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Femina - Tauentzienpalast in Berlin-Schöneberg
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Autor Eintrag
Hedensö
So Mai 19 2013, 19:51 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 881
Hallo zusammen,

hat jemand Informationen zum Tauentzienpalast/Femina in Berlin-Schöneberg?

Heute wird das Gebäude als Hotel genutzt. Als ich vor einigen Wochen dort Gast war, wurde mir erst klar, in welchen denkwürdigen Mauern ich nächtige...
Hier ein paar historische Infos von der Hotelseite Link - Hier klicken




[ Bearbeitet So Jun 24 2018, 17:06 ]
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gramofan
So Mai 19 2013, 21:37
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1164
Das Gebäude wurde von 1928 bis 1931 von Richard Bielenberg und Josef Moser errichtet. Auftrageber war der jüdische Geschäftsmanns Heinrich Liemann. Das 150 Meter lange Gebäude zählt zu den wichtigsten Bauten der Neuen Sachlichkeit in Berlin. Unter dem Bau liegt der Tunnel der U3, was besondere Maßnahmen bei der Fundamentierung erforderte.
Der Bau wurde als Bürogebäude mit Ladenfront konzipiert. Der berühmte Femina Ballsaal lag in einem Quergebäude im Hof. Er wurde als einziger Teil des Baus im zweiten Weltkrieg zerstört. In den Büroetagen befand sich die Monopolverwaltung für Branntwein.
Nach dem Krieg wurde der Bau vom KaDeWe als Notverkauf bis Mitte der 50er Jahre genutzt. In den 50er Jahren etablierte sich hier die "Badewanne", ein bekannter Jazz-Club. Von 1950 bis 1957 befand sich im Gebäude das Cinema im Tauentzienpalast. Von 1978 bis 1993 befand sich die Diskothek Dschungel in der Hausnummer 53 des Gebäudes. In den Büroetagen war bis 1996 die Landeshauptkasse Berlin untergebracht. Nach deren Auszug stand das Gebäude einschließlich der Ladengeschäfte leer. Vor wenigen Jahren wurde das Gebäude in eine Luxushotel (Ellington) umgebaut, das 2007 eröffnete. An der Stelle des ehemaligen Ballsaals stehen heute die Konferenzräume.

[ Bearbeitet So Mai 19 2013, 22:22 ]
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gramofan
So Mai 19 2013, 22:18
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1164
Noch ein paar Bilder:
einmal Innenansicht des historischen Ballsaals (in der Vergrößerung erkennt man übrigens Julian Fuhs am Flügel!) und
der Rest heutiger Zustand. Das letzte Bild zeigt den Hof und den heutigen Querbau, der an der Stelle des ehem. Ballsaals steht.















[ Bearbeitet So Mai 19 2013, 22:23 ]
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veritas
So Mai 19 2013, 22:26
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 544
Die Architektur dieses Gebäudes habe ich immer bewundert. Hier noch zwei Aufnahmen aus anderem Blickwinkel, die ich vor 11 Jahren mal gemacht habe:





Gruß, Norman
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Hedensö
Mo Mai 20 2013, 08:35
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 881
Danke euch für die Infos und Bilder.

Als Architekturbegeisteter finde ich die Fassade auch sehr eindrucksvoll und optisch sehr ansprechend. Auch die Verschmelzung zwischen Alt-Bestand und den erfolgten Umbauten zum Hotel finde ich sehr gelungen. Ich bin gern dort!
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Willi-H-411
Mo Mai 20 2013, 08:37
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 12 2011, 11:42
Wohnort: Ruhrpott
Beiträge: 1296
gramofan, danke vor allem für das alte Foto. Das versetzt einen sehr gut in diese vergangene Zeit.

VG Willi
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gramofan
Mo Mai 20 2013, 11:10
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1164
Noch ein bißchen historisches Bildmaterial zur femina








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Gast
Sa Jul 13 2013, 13:45
Gast
Passend dazu eine Werbeplatte für die Femina. Hergestellt durch die Deutsche Grammphon.








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Formiggini
Mo Okt 06 2014, 20:12

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Auch Paul Godwin 1931 in der Femina


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jitterbug
Di Okt 07 2014, 12:24
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Mär 27 2013, 16:49
Wohnort: Berlin
Beiträge: 405
Hier einige Sammelobjekte/Ansichten des Hauses Femina aus meiner Sammlung:

Die Werbeschallplatte mit 10 cm Durchmesser wurde in einem Pappumschlag mit Werbeaufdruck anlässlich des Saisonbeginns im September 1936 mit OSKAR JOOST im Ballsaal verteilt. So hören wir auch OSKAR JOOST mit einem Fragment des Stückes "Quartier Latin" (Komponist: FRANZ MÜCK), das er leider niemals als Nummer regulär aufnahm. Bei der ELECTROLA-Platte der GOLDENEN SIEBEN hören wir aber auch FRANZ MÜCK am Klavier, so dass ein Eindruck des Sounds der FEMINA während dieses Gastspiels auch bei der bekannten GOLDENE SIEBEN Aufnahme entstehen dürfte.



Die folgende Anzeige spiegelt die Besetzung genau dieser Zeit in den verschiedenen Etablissements des Hauses FEMINA wider:


Zur Eröffnung der Saison 1937 wurde das Emblem der FEMINA umgestaltet: Mit TEDDY STAUFFER ab September 1937 wehte ein modernerer Wind durch das elegante Haus. Die Kellner, die auf Provision arbeiteten, legten Wert darauf, dass das Gastspiel von STAUFFER nach zwei Monaten nicht verlängert wurde, da zu wenig Umsätze erfolgten: Die "Brausejungs" klebten 2 Stunden an einem Glas Brause für -,50 RM und wollten nur Swing tanzen, ohne die guten Umsätze des JOOSTschen Society-Publikums zu bieten.

Hier ein Streichholzbriefchen genau dieser Zeit, das in einem mottenzerfressenen Sakko bei einer Wohnungsauflösung gefunden wurde.





Eine gezeichnete Postkartenserie zeigt diverse Ansichten der FEMINA:
Die Vorfahrt mit Eingangsbereich in der Nürnberger Straße


Die "Wiener Bar" in der ersten Etage


Der Tanzsaal (im Krieg zerstört, gleich nach dem Krieg 1946 als Casino für US-Soldaten in vereinfachter Form wieder aufgebaut)


Saalansicht von 1932 mit geöffnetem Dach, Zeichnung des Grafikers HANS LEU.


Neben dem großen Uraufführungskino TAUENTZIEN-PALAST (Ecke Tauentzienstraße, im Krieg zerstört), befand sich in einem Ladengeschäft des Hauses FEMINA eine sich über zwei Schaufenster erstreckende Schallplatten-Filiale der DEUTSCHEN GRAMMOPHON mit Spezialvertretung BRUNSWICK.

Werbekarte des Jazzclubs BADEWANNE, die im Keller des Hauses FEMINA (vormals PUSZTA Grill) im September 1949 die Türen öffnete. Als Künstlerclub waren die Clubmitglieder "Badegäste", der Slogan lautete: "Immer hübsch sauber bleiben!"

1949 erfolgte ein Gastspiel des Münchner Star-Quintetts mit FREDDIE BROCKSIEPER, das Hausorchester wurde das JOHANNES REDISKE Qunitett.




In den 70er Jahren wurde das Gebäude von der (West-)Berliner Finanzvewaltung benutzt, der alte Ballsaal zur Kantine umgebaut. In den 80er Jahren wurde eine Zwischendecke einbetoniert, so dass der eigentliche Raumeindruck leider zerstört ist.

In den 80er Jahren fanden sich neben diversen Boutiquen die legendäre Discothek "DSCHUNGEL" in einem ehemaligen Chinarestaurant im Erdgeschoss, später in den Räumen der "Badewanne" der Nachtclub "CHA CHA".

Nach jahrelangem Leerstand ist im Haus FEMINA inzwischen das ELLINGTON-Hotel eingezogen, darauf wird weiter oben von anderen Beitragsschreibern bereits eingegangen.
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Formiggini
Di Okt 07 2014, 13:13

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Die Femina G.m.b.H. wurde Anfang Mai 1928 mit einem Grundkapital von 20.000.- RM ins Handelsregister eingetragen.

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Barnabás
Fr Okt 10 2014, 23:10
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 04 2012, 20:37
Beiträge: 651
Hier noch eine Werbeanzeige der Electrola aus dem März 1939.


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GrammophonTeam
Sa Jan 31 2015, 16:10
Seitenbetreiber

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
Wohnort: Köln
Beiträge: 1825




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Formiggini
Sa Feb 07 2015, 22:37

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579

Tauentzienpalast



Um mal mit einem ganz "blöden" Missverständnis aufzuräumen (Stephan deutete es ja bereits an) die FEMINA und der Tauentzienpalast sind zwei vollkommen unterschiedliche Häuser und Spielstätten! Erst nach 1945 bürgerte sich der Begriff Tauentzienpalast auch für die Femina ein. Absolut traurig, in Wikipedia wird die FEMINA als Tauentzienpalast geführt: Link - Hier klicken Dies ist nicht nur passiert (wie öfter in Wiki), sondern schlicht falsch. Der Tauentzienpalast und die Femina waren bis 1945 zwei vollkommen getrennt geführte Häuser mit unterschiedlichen Adressen. Der Tauentzienpalast wurde bereits 1913 erbaut, und war später ein Kino. Die Femina entstand erst in den späten 1920er Jahren und war ein Großraum-Café mit Tanzsaal. Erst nach Ende des Kriegs (1945) wurden beide Adressen vermischt

So stellt es sich heute dar:
.


So 1916:




Der Tauentzienpalast wurde 1913 als Groß-Raum Café mit Kino (im ersten Stockwerk) an der Straßenecke Tauentzienstr. und Nürnberger Str. eröffnet. Im Erdgeschoss war das Cafe, im ersten Stockwerk das Kino.




Nach 1919 übernahm die UFA den Tauentzienpalast und führte es als ihr Premiere-Kino in Berlin fort. 1927 wurden die Nebengebäude des Tauentzienpalast in der Nürnberger Str. abgerissen und dort die FEMINA erbaut. Beide Häuser wurden bis 1945 vollkommen unabhängig voneinander geführt.

Durch den Bomben-Terror über Berlin wurden beide Häuser beschädigt. Die Femina nur weniger (Ballsaal stark getroffen), das UFA-Kino Tauentzienpalast wesentlich stärker. Noch bis in die 1950er Jahre wechselten sich in den Ruinen der beiden Häuser (diese waren mittlerweile durch diverse Mauerdurchbrüche miteinander verbunden) die Betreiber ab.

Eben in dieser Zeit kam der Name Tauentzienpalast auch für die FEMINA auf; einfach falsch...

Die Ruinen des eigentlichen Tauentzienpalast wurden später abgetragen. Heute steht an der Ecke Nürnberger Str. und Tauentzienstr ein Neubau. Die 1928 eröffnete Femina wird (heute) oft Tauentzienpalast genannt. Dies war die FEMINA jedoch nie...

[ Bearbeitet So Jun 24 2018, 17:10 ]
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Hedensö
So Feb 08 2015, 07:38
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 881
Danke für die Ausklärung. Insbesondere die Vorher-/Nachherbilder verdeutlichen dies sehr gut.

Schönen Sonntag!
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gramofan
So Feb 08 2015, 13:36
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1164
Für alle Nicht-Berliner, die die Stätte aufsuchen wollen: Vom Tauentzien-Palast ist heute nichts mehr erhalten. Dort steht heute (wie schon auf Formigginis Photo im Hintergrund erkenbar) ein Neubau aus den 90er Jahren, in dem sich ein großes Kleidungsgeschäft (Peek & Cloppenburg) befindet.

[ Bearbeitet So Feb 08 2015, 13:39 ]
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Hedensö
So Sep 10 2017, 15:14
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 881
Hier eine Wertmarke aus der Femina.





Weiß jemand, wofür Sie gedacht war bzw. was man dafür bekommen konnte?
Auf der Rückseite ist übrigens eine Prägung von der Tanzbar Rio Rita.


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