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Vorstellung eines Deutschen Monarchen, dessen Besitzer Fragen hat
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Theologe
Di Jun 23 2015, 16:56 Druck Ansicht
Gast
Hallo liebe Leute,

ich bin ja ganz neu hier und freue mich mitmachen zu dürfen.

Die Tage habe ich einen Deutsche Grammophon Senior Monarch gekauft. Ich denke der Preis war ok und das Gerät macht mir viel Freude. Die Exhibition-Schalldose ist noch in Arbeit und ich höre derzeit mit einer HMV No.4. Die Qualität ist wirklich sehr schön und steht meinem HMV 104 in nichts nach, im Gegenteil.

HERSTELLER: Deutsche Grammophon A.G.
MODELL: Monarch IV
SERIENNUMMER: ?
JAHR: ca. 19010 - 1912
DAMALIGER PREIS: 220 Mark
GEHÄUSE: polierte Eiche hell
PLATTENTELLER: 30cm
TRICHTER: "Lotustrichter No. 7" in Eichenholzoptik-Lackierung; Durchmesser 65cm
MOTOR: 3-Feder
SCHALLDOSE: Exhibition Nr. 391043


Das Gerät hat aber ein paar kleine Mängel, die ich nach und nach beheben muss:

- was meint ihr generell zum Zustand? Alter?
- das Blech und die Rändelschraube zur Trichterfixierung fehlten, daher habe ich ein neues Blech gemacht, eine passende Schraube war zum Glück dabei. Gibt es so etwas noch als Ersatz?
- Es fehlt die Zentriermutter für das Loch in der Platte und die Fixierung des Tellers; Gewinde scheint nicht metrisch zu sein. Wo bekommt man so etwas her (alle bisher angefragten Quellen haben so etwas nicht)? Im Moment helfe ich mir mit einem Gummistopfen, der gerate über das Gewinde geht und dann außen ca. 7mm hat. Hört sich abenteuerlich an, geht aber super.
- die Schrauben der Trichterstütze hinten in den Korpus sind Sechskantschrauben - kommt mir komisch vor. Die Schlüsselweiten sind auch nicht gleich (vielleicht, weil man mit einem handelsüblichen Schlüsselsatz beide gleichzeitig anziehen können soll?). Ist das normal?
- Ist es wirklich so, dass man den kleinen Anschlag aus dem Tonarm ausbauen muss, damit man den Tonarm soweit schwenken kann, dass man die Klappe öffnen kann? Alternativ baut man den ganzen Tonarm ab, ist aber umständlich.
- der Motor ist echt noch super und spielt noch 3-4 große Plattenseiten durch. Ich muss aber die Drehzahl viel geringer einstellen, als die Anzeige vorgibt um 78 am Teller zu haben. Mir ist auf Reglerseite mechanisch klar, woran das liegt bzw. wie das zu beheben wäre, bin aber nicht sicher, ob ich die Anlaufscheibe so weit verschieben kann, bis Anzeige und Drehzahl übereinstimmen. Wie ist das bei euren Geräten? Ist diese Abweichung einfach da oder sollte man versuchen das zu justieren?
- die drei Reglergewichte haben im Ruhezustand nicht denselben Abstand zueinander. Man kann das auch nicht einfach einstellen, höchstens durch Verdrehen einer Feder - möchte es gerne so lassen. Mir ist klar, dass dadurch eine gewisse Unwucht bleibt, aber ist das tragisch?
- der Tonarm ist leichtgängig und gut. Man hat mir aber gesagt, dass es dort von unten her eine Feder gäbe, die die Sache spielfrei hält. Ich finde keine Feder. Fehlt das was? Kann man das Spiel zwischen Tonarm und Trichterstütze einstellen?
- Es gibt keine Bodenplatte. Fehlt diese, oder gab es auch eine Zeit ohne?

soweit erstmal. Danke für eure Reaktionen. Hier noch ein paar Bilder:





















[ Bearbeitet Di Jun 23 2015, 21:51 ]
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Barnabás
Di Jun 23 2015, 17:23
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 04 2012, 20:37
Beiträge: 651
Wirklich sehr beeindruckend.
Schönes Gerät.
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B_Diehr
Di Jun 23 2015, 20:05
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Sep 17 2014, 09:40
Beiträge: 105
Zum nicht metrischen Gewinde. Du solltest erst einmal herausfinden um was für ein Gewinde es sich handelt. Die Grobbestimmung machst du mit einem Messschieber, Durchmesser und Anzahl der Gewindegänge pro Millimeter (Gewindegänge auf einen Zentimeter zählen, durch 10 teilen) oder pro Zoll. Genauer ist eine Gewindelehre oder auch Gewindeschablone. Das ist ein Satz kleiner kammähnlicher Schablonen die du in das Gewinde hältst Link - Hier klicken.
Wenn das Gewinde noch gängig ist gibt es auch Mutter, zur Not im Internet suchen. Wenn nicht muss ein Dreher ran, mit einer Drehmaschine lässt sich jede Schraube oder Mutter nachbauen.
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Starkton
Di Jun 23 2015, 20:34
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Hier zunächst eine Ergänzung der Gerätedaten (bitte austauschen):

HERSTELLER: Deutsche Grammophon A.G.
MODELL: Monarch IV
SERIENNUMMER: ? (Wenn Du den Deckel öffnest findest Du die Nummer eingeschlagen auf einer Gehäuseoberkante)
JAHR: c. 1910-1912
DAMALIGER PREIS: 220 Mark
GEHÄUSE: Polierte Eiche hell
PLATTENTELLER: 30cm
TRICHTER: "Lotustrichter No. 7" in Eichenholzoptik-Lackierung; Durchmesser 65cm
MOTOR: 3-Feder
SCHALLDOSE: Exhibition (schaue bitte mal nach der Produktionsnummer der Schalldose, sobald Du die zurück erhältst)

[ Bearbeitet Di Jun 23 2015, 21:25 ]
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Starkton
Di Jun 23 2015, 20:58
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Zur Beantwortung Deiner Fragen:

- was meint ihr generell zum Zustand? Alter?
Insgesamt guter Zustand. Altersentsprechend für ein häufig benutztes Grammophon.

- das Blech und die Rändelschraube zur Trichterfixierung fehlten, ... Gibt es so etwas noch als Ersatz?
Es gibt Ersatz, allerdings sind diese Teile gesucht und ziemlich teuer (c. 50 Euro und mehr)

- Es fehlt die Zentriermutter für das Loch in der Platte und die Fixierung des Tellers
Findet man nicht als Originalersatzteil. Besser einen neuen, oben abgerundeten und geschlitzten Dorn aus Stahl anfertigen lassen.

- die Schrauben der Trichterstütze hinten in den Korpus sind Sechskantschrauben - .... Ist das normal?
Nein, das ist nicht normal. Da sollen gerändelte Schrauben rein. Es gibt regelmäßig Originalersatzteile (ziemlich teuer) und Nachfertigungen (auch nicht billig) zu kaufen.

- Ist es wirklich so, dass man den kleinen Anschlag aus dem Tonarm ausbauen muss, damit man den Tonarm soweit schwenken kann, dass man die Klappe öffnen kann?
Nein, da muss man normalerweise nichts ausbauen. Der Tonarm muss sich in beide Seiten drehen lassen bis er am Trichterhalter anschlägt. Mit ist aufgefallen, dass im Ring des Trichterhalter, direkt unterhalb des Trichterknies, Madenschrauben eingeschraubt sind. Könnte sein, dass die den Radius des Armes begrenzen sollen. Ist so nicht serienmäßig (soweit ich weiß) Schraube die mal raus und probiere ob sich was ändert.

- ... bin aber nicht sicher, ob ich die Anlaufscheibe so weit verschieben kann, bis Anzeige und Drehzahl übereinstimmen. ...
Ist bei mir auch so. Kann man justieren, muss es aber nicht tun. Ich justiere die Drehzahl sowieso nach Gehör.

- die drei Reglergewichte haben im Ruhezustand nicht denselben Abstand zueinander. ...
Wahrscheinlich wurde eine der Federn gegen eine nicht passende ausgetauscht. Würde ich korrigieren. Man sollte nämlich immer alle drei Federn gleichzeitig gegen identische auswechseln. Gibt es als Ersatzteile zu kaufen. Auf das genaue Maß achten!

- der Tonarm ist leichtgängig und gut.
Ist doch prima. Man kann den Tonarm etwas schmieren. Wichtiger ist jedoch, dass der Tonarm im Lot steht, d.h. im Ruhezustand nicht zur einen oder anderen Seite läuft.

- Es gibt keine Bodenplatte. Fehlt diese ...?
Ja, die fehlt. Ist leider öfter so weil die Platte aus Weichholz besteht und sich gerne verzieht. Auf der Bodenplatte ist nochmals die Seriennummer und (bei Geräten der Deutschen Grammophon) zusätzlich die Kennzeichnung D.G.A.G. sowie das Kürzel des Revisors eingeschlagen.
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Theologe
Di Jun 23 2015, 21:59
Gast
...vielen Dank an euch, bis hier hin.

Zum Anschlag des Tonarms: Die Schrauben im Ring des Trichterhalters sind keine Madenschrauben, sondern halten innen einen Viertelring mit zwei Anschlagzungen jeweils am Ende. Das ist aber kein nachgerüstetes Teil, sondern ganz offenbar original. Nur wenn man den ausbaut, kann man den Tonarm in der von dir beschriebenen Weise schwenken...

Eine Feder gibt es im Tonarm nicht, oder? Mir sagte jemand, dass der Tonarm im Lager von unten nach oben durch eine Feder spielfrei gedrückt wird... hier gibt es nur die durch eine Madenschraube im Tonarm verstellbare punktförmige Auflage unten und die stirnseitige Ringauflage oben im Tonarm. Dieser liegt nur durch das Eigengewicht unten auf dem Stift auf um den er sich dreht, mehr nicht - ist doch normal, oder?
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Starkton
Di Jun 23 2015, 22:24
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Theologe schrieb ...

Das ist aber kein nachgerüstetes Teil, sondern ganz offenbar original. Nur wenn man den ausbaut, kann man den Tonarm in der von dir beschriebenen Weise schwenken...

Das kannte ich bisher nicht. Macht aber Sinn, wenn man verhindern will, dass der Tonarm am Trichterhalter anschlägt und dabei Beulen bekommt - was oft genug vorkommt. Sooo oft muss man ja nicht an den Motor ran, d.h. den Deckel öffnen. Kann man eigentlich eine 35 cm Platte abspielen wenn der Radius des Tonarms so eingeschränkt ist?

schrieb ...

Eine Feder gibt es im Tonarm nicht, oder? Mir sagte jemand, dass der Tonarm im Lager von unten nach oben durch eine Feder spielfrei gedrückt wird...

Diese Feder am Fuß des Lagers gibt es schon, sie hat aber praktisch keine Funktion. Denn das Tonarmlager steht in Längsrichtung durch Korrosion meist so fest, dass man es nur mit Mühe entgegen der Feder reinschieben kann um den Arm entnehmen zu können. Der Tonarm wird eigentlich nur durch die Madenschraube oben, d.h. in Position, gehalten.
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Theologe
Sa Jun 27 2015, 13:42
Gast
Ist das übrigens ganz sicher, dass die Trichterstütze stets mit Rändelschrauben fixiert war? hier waren ja auch Sechskantschrauben verbaut:

Eine Kleinigkeit würde ich aber doch austauschen wenn es mein Gerät wäre (auch hier gibt es wieder Ersatzteile aus den USA): Die beiden Schrauben zum Anbringen des Trichterhalters am Gehäuse.

Nicht richtig




Richtig


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Sicher, das sind die Schrauben, die man bei fehlenden Originalschrauben nehmen würde... aber warum sollten die Schrauben fehlen? Mich würde interessieren, ob bei dem anderen Fall auch zwei verschiedene Schlüsselweiten verwendet wurden. Wenn ja, ist das sicher kein Zufall...
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Starkton
Sa Jun 27 2015, 15:08
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Theologe schrieb ...
Mich würde interessieren, ob bei dem anderen Fall auch zwei verschiedene Schlüsselweiten verwendet wurden. Wenn ja, ist das sicher kein Zufall...

Bei dem anderen Gerät wurden Vierkantschrauben benutzt wie aus der Beschreibung hervorgeht.

Es sind bei den Originalen durchweg Rändelschrauben verwendet worden damit man den Trichterhalter (wie auch den Trichter) ohne Werkzeug (de-)montieren kann. Vielleicht weil es kurz nach 1900 noch unüblich war einen Werkzeugkasten zuhause zu haben, bzw. diesen ins Grüne mitnehmen zu müssen. Für den Transport konnten DGAG Grammophone ja leicht zerlegt werden. Hier ist ein schönes Beispiel:



An Grammophonen der DGAG im Originalzustand aus dieser Zeit habe ich noch nie Sechskantschrauben gesehen.

Die Teile wurden von der Victor Talking Machine Co. in den USA produziert. Ich kann mich nicht erinnern jemals Vier- bzw. Sechskantschrauben für den Trichterhalter vor 1914 in den Ersatzteillisten entdeckt zu haben. Mir ist auch kein Victor-Grammophon damit bekannt, aber vielleicht kennt unser Mitglied @alang eins.

Originale Rändelschrauben sind, wie andere Grammophonteile die man leicht abbauen kann, heute ein rares Gut. Deshalb werden sie stark nachgefragt.

Die Verwendung von Schrauben unterschiedlicher Schlüsselweite bei Deinem Grammophon, bzw. Vierkantschrauben bei dem anderen Gerät, belegt meiner Meinung nach nur, dass man keine originalen Ersatzteile zur Verfügung hatte, bzw. keinen Wert darauf legte, und deshalb irgendetwas Passendes genommen hat.


PS: Ich hatte bei meiner letzten Antwort gefragt ob man eine 35 cm Platte abspielen kann wenn der Radius des Tonarms eingeschränkt ist. Könntest Du bitte mal überprüfen welchen Durchmesser Platten maximal haben dürfen um auf Deinem Grammophon abspielbar zu sein?

[ Bearbeitet Sa Jun 27 2015, 15:24 ]
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Theologe
Sa Jun 27 2015, 16:29
Gast
...ganz sicher hast du Recht. Das von dir gepostete Bild hatte ich auch schon gesehen. Die Sechskantschrauben sind aber auch schon sehr alt, und passen in das Gewinde, das hat mich eben stutzig gemacht; auch die unterschiedlichen Schlüsselweiten bei gleichem Gewindedurchmesser sahen nach Absicht aus... aber, was du sagst macht mehr Sinn...

Zur Frage des maximalen Schwenkradius: Der Anschlag begrenzt die Nadel auf 190mm von der Spindelmitte. 350mm Durchmesser sind also gar kein Problem... und, die typischen Beulen im Tonarm fehlen tatsächlich ;o)

Habt ihr Händleradressen in den USA? Habe bei ebay-shops mit entsprechendem Angebot nachgefragt: Fehlanzeige.

Danke für eure und deine Hilfe.
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Starkton
So Jun 28 2015, 11:04
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Bei eBay USA werden back bracket screws oder backmount screws in gewissen Abständen für, je nach Zustand, 25 bis 50 Dollar das Paar verkauft.

Danke fürs Ausmessen des Schwenkradius.
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alang
So Jun 28 2015, 17:57
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 657
Habe dieses Paar gerade auf ebay gesehen: Link - Hier klicken
Sind das die Richtigen fuer Dich?

Andreas
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Theologe
Mo Jun 29 2015, 00:09
Gast
...vielen Dank. Die hatte ich dann, nach der korrekten englischen Bezeichnung von Starkton, auch gefunden. Der Verkäufer war sich nicht sicher, ob sie passen glaubt aber schon... Werde mal überlegen... Danke!
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Victor-III
Mo Aug 10 2015, 10:42
Gast
Gibt es denn schon eventuell Bilder von Restaurierung oder einem vielleicht schon fertigen Ergebnis?
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