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Pfeifton bei "Grammophon"
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Odeon89
Do Mär 24 2011, 12:24 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Mär 22 2011, 12:19
Beiträge: 338
Hallo zusammen,
mir ist schon öfters aufgefallen, dass viele Platten der Marke "Grammophon" vor allem gegen Ende der Aufnahme ein ziemlich starkes "Pfeifen" aufweisen. Das kommt meistens bei Platten zwischen Ende der 20er und Mitte der 30er Jahre vor. Bei akustischen Aufnahmen und den ganz frühen Elektrischen konnte ich das noch nicht feststellen. Weiß jemand, woran das liegen könnte (Aufnahmetechnik/Material?)?
Viele Grüße
Kai
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Formiggini
Do Mär 24 2011, 19:03

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Hallo Kai,

erstmal schick ich auch noch ein "willkommen" hinterher... :)

Zu deiner Frage - das Pfeifen rührt daher, wenn die Wachsmatritze sich gegen Ende des Schneidevorgangs abkühlte.
Der Schneidestichel muss dann gegen einen größeren Widerstand anarbeiten, was dass Pfeifen verursacht (frag mich bitte nicht nach dem genauen physikalischen Vorgang... :)

Um dieses Pfeifen zu vermeiden, wurden die Schneidestichel ab den frühen 30´er Jahren mit einer kleinen Spule beheizt. So glitt dann immer ein heißer Stichel durch das Wachs, der sich quasi den Weg "freischnitt".

Warum aber ist dies nur bei manchen Firmen, und quasi nie bei akustischen Aufnahmen zu hören?
Darüber kann ich nur spekulieren.
Die Wachsplatten wurden ja für den Schneidevorgang angewärmt, um dem Stichel ein leichtes gleiten zu ermöglichen.

Ich sah Photos von Wachsplatten aus der akustischen Zeit, diese Platten waren mehrere Zentimeter dick. Solch eine Plattenstärke hält die Wärme (und die "Weichheit") gut bis zum Ende des Schneidevorgangs.

Möglicherweise machten manche Firmen später die Wachsplaten dünner.
In den 30´er Jahren waren jedenfalls die Wachsplatten keinen Zentimeter mehr dick.
So eine dünne Platte, ohne zusätzlicher Erwärmung, kühlt gegen Ende der Seite zu sehr ab.
Die Firma Tri Ergon beheizte den ganzen Plattenteller. Trotzdem hört man gelegentlich bei Tri Ergon Platten auch dieses pfeifen. Allerdings dauerte bei dem Tri Ergon Verfahren der Scheidevorgang auch mehrere Stunden.

Ein anderer, möglicher Grund ist die Umgebeungswärme des Studios.
Verschiedene Quellen berichten davon, das die Plattenstudios der akustischen Zeit oft fast unerträglich warm waren.
Dieses hochheizen der Studios diente ebenfalls dazu, die Wachsplatte warm, und damit weich zu halten.

Solche "heißen" Berichte sind mir allerdings aus der elektrischen Aufnahmezeit nicht bekannt. Möglich dass bei der Grammophon das Studio einfach zu kalt war.

Vielleicht ist es auch eine kombination aus zu dünner Wachsplatte und zu kaltem Studio.

Viele Grüße


[ Bearbeitet Sa Aug 10 2013, 12:26 ]
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Odeon89
Do Mär 24 2011, 20:23
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Mär 22 2011, 12:19
Beiträge: 338
Hallo Uli,
vielen Dank für die ausführliche Erklärung! Dass es in den frühen Aufnahmestudios so warm sein musste um eine vernünftige Aufnahmequalität hinzubekommen, ist ja wirklich interessant!
Viele Grüße
Kai
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GrammophonTeam
Sa Aug 10 2013, 12:48
Seitenbetreiber

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
Wohnort: Köln
Beiträge: 1825
Das "Pfeifen" in einer graphischen Darstellung. Zunächst gehen die Spitzen des Pfeiftons bis zu 10,5khz - gegen Ende der Platte verschiebt sich die Frequenz weiter nach unten und wird auch lauter.

(Aufnahme Dt. Grammophon Ende 1927)



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gramofan
Sa Aug 10 2013, 15:48
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1166
Ich vermute mal, dass man sich bei den Plattenfirmen zunächst über dieses Phänomen wenig Gedanken gemacht haben dürfte (sofern überhaupt erkannt), da Frequenzen oberhalb von 8 - 9000 Hz zumindest bis Mitte/Ende der 30er Jahre von den handelsüblichen Abspielgeräten kaum wiedergegeben werden konnten.
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