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Auxetophon, wie funktioniert die Pressluft Schalldose ?
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Marius
Fr Nov 11 2011, 14:23 Druck Ansicht
Gast
Hallo Zusammen!

Ich möchte ein Auxetophon nachbauen und die Grenzen des mechanisch verstärkten Schalls rausfinden.

Suche technische Details wie die Schalldose damals genau konstruiert war.

Was ich bisher in Erfahrung gebracht habe: die Pressluft wurde durch ein Ventil in die Schalldose eingeleitet, der entstandene Druck hat den Schall verstärkt.

Wie wurde die Schalldose baulich verändert abgesehen vom Einlassventil?... musste die Verbindung zum Trichter verengt werden?...wieviel Bar druck?

Vielen Dank im Voraus
Marius
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Formiggini
Sa Nov 12 2011, 09:26

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Hallo Marius und willkommen

Ich hoffe, du hast dir für dein Projekt schonmal ein abgeschiedenes Häuschen am Waldesrand zugelegt, sonst könnte es Schwierigkeiten mit den Nachbarn geben.... *grins

Ernsthaft, diese Druckluftverstärkten Grammophone müssen richtig laut sein...

Für die, welche noch nichts von einem Auxetophon gehört haben, hier mal ein Video eines solchen Gerätes aus Argentinien, das 2008 über ebay den Besitzer wechselte:



Solche Geräte wurden um 1910 zwar auch von der Deutschen Grammophon produziert, hatten damals aber schon einen unglaublich hohen Preis, und sind deswegen heute sehr selten.

Zu deinen Fragen, Im Netz fand sich die Information, das solche Geräte mit bis zu 120psi Druck arbeiteten. Dies entspricht c. 8 bar.

Die Schalldose war keine gewöhnliche umgebaute, sondern eine besondere Konstruktion.
D.h. eine gewöhnliche Schalldose lässt sich nicht zu einer Auxetophon Dose umbauen!

Vom Grunde funktioniert eine solche Dose so, dass die Membran durch zwei gegeneinander bewegliche Metallkämme ersetzt wurde. Die Auslenkungen des Nadelträgers, respektive der Rillen der Platte, bewirkte nun das gegensätzliche verschieben dieser zwei Ventilkämme gegeneinander.

Auf der einen Seite der Dose wurde nun die Druckluft eingepresst, die unterschiedlich großen Öffnungen der Ventilkämme gesteuert durch die Nadelauslenkungen ließ dann die Druckluft im Rhythmus der Toninformation durch dieses Ventil.

Der Tonarm führte dann diese "modulierte" Druckluft zum Trichter.

Hier mal zwei alte Zeichnungen dieser Dose:


Gefunden auf dieser Seite: Link - Hier klicken


[Gefunden auf dieser Seite: Link - Hier klicken


Meiner Meinung nach, wäre für den Nachbau einer solchen Dose, bzw. eines solchen Gerätes eine Feinmechaniker und/oder Uhrenmacherausbildung von Vorteil...
Es handelt sich bei diesen Geräten wirklich um Feinmechanische Meisterwerke.

Umso reizvoller zu sehen, ob man heute soetwas noch nachbauen kann.
Halte uns umbedingt auf dem laufenden!

Viele Grüße
Uli
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Marius
Sa Nov 12 2011, 12:28
Gast
Lieber Uli,

vielen Dank für deine tollen Informationen, genau das habe ich gesucht!

Eigentlich sollte mein Hauptaugenmerk auf der Vermeidung der Störgeräusche liegen, den Luftstrom hört man sehr stark raus, aber diesen Zeichnungen nach werde ich erstmal mit der zwei Memebrane bzw. Metallkämme beschäftigt sein.

habe noch nicht ganz verstanden wie die zwei Metallkämme zu einander stehen?... überträgt die Abtastnadel die Vibrationen auf beide Kämme oder ist einer fest und der andere Metallkamm bewegt davor?

Ein "normales" Abtastsystem, Nadel, Schalldose und Trichter habe ich schon mal nachgebaut mit für moderne Musik besserer Tonqualität. Habe eine Uhrmacherindustrie um mich rum daher wäre es für mich kein Problem feinmechanische Teile herstellen und lasern zu lassen.

Viele Grüße
Marius


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Formiggini
Sa Nov 12 2011, 14:42

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Soweit ich es verstehe, ist der hintere Teil (Bei deinem Bild Fig.8) feststehend, und der vordere Teil (Fig.9) beweglich.

ABER - Die Nadelauslenkung ist ja seitlich, also müsste diese Auslenkung die beiden Kämme gegeneinander drücken.
Sinnvoller wäre aber eine seitliche verschiebung der Kämme zueinander, die dann die (Luft)spalte zwischen den beiden Kämmen unterschiedlich groß macht, und so als Ventil funktionert...?

Auf meinem oberen Bild ist eine Patentnummer angegeben: 677476 - vielleicht bringt eine Patentsuche über Tante Google einen Treffer, und so noch eine schriftlicher Erklärung zu den Bildern?

Deine selbstgebaute Schalldose mit verbessertem Frequnezgang würde mich aber sehr interessiern!
Magst du sie uns mal in einem neuen thread vorstellen?

Grüße
Uli
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Webseite
gramofan
Sa Nov 12 2011, 23:01
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1164
Die Funktionsweise der Schallverstärkung mit Pressluft ist relativ ausführlich beschrieben (einschl. zweier Schnittzeichnungen von Schalldosen) bei: Jüttemann: Phonographen und Grammophone, 2. Aufl. 1993, S. 228 ff.
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Starkton
Mo Nov 14 2011, 08:50
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Hallo Marius,

Auxetophone sind faszinierende Instrumente. Ich würde gerne mal eines "live" hören. Vor einigen Jahren ist eine Auxetophon Schalldose mal im Sofortkauf in der Bucht für sehr wenig Geld weggegangen. Leider war ich mal wieder zu spät, ich hätte gerne damit experimentiert.

Die Deutsche Grammophon hat Auxetophone auf der Leipziger Herbstmesse 1906 vorgestellt und ein Jahr später dann für Preise von 2000 Mark aufwärts verkauft (umgerechnet 30.000 EUR). Zielgruppe waren Besitzer großer Hotels, Restaurants und Gartenlokale. Voraussetzung war ein Stromanschluss für den Kompressor!

Klar dass ich mir so ein Gerät in Konkurrenz zu den Millionären dieser Welt nicht leisten kann, immerhin habe ich einen Auxetophon Verkaufskatalog samt deutscher Gebrauchsanweisung. Leider wird darin die Funktion der Schalldose nicht genau beschrieben.

Es lohnt sich jedoch das Deutsche Reichspatent von Charles Algernon Parsons durchzulesen, das dem Auxetophon zugrunde liegt. Unter der Adresse Link - Hier klicken in der ersten Zeile (Veröffentlichungsnummer) folgendes eingeben: DE183776
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