossische Zeitung, Montag den 29. März 1926:

Electrola
Eine neue Sprechmaschine

...Das Neue an dem Aufnahmeverfahren der Electrola-Gesellschaft ist die Tatsache, daß von besonderen Aufnahmeräumen, die durch ihre Engigkeit dem Orchester und dem Chor unbequem sind, abgesehen werden kann.
So wird jede beliebige Orchester(Aufführung)... in der Philharmonie oder sonst wo mit Hilfe elektrischer Übertragung im Fabrikgebäude in Nowawes bei Potsdam aufgenommen...






Technisch betrachtet absolut genial!
Was brauchte man "vor Ort" für eine Aufnahme?
1. Ein Mikrophon mit einem 1-Röhren Vorverstärker
2. Eine Batterie um den Vorverstärker zu betreiben.
3. Im Haus eine Telephonleitung.

Mikrophon mit Strom (Batterie) versorgen; Kabel vom Mikrophon bis zur Telephonleitung und eine Sprechverbindung (mittels Telephon) mit der Technik in Nowawes aufbauen. Geben diese "grünes Licht" - Signal an Künstler; Aufnahme läuft...
"Endverstärker" und Schneideapparat können Kilometer entfernt stehen.
Somit könnten viele Aufnahmen der frühen Electrola "live", vor Ort entstanden sein. Marek Weber im Hotel Adlon, Comedian Harmonists in der Scala usw.....

Grüße
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Barnabás
Mi Jun 25 2014, 08:12
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 04 2012, 20:37
Beiträge: 651
@ Formiggini :
Super Arbeit!
Danke für diesen Eintrag. Eindeutige Quelle, Besser geht es nicht.

gruss.
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gramofan
Mi Jun 25 2014, 17:20
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1164
Irgendwie schon komisch, dass Caruso (besser seine Platten) hier auch als Zeugnis für die Qualität des neuen elektrischen Aufnahmeverfahren herhalten muss, hat er doch meines Wissens ausschließlich akustische Aunahmen gemacht († 2. August 1921)!
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Formiggini
Mi Jun 25 2014, 17:42

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Bei dieser "Präsentation" wurde ja nicht nur die, sondern auch das Electrola ( Link - Hier klicken ) vorgestellt.

Was das Publikum am Abend im Hotel Adlon zu hören bekam war u.a. erstmals Carusos Platten elektrisch abgespielt und über Lautsprecher wiedergegeben.
Wer nur die Aufnahmen akustisch abgespielt kannte - für den war es sicherlich eine ganz neue Erfahrung in der Fülle des Klangs.

Grüße

Korrektur 28.6.: Nach diesen Dokumenten Link - Hier klicken handelte es sich nicht (wie von mir angenommen) um eine elektrische Wiedergabe! Es handelte sich noch um eine akustische; jedoch das Abspielgerät wohl konzipiert nach den Orthophonic-Prinzipien der Victor/HMV.

[ Bearbeitet Sa Jun 28 2014, 21:21 ]
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berauscht
Mi Jun 25 2014, 17:57
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1952
Der Artikel berichtet von der Vorführung einer neuen Sprechmaschine "Electrola genannt".
Es geht in dem Artikel um die Klangqualität eines Grammophons. Das neue Aufnahmeverfahren ist doch eher eine Randnotiz. Es wird nicht gesagt, das eine der Vorgeführten Platten auf diese Weise entstanden ist, was Teilweise auch nicht möglich ist (Caruso).
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Formiggini
Mi Jun 25 2014, 18:10

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Richtig - es ging vor allem darum die neue Gesellschaft sowie die Sprechmaschine "Electrola" vorzustellen. Für uns ist heute nett: Wie die neuen elektrischen Platten aufgenommen wird erfährt man mit nebenbei.

Auch das "Berliner Tageblatt" berichtete (nicht ganz so ausführlich) am gleichen Tag von der Vorstellung im Adlon. Beide fallen eher unter die Kategorie "Gesellschaftliches" und hatten keinerlei technischen Anspruch an die Leserschaft.


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Musikmeister
Mi Jun 25 2014, 19:15
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1078
Zu dem Thema Electrola zurück:

Irgendwo muss die Firma auch mindestens ein Studio betrieben haben, denn nicht alle Matrizen der späten 20er Jahre tragen die Bezeichnungen BLR, CLR usw., wobei der Zusatz R (Road) für eine Aufnahme ausserhalb eines Studios steht (z.B. Beethovensaal usw.).

[ Bearbeitet Sa Jun 28 2014, 15:26 ]
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Formiggini
Mi Jun 25 2014, 19:56

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Aus dem ersten Artikel geht ja hervor: "im Fabrikgebäude in Nowawes bei Potsdam aufgenommen...".
Dort standen also schon Anfang 1926 die Schneideapparaturen und Verstärkeranlagen. Logisch wäre es wenn sich dort auch das "stationäre" Studio befand. Es handelte sich ja um die Technik der Western Electric - und diese war teuer.
Selbst für eine Firma wie die Electrola (HMV) hätte es wirtschaftlich keinen Sinn ergeben innerhalb eines Stadtkreises zwei komplett eingerichtete Studios zu unterhalten.




Übertrag aus diesem Link - Hier klicken Eintrag

Jack Hylton im "Studio" der Electrola, Berlin




Grüße
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Formiggini
Fr Okt 31 2014, 12:27

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Nach diesem Artikel vom März 1926 wurden Aufnahmen (auch) in Nowawes gemacht.



1928 erstmals Live-Aufnahmen in der Berliner Staatsoper.
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