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Eingeprägter Ring um das Mittelloch - wozu?
Moderatoren:SchellackFreak, berauscht, GrammophonTeam, Charleston1966, DGAG, Der_Designer, LoopingLoui
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Charleston1966
Fr Okt 24 2014, 20:43 Druck Ansicht
Moderator

⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Nov 12 2012, 11:19
Wohnort: Im Schwabenländle
Beiträge: 417
Hallo liebe Sammlerfreunde,

sicher ist euch auch schon der eingeprägte Ring im Etikett ( Durchmesser 3 cm um das Mittelloch herum) von Schellackplatten aufgefallen. Fast alle Labels haben ihn, aber wozu dient er? Frühere Platten z.B. in den 20ern und früher haben diesen Ring nicht, ich denke er wurde in den 30ern eingeführt. Ich habe zwar eine Vermutung aber wissen tu ich es nicht, kann der Ring was mit den langsam aufkommenden Plattenwechslern zu tun haben, damit vielleicht beim Fall vom Stapel sich ein kleines Luftpolster aufbaut? Vielleicht kann jemand Licht in's Dunkel bringen.

LG
Karlheinz
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snookerbee
Fr Okt 24 2014, 21:42
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676
Hm, darüber habe ich noch nicht nachgedacht. *Hmm)

Aber Du hast recht, irgend einen Grund muss es dafür geben. Vielleicht was produktionstechnisches? Bin gespannt.

Viele Grüße
Claus
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HMVfan
Fr Okt 24 2014, 23:11
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Sep 10 2014, 16:32
Wohnort: Trippstadt
Beiträge: 60
Vielleicht hat das auch Gründe, die in der Produktion zu suchen sind...- andere Prägesysteme etc.
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bavariola
Sa Okt 25 2014, 00:37
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Jan 12 2013, 00:38
Beiträge: 163
Hallo liebe Kollegen,

während der schrittweisen Bearbeitung vom Aufnahmewachs bis zur Preßmatrize kam es seinerzeit zu einer mitunter recht starken Inanspruchnahme des Mittelloches und seiner Umgebung. Das führte dazu, daß einerseits dieser Bereich bei den fertigen Schallplatten unterm Etikett uneben, blasenartig, wellig (oder wie auch immer) aussah, andererseits die fertigen Platten zu große oder nicht mehr richtig zentrierte Mittellöcher bekamen. Ersteres ist nur ein ästhetisches Problem, letzteres behindert den Kunstgenuß durch Schallplattenmusik - den Existenzzweck einer Schallplatte - ganz außerordentlich. So kam man darauf, den stark beanspruchten Bereich um das Mittelloch aus der Preßmatrize zu entfernen und durch ein Paßstück zu ersetzen, um wieder ein exaktes Mittelloch zu bekommen. Darauf ist diese Ringnut zurückzuführen.

Dies habe ich sinngemäß vor x Jahren in der Fachliteratur gelesen - nur in welcher? Ich weiß es nicht mehr. Um die Quelle zu nennen und um sie exakter widerzugeben, müßte ich viele Bücher durchblättern. Bitte gestattet, daß ich das jetzt nicht tue.

Nicht alle Firmen führten diese Arbeitsweise zur gleichen Zeit ein, und nicht alle machten das auf die selbe Art. Nach meiner Beobachtung kommt das ab Mitte bis zweite Hälfte der 20er Jahre auf. Bei Schallplatten der Firma Grammophon ist der Ring in der Regel nur ein paar Millimeter kleiner als das Etikett, und er ist auch nicht so deutlich vertieft, manchmal sogar leicht erhaben. Er dürfte aber auf die selbe Technik zurückzuführen sein. Wieder andere scheinen sich Mühe gegeben zu haben, diese deutlich sichtbare Ringnut zu kaschieren; in diesen Fällen kann man noch Spuren davon sehen, aber auch Spuren der mechanischen Nachbearbeitung.

Ich hoffe, ich konnte damit ein wenig helfen.

Beste Grüße an alle!

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joha
Sa Okt 25 2014, 01:05
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mär 26 2012, 15:45
Wohnort: Dresden/Sachsen
Beiträge: 985
Der Ring nennt sich Zentrierring der wurde mit den neuen Pressen in den 30igern notwendig,er stabilisiert beim Pressvorgang verhindert unwucht,der Dorn kann leichter aus der warmen Platte entschwinden,was voher zu ausgerissenen Mittellöchern führte,da der Dorn kälter ist beim Pressen,man sieht es an alten Platten ,dass das Mittelloch teilweise unsauber war und nachbearbeitet wurde,mit dem Zentrierring war das Problem gelöst.Er ist bereits in der Matrize vorhanden,je nach Pressentyp kann auch umgestellt werden auf Zentrierstück Single 45 u/min.
Den gibts auch bei Vinyl und auch bei CD,s.
Er war damals auch nicht immer gleich groß,bei Platten die auf kleinen Pressen gefahren wurden(Format) änderte sich auch der Durchmesser des Ringes die Normung kam erst mit der DIN und wurde zum Standart für das Verfahren.
Gruß Joha


[ Bearbeitet Sa Okt 25 2014, 01:18 ]
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HMVfan
Sa Okt 25 2014, 08:52
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Sep 10 2014, 16:32
Wohnort: Trippstadt
Beiträge: 60
Bei meinen Singles hab ich noch nie drauf geachtet; aber jetzt, da du es sagts: Den Ring haben alle, nur ist er dezent abfallend,
so dass er nicht so auffällt.
-Wieder was dazu gelernt.
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Charleston1966
Sa Okt 25 2014, 08:55
Moderator

⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Nov 12 2012, 11:19
Wohnort: Im Schwabenländle
Beiträge: 417
@bavariola und joha,

vielen Dank für die ausführliche Erklärungen, jetzt bin ich auch ein bisschen schlauer.

LG
Karlheinz
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jitterbug
Sa Okt 25 2014, 10:18
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Mär 27 2013, 16:49
Wohnort: Berlin
Beiträge: 405
Wenn man die Pressmatrizen sieht, wird das alles noch etwas klarer:

Hier eine KRISTALL-Holland-Matrize (Sohn) K-Ho 28538 (Hawaii-Aufnahme) und TEMPO-Matrize 1804 (HORST WINTER: Man müsste Klavier spielen können)

Das Mittelloch ist vergrößert, so dass die Matrizen in der Presse um einen Puck zentriert werden konnten.

Viele Grüße, Stephan



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Charleston1966
Sa Okt 25 2014, 18:57
Moderator

⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Nov 12 2012, 11:19
Wohnort: Im Schwabenländle
Beiträge: 417
Hallo Stefan,
danke dir für die Bilder jetzt isses klar. Als ich die Bilder gesehen habe, habe ich mich erinnert, daß ich ja mal in einem Film gesehen hatte, daß der "Sohn" ein großes Mittelloch verpasst bekommen hatte und dann in die Presse eingesetzt wurde.
Danke nochmal für die Informationen.

LG
Karlheinz
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Austroton
So Okt 26 2014, 08:13
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Sep 23 2014, 12:43
Wohnort: Villach (Kärnten)
Beiträge: 86
Danke bavariola, joha und jitterbug für Eure sachkundigen Beiträge. Sie zeigen mir als Neumitglied, wie wichtig das Forum ist. Es lebt davon, Wissen zu teilen.

Habe ich es richtig verstanden, daß das Mittelstück VOR dem Pressvorgang ind die Matrize eingesetzt wird (und nicht beim Pressen um den Dorn gelegt wird)? Aus welchem Material besteht er?

@jitterbug: aus Deiner Matrize K-HO 28538 (Hilversum, Januar 1941) wurde folgendes Produkt hergestellt. Die Verwendung des Mittelstücks kann man hier sehr schön sehen.

VG: Frank





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jitterbug
So Okt 26 2014, 11:47
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Mär 27 2013, 16:49
Wohnort: Berlin
Beiträge: 405
Hallo Frank,

dank Dir für die Etikett-Aufklärung, interessant, was ich da eigentlich für eine Matrize besitze... Magst Du die Aufnahme mal in Deinen Sender einstellen, wir können dann auch gerne das Matrizenbild daneben setzen.

Zu Deiner Frage, wann der Puck (Mittelstück) eingesetzt wurde, finde ich leider in meiner einschlägigen Literatur (diverse alte Kataloge, Artikel über Plattenherstellung ["Funkstunde", "Das Magazin"], Buch Sutaner: "Schallplatte und Tonband", 1954) keine Angaben. Ich könnte mir aber vorstellen, dass dieses Mittelstück fest an der Presse installiert war, so dass ein Zentrierung quasi automatisch gegeben war, sobald die Matrize eingespannt wurde. Dies würde alle Matrizen (Söhne) immer gleich behandelt ausrichten und sicherlich als Mittelhalt auch praktischer sein, als über einen zusätzlichen Arbeitsschritt ein loses Teil zu installieren.

Dies würde auch erklären, weshalb einige Platten der frühen Nachkriegszeit schlecht zentriert waren: Ich habe mal gehört, dass die ersten Amiga(-?)(Nachkriegs-Telefunken-?)Platten wohl provisorisch auf alten Hutpressen mit viel zu wenig Druck hergestellt wurden: Sowohl die Druckqualität als auch die Zentrierung lassen ja bei etlichen Platten der ersten Nachkriegszeit oft zu wünschen übrig. das wäre eine Erklärung.

Wenn bessere Informationen bekannt werden, bitte ich um weitere Aufklärung.

Viele Grüße an alle, die diese Frage stellten, bearbeiteten, Beiträge lieferten, ich kann mich Franks Ansicht nur anschließen!

Yours "swingcerely" Stephan
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joha
So Okt 26 2014, 12:15
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mär 26 2012, 15:45
Wohnort: Dresden/Sachsen
Beiträge: 985
@ Austroton-Die Entwicklung,der Plattenpressen hat sich im laufe der Zeit verfeinert,bei der Durchsicht der vielen Filme aus verschiedenen Zeiträumen der Schallplattenherstellung,geht eindeutig hervor,dass die Pressmatritze vorbehandelt wird und der Zentrierring schon vor einsetzen der Matrize in die Presse ausgestanzt ist.
In den frühen Anfängen,wurde der Dorn noch von unten beim Pressen mechanisch durch die Masse gedrückt,die alten dampfbeheizten Pressen hatten Fußschalter,der Arbeiter nahm nach dem Pressen die Platte herraus,und kontrollierte das Mittelloch und den Sitz des Labels,die ersten Platten hatten kein Label,das Papierlabel kam auch erst später,wenn der Dorn verklebt war durch Pressmasse musste er mit einem Lappen und etwas Parafinöl gereinigt werden,das Parafin verhinderte das Kleben.
Plattenherstellung in den Anfängen war eine äußerst schmutzige Arbeit,mit dem technischen Fortschritt hat man heute fast Laborstandart erreicht.
Man muss schon den Arbeitern Tirbut zollen,für ihre Qualitativ gute Leistung die sie im Accord an den Pressen leisteten,wenn man heute eine Platte auflegt die 90 Jahre alt ist.
Gruß Joha
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joha
So Okt 26 2014, 12:38
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mär 26 2012, 15:45
Wohnort: Dresden/Sachsen
Beiträge: 985
@ Stephan,du hast vollkommen Recht, dass die ersten Nachkriegsplatten schlechte Zentrieung und eine unzureichende Qualität aufweisen.
Die damals verwendeten Plattenpressen wurden elektrisch vorbeheizt,Temperatur und Druck müssen konstant sein,das war aber nicht immer möglich, da die Pressen nicht rund um die Uhr liefen,sondern die Temperatur zu sehr schwankte,Stromsperren,schlechtes Pressmaterial ,was die Wärme schlecht leitete führte zu den hohem Maße an Ausschuß.
Gruß Joha



[ Bearbeitet So Okt 26 2014, 12:40 ]
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