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10.3. Berlin: Ausstellungsgespräch "Surreale Sachlichkeit" - mit Schellackplatten von Otto Dix
Moderatoren:SchellackFreak, berauscht, GrammophonTeam, Charleston1966, DGAG, Der_Designer, LoopingLoui
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jitterbug
Do Mär 02 2017, 10:50 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Mär 27 2013, 16:49
Wohnort: Berlin
Beiträge: 405
Berlin: 10. März 2017 ab 18:30
Sammlung Scharf-Gerstenberg:

Ausstellungsgespräch im Rahmen der Ausstellung "Surreale Sachlichkeit" aus den Beständen der Nationalgalerie

Künstler und Jazz: "Jimmy tanzt den Shimmy"

-> Beschreibung und Details hier<-

Gemeinsam mit dem Kurator der Berliner Nationalgalerie Sven Beckstette werde ich die Chance haben, an Hand des Plattennachlasses von Otto Dix assoziativ zur Wirkung von Jazzmusik auf Künstler und Kunst sprechen zu dürfen: Mit Hörbeispielen werden wir auf moderne Künstler und ihr Verhältnis zum Jazz eingehen, bekannte Musikbeispiele von Kurt Schwitters und von Originalplatten aus dem Nachlass von Otto Dix werden genauso zum Zuge kommen, wie assoziative Platten von Josephine Baker, Artie Shaw und Albert Ammons: Max Beckmann betitelete eines seiner Werke "Begin The Beguine" und berief sich dabei auf die berühmte Aufnahme von Artie Shaw, Piet Mondrian malte eine Serie von abstrakten farbrhythmischen Werken namens "Boogie Woogie", die von Albert Ammons und Pete Johnson inspiriert wurden, Urbanität und Technik lassen Assoziationen zu Arthur Honneggers "Pacific 231" und dem folgenden "Eisenbahnjazz" zu...

Die gemeinsam erstellte CD-Produktion "Atelierfest bei Otto Dix" rundet den Eindruck der Veranstaltung ab.

Schloßstraße 70, 14059 Berlin-Charlottenburg

-> Beschreibung und Details hier<-



zerbrochene und wieder geklebte Platte mit Namensschild



Nat-Gonella-Aufnahme mit eingeritztem Kürzel, mit dem Otto Dix auch etliche seiner Bilder signierte


Inhalt CD "Atelierfest bei Otto Dix"


zu den Autoren CD "Atelierfest bei Otto Dix"



Ich freue mich, wenn es Mitglieder des Forums schaffen würden, zur Veranstaltung zu kommen.
Beste Grüße, yours "swingcerely" Stephan


[ Bearbeitet Do Mär 02 2017, 10:51 ]
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alang
Do Mär 02 2017, 15:52
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 657
Bin leider ein paar tausend Kilometer zu weit entfernt, ansonsten wuerde ich gerne kommen. Hab den Link aber an ein paar Bekannte in Berlin weitergeleitet. Eine Videoaufzeichnung solcher Events waere halt immer toll.

Viele Gruesse
Andreas
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SchwarzesGold
Fr Mär 03 2017, 22:35
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 23 2015, 22:06
Wohnort: Pusemuckel
Beiträge: 36
Hallo,
also erst mal ist das ja lobenswert, den Schellackplatten-Nachlaß Otto Dix' zu veröffentlichen und in diesen Kontext zu bringen!
Andererseits ist die Plattensammlung vor dem Hintergrund recht enttäuschend, da den meisten unter uns Otto Dix doch hauptsächlich durch seine grotesken karikaturhaften verfremdeten neusachlichen Gemälde berühmter und weniger berühmter Persönlichkeiten und Szenen des Alltags bekannt ist!
Bei Ansicht des Coverbildes der oben abgebildeten CD, erwartet man (ich), jazziges aus akustischer und früher "elektrischer" Zeit der Weimarer Republik von Borchard bis Barton. Auch ein Tagesschlager und die ein oder andere gängigere Platte z. B von Bela und Godwin hätten ins Bild gepasst.
War Dix auch sicher kein Jazzkenner ( wer war das schon im Deutschland der 20er Jahre ), sondern meines Wissens leidenschaftlicher Tänzer, der aufgrund seines sozialen Umfelds und der Kreise in denen er sich bewegte, musikalisch sicher mehr kennengelernt hat als Lieschen Müller.
Nun, wie dem auch sei...
Tolle Musik auf der vorgestellten CD, ohne Frage, aber Musik und Coverbild gehen für meine Vorstellung nicht zusammen.
Meine Enttäuschung richtet sich hauptsächlich an Otto Dix' Plattensammlung.
Waren die Platten aus früherer Zeit, sofern er schon welche besessen haben sollte,
bereits nicht mehr vorhanden?
Mit überschaubarem Aufwand ist jede der auf der CD vorgestellten Aufnahmen heute noch zu bekommen, würde ich meinen.
Trotzdem zeigen die ausgewählten erhaltenen Aufnahmen, daß Dix ab den 30er Jahren erfreulicherweise ( oder sogar erwartungsgemäß ) keinen Durchschnitts-Musikgeschmack hatte.
Kaum auszudenken, welche Platten in seinem Besitz gewesen wären, hätte er den schon zehn Jahre vorher nicht gehabt!
Möglich wäre es doch immerhin!



Bild: An die Schönheit (1922) Von der Heydt - Museum, Wuppertal


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jitterbug
Sa Mär 04 2017, 11:44
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Mär 27 2013, 16:49
Wohnort: Berlin
Beiträge: 405
SchwarzesGold schrieb ...

...
Andererseits ist die Plattensammlung vor dem Hintergrund recht enttäuschend, da den meisten unter uns Otto Dix doch hauptsächlich durch seine grotesken karikaturhaften verfremdeten neusachlichen Gemälde berühmter und weniger berühmter Persönlichkeiten und Szenen des Alltags bekannt ist!
...

Genauso habe ich das auch gesehen: Es war in gewisser Weise enttäuschend, als ich in Basel eben keine Sam-Wooding-Platten oder Julian Fuhs vorfand. Umso spannender ist es dann, diese Sammlung in diesem Kontext als Spiegel der Biographie zu sehen, dann passt es tatsächlich auch wieder:

Die Familie kam erst 1935 in Folge einer Erbschaft von Marta Dix zu einem kleinen Vermögen. Dix, der 1933 seine nur ein Jahr dauernde Professur in Dresden verlor, konnte sich bis zu diesem Zeitpunkt nur mit kleinen Privataufträgen über Wasser halten. Ab 1935 baute die Familie ihr Anwesen mit Atelier in Hemmenhofen auf der Halbinsel Höri am Bodensee. Dort fand Otto Dix ein Paradies, das er als Stadtmensch "zum Kotzen schön" fand. Nachdem er jeden Grashalm kannte und etliche Naturansichten malte, wandte er sich der Malerei religiöser Themen zu.

Andererseits wurden die Kinder verwöhnt, das Wohnhaus wurde zu einem "Privatmuseum", wo die heute berühmten Bilder im Familienbesitz die Wände schmückten, das berühmte Tritychon "Großstadt" hing beispielweise im Musikzimmer, das Porträt von Anita Berber war im Treppenflur aufgehängt. So überdauernten diese Kunstwerke auch eine großangelegte Razzia 1939 im Hause Dix.

Schallplatten wurden in größerem Maße erst ab 1936 gekauft, dies bis in die Nachkriegszeit herein. Neben der Tanz- und Unterhaltungsmusik fanden sich albenweise Aufnahmen von Edwin Fischer mit dem "Wohltemperierten Klavier", die Marta Dix als Inspiration für ihr eigenes, offensichtlich sehr exquisites Klavierspiel, dienten; der Flügel ist im Otto-Dix-Haus Hemmenhofen noch heute erhalten.

Laut Aussage des Sohnes Jan Dix spielte der Titel "Shoe Shine Boy" von Nat Gonella eine große Rolle in der Familie, die "totgeliebte" Platte diente ihm selber auch als Grundlage, Jazztrompeter zu werden.

Also ist es als Schlussfolgerung sehr spannend zu betrachten, wie diese Plattensammlung von annährend 100 Platten auch die Karriere und Biographie dieses famosen Künstlers, der an der Schweizer Grenze in einer inneren Emigration lebte, wiederspiegelt.

Übrigens ist die Auflistung der Platten aus dem Nachlass von Kurt Schwitters noch enttäuschender: Es fand sich bei ihm immerhin die 30cm Konzertversion von Duke Ellingtons "Creole Love Call" mit dem von Bing Crosby gesungenen "St. Louis Blues" auf der Rückseite, und eine Conga-Platte mit Antobal's Cuban Orchestra, zwei gängige Schachmeister-Platten, Oskar Joost mit dem "Holzhackerlied" und Igor Strawinskys "Feuervogel" neben viel Grieg-Kompositionen passend zur Emigration nach Norwegen. Aber alles, was man erträumen von Literaturaufnahmen, eigenen Aufnahmen oder Jazz findet sich dort auch nicht...



Flügel von Marta Dix mit Dummy "Großstadt"



von Otto Dix gestaltetes Treppengeländer, im unteren Geschoss Dummy "Anita Berber"



Electrola Koffer aus dem Besitz der Familie



Dummy eines Telefunken Sessel Super


[ Bearbeitet Sa Mär 04 2017, 19:53 ]
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SchwarzesGold
Sa Mär 04 2017, 18:36
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 23 2015, 22:06
Wohnort: Pusemuckel
Beiträge: 36
Vielen Dank für die detailreichen und erhellenden Informationen!!!

[ Bearbeitet Sa Mär 04 2017, 18:37 ]
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VoxHumana
Sa Mär 04 2017, 21:45
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 12 2016, 21:13
Wohnort: Baden
Beiträge: 145
Sehr interssanter Artikel - Vielen Dank!
Annette
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Starkton
Di Mär 07 2017, 08:08
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Während ich den frühen Dix immer noch spannend finde, "Anita Berber" hing in meiner Studentenbude, kann ich mit der Unterhaltungsmusik der damaligen Zeit nichts anfangen. Ist mir einfach zu langweilig.
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