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Eva Busch - Wenn ich für Dich nicht die Richtige bin
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Gast
Mo Jan 09 2012, 21:26 Druck Ansicht
Gast
Frage an die Pseudonym-Experten:
Eva Busch nimmt dieses schöne Lied 1941 auf. Im Video von Leotaurus steht am Anfang "Willi Mattes and his orchestra", im Nachspann "Adolf Steimel".

Link - Hier klicken

Ist Mattes ein Pseudonym für Steimel?

Dann kommt folgerichtig die nächste Frage: Eva Busch war von den Nazis ausgebürgert worden und lebte -gemäss dem, was ich gelesen habe- 1941 in Paris. Wie war die Aufnahmepraxis damals - kam es vor, dass Orchester manchmal ins Aufnahmestudio nach Paris verschoben wurden?

Danke für Hinweise und Antworten.

Eva Busch gehört für mich zu den besten Sängerinnen jener Zeit. Und - Hut ab vor ihrem Mut und ihrer Konsequenz.
Wo hat sie so ausgezeichnet Französisch gelernt? Man hört keinen Akzent in ihren französisch gesungenen Liedern...

Tangofriend

[ Bearbeitet So Mär 25 2012, 16:20 ]
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Musikmeister
Di Jan 10 2012, 17:39
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⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
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Beiträge: 1078
Hallo,

laut Aufnahmebüchern wurde diese Aufnahme erst am 07.03.1944 im Hajnovka-Saal des Ringtheaters zu Prag aufgenommen.

Willy Mattes gab es wirklich -> Link - Hier klicken
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gramofan
Di Jan 10 2012, 17:53
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1164
In wikipedia findet man zu Eva Busch während der Kriegsjahre Folgendes: "Als die Nationalsozialisten in Frankreich einmarschierten, wurde sie mit vielen anderen deutschen Emigranten verhaftet und von mit Deutschland kooperierenden Milizen vorübergehend im Vélodrome d'Hiver (Vel d'hiv) festgehalten. Bis zum Ende der Nazi-Herrschaft war sie im Camp de Gurs sowie vier Jahre im Konzentrationslager Ravensbrück interniert." Es gibt aber von ihr aus den Kriegsjahren eine ganze Reihe Aufnahmen, die laut Weihermüller in Paris, Berlin und 1944 dann eben auch in Prag (wie schon geagt mit Willy Mattes) gemacht wurden. Mir scheint das so nicht zusammen zu passen, habe aber keine näheren Erkenntnisse.

[ Bearbeitet Mi Jun 26 2013, 22:00 ]
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Musikmeister
Di Jan 10 2012, 18:53
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⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1078
ERGÄNZUNG:
Eva Busch wurde wohl für Plattenaufnahmen sowie Propagandaauftritte "freigestellt" bzw. "verpflichtet" trotz Haft im KZ Ravensbrück.

>> ... Die Gestapo kam hinter ihr Geheimnis und steckte sie 1942 ins KZ Ravensbrück. Eva Busch war weder Jüdin noch Kommunistin, das Emigrantensein genügte; sie musste Schiffe ausladen, Steine schleppen, Bauholz zurichten; weil sie Französinnen half, erhielt sie sieben Wochen Dunkelhaft. Ihre Mutter bekam die schwer Kranke dank ihrer Wagner-Verbindungen noch vor Kriegsende frei; die Gefangene mit der KZ-Nummer 7964 durfte, unter strengen Auflagen, zurückkehren nach Berlin und den Wehrmachtsverwundeten im "Haus Vaterland" am Potsdamer Platz ein Stück Paris vorgaukeln: "Du hast Glück bei den Frau'n, Belami . . ."

Dann kamen die Russen, und Eva traf Ernst Busch wieder, der das Zuchthaus Brandenburg überlebt hatte; die beiden traten in den Trümmern noch einmal zusammen auf, vor halb verhungerten Berlinern und frisch eingezogenen Alliierten. Dann nahm Eva Busch - die ihr halbes Leben keine Papiere besaß - ein Deportierten-Flugzeug zurück in die einzige Stadt, die sie als Heimat betrachtete: Paris. Dort hat sie fast 30 Jahre gelebt, eine Rarität, eine deutsche Chansonette. <<

Quelle: Link - Hier klicken
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Gast
Di Jan 10 2012, 20:03
Gast
Dazu kann ich nur sagen: Berthold Leimbach ("Tondokumete der Kleinkunst") hatte mehrfach Kontakt mit Eva Busch wegen ihrer Biographie.

Sie machte zu dieser Zeit allerdings immer wieder sehr unterschiedliche Angaben zu den Kriegsjahren. Belegt sind Plattenaufnahmen in Berlin mit Adolf Steimel etc. wie schon eben erwähnt.

Sie legte halt großen Wert darauf, als "Antifaschistin" gesehen zu werden und verdrehte zu Gunsten dieses Umstands auch einiges in ihrer Biografie.

Es ist einfach mehr als unwahscheinlich, daß man sie aus dem KZ Ravensbrück holte, um im Haus Vaterland aufzutreten, oder bei der Lindström Platten aufzunehmen, um sie dann wieder zurück nach Ravensbrück zu bringen.

Die Wahrheit ist wahrscheinlich, daß sie -wenn überhaupt- nur ganz kurze Zeit in Ravensbrück war. Herrn Leimbach ist es nicht gelungen, in der Zentralkartei in Aarolsen einen KZ-Aufenthalt zu dokumentieren.

Aber nach dem Krieg brachte ihr diese von ihr "verschlimmerte" Biographie halt Bewunderung ein.

Leider zogen etliche Journalisten und auch Berthold Leimbach den Schluß, daß sie keine sehr angenehme Frau war.

Entschuldigung an die Fans, wenn ich das einfach so offen schreibe...

[ Bearbeitet Di Jan 10 2012, 20:08 ]
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Gast
Sa Jan 14 2012, 02:47
Gast
Danke an alle - auch wenn durch die Beiträge noch mehr Fragen auftauchen.... Macht nichts.

@ Musikmeister: Kannst Du mehr über die "Aufnahmebücher" sagen? Wenn die Aufnahme wirklich erst 1944 gemacht wurde, und nicht 1941, wie von Leotaurus geschrieben, würde Prag und Mattes plausibel sein. Leider kann ich keinen Kontakt zu Leotaurus aufnehmen - oder kennt ihn jemand von euch persönlich? Leotaurus scheint bei seinen Hintergrundinformationen in der Regel sauber zu recherchieren.

Kannst Du mir etwas über den erwähnten Weihermüller sagen? Ist damit die "Discographie der deutschen Kleinkunst" gemeint?
Danke auch für den Link zu Welt-Online. Aber der Artikel ist meiner Meinung nach grottenschlecht recherchiert und oberflächliches Tränengeschwabbel. (Bitte nimm das auf keinen Fall persönlich—) Gurs soll nicht stimmen, ausserdem sind einige Aufnahmen in Paris von ihr bekannt, wo sie von der Gestapo verhaftet und nach Ravensbrück verschleppt worden ist.

@ Gast: Danke für die Hinweise in bezug auf Leimbach. Dass es Widersprüchlichkeiten in bezug auf die eigene Lebensgeschichte gibt, kann ich gut nachvollziehen. Da bleibt nichts anderes übrig, als genauer hinzuschauen. Mittlerweile meine ich, dass man anhand ihrer Aufnahmen die wichtigsten Stationen ihres Lebens während des Krieges in etwa nachverfolgen kann—

- Bel Ami Columbia France DF 2779 1940 (lt Leotaurus Oktober)
- Il ne faut pas briser un réve Columbia Okt. 1940
- Chanson triste Columbia Dezember1940
- Le Clocher de mon coeur Columbia France Okt. 1940
- Quand vous passerez devant ma maison (Columbia France Columbia DF. 2841, vermutlich 1940)
- Es sprechen so viele von Liebe Columbia (France) Oktober1940 (deutsch gesungen)
- Ich danke Dir Columbia France DF 2854 auf dem Label knapp lesbar: "Chanson (en deutsch)" Orchestre dir. Adolf Steimel (Aufnahmejahr ist mir nicht bekannt)
- Ich muss dir soviel sagen Columbia France DF 2854 "Chanson (en deutsch)" Orchestre dir. Adolf Steimel (Aufnahmejahr ist mir nicht bekannt)

- Du sollst nicht traurig sein (M: Rudolf Nelson; I: Orchestre Pierre Chagnon) Columbia DF 2765, 1940

Und dann eben besagtes "Wenn ich für Dich nicht die Richtige bin.." das nicht 1941, sondern 1944 in Prag aufgenommen worden sein soll.

Somit sind folgende Stationen wahrscheinlich: 1941, am dritten Tag ihrer Show in der ABC Music Hall, wurde sie von der Gestapo verhaftet und in das KZ Ravensbrück verschleppt, wo sie 3 Jahre einsass. Ihre Mutter Emmy Burg-Zimmermann, eine bekannte Opernsängerin, soll es fertig gebracht haben sie rauszuholen. Eva musste dann zu ihrem Leidwesen für die Unterhaltungsindustrie der Machthaber auftreten.
-> was mit euren Angaben zum Aufnahmedatum von "Wenn ich für Dich nicht die Richtige bin.." zusammenpasst..

Zu den Aufnahmen in Paris: Eva soll schon vor Kriegsbeginn eine Beziehung mit dem Chef des Aufnahmestudios der Columbia in Paris gehabt haben, und lebte auch mit ihm zusammen, woraus sich wohl ihre rege Aufnahmetätigkeit in Paris erklärt.


Auf YouTube habe ich irgendwo gelesen, dass ein Schellackfreund (war es Phonomono 78?) Eva Busch mit einem Stapel ihrer Platten besucht hatte. Sie soll sehr erstaunt gewesen sein, dass es noch Fans von ihren alten Liedern gibt — Ich finde ihre Lieder übrigens sehr schön, besonders das Il ne faut pas briser un réve.

Gruss an alle

Tangofriend

[ Bearbeitet Sa Feb 10 2018, 19:45 ]
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Gast
Sa Jan 14 2012, 02:53
Gast
Ach ja - falls jemand von euch die Daten der Aufnahmen mit A. Steimel liefern könnte, hätten wir schon wieder eine Information mehr.
(und dazu wieder ein paar Fragen: Wie kamen Steimel und Busch zusammen? Busch war ausgebürgert worden und kam sicher nicht für Aufnahmen nach Deutschland. Ich vermute, dass Steimel in Paris vielleicht das Columbia-Orchester dirigierte.)

Tangofriend
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Gast
Sa Jan 14 2012, 05:13
Gast
Hallo Tanggofried,

eine Aufnahmesitzung mit Adolf Steimel in BERLIN ist verbürgt am 24. Juni 1941. Neben zwei verworfenen Titeln wurden aufgenommen: Ich muß Dir soviel sagen/Ich danke Dir Odeon O-26472.

Es ist eine Odeon Schallplatte.

Adolf Steimel leitet das Begleitorchester. Die Theorie, daß Orchester Steimel wegen Eva Busch nach Paris gefahren ist, kann man nicht halten. Eva Busch war in diesen Jahren sicher einigen bekannt, aber kein großer, bekannter Star, um den so ein Aufwand getrieben worden wäre.

Die Columbiaplatte wird eine Übernahme der Odeon-Aufnahme aus Berlin sein.

Die Matrizennummern der o.g. Aufnahmen ( BE-12902/3) sind eindeutig Berlin zuzuordnen.Ouelle: Horst H. Lange nach Unterlagen der Lindström.

Wenn das alles nicht so recht zusammenpassen will, ist das den unrichtigen Angaben von Eva Busch zu ihrer Biografie geschuldet. Sie sind in verschiedener Weise mit Skepsis zu sehen.

Deswegen kann man sie natürlich trotzdem als gute Chanson-Sängerin mögen ;-)

Gruß, Nils

[ Bearbeitet Sa Jan 14 2012, 05:15 ]
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Gast
Sa Jan 14 2012, 09:44
Gast
Nachtrag:

Die oben erwähnten 2 weiteren Aufnahmen aus der Berliner Sitzung vom 24. Juni 1941 sind:

Matr. BE 12901 = Das Spiel ist aus, der Vorhang fällt
Matr. BE 12904 = Die Männer sind schon die Liebe wert

Wie ich eben gesehen habe, sind diese beiden Aufnahmen auch auf Columbia erschienen DF 2853. Odeon Deutschland hat sie den Unterlagen nach nicht herausgebracht. (Es ist keine deutsche Bestellnummer vergeben)

Vielleicht hat ja noch jemand nähere diskographische Angaben. (Lotz?)

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Gast
So Jan 15 2012, 23:53
Gast
Danke an alle für die wertvollen Informationen. Hier so etwas wie eine Zusammenfassung:

Mittlerweile meine ich, dass man anhand ihrer Aufnahmen die wichtigsten Stationen ihres Lebens während des Krieges in etwa nachverfolgen kann—

- Du sollst nicht traurig sein (M: Rudolf Nelson; I: Orchestre Pierre Chagnon) Columbia DF 2765, August 1940, (franz. Pressung)
- Bel Ami -Columbia France DF 2779, Okt. 1940
- Il ne faut pas briser un réve -Columbia CL 7236 DF 1824, Okt. 1940
- Le Clocher de mon coeur -Columbia France, DF2779/ DF2824 - CL7353, Okt. 1940
- Es sprechen so viele von Liebe -Columbia (France) 30.10.1940 (deutsch gesungen)
- Chanson triste -Columbia, Dezember 1940
- Quand vous passerez devant ma maison -Columbia France DF. 2841, vermutlich 1940)
- Ich danke Dir -Columbia France DF 2854 auf dem Label knapp lesbar: "Chanson (en deutsch)" Orchestre dir. Adolf Steimel
(->Aufnahme 24. 6.1941 mit A. Steimel in Berlin!, erschienen auch auf Odeon)
- Ich muss dir soviel sagen -Columbia France DF 2854 "Chanson (en deutsch)" Orchestre dir. Adolf Steimel
(->Aufnahme 24. Juni 1941 mit A. Steimel in Berlin!, erschienen auch auf Odeon)
Am gleichen Tag sind noch zwei weitere Titel aufgenommen worden:
Matr. BE 12901 = Das Spiel ist aus, der Vorhang fällt
Matr. BE 12904 = Die Männer sind schon die Liebe wert
Beide Aufnahmen sind bei Columbia France erschienen DF 2853. Odeon Deutschland hat sie den Unterlagen nach nicht herausgebracht (keine dt. Bestellnummer vergeben.)
(Danke an Gast)

Und dann eben besagtes "Wenn ich für Dich nicht die Richtige bin..", das nicht 1941, sondern 1944 in Prag aufgenommen worden sein soll.

Zu den Aufnahmen in Paris: Eva soll schon vor Kriegsbeginn eine Beziehung mit dem Chef des Aufnahmestudios der Columbia in Paris gehabt haben, und lebte auch mit ihm zusammen, woraus sich wohl ihre rege Aufnahmetätigkeit in Paris erklärt. Der Chef von Columbia stand im Verdacht, mit der Gestapo zusammengearbeitet zu haben. "Engagée par Bérard pour la firme francaise des disques Columbia, ce dernier sera compromis avec les services de la collaboration. Eva Busch deviendra sa maitresse succédant à la chanteuse Damia." (Wiki France)

Somit sind folgende Stationen wahrscheinlich: 1941, am dritten Tag ihrer Show im Theatre ABC, wurde sie von der Gestapo verhaftet und in das KZ Ravensbrück verschleppt. Lange war mir das Datum der Verhaftung nicht bekannt, ich vermutete, das sei Mitte 1941 gewesen. Nach langen Internetrecherchen habe ich gelesen, dass das schon im Februar geschehen ist. Anscheinend ist sie kurz für die Aufnahmen in Berlin mit A. Steimel freigekommen, und dann wieder eingesperrt worden.
Im KZ Ravensbrück sass sie dreieinhalb Jahre ein. Ihre Mutter Emmy Burg-Zimmermann, eine bekannte Opernsängerin und Verwandte von Wagner, soll es fertig gebracht haben sie rauszuholen. Eva musste dann zu ihrem Leidwesen für die Unterhaltungsindustrie der Machthaber auftreten. "Die Nazigegnerin erfährt, daß ihre Erfolgslieder "Bel ami" oder "Eine Zigarette lang" die ganze Zeit über im Radio, auch in Durchhalte-Sendungen für Frontsoldaten, gespielt wurden und daher kaum jemand wußte, daß sie im KZ saß. Und schließlich wird sie "kriegsdienstverpflichtet" und muß im "Haus Vaterland" am Potsdamer Platz für Soldaten und Offiziere singen." Die Aufnahme 1944 in Prag mit dem Orchester von Mattes "Wenn ich für Dich nicht die Richtige bin.." wird wahrscheinlich nach ihrer 'Freilassung' entstanden sein.

Bitte melden, wenn ihr noch weitere interessante Infos zu Eva Busch habt.

Tangofriend


[ Bearbeitet Sa Feb 10 2018, 19:47 ]
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Mareko
Mo Jan 16 2012, 05:38
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jan 02 2011, 11:49
Beiträge: 109
Hallo 'Tangofriend'

Mir war bisher die überaus reizende Eva Busch vorwiegend mit ihren frühen Aufnahmen aus Berlin wie "Vom Fahrstuhl auf den Barstuhl" bekannt. Ihre rechtzeitige Flucht während der Machtergreifung, aufgrung ihrer ehelichen Verbindung mit dem kommunistischen Agitprop-Sänger Ernst Busch war für ich seit jeher nachvollziehbar. Ihr nachfolgender Aufenthalt in Paris während der Vorkriegszeit schnackelte gerade noch ... doch ihr weiterer Lebensweg blieb mir bis zu Deiner kürzlich musikalischen Veröffentlichung und Deiner Anfrage dennoch weitgehend unbekannt. *toll Jetzt habe ich vergnüglich dazu gelernt und ich bedanke mich bei allen Beteiligten wie Nils.

Viele Grüsse
Mark

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Nostalphon
Mi Nov 12 2014, 21:42
⇒ Mitglied seit ⇐: So Apr 06 2014, 08:02
Wohnort: Landkreis Ludwigsburg, Württ.
Beiträge: 151
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Eva Busch



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Eva Busch 1940



Quelle:

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Austroton
Fr Nov 14 2014, 16:36
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Sep 23 2014, 12:43
Wohnort: Villach (Kärnten)
Beiträge: 86
Danke, liebe Kollegen, für die interessanten Einzelheiten zu Eva Busch. Ich habe nun meine Kollegen vom Archiv der Gedenkstätte Ravensbrück um Recherche gebeten, ob sie in den Häftlingslisten vermerkt ist. Sobald ein Ergebnis vorliegt, werde ich Euch berichten.
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jitterbug
Fr Nov 14 2014, 18:27
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Mär 27 2013, 16:49
Wohnort: Berlin
Beiträge: 405
Hallo Frank,

dass Eva Busch in Ravensbrück interniert war, ist eindeutig belegt, nach meinen Informationen trug sie die Häftlingsnummer 7966.

Problematisch sind ansich nur ihre Darstellungen zur Internierung und auch der Zeitraum, der immer wieder von Februar 1941 bis Ende 1944 (auch von ihr selber) angegeben wurde, was aber in dieser Form nicht stimmen kann.

Wenn Du präzisere Informationen zu Tage bringen kannst, wäre das wirklich prima!

Hier noch ein Portrait, das ca. 1941 von der französischen Columbia für Werbezwecke benutzt wurde. Das Original-Aushangsphoto hat ca. 20 x 28 cm.
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Austroton
Mo Nov 24 2014, 12:45
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Sep 23 2014, 12:43
Wohnort: Villach (Kärnten)
Beiträge: 86
Mittlerweile ist die Antwort vom Archiv der Gedenkstätte Ravensbrück eingetroffen. Über Eva Busch sind dort nach Auskunft der Archivarin keine Dokumente überliefert. Die Gedenkstätte Ravensbrück kann sich bei Anfragen zur Person von Eva Busch lediglich auf die Angaben in deren Biographie "Und trotzdem" stützen.

Sicher sei lediglich, so die Archivarin, daß die Häftlingsnummern 7964 (lt. Musikmeister) bzw. 7966 (lt. jitterbug) zwischen dem 27.09.1941 und dem 11.10.1941 vergeben worden seien.

Vielleicht ist dies ein Anhaltspunkt?

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jitterbug
Mo Nov 24 2014, 15:36
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Mär 27 2013, 16:49
Wohnort: Berlin
Beiträge: 405
Hallo Frank,

ja, das ist alles sehr schwierig mit Frau Eva Busch. Prima, dass Du eine konkrete Anfrage starten konntest, die eine - zwar nicht befriedigende - doch aufschlussreiche Antwort ergab: Immerhin erscheint sie mir jetzt durch die Nichtbelegbarkeit noch diffuser als zuvor.

Ich habe sie selber mehrfach als verbittert wirkende, abweisend-küle unsympatische Frau erlebt, ohne dass wir ausführlich über ihre Musik oder ihre Biographie gesprochen hätten (auf Französisch! Es waren ja auch Zufallsbegegnungen in Paris).

Über seine geschiedene Frau Margit Symo hatte ich in den 80er Jahren Kontakt zu Willy Mattes in Salzburg erhalten. Er selber sagte, dass es nach den wenigen Plattenaufnahmen mit Eva Busch sich nie wieder um Kontakt zu ihr bemüht hätte. Damit war das Thema für ihn erledigt.

Eva Busch sagte selber aus, sie sei auf Bitten Ihrer Mutter 3 Monate vor Kriegsende (Februar 1945) nach über 3 Jahren aus dem KZ entlassen worden. Da sie ja nachweislich am 7.3.1944 Plattenaufnahmen in Prag machte, kann das also nicht stimmen: "Plattenurlaube" hat es sicher nicht gegeben, besonders nicht verbunden mit einer Reise ins (besetzte) Ausland.

Im Jahr zuvor war sie bei Alfred Biolek in der Sendung "Boulevard Bio" zu Gast. ich erinnere mich, dass Biolek mit ihr aneinandergeriet, als sie anfing, alle Nachwuchskünstler und generell junge Leute als uninteressiert, ignorant, untalentiert zu diffamieren. Sie wurde sogar soweit ausfallend, dass Biolek selbst (man stelle sich vor!) die Stimme erhob...

Ernst Busch war offensichtlich bereits 1932 mit der Schauspielerin Eva Zimmermann verheiratet, zumindest heißt sie ja bereits auf der ersten Schallplatte mit Ernst Verebes im November 1932 Eva Busch ("Vom Fahrstuhl auf den Barstuhl"/"Jo-Jo" E.G.2668).

Soweit ich es erkennen kann, machte Ernst Busch am 09.02.1933 seine letzten Plattenaufnahmen in Berlin ("Der Silbersee" zwei Lieder, G.O. 10713). Seine Frau Eva Busch hat noch im April 1933 Aufnahmen mit den Weintraub Syncopators gamacht, nach den Dreharbeiten zum Film "Gruß und Kuß Veronika", in dem sie die Bandsängerin darstellt. Am 29.08.1933 wurde der Film erst in Berlin uraufgeführt.

Ich erinnere mich an einen Artikel (taz?), der sich kritisch mit ihrer Autobiographie "und trotzdem, Albrecht Knaus, München 1991) auseinandersetzte: Dort wurde belegt, dass es zwar fpür Enst Busch eine Ausbürgerungsurkunde gab, für Eva Busch aber nicht. Es wurde weiterhin belegt, dass sie Namen und Zeiten betreff Ravensbrück darstellte, die so nicht stattgefunden haben können.

Also macht es alles in allem die Chansonsängerin Eva Busch, je mehr man sich mit ihr beschäftigt, nicht interessanter, sondern ganz im Gegenteil: Die Sympathien, die sie mit ihren wunderschönen Liedern erlangt, schwinden mehr und mehr zu Gunsten eines unguten Gefühls, es mit einer tragischen Person zu tun zu haben, die mit ihrem Schicksal haderte.

Nichts desto trotz hier Illustrationen zu "Gruß und Kuß - Veronika" von 1933:





Eva Busch als Bandsängerin/Mitglied der Weintraubs ist nicht auf dem Etikett erwähnt


Franziska Gaal und Eva Busch im Duett: "Gruß und Kuß - Veronika"


[ Bearbeitet Sa Feb 10 2018, 19:53 ]
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joha
Di Nov 25 2014, 11:55
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mär 26 2012, 15:45
Wohnort: Dresden/Sachsen
Beiträge: 985
Ich finde es sehr interessant das Frau Busch einiges ihrer Biographie unterschlagen oder bewusst den Sachverhalt verdreht hat.
Eigentlich gibt es nur 3 Gründe:

Sie arbeitete für einen Geheimdienst und flog auf.
Sie arbeitete für die Deutsche Abwehr und bekam eine Legende
Sie war so naiv zu glauben,dass die französiche Resistance sie wegen Nähe zum Feind verfolgen wird.

Wie auch immer,die Wahrheit liegt immer dazwischen,gerade Frauen die in der Öffentlichkeit standen,berühmt und bekannt waren,wurden meist Ziel der Geheimdienste,die ja bekanntlich mit allen Mitteln der Einflußnahme auf Personen und Ihr Umfeld agiert haben.
Eine Freilassung aus einem KZ unter Verwendung von Beziehungen halte ich für ausgeschlossen.
Dies konnte nur auf höchsten Befehl erfolgen und ist höchst unglaubwürdig,der Reichsführer oder die ihm untergeordnete Gestapo hatte in dem System Einfluß, sollte Frau Busch in Geheimdiensttätigkeiten verwickelt gewesen sein,hatte sie eine Legende, damit stimmt Ihr Lebenslauf von 1939-1945 nicht.
War die Chanson-Sängerin nur Tarnung oder Mittel zum Zweck.
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_-_-_
Di Nov 25 2014, 17:51
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Mai 12 2011, 09:46
Beiträge: 252
jitterbug schrieb ...

Also macht es alles in allem die Chansonsängerin Eva Busch, je mehr man sich mit ihr beschäftigt, nicht interessanter, sondern ganz im Gegenteil: ...


Es macht Sie nicht sympathischer, interessanter aber schon, finde ich.
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Nostalphon
Mi Nov 26 2014, 20:39
⇒ Mitglied seit ⇐: So Apr 06 2014, 08:02
Wohnort: Landkreis Ludwigsburg, Württ.
Beiträge: 151
ja das sehe ich auch so.

Diese Story bietet doch das ideale Material für einen spannenden Agententhriller mit geschichtlichem Hintergrund
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