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Restaurierung von Kräusel-, Runzel oder Schrumpf-Lack (Wrinkle lacquer)
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gramofan
Sa Dez 13 2014, 13:09 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1164
Sicher hat der Eine oder Andere von Euch schon mal ein antikes Gerät geshen oder besessen, dass mit einem (meist schwarzen) Lack versehen war, der nicht glatt ist, sondern eine ganz krisselige Oberfläche hat (wahrscheinlich gibt es dafür in Fachkreisen auch einen Namen, den ich gar nicht kenne). Besonders beliebt war dieses Finish bei Elektrogeräten der 20er und 30er Jahre, es kommt aber auch bei Grammophonen mit Blechgehäuse vor. Zur Verdeutlichung zwei Bilder (Nr. 1 von einem Netzteil, Nr. 2 von einem Thorens Excelda).









Die Ausbesserung von Kratzern und Fehlstellen ist für mich immer noch ein massives Problem. Zwar habe ich unterdessen in der Bucht den unten abgebildeten Lack gefunden, mit dem man Oberflächen wie in Bild 1 ganz gut hinbekommt, aber nur, wenn man sprüht. Beim Austupfen mit einem Pinsel gibt's nur eine glänzend glatte Oberfläche. Für eine Oberfläche wie in Bild 2 fehlt mir überhaupt noch ein geeignetes Produkt.
Hat hier im Form jemand Erfahrung mit der Restaurierung solcher Lackoberflächen?
Kennt jemand ein geeigenetes Produkt? Gibt es ein spezielles Arbeitsverfahren dafür (Stupfen mit hartem Pinsel in halb trockener Farbe habe ich schon probiert, bleibt aber unbefriedigend).?




[ Bearbeitet So Dez 14 2014, 20:10 ]
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B_Diehr
Sa Dez 13 2014, 13:40
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Sep 17 2014, 09:40
Beiträge: 105
Dieser Lack heißt Schrumpflack, manchmal auch Kräusellack.
Ein Freund hat damit das Armaturenbrett seines alten Autos neu lackiert, allerdings die komplette Fläche. Wenn ich mich recht erinnere zeigt sich der Kräuseleffekt erst beim zweiten oder dritten Aufsprühen, du solltest das beim Pinseln oder Tupfen also auch mehrmals auftragen. Würde das an einem Probestück ausprobieren, eventuell das komplette Blechteil lackieren. Anwärmen im Backofen nach Beipackzettel.

Grüße

B. Diehr
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Gast
So Dez 14 2014, 14:16
Gast
Hallo,
gut, dass endlich jemand ein solches Thema anspricht. Ich selbst besitze auch einige Geräte mit solch einem Lack ( hauptsächlich Ozaphan-Projektoren wie auf deinem ersten Bild). Jetzt interessiert mich natürlich: Hat das mehrmalige auftragen mit einem Pinsel schon zu einem befriedigenden Ergebniss geführt? Denn das beschriebene Erwärmen im Ofen wäre speziell bei einigen von meinen Dual-Plattenspielern schwierig, da viele der betroffenen Teile direkt mit Bakelit verbunden sind
Ich habe mich bis jetzt nicht getraut, meine Projektoren und Plattenspieler an kleinen Schürfstellen damit zu bearbeiten, ich habe die stellen lediglich gereinigt, und dann mit Ballistol gut übergeölt, damit sich kein neuer Rost ansetzt. So bin ich auch bei dem Motorengehäuse und den Anschlüssen an meinem RFT-Plattenspieler verfahren, doch eine geschlossene Oberfläche wäre ja auf Dauer um einiges besser als regelmäßiges Nachölen...
Ich bin gespannt, ob es klappt, ich drück dir die Daumen!
Liebe Grüße,
Ludwig
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gramofan
So Dez 14 2014, 14:23
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1164
Lieber Ludwig,
im Moment habe ich diverse Projekte parallel laufen und wenig Zeit. Ich werde es mit dem mehrfach pinseln bald probieren. Vorab kann ich aber aus der Gebrauchsanleitung der gezeigten Sprühdose berichten, dass der Hersteller auch da beim Sprühen nicht unbedingt mit Erfolg beim ersten Mal rechnet, da er bei Ausbleiben des Kräuselleffekts ein Mehrfachbesprühen empfiehlt. Ich hatte allerdings schon beim ersten Durchgang Erfolg. Das Geheimnis scheint (im Gegensatz zu anderen Sprühlacken) in einem dicken Auftrag zu liegen.
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Starkton
So Dez 14 2014, 15:38
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Wer auf Präzision großen Wert legt und etwas geschickt ist kann größere Fehlstellen im Krakelee-Lack wie folgt ergänzen:

1. Abformen einer Stelle mit gut erhaltener Oberfläche mit niedrig bis mittel fließendem Dental Silikon. Fragt Euren Zahnarzt ob er Euch eine Kartusche mit abgelaufenem Material überlässt. Der Silikon bildet die Oberfläche, inkl. dem Glanzgrad, absolut perfekt ab!

2. Ausformen mit einer hauchdünnen Schicht, mit Pigmenten eingefärbtem, dünnflüssigem, Epoxidharz. Um die richtige Farbe und Schichtdicke hinzukriegen muss man experimentieren. Da die Harzschicht sich durch die Oberflächenspannung zusammen zieht sollte man das Kunstharz mit feinen Glasplättchen etwas eindicken.

3. Nach dem Ausformen die entstandene, hauchdünne Haut zuschneiden und mit Klebstoff, der die bestehende Farbe nicht angreift, auf der Fehlstelle befestigen.

Bei kleinen Stellen kann man auch Krakelee-Lack aus dem Hobbybereich verwenden.
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B_Diehr
So Dez 14 2014, 15:42
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Sep 17 2014, 09:40
Beiträge: 105
Hier noch ein Link der sich auch mit Hammerschlaglack und anderen Effektlacken beschäftigt.
Link - Hier klicken
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gramofan
So Dez 14 2014, 20:04
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1164
Danke für den Link, der immerhin was zur Klärung der Benennung tut. Produktempfehlungen gibt's da leider, leider auch nicht!

[ Bearbeitet So Dez 14 2014, 20:11 ]
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Aristodemo
Mo Dez 15 2014, 00:03
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Jan 21 2012, 01:07
Beiträge: 426
Runzellack entsteht durch zu schnelle Oberflächentrocknung, ich habe das immermal bei der Anwendung von fetten Oellacken bei Vergolderarbeiten.
Runzellacke wurden, wie auch alle anderen Effektlacke von den Lackfabriken geliefert, selbstanrühren ist nicht möglich.
Der Effekt entsteht wie gesagt durch zu schnelle Oberflächentrocknung,mit stupfen ist da nichts zu machen.
Lackoberflächen lassen sich handwerklich nicht ausbessern, zumindest nicht ansatzfrei und mit befriedigendem Ergebniss.
Ich komme aus dem Fach, dann könnte man ja alte Lacke und Firnisse ausbessern.......
Zu den Effektlacken kann ich "GLASURIT Handbuch des Maler- und Lackierers" empfehlen , ich habe die Ausgaben 1936 u. 1937. Die genauen Rezepturen geben die aber auch nicht preis, es ist ein Ratgeber für die Fachleute in diesem Fach.
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