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HMV Kolonialmodell 112
Moderatoren:SchellackFreak, berauscht, GrammophonTeam, Charleston1966, DGAG, Der_Designer, LoopingLoui
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Hedensö
Sa Jan 14 2012, 15:10 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 881
Hallo,

ich möchte euch gerne meine neuste Errungenschaft, ein HMV 112 präsentieren. Das Modell 112 ist ein für Luxusmodell für die britische Kolonialherrschaft in Indien gewesen. Es ist daher in unseren Breitengeraden sehr selten zu finden. Es wurde 1928 von der "The Gramophone Company of India" in Kalkutta hergestellt und ist aus Teakholz gemacht.

Das Gerät war in völlig demoliertem Zustand, als ich es letztes Jahr in England erworben habe. Irgendwann hat es offensichtlich mal die Reise von Indien zurück nach England hinter sich gebracht und dabei mglw. ordentlich gelitten. Ich habe es komplett zerlegt, gereinigt, den Teakkoffer abgeschliffen, Fehlstellen im Furnier ersetzt, neu gebeizt und die Oberfläche per Ballenmattierung auf Glanz gebracht.

Rein technisch basiert das Modell 112 auf einem 101. Es hat aber einen höheren Kasten wegen des großen No. 32 Doppel-Feder-Motors.



Link - Hier klicken ist ein ausführlicher Artikel zu diesem Modell.

[ Bearbeitet So Jan 24 2016, 11:11 ]
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Mareko
So Jan 15 2012, 12:10
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jan 02 2011, 11:49
Beiträge: 109
Hallo Hedensö

Was für ein wunderschöner, edler und geschichtsträchtiger Grammophon! *feier

Ich nehme an, dass der Antrieb, Plattenteller und Tonarm mit Schalldose von HMV stammen, während das messingbeschlagene Gehäuse in Britisch Indien hergestellt wurde. Deine Renovierungsarbeiten ersehe ich bei der Abbildung nicht, der Koffer sieht wie neu aus.

Viele Grüsse
Mark
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Hedensö
So Jan 15 2012, 12:34
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 881
Vielen Dank für die Blumen. *grins
Ja, sämtliche Teile sind HMV. Merkwürdig ist ein wenig die Zusammenstellung. 1928 gab es schon den Pakawa-Tragegriff - hier ist aber noch die alte Variante (analog HMV 100 oder 101A/B) zu sehen. Ferner ist eine innenbeschriftete HMV No. 4 Schalldose drauf - 1928 eigentlich auch schon durch die außenbeschriftete ersetzt. Der Verschluss ist eindeutig einem HMV 101 aus 1928 zuzuordnen. Da aber keine gefüllten Löcher oder sonstige alte oder unpassende Schraubenlöcher zu sehen sind, gehe ich davon aus, dass alles original ist.




Meiness Wissens nach gab es den Koffer wahlweise außen auch mit vernickelten fittings.


[ Bearbeitet Fr Apr 06 2012, 17:40 ]
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Starkton
So Jan 15 2012, 13:43
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Sieht sehr schön aus, Schellacküberzüge sind nicht meine Stärke. Hast Du Bilder wie es davor aussah? Viele Geräte werden heute leider mit irgendeinem Kunstharz lackiert und glänzen dann auch.

Die Kolonialmodelle gehören für mich zu den schönsten Koffergrammophonen - die ich allerdings nicht sammle. Ich kann Dein Gerät also neidlos bewundern. Kein Wunder dass sowas bei uns nicht auftaucht, ausser ein Sammler importiert es.

Du wirst im neuen His Master's Gramophone Buch sicher fündig: Link - Hier klicken
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Hedensö
So Jan 15 2012, 14:24
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 881
Ich habe wegen der Oberfläche ewig lange rum gemacht. Zuerst dachte ich an eine Schellackpolitur. Hab das aber nicht hinbekommen und hab dann auf Anraten eines Möbelrestaurators meines Vertrauens alles wieder runtergewachen und eine Ballenmattierung auf NC-Basis verwendet. Angeblich waren die Oberflächenbehandlungen bei HMV früher auch auf Nitro-Cellulose-Basis, jedoch wurden sie gespritzt.

Kann die Technik bzw. die Ballenmattierung nur empfehlen, da sie auch für Nicht-Profis machbar ist und zu einem sehr guten Ergebnis führt. Mit der Anzahl der Überzüge und je nach dem, wie trocken man den Ballen auspoliert, kann man den Glanzgrad bestimmen.
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Hedensö
So Jan 15 2012, 14:35
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 881
@Starkton: Hab das "His Master´s Gramophone" - leider beschränkt es sich auf in England produzierte bzw. in England erhätliche Modelle. Sonst finde ich es sehr gut. In Dave Coopers Buch findet man ein paar Hinweise zu Kolionalmodellen, jedoch fast keine Abbildungen.
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Starkton
So Jan 15 2012, 19:28
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Hedensö schrieb ...

Ich habe wegen der Oberfläche ewig lange rum gemacht. Zuerst dachte ich an eine Schellackpolitur. Hab das aber nicht hinbekommen und hab dann auf Anraten eines Möbelrestaurators meines Vertrauens alles wieder runtergewachen und eine Ballenmattierung auf NC-Basis verwendet. Angeblich waren die Oberflächenbehandlungen bei HMV früher auch auf Nitro-Cellulose-Basis, jedoch wurden sie gespritzt.

Kann die Technik bzw. die Ballenmattierung nur empfehlen, da sie auch für Nicht-Profis machbar ist und zu einem sehr guten Ergebnis führt. Mit der Anzahl der Überzüge und je nach dem, wie trocken man den Ballen auspoliert, kann man den Glanzgrad bestimmen.

Schellack ist natürlich empfindlich gegen Feuchte, aber NC-Lack ist für Modelle "für draussen" oder in den Tropen auch nicht besser geeignet. Wäre sicher möglich dass HMV ab Mitte der 20er Jahre trotzdem NC Lack aufgespritzt hat weil es einfacher und billiger ist.

Zum Testen ob die Oberfläche mit Schellack behandelt wurde empfiehlt sich UV-Licht. Schellack reflektiert orange - im abgedunkelten Raum am besten zu sehen. In diesem Fall sollte man natürlich keinen modernen Lack auftragen.

Eine Schellackpolitur ist sicher nur was für Leute mit Erfahrung. Ich kann es auch nicht und lasse gerade ein sehr seltenes frühes Gerät von einem Experten behandeln. Das kostet mich leider mehr als ich dafür bezahlt habe.

Schade dass das Buch Dir nicht weiter hilft. Die deutschen Modelle sollen ja auch nicht drin sein, aber gerade die suche ich.

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Hedensö
So Jan 15 2012, 19:36
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 881
@Starkton: Wenn es keine Abhandlung über Electrola gibt, so könntest du sie ja verfassen. Da würden sich sicher einige Abnehmer finden...
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Starkton
So Jan 15 2012, 20:07
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Zur Zeit arbeite ich an einem Buch über Phonographen, in Zusammenarbeit mit einem Museum. Mehr wird noch nicht verraten. Später ist dann sicher mal die DGAG dran. Vermutlich bis etwa 1908. Electrola muss jemand machen der sich für die spätere Firmengeschichte interessiert.
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Formiggini
So Jan 15 2012, 20:23

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Bezüglich der Schellackpolitur, auch hier gilt - Mut haben und viel Zeit mitbringen...

Ich habe dies mal an einem Parlophon Standgerät probiert - es kostet einfach nur unglaublich viel Zeit.
Natürlich übte ich mich vorher an einfachen Holzbrettern, bevor ich an das Grammophon ging.
Wenn man keine oder kaum Erfahrung mit Schellackpolitur hat, ist es sinnvoll die Schellacklösung in einer niedrigen Konzentration anzusetzen, dafür aber mehr Schichten aufzutragen.

Zwischen jeder Schicht sollten mindestens 12 Stunden "Härtezeit" liegen.
Ich brachte bei meinem Grammophon insgesamt 12 Schichten auf, von Hochglanz ist das ganze trotzdem weit entfernt.
Dafür benötigte ich aber (Ich konnte nicht jeden Tag nach exakt 12 Stunden daran weiterarbeiten) fast 10 Tage.
Über diesen Zeitraum riecht es auch recht penetrant nach Spiritus.

Ich denke der Kostenfaktor, wenn man eine Schellackpolitur auftragen lässt, liegt vor allem in der Zeit die für ein ordentliches Ergebnis benötigt wird.
Dann stellt sich im gesamten Zusammenhang die Frage, was ist billiger, meine eigene investierte Zeit, oder einen Könner seines Faches zu bezahlen.
In meiner damaligen Situation war das eigene "Heranwagen" günstiger.

[ Bearbeitet So Jan 15 2012, 23:31 ]
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Hedensö
Do Apr 02 2015, 19:58
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 881

Nachdem ich o.g. Modell verkauft hatte, habe ich nun ein Neues! *year
Hier ein Bild im Fundzustand:





Es ist exakt das gleiche Modell bzw. die gleiche Ausstattungsvariante, aus schätzungsweise 1928.

Mittlerweile ist man(n) etwas schlauer und weiß, dass die äußeren fittings im Original "gilt" sind. Dank Allotria habe ich passende Fittings von einem ausgeschlachteten Electrola RL 101... bekommen. Bei meinem ersten 112 habe ich noch das Messing Hochglanz poliert, was aber nicht ganz korrekt ist.

Besonders auffällig ist, dass die inneren Fittings nickel-plated und die äußeren eben gilt sind. Ich kenne kein anderes HMV-Modell, wo dies der Fall ist.
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alang
Do Apr 02 2015, 20:17
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 657
Gratuliere. Die meisten sehen so ein Geraet niemals in echt und Du hast jetzt schon das Zweite.

Da hier die Oberflaeche noch recht gut aussieht, kannst Du feststellen ob es original mit Schellack oder NC Lack behandelt war?

Gruss
Andreas
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Hedensö
So Apr 05 2015, 22:31
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 881
I´m lovin´n it!
Bei der Restaurierung zufällig auf dem Motorboard entdeckt: Stanzung "Made in Calcutta"



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Hedensö
So Apr 26 2015, 13:42
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 881
So, nach nunmehr gut 3 Wochen habe ich das 112 fertig. Ich habe mal die Bilder des Zustands von vorher und nachher gegenübergestellt.











Ich finde, das ist schon optisch ein sehr ansprechendes Gerät. Nicht, weil es jetzt wieder sauber und ordentlich aussieht, sondern generell. Wer mir eine Freude machen möchte, der könnte mir mal ein Kolonial 102 schenken - das finde ich wegen der runden Ecken noch hübscher!
Holz ist einfach ein toller Werkstoff. Ich verstehe nicht, warum es in GB und DE von HMV bzw. Electrola nie einen Koffer in Holzoptik, also ohne Lederbezug gab...

Link - Hier klicken ist ein ausführlicher Artikel zu diesem Modell.


[ Bearbeitet So Jan 24 2016, 11:12 ]
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Starkton
So Apr 26 2015, 14:54
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Sehr schönes Ergebnis. Mit dem Teil würde ich gerne in meine Besitzungen in den Kolonien aufbrechen ...
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alang
So Apr 26 2015, 16:58
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 657
Sieht super aus. Hast du die aeusseren Beschlaege neu vergolden lassen?
Gratuliere zu einem wunderschoenen und seltenen Geraet.
Andreas
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Hedensö
So Apr 26 2015, 20:07
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 881
Vielen Dank für die Kommentare. Fragt nicht, wie lange ich mit der Politur beschäftigt war...

Die Fittings außen sind weitestgehend Austauschteile, die ich glücklicherweise bei Allotria bekommen habe. War ein Glückstreffer, da die ein RL 101 Luxus-Koffer ausgeschlachtet hatten.

@Starkton: ...dann lass uns einen Trip in die Kolonien machen und weitere dieser Geräte importieren!

Hier nochmal in voller Pracht:


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alang
So Apr 26 2015, 20:31
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 657
Das war wirklich ein Gluecksfall. Das holz mit dem Gold sieht soviel eleganter aus als die Bordell-roten Luxuskoffer.
Andreas
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