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"Die Wacht am Rhein", USA, 1903!
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Schuelermuetze
Mi Mai 27 2015, 10:48 Druck Ansicht
Gast
Liebe Sammlerfreunde!

Für gerade einmal 97 US-Cent habe ich diese Rarität erstanden.

Laut Recherche ist sie aus dem Jahre 1903, wurde in den USA gepreßt. Edward Muench (=Münch?) ist wohl ein deutscher Auswanderer gewesen, und sag den Tenor zu diesem "deutschen Rule Britannia".

Das spannende ist die Selbstverständlichkeit dieser Aufnahme, wie sie 1917 nichtmehr gegeben war.

Hat jemand weiterführende Informationen?

Herzliche Sammlergrüße

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Starkton
Mi Mai 27 2015, 12:24
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Hier sind die Infos zu Deiner Platte: Link - Hier klicken

Emil Muench hat sehr viele Aufnahmen für viele Labels gemacht. Ein Auszug: Link - Hier klicken

[ Bearbeitet Mi Mai 27 2015, 13:32 ]
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Schuelermuetze
Mi Mai 27 2015, 12:57
Gast
Vielen Dank für diese Informationen! Demnach ist die Schallplatte aus dem Jahr 1905? Ich bin von der Klangqualität wirklich erstaunt!
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Starkton
Mi Mai 27 2015, 13:34
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Ja, die Aufnahme war am 19. Mai 1905. Mit diesem Label ist sie im Oktober 1909 wiederveröffentlicht worden. Der obige Link zur Victor-Diskographie hat vorher nicht richtig funktioniert. Jetzt stimmt er.

[ Bearbeitet Mi Mai 27 2015, 13:38 ]
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Schuelermuetze
Mo Jun 01 2015, 10:15
Gast
Vielen Dank! Das ist jetzt meine älteste Schallplatte, und auch historisch die interessanteste.
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shellackotto
Fr Feb 18 2022, 02:14
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Feb 15 2022, 21:53
Wohnort: USA
Beiträge: 113
Ich bin nicht ganz sicher, wie Ihr auf 1905 als Aufnahmejahr kommt.

Laut DAHR wurde die Aufnahme (matrix B-2565, take 4 oder 5) am 19. Juli 1909 gemacht und im Oktober 1909 zuerst veröffentlicht.
Das Original erschien allerdings mit einem anderen Etikett, einem sogenannten Victor Patents Label.

Diese Form von Viktor-Etikette, das sogenannte Batwing Label, wurde erst 1914 eingeführt. Da Deine Platte den Preis als "75c. in U. S. A." angibt und das Wort VICTOR auf der Seite von Nippers Grammophon zeigt, handelt es sich um eine Nachpressing auf dem ersten Batwing Label, das von Anfang 1914 bis Mitte 1916 verwendet wurde, vgl. M. W. Sherman, Collector's Guide to Victor Records, 2nd ed., page 83. Die Platte selbst blieb bis November 1917 im Katalog, war also sehr populär unter den deutschen Einwanderern.

Die Aufnahme von 1905, das sehe ich jetzt, ist matrix B-2565, take 2 oder 3. Die wurde jedoch nur auf Victor 4439 (ganz andere Katalognummer) veröffentlicht.

[ Bearbeitet Fr Feb 18 2022, 02:28 ]
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shellackotto
Fr Feb 18 2022, 02:30
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Feb 15 2022, 21:53
Wohnort: USA
Beiträge: 113
Nachdem ich nochmal einen Blick auf den Spiegel (runout) Deiner Platte geworfen habe, frage ich mich, ob Du nicht doch eine Aufnahme von 1905 hast. Die Nummer der älteren Platte, 4439, erscheint ja oben im Spiegel. Und die Take-Nummer, die man links am Rand sehen kann, etwa auf der Höhe des VICTOR-Schriftzuges, könnte tatsächlich eine 3 und nicht eine 5 sein. Dann kannst Du DAHR eine Correction schicken und sie darauf aufmerksam machen, dass die ersten Batwing labels von Victor 16423 von 1914 noch die alte Aufnahme von 1905 weiterbenutzt haben.

Ich frage mich allerdings, warum sie das getan haben sollten. Normalerweise wurde eine neue Aufnahme einer populären Platte eingespielt, wenn die Stampers der alten Aufnahme so abgenutzt waren, dass sie sich nicht mehr gebrauchen ließen. Wieso man 1914 statt der Neuaufnahme von 1909 noch die alte von 1905 verwendete, ist mir ein Rätsel.

[ Bearbeitet So Mär 06 2022, 09:01 ]
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shellackotto
So Mär 06 2022, 09:37
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Feb 15 2022, 21:53
Wohnort: USA
Beiträge: 113
Hier noch ein paar Angaben zu Emil Münch oder Muench, dem Sänger, die ich vor einem Jahr anhand amerikanischer Dokumente zusammengestellt habe.

Münch wurde 1866 in Deutschland geboren; wo, habe ich noch nicht herausfinden können. 1889 ist er in die USA ausgewandert.

Zuerst wohnte er in Newark, New Jersey, ca. 15 km westlich von New York City, dann in Hoboken, New Jersey, ein Städtchen, das direkt gegenüber von New Yorks Greenwich Village auf der westlichen Seite des Hudson-Flusses liegt. Er hatte es also nie allzu weit zu den Aufnahmestudios von Victor in New York City.

Hoboken war im Jahre 1890 ein rasant wachsendes Städtchen von 43.000 Einwohners. Ein Viertel davon waren deutsche Einwanderer. Der Ort wurde darum im Scherz auch "Little Bremen" genannt, und die örtlichen Schulen unterrichteten ihre Kinder sowohl auf Deutsch wie auf Englisch. Muench fand daher leicht Arbeit als professioneller Sänger und Chorleiter. Im Adressbuch Deutsch-Amerikanischer Vereine von 1912, Seite 96, erscheint er z.B. als Dirigent des Rothmänner-Gesang-Vereins von Hudson County. Nebenbei nahm er zwischen 1901 und 1916 um die 177 Titel für die Victor Talking Machine Co., Columbia und andere Firmen auf.(Link - Hier klicken!).

Der erste Weltkrieg setzte all dem ein Ende. Mit dem Kriegseintritt der USA am 6. April 1917 waren die Deutschen plötzlich als Hunnen ("huns") verschrieen. Die örtlichen Zweigstellen deutscher Reedereien wie der Hamburg-Amerika-Linie wurden enteignet und verstaatlicht, die deutschen Angestellten vor die Tür gesetzt. Fast alle Gaststätten und Kneipen der Stadt, viele davon von Deutschen betrieben, mußten auf Druck des amerikanischen Militärs schließen, das den Hafen von Hoboken für das Einschiffen von Soldaten nach Europa nutzte und seine jungen Rekruten von zersetzenden Einflüssen fernhalten wollte. Die deutsche Bevölkerung der Stadt nahm rapide ab und wurde vor allen von Italienern ersetzt.(Link - Hier klicken!)

Dennoch konnte Muench weiterhin seinem Beruf nachgehen. Im Aufnahmestudio war er zwar nicht mehr gefragt, aber 1922, vier Jahre nach Ende des Krieges, war er weiterhin eifrig in das deutsche Musikleben der Stadt eingebunden. Unter anderem leitete er drei verschiedene deutschsprachige Chöre, den Liederkranz von Union Hill (West Hoboken), den West Hoboken Männerchor und den North Hudson Männerchor von West New York.

Wann und wo er verstorben ist, ist mir leider nicht bekannt.

[ Bearbeitet So Mär 06 2022, 16:56 ]
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shellackotto
Mo Mär 07 2022, 23:42
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Feb 15 2022, 21:53
Wohnort: USA
Beiträge: 113
Nochmals zur Versionenfrage: Die Tatsache, dass die Katalognummer der Originalausgabe im Spiegel erscheint ist, wie ich jetzt sehe, keine Garantie, dass die Platte die Original-Aufnahmen von 1905 enthält. Ich bin gerade auf eine Ausgabe von Victor 16414 (Tell Mother I'll Be There / Some Time We'll Understand) gestoßen. Diese Platte mit Kirchengesängen war ebenfalls Jahrzehnte lang im Angebot, so dass immer neue takes aufgenommen werden mußten, weil die alten stampers unbrauchbar wurden. Eine Nachpressung von 1916-1917 (Link – Hier klicken!) zitiert auch immer noch die Katalognummern der ursprünglich einseitigen Originalausgaben im Spiegel, obwohl sie keine der ursprünglichen Aufnahmen mehr verwendet.
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shellackotto
Mo Mär 07 2022, 23:45
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Feb 15 2022, 21:53
Wohnort: USA
Beiträge: 113
Und hier ist noch ein Bild von Emil Münch aus einem alten Victor-Katalog.
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