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Asbest in Schellack- oder Vinylschallplatten
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Lemezz
Do Okt 15 2015, 00:46 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Okt 12 2015, 11:44
Wohnort: Schweiz
Beiträge: 63
Es ist vielleicht eine etwas komische Frage aber weiss jemand ob jemals Asbest in Schellack oder Vinylplatten gemischt wurde ? Ich habe irgendwo mal gelesen, dass einmal Versuche mit Asbest gemacht wurden, nur ist die Frage: wann, mit welchen Labels und in welcher Zeit..

[ Bearbeitet Fr Okt 23 2015, 17:58 ]
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berauscht
Do Okt 15 2015, 09:14
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1952
Siehe hier:
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Starkton
Do Okt 15 2015, 09:14
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Die Frage ist berechtigt. Asbest wurde von Anfang an als Ersatz oder Ergänzung für pflanzliche Fasern als Füllstoff in Schellackplatten verwendet.

Edward Wheeler Scripture, Direktor des Psychological Laboratory in Yale, USA, arbeitete in den späten 1890er Jahren mit Berliner Platten, gepresst aus "Asbest und Schellack."

Auch Joseph Sanders, Toningenieur und Neffe von Emile Berliner, erwähnt Asbest als Schallplattenmaterial im U.S. Patent 787,001, angemeldet am 20. Januar 1904, und für Herbert Samuel Berliner, den ältesten Sohn von Emile, ist die Verwendung dieses Materials ebenfalls selbstverständlich, siehe sein U.S. Patent 878,931, angemeldet am 11. November 1907.

Mitte der dreißiger Jahre beschäftigte sich das Süddeutsche Asbestschiefer- und Plattenwerk mit Schallplatten aus "mineralischen Rohstoffen.“ Dies auf die Schnelle. Man kann sicher noch andere Beispiele finden.
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Formiggini
Do Okt 15 2015, 14:33

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
...wann, mit welchen Labels und in welcher Zeit..


Deine Frage wird man so nicht beantworten können. Die Zusammensetzungen der Schellackmischung waren streng gehütete Firmengeheimnisse. Wir sind heute schon froh, wenn mal in einer Patentschrift oder einem zeitgenössischen Bericht Angaben auftauchen was enthalten sein könnte. Wir werden also nie erfahren ob (oder wann) Firma XY tatsächlich Asbest einer Mischung zugesetzt hat - so sie es denn überhaupt in größerem Umfang taten...

Aber, selbst wenn eine Schellackplatte Asbest enthält, geht davon im Normalfall kein Gesundheitsrisiko aus. Asbest wird erst dann gefährlich, wenn es Lungen gängig wird. Man müsste also eine (Asbesthaltige) Platte zunächst fein pulverisieren oder zerfasern und dann dieses Gemisch inhalieren - kommt in der Praxis wohl nicht wirklich vor...

Grüße
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Formiggini
Do Okt 15 2015, 18:06

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Aus einem Patent für Schallplatten aus (Tier) Hornmehl (!), 1927:



Interessant dabei die Formulierung "in bekannter Weise... Asbest... zugesetzt werden". Daraus könnte man schließen, dass es üblich war mit Asbest als Zuschlagsstoff bei Schellackplatten zu arbeiten.

Grüße
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Lemezz
Fr Okt 16 2015, 01:56
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Okt 12 2015, 11:44
Wohnort: Schweiz
Beiträge: 63
Vielen Dank für die Zahlreichen Kommentare. Ich wollte keinesfalls mit diesem Thema Panik oder dergleichen auslösen. Ich habe mir spontan vor einiger Zeit diesen Gedanken gefasst, da ich mal einen interessanten Beitrag über Asbest und deren Verwendung gelesen habe.

Also wenn ich eine Schellackplatte auf ein Grammophon Plattenteller lege, eine neue Stahlnadel in die Schalldose spanne und mit dem schweren Tonarm der ja bekanntlich 150 g oder mehr wiegen kann diese Platte durch spiele, danach mir die gebrauchte Nadel anschaue, kann ich am Spitz ganz klar schwarzer Staub? erkennen. Also wurde durch das Abspielen ganz klar an der Oberfläche der Schellackplatte gekratzt und dessen Belag wenn auch nur minim mit der Nadelspitze mit genommen. Man kann also theoretisch davon ausgehen das ebenso nach dem abspielen einer Schellackplatte gelöstes Schellackplattenmaterial lose auf der eben gespielten Platte liegt. nehme ich nach dem Abspielen diese Platte vom Plattenteller weg, so habe ich dieses gelöste Material an den Fingern. (Das schwarze Schmutzwasser durch Fingerwaschen nach anfassen von mehreren Schelleckplatten bestätigt dieses) Fasst man sich mit den schmutzigen Fingern dann an die Nase oder Stoff (Bett u.s.w), so könnte rein theoretisch dieses abgehobelte Schellackmaterial in die Atemwege gelangen. Es gibt ja verschiedene Diskussionen über das Thema Asbest und in einer wurde einmal von einem Arzt behauptet, dass nur eine Asbestfaser in der Lunge reicht um gesundheitlich dauerhaft geschädigt zu sein.

Es ist mir völlig klar das diese von mir eben beschriebene Theorie sehr extrem ist. Es ist nur ein Gedanke den ich einmal zu diesem Thema hatte und hier zum Ausdruck bringen wollte.

Ich denke mir es gibt sehr viele Gegenstände mit denen wir immer noch täglich im Alltag zutun haben die insgeheim Asbest enthalten, nur wissen wir das nicht...
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Gast
Fr Okt 16 2015, 18:33
Gast
Ich würde diese ganze Hysterie was Asbest angeht, nicht überbewerten.

Ein bekannter von mir wohnt in einer Wohung, die in den 70er jahren saniert wurde. Er hat das Zeug kiloweise in seiner Wohnung.

Merkwürderweise lebt er immernoch obwohl er in der Wohnung seit 1999 wohnt.

Scherz beiseite!

Viel gefährlicher ist das DDR Holzschutzmittel Hylotox mit dem warscheinlich auch so manches Grammophon zu DDR-Zeiten behandelt wurde.

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Lemezz
Mi Okt 21 2015, 01:22
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Okt 12 2015, 11:44
Wohnort: Schweiz
Beiträge: 63
@Starkton
Sind diese Patente auf ein gewisses Plattenlabel zurück zu führen so das man eine Platte anhand vom Label so einem Patent zuordnen und somit erkennen kann ? Was meinst du mit Füllstoff ?

Wird bei der Herstellung von einer Schellackplatte eigentlich die Oberfläche, dort wo die Plattenrillen sind ein anderes Material verwendet ? Oder besteht die ganze Platte aus einer Masse ohne das man die Oberfläche separat behandelt hat ? (Lack oder Spezialschicht)?

Ich habe meine Schellackplatten nie gewaschen und meistens in den original Hüllen belassen. Wenn ich ein paar Platten höre, seih dies auf dem mechanischen Grammophon oder auf einem Plattenspieler mit Leichtläufer Tonabnehmer, so ist mir aufgefallen, dass die Platten immer irgendwie Schwärze abgeben. Diese Schwärze scheint mir kein Dreck zu sein, vielmehr das Eigenmaterial der Schellackplatten. Wahrscheinlich stammt sie von dem Abrieb durch die Stahlnadel. Beim Fingerwaschen sieht man dann das schwarze Wasser. Ich habe auch schon einige Platten als Test gewaschen, doch nach mehrmaligem abspielen geben sie wieder Schwärze ab. Wahrscheinlich ist dies auch abhängig vom Zustand der Schellackplatte

Wenn in diesen Platten wirklich Asbest enthalten ist, so muss man davon ausgehen, dass dieses Material nicht NUR festgebunden mit anderen Materialen in der Platte zu finden ist sondern eben auch als gelöster Materialstaub auf den Platten, auf und in den Plattenhüllen und das sich durch das abspielen mit Stahlnadeln weiteres Material in staubiger Form von der Platte löst und auf der Oberfläche verbleibt. Dieser Staub kann sich dann natürlich auch beim lüften in der Wohnung verteilen :-)

Ob dieser Staub dann wirklich gesundheitsgefährlich ist und wie man dies einschätzen muss, weiss ich nicht. Dies hängt wohl von der Menge des beinhaltenden Asbests ab.

Ich weiss, seeeehhhhrrrr Extreme Denkweise aber entspricht es etwa nicht der Realität ?
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Lemezz
Mi Okt 21 2015, 01:41
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Okt 12 2015, 11:44
Wohnort: Schweiz
Beiträge: 63
@Gast

So viel ich weiss wurde dieses Hylotox 59 vor allem für den Dachstock verwendet, um das ganze Holz wie Träger unter dem Dach vor Parasiten zu schützen. Tatsächlich scheinen die Gifte in diesem Mittel auch im ausgetrocknetem Zustand und nach Jahrzehnten noch stark aus zu strömen. Da ich dieses Mittel nicht kenne weiss ich nicht ob das Produkt stark riecht. Falls ja wird dieser Gestank sicherlich längere Zeit angehalten haben. Im genannten Fall bezweifle ich die Anwendung an einem Holzkorpus eines Grammophons wegen des Gestanks. Es wird zwar auch die Behandlung von Möbel erwähnt aber ob dies wirklich im grosses Stiel geschah ? Vor allem bei einem Grammophon ? Zudem sah wahrscheinlich ein mit diesem Mittel behandeltes Objekt danach sicherlich anders aus. Eventuell erkennt man ein behandelter Grammophonkorpus sofort ? Was denkt ihr ? Kennt jemand diese Holzschutzmittel ?
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Starkton
Mi Okt 21 2015, 11:09
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Lemezz schrieb ...

@Starkton
Sind diese Patente auf ein gewisses Plattenlabel zurück zu führen so das man eine Platte anhand vom Label so einem Patent zuordnen und somit erkennen kann ? Was meinst du mit Füllstoff ?

Berliner Platten (Europa, USA und Kanada), Victor, Gramophone Co.

Asbestfasern als Füllstoff erhöhen die Bruchfestigkeit der Schallplatte.

schrieb ...

Wird bei der Herstellung von einer Schellackplatte eigentlich die Oberfläche, dort wo die Plattenrillen sind ein anderes Material verwendet ?

Nein, allerdings habe ich den Eindruck, dass sich die Fasern durch den Walz-, Erhitzungs- und Pressvorgang an der Oberfläche abreichern (= weniger werden).

schrieb ...

so ist mir aufgefallen, dass die Platten immer irgendwie Schwärze abgeben.

Wenn das jedes Mal passiert hast Du entweder stark abgespielte Schallplatten oder Deine Schalldosen sind schlecht justiert.

Eine große Bitte: Könntest Du "Vinylplatten" im Titel richtig schreiben.
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Gast
Mi Okt 21 2015, 14:38
Gast
@Lemenzz

Hylotox war damals das Standartholzschutzmittel und wurde in allen Bereichen verwendet.

Man konnte es frei kaufen!

Die große Masse an Grammophonen, Schellackplatten und antiken Möbeln bei uns in Deutschland ist nur deswegen erhalten geblieben, weil in der DDR aufgrund des allgemeinen Mangels, vieles nicht weggeworfen wurde.

Das sah im westlichen Teil Deutschlands ganz anders aus!

Ich erinnere mich an Altbauwohnungen, die noch komplett mit Möbeln aus der Vorkriegszeit eingerichtet waren. Sogar die elektrischen Anlagen waren noch aus dieser Zeit (Porzellanisolatoren, Bakelitdrehschalter, Steckdosen ohne Schuko usw....)

Wenn nun diese Möbel oder vielleicht auch das Grammophon verwurmt waren, wurden sie mit Hylotox behandelt. (sofern sich die Besitzer darum kümmerten)

Dass sich die Oberfläche verändert muss nicht unbedingt passieren.

Wir haben beim Haus meiner Urgroßeltern gegen Ende der DDR auch Hylotox auf dem Dachboden ausgesprüht und den Balken sieht man es bis heute nicht an.

Man kann ja beim Grammophon z.B. das Mittel von innen auftragen oder mit Hilfe einer Spritze in jedes Wurmloch einzeln einspritzen.

Ich wollte dir keine Angst machen, sondern nur darauf hinweisen das die Gefahr besteht, auch wenn sie vielleicht gering ist.

Ich kenne den Geruch von Hyltox nur zu gut, aber ich werde nicht durch Deutschland reisen um an jedem Grammophon zu schnüffeln. :-)
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Starkton
Sa Okt 24 2015, 17:35
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Um Euch einen Eindruck zu geben wie weit die Pressmasse mit Fasern durchsetzt sein kann, hier ein Mikroskopfoto einer Schellackplatte von 1900, das ich vor einiger Zeit aufgenommen habe. Die Platte spielt übrigens durch.

Offenbar war Alkohol auf die Oberfläche getropft und löste das mit Schellack gebundene Gesteinsmehl. Zurück blieben die Fasern. Dazwischen liegen Inseln nicht betroffener, glatter Schallplattenoberfläche wie wir sie üblicherweise kennen.


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gramofan
Sa Okt 24 2015, 19:22
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1164
Fasse zusammen: Wenn man es nicht ohnehin aus konservatorischen Gründen unterlässt, dann sollte man das Spielen der Schellackplatten auf dem Grammophon aus Gesundheitsgründen unbedingt unterlassen, da dabei immer kleine Mengen Staub durch Abrieb entstehen und der könnte ungebundene Asbestfasern enthalten.
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Willi-H-411
Sa Okt 24 2015, 22:57
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 12 2011, 11:42
Wohnort: Ruhrpott
Beiträge: 1296
Ich habe in diesen Thread hier schon von Anfang an mitgelesen. Daß Asbest schädlich ist, ist wohl kaum zu verneinen. Für mich stellt sich jedoch auch hier die Frage, ob es sich hierbei nicht auch so verhält, wie bei den meisten Dingen:

Die Menge macht's.

Wenn ich an der Bushaltestelle stehe, und neben mir raucht einer eine Zigarette, so stört mich das zwar mittlerweile (rauche seit drei Jahren nicht mehr), aber es wird meiner Gesundheit keinen Zacken aus der Krone brechen.

Genauso sehe ich das im Umgang mit Schellackplatten: Wenn jemand täglich in einem Plattenwerk gearbeitet hat, in dem Asbest mitverarbeitet wurde, hat er in seinem Arbeitsleben Mengen an Asbest eingeatmet, auf die wir wohl nur dann kämen, wenn wir täglich eine Schellackplatte zu feinem Pulver zermahlen und uns das als Schnupftabakersatz in die Nase ziehen würden.

Ich will das Thema jetzt nicht lächerlich machen, aber wenn von Schellackplatten und vor allem beim Abspielen mit Grammophon und Stahlnadel tatsächlich eine Gefahr ausgehen würde, so müßten während der Zeit, als es normal war, Schellackplatten so abzuspielen, auch Fälle von Asbestlunge bei Menschen aufgetreten sein, die beruflich nichts mit Asbest zu tun hatten. Und das wären dann sicherlich keine Einzelfälle gewesen, sondern es hätten große Schichten der Bevölkerung davon betroffen sein müssen.

Und bin ich mir sicher, daß man diesem Phänomen genauso nachgegangen wäre, wie der Ursache des vermehrten Auftretens von Lungenkrebs, etwa 20 Jahre, nachdem es Mode geworden war, Zigaretten auf Lunge zu rauchen. Auch hier hat man, soweit ich weiß, bereits schon in den 1930er Jahren einen Zusammenhang zwischen Zigarettenrauchen und Lungenkrebs festgestellt.

VG Willi

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Formiggini
Sa Okt 24 2015, 23:30

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Es gibt wohl schädlicheres als heute Schellackplatten zu hören...



Für die einfachen Arbeiter dürfte die "Asbestlunge" in der Fabrik und der Produktion damals wirklich ein lebensbedrohliches Problem gewesen sein. Zeitgenössische Artikel berichten ja auch, dass es in den Mahlwerken von Schallplatten-Fabriken sehr "staubig" zuging. @Starkton: Danke für diesen mikroskopischen Einblick!

Grüße

[ Bearbeitet So Okt 25 2015, 00:26 ]
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Rundfunkonkel
So Okt 25 2015, 00:29
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1112
Formiggini schrieb ...

Es gibt wohl schädlicheres als Schellackplatten zu hören...


Und ich verstehe den Sinn hinter dieser Frage nicht. Als erwachsener Mensch kann man für sich privat entscheiden ob man Für oder Wider etwas ist, ohne zu versuchen eine Massenhysterie zu erzeugen. Ich möchte nicht wissen was man für Mengen an Bremsstaub an einer Straße einatmen muss. Da ist imho die Möglichkeit des aufstaubenden Abriebes bei der Abtastung einer Schellackplatte Pillepalle.
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Formiggini
So Okt 25 2015, 00:45

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Der eigentliche "Sinn", auf unsere kleine Thematik bezogen, besteht wohl in der äußerst interessanten Frage: Woraus bestehen sogenannte "Schellackplatten" denn eigentlich... Dass von einem potentiellen Asbestanteil in einer Platte heute kein Gesundheitsrisiko ausgeht, darüber müssen wir uns ja (hoffentlich) nicht unterhalten. Und über die Gefahren des Rauchens oder der Feinstaubbelastung im Straßenverkehr, zumindest hier, sicherlich auch nicht

Das Thema (die Frage) trägt allerdings, aus historischer Sicht, dazu bei abzuklären wie Schellackplatten den tatsächlich hergestellt wurden. Zumindest ich persönlich finde dies sehr interessant.

Grüße

PS: eine sog. "Schellackplatte" hat nur einen tatsächlichen Schellack-Anteil in Höhe von c. 10% - 20% (Je nach Jahr, Firma usw.). Der "Rest" sind Füllstoffe oder sonstige Zusätze.

[ Bearbeitet So Okt 25 2015, 01:02 ]
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Willi-H-411
So Okt 25 2015, 08:56
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 12 2011, 11:42
Wohnort: Ruhrpott
Beiträge: 1296
Formiggini schrieb ...
Zeitgenössische Artikel berichten ja auch, dass es in den Mahlwerken von Schallplatten-Fabriken sehr "staubig" zuging.

Dies kann man ja auch sehr gut in dem RCA-Victor-Film sehen. Alleine schon beim Abwiegen der zu feinstem Staub zermahlenen Stoffe dürften die Arbeiter, die ja ohne jeglichen Atemschutz gearbeitet haben, auf die Jahre hin enorme Mengen dieser Stäube eingeatmet haben. Und nicht nur Asbest.

VG Willi

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Lemezz
Mo Okt 26 2015, 04:12
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Okt 12 2015, 11:44
Wohnort: Schweiz
Beiträge: 63
Ob ihrs glaubt oder nicht, aber mein Ziel war es eigentlich nicht hier irgend jemandem Angst zu machen oder jemandem die Freude zu verderben. Es ist ein ewig wiederkehrender Gedanke der in meinem Kopf herum geistert.

Mir geht es ehrlich gesagt hauptsächlich um die Gesundheitsgefahren die heute noch durch Abspielen von Schellackplatten einhergehen könnten. Dabei sind eventuell auch Vinylschallplatten betroffen ? Es ist mir völlig klar das wir nicht herausfinden können wo jetzt genau was in welcher Schellackmasse steckt.

DIE GEFAHR :

Ich weiss nicht wie ihr euer Hobby auslebt, aber ich habe sehr viele Platten noch ungewaschen in Originalhüllen. Wenn man diese Platten aus den Hüllen nimmt und einige abspielt, merkt man schnell das man irgendwie Schwärze an den Fingern hat. Das ist sicherlich auch Dreck aber nicht nur. Früher hat man sich nicht immer grosse Gedanken beim abspielen von Schellackplatten gemacht, da hat man auch nicht immer sofort die Stahlnadel gewechselt, dadurch waren die Schellackschallplatten sehr belastet und das sieht man ihnen heute zum Teil durch die groben grauen Rillen auch an.
Für mich erscheint es logisch, dass Material beim Abspielen abgetragen wird. Dabei geschieht dies meiner Ansicht nach stark beim Abspielen mit dem mechanischem Grammophon und der Stahlnadel, aber wohl am stärksten durch ein elektronisches Plattenfräsesystem wie ein Thorens CD 40 :-), der mit 40 Gramm auf eine Stahlnadel drückt auf der ein Diamant sitzt (Plattenkiller :-) . Theoretisch könnte dies aber auch mit einem Leichtläufer bis 15 Gramm (z.b Ronette bf40 oder DC mit SA-250 Saphirnadel geschehen. nur viel weniger. Ebenfalls aber wohl am geringsten mit einem Shure m75 System mit 321 65mu Nadel (Diamant) oder einem anderem Leichtläufer der bis 3 Gramm gefahren werden kann.

Was mich beunruhigt ist der Plattenabrieb der nach dem mehrmaligen abspielen auf der Platte verbleibt (hauptsächlich Stahlnadel). Man fasst die Platte an, fasst danach sonst wo hin, setzt sich aufs Bett oder Sofa und überall ist dann dieser Staub dran und das beunruhigt mich irgendwie :-)

Eigentlich müsste man alle Schellackplatten gründlich waschen und in neuen Hüllen archivieren, da wäre man wohl auf der sicheren Seite, den die Fasern sind ja fest gebunden und werden durch das abspielen mit einem z.b m75 Shuresystem (das übrigens hervorragend klingt.) kaum oder nur wenig abgetragen.

Man kann sich tatsächlich verrückt machen mit diesem Thema und sich da auch in etwas hinein steigern aber sollten da wirklich Asbestfasern in den Platten drin sein und werden diese beim Abspielen durch abrieb als reine Fasern frei gesetzt, dann ist das wohl wirklich nicht ganz ungefährlich. Schlussendlich muss jeder für sich selber entscheiden was für ihn oder sie gefährlich ist oder was nicht..

Zu den Schellackplattenzeiten und auch bis in die 80er war die Gesundheit wohl nicht immer das Zentralthema (heute jedoch schon). Wenn jemand starb wurde dem sicherlich nicht immer sooooooo genau auf den Grund gegangen. Zudem waren andere gesundheitsschädigende Beigeschmäcker wie das rauchen auch immer und viel präsent und ob man dann wirklich genau hingeschaut hat ob ein Raucher an Lungenkrebs wegen des rauchens oder wegen einer Asbestfaser starb halte ich eher für unwahrscheinlich. .

Ich denke nicht das man das Risiko einer Asbestfaserfreisetzung und Krebs in ein Verhältnis mit einem Raucher und dessen Krebsgefahr stellen darf (eigentlich). Schliesslich will man ja nicht durch das musikhören krank werden, aber als Raucher ist man sich eigentlich des Risikos bewusst. Müssen wir jetzt auch mit einem Krebsrisiko rechnen durch Musikhören ? Oder soll man vielleicht wieder anfangen zu rauchen ? Wenn eine ernsthafte Gefahr besteht (ähnlich wie bei einem Raucher) durch das abspielen einer Schellackschallplatte auf einem Grammophon, so müsste man wohl aus Vernunftsgründen das Hobby beerdigen bevor es umgekehrt geschieht. :-)

Wie schon von Anfang an geschrieben hoffe ich nicht das es so schlimm ist, Ich kann die Gefahr leider nur sehr schlecht einschätzen, eventuell überschätze ich das ganze auch masslos, oder wir unterschätzen das ganze ?

@Starkton

Danke vielmals für deine mikroskopische Aufnahme. Auf dem Bild sind zwar klar Fasern zu erkennen aber sehe ich das richtig das es sich hierbei nicht zwingend um Asbestfasern halten muss ?

Wir haben ja noch über das Plattenmaterial an sich geschrieben und das dieses wohl aus einem Block und nicht aus Schichten besteht. Ich habe diesem etwas entgegen zu setzen : Sieht man sich eine Schellackschallplatte an bei der der Rand (Einlaufrille) verletzt ist und man sozusagen auf das innere Plattenmaterial sehen kann so sieht man ganz klar, dass die Oberfläche der Schellackplatte glänzend ist, aber an diesem defekten Ort die Platte Matt ist. Also muss die obersten Schichten nachträglich nach dem Pressen entstanden sein ? Oder wie erklärst du dir das ? Des weiteren frage ich mich wie eigentlich eine graue Rille entsteht ?



[ Bearbeitet Mo Okt 26 2015, 04:16 ]
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