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Kuriose Sprechplatten AMIGA-ETERNA Testpressungen
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Autor Eintrag
Grammo-Klaus
Mo Nov 06 2017, 21:59 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Ja, bei meinem Columbia-Schrankgrammophon waren auch ein kleiner Batzen mit ca. 40 meist klassischen Schellackplatten dabei, sowie vier alte Nadeldosen.
Drei Platten stechen besonders hervor.
Es handelt sich wohl um Testpressungen mit weissem gestempelten und handbeschrifteten Label. Von den Pressungen her tippe ich doch auf AMIGA oder ETERNA.
Auf dem Label befindet sich der Stempel des Slavischen Institutes der Universität Leipzig und wohl russische Bleistiftbeschriftungen.
Auf diesen Platten hört man einen männlichen Sprecher, welcher wohl russisch spricht.
Meine Frage an die Experten, was hat es denn wohl mit solchen Platten auf sich.
Matritzennummern sind ebenfalls erkennbar:
Platte-1: SPU-20 / SPU-21, Platte-2: SPU-22/SPU-23 und Platte-3: SPU-24/SPU-25.
Im Anhang ein paar Labelbilder.
Ich bin für jeden Hinweis dankbar.





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snookerbee
Mo Nov 06 2017, 22:25
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676

Wenn das Pressungen oder Auftragsarbeiten von Lied der Zeit (Eterna/Amiga) sein sollten, so sind diese Matrizen-Nummern aber nicht in der Disco von Meyer-Rähnitz enthalten. Lied der Zeit hatte zwar Sonderproduktionen, z.B. für die Weltfestspiele, jedoch liefen die unter anderen Nummerierungen. Entweder gab es nur Zahlen oder den Präfix "Sp" vor den Zahlen. Eterna hatte ansonsten als Präfix immer ET, Amiga das AM im Wachs.

Ich tippe eher auf eine ausländische Firma, wobei Supraphon wohl ja auch nicht in Frage kommt, denn dann hätten wir ja SUP als Präfix, würde ich vermuten.

VG Claus

[ Bearbeitet Mo Nov 06 2017, 22:26 ]
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Konezni
Mo Nov 06 2017, 22:32
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Aug 20 2015, 18:23
Wohnort: Berlin
Beiträge: 242
Die früheste mir bekannte Sp-Nummer ist leider erst die 26 (ein deutscher Sprecher), wobei hier offenbar nicht chronologisch vorgegangen wurde. Das Anhängsel "-u" bedeutet Umschnitt (meist von Tonband).
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Grammo-Klaus
Mo Nov 06 2017, 22:47
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Hallo snookerbee und konezni, erstmal vielen Dank für eure Einschätzungen. Also die Platten steckten alle in AMIGA-ETERNA-Plattenhüllen. So habe ich sie halt mit dem Grammophon bekommen. Der Verkäufer des Gerätes konnte mir zu den Platten allerdings nix sagen.
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snookerbee
Mo Nov 06 2017, 22:51
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676

Bei Lied der Zeit war es üblich, den Buchstaben U für Umschnitt mit Bindestrich getrennt zum Präfix anzubringen. Also nicht direkt hintereinander.

Leider habe ich keine Sonderproduktion-Platte, aber in der Disco sind die Inhalte aufgelistet.

20 a und 20 b sind nicht nachgewiesen

21 a / 21 b bis 23 a /23 b (jeweils Vorder und Rückseite) sind Reproduktionion von Versandhaus Arbeiter-Kult-Matrizen von 1929/30 in deutscher Sprache.

20-1 und 20-2 sind Aufnahmmen von Tenor Gerd Lutze mit Klavierbegleitung.

20-11, 20-12, 20-25, 20-60 sind Testaufnahmen mit Ernst Buschin Deutsch.

21 bis 24 sind nicht aufgeführt.

Unter Nr 25-5 bis 25-12 sind Aufnahmen mit Sinfonieorchester erfasst.

Das passt also hier alles nicht.


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Grammo-Klaus
Mo Nov 06 2017, 22:55
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Hmm, die handgeschriebenen Texte auf den weissen Labels sind doch wohl russische Schrift, oder.?? Bin nicht hundertprozentig sicher. Allerdings beherrsche ich die russische Sprache nicht.
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snookerbee
Mo Nov 06 2017, 22:58
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676
Du kannst auch noch prüfen, ob im Bereich der Auslaufrillen ein mitunter winziger einzelner Buchstabe G (Zeichen des Technikers) oder manchmal G.H. zu finden ist. Das wurde bei Amiga/Eterna manchmal eingebracht, aber leider auch nicht immer.
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Grammo-Klaus
Mo Nov 06 2017, 22:59
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Hier nochmal die drei Platten in den AMIGA-ETERNA-Hüllen.
Ich habe nochmals auf die Matrix-Nummern geschaut, es gibt keine a und b Anhängsel, nur halt die aufsteigende Nummernfolge, wie schon beschrieben.

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snookerbee
Mo Nov 06 2017, 23:06
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676
Danke für das Bild. Wenn die Platten ursprünglich in der Universitätsbibliothek Leipzig lagerten, dann ist es gar nicht so ungewöhnlich, dass sie in DDR-Hülllen stecken. Es gab ja sonst keine anderen Hüllen. Ist aber nach meiner Meinung kein wirklicher Hinweis auf eine Pressung in der DDR./SBZ.
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Grammo-Klaus
Mo Nov 06 2017, 23:08
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Hmm, könnten es dann evtl. alte Melodija-Platten sein aus UDSSR, also die alten Apreleva-Platten.???
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snookerbee
Mo Nov 06 2017, 23:12
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676
Dazu weiß ich leider nichts. Vielleicht hilft eine Recherche auf Russian-Records: Link - Hier klicken ?
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Telraphon
Mi Nov 08 2017, 11:12
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Apr 03 2017, 18:57
Beiträge: 333
Auf dem Mittleren Label steht oben Krasn. Majochka bzw. Majotschka.

Krasn. bedeutet abgekürzt "schön" bzw. "schöne" - aber bei Majochka wird es interessant.
Dieses Wort ist ein eigentlich seit Jahhunderten totes Lehnwort aus dem Altslowakischen Sprachschatz, und hat seinen Ursprung in der Westslawischen Sprache bzw. der slověne, der ersten einheitlichen rein westslawischen Dialektform.
Es bedeutet so viel wie "Elfe" oder "Fee des Waldes", und ist damit höchstwahrscheinlich teil der slawischen Glaubensriten, welche sich auf diverse Naturgottheiten und deratige Glaubenswesen stützte.

Vermutlich handelt es sich bei der Platte um eine Aufnahme eines überlieferten Textes in dieser Sprache, oder aber um eine Übersetzung des Selbigen...Wenn dem so ist, dann stammt der Text der Aufnahme in etwa aus dem 10. Jahrhundert.

Der zweite Titel auf der Platte, "rodina", bedeutet nach der heutigen russischen übersetzung "Heimat". Auch dieses Wort hat seinen Ursprung im westslawischen (Familie / Stamm), und steht in Ländern wie Slowenien und der Tschechoslowakei noch immer für "Familie".
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Telraphon
Mi Nov 08 2017, 11:22
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Apr 03 2017, 18:57
Beiträge: 333
Auf dem letzten Label steht "Fortsetzung" (für jeden erkennbar auf deutsch), sowie русский ознк., was sich mit "Russische Ankündigung" übersetzen lässt.

Auf dem Label ganz oben steht "деревня" - dies bedeutet im Russischen "Dorf".

Es scheinen vielleicht Lernplatten für Schüler des Institutes oder so zu sein, als Hörtexte z.b..... Oder vielleicht Beigaben zu einer Arbeit? Die Motive "Heimat/Familie/Stamm", "Dorf" und die Waldfee/ Elfe lassen auf eine solche Verwendung schließen...diese Gundfesten bildeten ja gewissermaßen die Grundlage der slawischen Stammeskultur, und beim Studium dieser Sprachen kommt man um die Themen als Grundlage nie herum.
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Grammo-Klaus
Mi Nov 08 2017, 11:31
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Wow, bin beeindruckt. Vielen Dank für die Erklärungen.
Also sind es vertonte Text mit traditionellem kulturellen Inhalt. Soz. als Dokumentarplatten zu werten.??
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Grammo-Klaus
Mi Nov 08 2017, 11:44
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Ja, interessant was es alles so für Platten gibt.
Da ich diese Platten eh nicht behalten werde, da sie nicht in mein Sammelgebiet fallen, bleibt die Frage offen, wie man solche Platten bewerten soll??
Ich würde sie veräussern wollen. Wer dann Interesse daran verpürt, kann mir dann gerne eine PN schicken.
Danke erstmal noch an Alle, die ein bissel Licht ins Plattendunkel gebracht haben.
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Fehlmann1960
Mi Nov 08 2017, 11:59
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Dez 19 2013, 15:39
Wohnort: CH- 4492 Tecknau
Beiträge: 445
Hallo Klaus

Frag für die 3 Platten doch einfach mal beim "Institut für Slavistik der Universität Leipzig" an, ob die Interesse haben. Könnte ja sein.
Haben eine eigene Webseite. Link - Hier klicken

Gruss Thomas
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Telraphon
Mi Nov 08 2017, 20:02
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Apr 03 2017, 18:57
Beiträge: 333
Ja, die Platten sind sozusagen als "Dokumentarplatten" oder Lehrplatten zu verstehen. Wären es einmalige Aufnahmen für seltenen Gebrauch gewesen, hätte man die Platten wahrscheinlich nicht gepresst, sondern eine Folie geschnitten / ein Tonband aufgenommen.Ich nehme an, dass die Platten zu einem Forschungsprojekt oder einer Publikation gehören, und in geringer Auflage erschienen.

Eine Einordnung dieser Platten ist schwierig, sie haben eher keinen Sammlerwert, sondern bestenfalls einen Ideellen wert für Leute, die sich mit dem Thema befassen...Wahrscheinlich wäre hier - auch aufgrund des fehlenden Kontexts eher ein Schutzpreis von 1-2€ angebracht, bei vielen Sammlern würde sowas als Packplatte enden.

Ob sich das Institut aktiv dafür interessiert, wage ich stark zu bezweifeln - allerdings sehr wohl die Bibliothek oder das Archiv - das Interesse an alten Quellen ist immer groß. Aber wahrscheinlich würde man dir dafür kein Geld zahlen - eine Spende wäre das einfachste. Der geschäftsführende Assistenten Dr. Krüger ist recht umgänglich - vielleicht kontaktierst du Ihn mal, insofern du an einer Spende interessiert bist.
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Grammo-Klaus
Do Nov 09 2017, 09:59
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Hallo, ja wahrscheinlich wäre es interessanter, wenn halt Musik drauf zu hören ist.
Hmm, mal sehen, wie und wo ich sie dann unterbringe und an wen.
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Grammo-Klaus
Do Nov 09 2017, 12:17
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Ja, ich konnte doch, wie ein Wunder, einen Interessenten für diese Platten finden.
Interessant ist nur, das eine Sache, welche als fast wertlos eingeschätzt wurde, dann mit einem DREISTELLIGEN BETRAG vergütet wurde.
Hmm, ja man steckt halt nicht immer drin, ich ja auch nicht, ABER wenn es irgendwie mit der menschlichen Kultur, Wesensart, Traditionen o.ä., zu tun hat, MUSS es, meiner bescheidenen Meinung nach, einen Wert besitzen, neben der Musik.
Nur mal so leicht philosophisch von mir quer-gedacht.
DIe Platten gehen übrigens wieder nach Ostdeutschland zurück.
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