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Die Geschichte der "Capri - Fischer "
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Abstellhebel
So Jan 06 2019, 14:08
Gast
Lieber Stephan Wuthe, dass Schuricke den Titel 1943 in der Plaza gesungen hat und es auch eine Bandaufnahme gab, die eventuell noch 43 zu einer Plattenmatr umgeschnitten wurde, da gibt es doch gar keinen Widerspruch.
Nur, ob die Schallplatte wirklich noch vor Kriegsende den Markt erreichte, da bestehen erhebliche Zweifel.

Grüße, Max

[ Bearbeitet So Jan 06 2019, 14:10 ]
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Odeon89
So Jan 06 2019, 14:17
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Mär 22 2011, 12:19
Beiträge: 338
Abstellhebel schrieb ...

... dass Schuricke den Titel 1943 in der Plaza gesungen hat und es auch eine Bandaufnahme gab, die eventuell noch 43 zu einer Plattenmatr umgeschnitten wurde,...


Die Möglichkeit, dass es sich möglicherweise um eine umgeschnittene Magnetophon-Aufnahme handelt, ist natürlich plausibel und würde das späte Datum erklären. Es ist aber nur eine Vermutung.
Ich bin nicht sicher, ob die DGG jeden Bandumschnitt wirklich auch immer stringent in den Aufnahmebüchern vermerkt hat. Sicher weiß aber jemand hier darüber Genaueres. Meine Vermutung ist, dass damit bereits ab Sommer 1942 bei einigen Platten der Marken Siemens-Polydor und Siemens Spezial gearbeitet wurde - die technische und örtliche Flexibilität gerade bei Großaufnahmen mit großem Chor und Orchester (wie bei den Capri-Fischern) wäre ein großer Vorteil dabei gewesen.

[ Bearbeitet So Jan 06 2019, 14:18 ]
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Konezni
Di Jan 08 2019, 13:47
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Aug 20 2015, 18:23
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Beiträge: 242
Lieber Odeon89,
Deiner Argumentation kann ich beim besten Willen nicht folgen. Verstehe ich recht, das Du aus Ermangelung von Nachtrags/Neuerscheinungs-Zetteln/Annoncen schließt, es seien von Anfang 1944 bis Kriegsende keine Platten (abgesehen von solchen zu Propagandazwecken – wieso allerdings die beiden aus ROMEO UND JULIA und die Filmton-Polydors hierzu zählen sollen, ist mir ebensowenig erfindlich) der DGG erschienen? Dasselbe könnte ich aus dem Fehlen solcher Unterlagen des Zeitraums Sommer 45 bis Herbst 46 schlussfolgern (der früheste mir vorliegenden Katalog ist vom Mai 1948).

Das Verbot nicht kriegswichtiger Produktion bewirkte lediglich, dass Neuerscheinungen von der „Zentralstelle“ genehmigt werden mussten: Was diese für „kriegswichtig“ hielt, lag im Auge, bzw. Ohr des Betrachters, der möglicherweise bestechlich war. Im Fall von z. B. Tempo wurde sogar ausschließlich Unterhaltungsmusik durchgewunken. Hier waren noch nicht einmal (wie offenbar bei der DGG) begleitende Propaganda-Aufnahmen nötig, um noch bis mindestens Dezember 1944 Neues herauszubringen (die letzte mir bekannte Nummer 1953, Horst Winter mit „Aloha oe“ wurde im Dezember 44 aufgenommen, die 1951, derselbe mit „Ich weiß, dass ich dich lieben muss“, aufgenommen im November oder Dezember, existiert sogar in zwei Takes, wovon einer sehr häufig anzutreffen ist, jedoch beide nie in einer eindeutigen Nachkriegspressung, so dass hier von einem Kriegsverlust der Matrizen ausgegangen werden kann).

Wie kommst Du darauf, TFK, Electrola und Odeon hätten nach dem Verbot 1943 Neuerscheinungen für den einheimischen Zivilmarkt „offenbar praktisch vollkommen eingestellt“? Für die letzten beiden Marken gibt es (wenn auch wenige) Gegenbeweise. Von den großen Firmen war TFK wohl noch die aktivste, aber dies weiter auszuführen, würde diesen Thread ausufern lassen…

Was nun die Möglichkeit eines Umschnitts von Schurickes Capri-Fischern angeht, so gibt es in der Tat ein Reichsrundfunk-Band vom 07. 07. 1943, was als Vorlage durchaus denkbar wäre. In der Regel findet sich im Spiegel nach der Matrizennummer ein „D“ für Duplizierung – diese Sitte wurde jedoch nicht konsequent gehandhabt.
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Odeon89
Di Jan 08 2019, 18:28
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Mär 22 2011, 12:19
Beiträge: 338
Danke für die Ausführungen! Ja, ich gehe in der Tat davon aus, dass die großen deutschen Plattenfirmen - mit der Ausnahme von Tempo - kurz nach dem Jahresbeginn 1944 die Neuerscheinungen für den Zivilmarkt eingestellt haben. Dies trifft freilich nicht auf den Bedarf des Militärs und den Export zu, wie ich bereits im Thread zu "Depositato" ausführlich dargelegt habe.

Meine Argumentation stütze ich dabei nicht nur - aber auch - auf das Fehlen jeglicher Neuerscheinungslisten nach Dezember 1943 (die späteste bekannte Kriegsliste dürfte wohl die "Liste 6" von ODEON sein, die offenbar die Neuerscheinungen der Monate November und Dezember 1943 listet). Hinzu kommt, und das ist vielleicht ein wenig zu kurz gekommen, dass die Etiketten dieser 'strittigen' Kriegsveröffentlichungen nicht von jenen früher Nachkriegsveröffentlichungen unterschieden werden können (Beispiel: Fritz Stamer, Polydor 47941, mit Pseudo-'Kriegsetiektt' vorliegend; ebenso die RBT-Aufnahmen der Serie Radiophon mit dem gleichen Etikett). Ich möchte nochmals betonen, dass eine Platte nicht automatisch als 'Kriegspressung' bzw. 'Kriegs-Neuerscheinung' angesehen werden darf, wenn sich auf dem Etikett der Passus "Hergestellt unter der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung" nicht findet.

Die höchste Bestellnummer, die in dem offenbar letzten Siemens-Polydor-Nachtrag von Mai/ Juni 1943 gelistet ist, ist Nr. 47800 (Rolf Schanz Salonorchester: "Illusion"). Zu dieser Zeit sind monatlich nur noch ca. sechs bis acht Platten in der (deutschen) 47000er-Serie erschienen. Im schweizer Siemens-Polydor-Katalog von Oktober 1944 (!) ist hingegen als höchste Bestellnummer noch 47843 gelistet (Hans Busch Salonorchester: "Solveighs Lied"). Diese Platte liegt mir als deutsche Siemens-Polydor-Pressung vor, mit DEPOSITATO (April 1943), das m.E. eine Nachkriegspressung kennzeichnet (siehe entsprechenden Thread hier im Forum). Hier ist zentral wichtig, dass die schweizer Siemens-Polydor-Ausgaben nicht durch die DGG, sondern üblicherweise in der Schweiz selber gepresst wurden (sie unterschieden sich auch in der Schrifttype auf dem Etikett deutlich von deutschen Ausgaben).
Bezeichnenderweise sind in diesem 1944er-Katalog die "Capri-Fischer" auch nicht enthalten. Offenbar belieferte die DGG die schweizer Tochtergesellschaft noch 1944 mit einigen Matrizen, die vermutlich in Deutschland während des Krieges nicht mehr erschienen sind. Exakt das gleiche Bild ergibt sich auch bei Odeon (hier ist z.B. noch zeitgenössisch Zarah Leanders "Ich hab' Angst vor dir und der Liebe" erschienen, das in Deutschland erst nach dem Krieg auf den Markt kam).

Meine Gegenfrage lautet nun: Wenn bei der DGG 'munter' bis zum 8. Mai 1945 Neuerscheinungen auf den Markt gebracht worden wären, wo sind dann analog die ELECTROLA- oder ODEON-Neuerscheinungen von 1944/45? Hier stellt sich dieses Problem offenkundig nämlich gar nicht: Die höchste mir bekannte Neuerscheinung der Electrola mit Kriegsetikett ist Best.Nr. E.G. 7321 (Kirsten Heiberg); in der letzten Neuerscheinungsliste (Liste 5 1943 = Oktober) ist bei E.G. 7317 Schluss. E.G. 7332 ist nun aber bereits eine eindeutige Nachkriegsaufnahme (Vgl. K. Krüger: Trümmer-Takes. Die letzten Berliner Plattenaufnahmen im Krieg. In: Fox auf 78, Heft 25 (Winter 2009), 12-14). Diese 'Lücke' lässt sich hervorragend durch eine letzte Neuerscheinungsliste für Dez. 1943/ Jan. 1944 erklären. Das gleiche Bild zeigt sich auch bei Odeon: Hier ist die höchste mir mit Kriegsetikett vorliegende Neuerscheinung Best.Nr. O-31728 (Werner Schwarz T.O.), die entsprechend im Odeon-Monatsnachtrag 6 gelistet ist. Da diese Aufnahme jedoch erst im Dezember 1943 entstand, ist von einer Neuerscheinung frühestens im Januar 1944 auszugehen. Danach war ganz offenkundig sowohl bei Electrola als auch bei Odeon Schluss, obwohl Lindström nach den Kriegsschäden am Berliner Werk bis Mai 1945 Lohnpressungen bei Kybarth in Ehrenfriedersdorf machen ließ. (Quelle: E. Pigorsch: Schallplatten(kunst) aus dem Erzgebirge. Teil 2: August Kybarth (1878-1945) und Albert Vogt (1884-1954). (Online), S. 9.)

[ Bearbeitet Di Jan 08 2019, 22:44 ]
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berauscht
Mi Jan 09 2019, 10:29
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1952
Ich habe de Thread mal von Refrainsänger nach Diskussionskreis Schellackplatten verschoben.
Die Diskussion darf sich jetzt also ruhig ausgedehnen, solang sie noch in Beziehung zum Thema "Capri - Fischer" steht.
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Konezni
Mo Jan 14 2019, 13:46
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Aug 20 2015, 18:23
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Beiträge: 242
Unstrittig ist ja, dass bis zur alliierten Lizenzvergabe "munter" noch dieselben Polydor- und Siemens-Etiketten weitergepresst wurden, ebenso unstrittig sind jedoch auch – ich wiederhole ebenfalls gern – Ausgaben zwischen Anfang 1944 und Kriegsende (siehe ROMEO UND JULIA, frühestens 08.44, bzw. Filmton, frühestens 05.44, sollen die ausschließlich für Militär & Export gedacht sein?).
Warum der schweizer Siemens-Katalog vom Oktober 44 nicht eine einzige 1944er Aufnahme (und ebensowenig Schurickes Superschnulze) enthält, kann ich mir auch nicht erklären, das Hauptaugenmerk liegt hier wohl auf E-Musik.

Wiegesagt, ich möchte diesen Thread nicht ausufern lassen, nur soviel zu Electrola: der 03/04.44er Nachtrag enthält noch die EG 7329; die erste mir bekannte Nachkriegsveröffentlichung in diesem Nummernblock ist EG 7331.
Meiner Ansicht nach hat einzig das Columbia-Label Ende 1943 seine Neuerscheinungen eingestellt.

Die These über die Bedeutung des „depositato“ ist betörend, stößt jedoch spätestens mit den Bar-Trio-Seiten 10014 – 23 GD 9 an ihre Grenze, da diese mit „depositato 8.6.“ vorkommen, obwohl sie erst am 23. 06. 1943 aufgenommen wurden.
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Konezni
Mo Jan 14 2019, 13:49
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Aug 20 2015, 18:23
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Beiträge: 242
... und vermutlich gibt es auch Clangor 1944 nicht mehr...
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Abstellhebel
Mo Jan 14 2019, 16:39
Gast
Hallo Konezni,
ihr redet etwas aneinander vorbei. Odeon89 schreibt ganz ausdrücklich, dass es um den zivilen Markt geht, deswegen fallen die Kinotonplatten und russische Gesänge oder "Charly" Platten natürlich raus.

Es ist unbestritten, dass bei Grammophon und Lindström in sehr reduziertem Ausmaß 1944 noch Aufnahmen stattfanden - die aber eben nicht mehr den ZIVILEN Binnenmarkt erreichten. Hat jemals ein Sammler hier zum Beispiel die 1944 Aufnahme mit Kary Barnet / Steimel "Zum Abschied reich' ich dir die Hände" auf altem Odeon Kriegsetikett gesehen ?

Es ist unstrittig, dass ab Sommer 1945 bis in den Herbst hinein in Hannover "Kriegsetiketten" neu oder aus Altbestand verwendet wurden, noch ohne Lizenzvermerk.

Mit Gruß, Max

[ Bearbeitet Mo Jan 14 2019, 17:29 ]
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Konezni
Mo Jan 14 2019, 17:51
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Aug 20 2015, 18:23
Wohnort: Berlin
Beiträge: 242
Hallo Max,
die Export-Funktion der "russischen Gesänge" sehe ich durchaus, warum aber sollen die Filmton-Polydors dem zivilen Markt vorenthalten worden sein?
Was die "Charly-Platten" angeht, die ich nicht ins Feld geführt habe, so gibt es diese 1944 bei der DGG gar nicht mehr.

Schöne Grüße,
Raoul
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Odeon89
Mo Jan 14 2019, 18:53
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Mär 22 2011, 12:19
Beiträge: 338
Konezni schrieb ...

... warum aber sollen die Filmton-Polydors dem zivilen Markt vorenthalten worden sein?


Zu den (ausgesprochen raren) "Filmton-Polydors" ist der genaue Verwendungszweck meines Wissens bislang noch nicht mit letzter Gewissheit geklärt worden. Mir wäre jedenfalls neu, dass diese von Beginn an regulär im Plattenladen erhältlich waren.

Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, schrieb Stephan (Jitterbug) einmal, dass auch eine oder mehre Platten in einem eindeutig in die frühe Nachkriegszeit (1946?) zu datierenden Konvolut aufgetaucht sind. Davon wird nicht ausgeschlossen, dass diese Platten ursprünglich zur Kinobeschallung etc. genutzt worden sind, aber (in Ausnahmefällen) auch einmal regulär ins Ladengeschäft gelangten. Die Regel dürfte dies aber vor Kriegsende (leider) nicht gewesen sein, sonst wäre diese Platten nicht solch ausgesprochenen Raritäten.

Ich bitte weiterhin zu bedenken, dass auf den orangenen 30cm-57000er-Polydor zahlreiche Künstler zu hören waren, die zu dem Zeitpunkt bei der Konkurrenz einen Exklusivvertrag hatten, so Hans Albers, Ilse Werner, Hilde Hildebrand und Peter Igelhoff (allesamt bei der Lindström unter Exklusivvertrag stehend). Ferner war Peter Igelhoff nach 1942/43 politisch offensichtlich nicht mehr wohlgelitten, sodass Neuveröffentlichungen seiner Aufnahmen zu dem hier behandelten Zeitpunkt (1944 bis Mai 1945) für den Zivilmarkt wohl kaum noch infrage kamen.

[ Bearbeitet Mo Jan 14 2019, 19:31 ]
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Odeon89
Mo Jan 14 2019, 19:25
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Mär 22 2011, 12:19
Beiträge: 338
Konezni schrieb ...

nur soviel zu Electrola: der 03/04.44er Nachtrag enthält noch die EG 7329; die erste mir bekannte Nachkriegsveröffentlichung in diesem Nummernblock ist EG 7331.
Meiner Ansicht nach hat einzig das Columbia-Label Ende 1943 seine Neuerscheinungen eingestellt.


Dürfte ich um eine Quelle für den Monatsnachtrag 3/4 1944 (oder vielleicht sogar einen Scan desselben) bitten? Um welchen Titel/ Interpret handelt es sich bei E.G. 7329?

In Analogie zu den 1943er-Nachträgen müsste sich der Nachtrag 3/4 1944 auf ca. Juni/August 1944 beziehen. H. Sieben, der mit großer Akribie über Jahrzehnte hinweg bei allen bekannten Sammlern, Musikern etc. deutschlandweit die Monatsnachträge aller größeren Plattenfirmen zusammengetragen hat, hört mit dem Monatsnachtrag 5 / 1943 bei Electrola auf. Ich vermute jedoch, dass es - in Analogie zu Odeon - noch einen Nachtrag 6 / 1943 (Dezember/ Januar) gegeben hat. Selbst in den 1970/80er-Jahren, als viele der Zeitgenossen (wie H. Lange u. D. Schulz-Köhn) noch lebten und ihn mit dem entsprechenden Material versorgten, war es augenscheinlich nicht möglich, auch nur eine Spur eines späteren Monatsnachtrages irgendeiner deutschen Plattenmarke nach dem Jahreswechsel 1943/44 zu finden.

Die Nummer E.G. 7329 halte ich als Neuerscheinung für Sommer 1944 doch für recht verwunderlich: Wie geschrieben, ist die höchste Nummer im letzten mir bekannten Monatsnachtrag (Liste 5 1943 = ca. Oktober) E.G. 7317. Auf Kriegsetikett vorliegend ist noch E.G. 7321 (Kirsten Heiberg), die ich als Neuerscheinung auf Dezember 1943 (Liste 6 1943) datieren möchte. K. Krüger listet im "Fox auf 78" (Heft Winter 2009) noch E.G. 7323 (Heinz Burzynski T.O.) als mit Kriegsetikett belegt auf; diese Ausgabe ist ungemein rar und mir ist nicht bekannt, ob sie einen Lizenzzettel von 1946 auf dem Etikett trägt, was auf eine Verwendung alter Druckbögen in der frühen Nachkriegszeiten schließen lassen könnte. Eine Neuerscheinung von E.G. 7323 halte ich in der Liste 6/43 auch für wahrscheinlich.

Es wären damit also innerhalb eines dreiviertel Jahres zischen Oktober 1943 und Sommer 1944 insgesamt nur zwölf Platten in der E.G.-Serie in Deutschland erschienen - vorausgesetzt, dass alle Nummern auch lückenlos belegt wurden -, was ich für sehr verwunderlich halte. In der Liste 5 1943 werden allein schon elf Platten in der E.G.-Serie als Neuerscheinungen gelistet.

Deswegen würde ich mich sehr über einen Beleg freuen, oder hat sogar jemand eine Electrola-Ausgabe zwischen E.G. 7324 und E.G. 7331 auf dem 'Kriegsetikett' vorliegen und kann sie hier exemplarisch zeigen? Den mir bekannten Sammlern und mir selbst ist eine solche jedenfalls niemals begegnet.

[ Bearbeitet Mo Jan 14 2019, 19:46 ]
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Odeon89
Mo Jan 14 2019, 20:16
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Mär 22 2011, 12:19
Beiträge: 338
Konezni schrieb ...

Die These über die Bedeutung des „depositato“ ist betörend, stößt jedoch spätestens mit den Bar-Trio-Seiten 10014 – 23 GD 9 an ihre Grenze, da diese mit „depositato 8.6.“ vorkommen, obwohl sie erst am 23. 06. 1943 aufgenommen wurden.


Ich gehe davon aus, dass die 'Daten' eher größere Konvolute an Müttern bezeichnen, die gesammelt zur Auslagerung gelangten. Es fällt auf, dass es offenbar nur eine beschränkte Nummernvarianz gibt. So tauchen besonders häufig "3.4.", "19.8.", "8.6." im Wachs auf; diese Daten beziehe ich alle auf das Kalenderjahr 1943, auch wenn "Depositato" nach "Mech.Copt. 1938" etc. eingestempelt wurde. Diese Daten fallen auffallend mit den intensiven Luftangriffen auf norddeutsche Städte im Sommer 1943 zusammen. Möglicherweise waren die Matrizen so nach Konvolut-Datum (in Kisten oder Regalen) angeordnet, dass eine spätere Wiederauffindung schnell möglich war... Gut möglich also, dass auch mal nachträglich die ein oder andere Matrize als 'Nachzügler' mit einsortiert wurde, z.B. weil man erst wieder in einigen Monaten ein solches Konvolut nach Arnstadt sandte, aber trotzdem die bisher gezogenen Mütter in Sicherheit bringen wollte.

Möglicherweise führt dies aber tatsächlich in diesem Thread hier zu weit

[ Bearbeitet Mo Jan 14 2019, 20:22 ]
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berauscht
Mo Jan 14 2019, 20:48
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1952
Telefunken brachte 1944 auch noch Neuerscheinungen heraus, deren Aufnahme Ende März 1944 erfolgte. Bestellnummern A 10536 - A 10539.
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Odeon89
Mo Jan 14 2019, 21:09
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Mär 22 2011, 12:19
Beiträge: 338
berauscht schrieb ...

Telefunken brachte 1944 auch noch Neuerscheinungen heraus, deren Aufnahme Ende März 1944 erfolgte. Bestellnummern A 10536 - A 10539.


Dabei handelt es sich allerdings durchwegs um Wiener Aufnahmen (Gretl Rath, Ernst Landl, Jane Tilden, Herbert Mytteis). Insbesondere die Rath- und Tilden-Platten tauchen in Wien noch sehr häufig auf, während sie in Deutschland praktisch nie zu finden sind. Sie sind mir des öfteren in Konvoluten mit eindeutigen Nachkriegsplatten begegnet und steckten, sofern noch die Originalhülle vorhanden war, stets in "Telefunken Austria"-Hülle (Nachkrieg), was mich an einer Veröffentlichung noch 1944 zweifeln ließ. Nicht auszuschließen ist, dass für den Wiener Markt diese Platten noch zeitgenössisch erschienen sind - sie stellen aber eine große Ausnahme dar und sind meist in exzellenter Pressqualität.

Bei Telefunken wurde die Aufnahmetätigkeit mit dem November 1943 in Berlin weitgehend eingestellt. Das ganze Jahr 1944 hindurch entstanden (incl. der Wiener Aufnahmen!) gerade einmal ca. 25 Neuaufnahmen, die - mit Ausnahme der genannten Jane Tilden und Gretl Rath-Platten - auf 'Kriegsetikett' (das nicht automatisch eine Kriegspressung kennzeichnen muss!) praktisch unauffindbar sind.

Dies alles lässt mich an den Neuerscheinungen dieser Platten nach Jan. 1944 Zweifel hegen, solange kein eindeutiger Beleg in Papierform auftaucht, der die Neuerscheinung dieser Platten eindeutig für Deutschland vor Mai 1945 belegt.
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berauscht
Mo Jan 14 2019, 22:13
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1952
Die Platten müssen noch vor Mai 1945 erschienen sein, da Telefunken in Österreich erst 1949 wieder ins Schallplattengeschäft einstieg. Alle nach dem Krieg erschienen Platten tragen das Telefunken Austria-Etikett. Auch gibt es nach dem Kriege die A-Bestellnummern in Österreich nicht mehr.
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Konezni
Di Jan 15 2019, 16:01
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Aug 20 2015, 18:23
Wohnort: Berlin
Beiträge: 242
Nun ufert dieser Thread doch noch aus. Da ich weder über genug Geduld, noch die Zeit zu weiteren Ueberzeugungsversuchen verfüge, stelle ich wenigstens noch die beiden folgenden Labelabbildungen zur Diskussion. Zu Odeon suche ich bei Bedarf noch einen entsprechenden Beleg heraus. Was Phonoton und Tempo angeht, so besteht da doch wohl Einhelligkeit...




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Abstellhebel
Di Jan 15 2019, 18:20
Gast
Das ist jetzt natürlich sehr speziell, wenn du die (für Alle) sehr interessanten Electrola-Nachträge 3 und 4 von 1944 aus "Zeitmangel" und mangelnder Geduld weder zeigst, noch eine Quelle nennst.

Die Electrolaplatte ist 1943 aufgenommen und passt sehr gut in die Liste 6/43.

Ein Beleg für deine Behauptungen zu Electrola 1944 ist sie nicht.

Gruß, Max

[ Bearbeitet Di Jan 15 2019, 18:36 ]
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berauscht
Di Jan 15 2019, 18:58
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1952
Die Telefunken A 10561 ist eine deutsche Nachkriegspressung, denn Platten mit diesem Etikett findet man in Wien nicht.

Eine Telefunken-Aufnahmeapparatur befand sich bis Februar 1945 in Wien. Sie wurde dann gemeinsam mit der aus Prag nach Frastanz in Vorarlberg ausgelagert.

[ Bearbeitet Di Jan 15 2019, 19:08 ]
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Odeon89
Di Jan 15 2019, 19:34
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Mär 22 2011, 12:19
Beiträge: 338
Konezni schrieb ...

Nun ufert dieser Thread doch noch aus. Da ich weder über genug Geduld, noch die Zeit zu weiteren Ueberzeugungsversuchen verfüge, stelle ich wenigstens noch die beiden folgenden Labelabbildungen zur Diskussion. Zu Odeon suche ich bei Bedarf noch einen entsprechenden Beleg heraus.


Erstmal herzlichen Dank für die Abbildungen der Etiketten. Ganz wie "Abstellhebel" schrieb, würde auch ich für die Lale Andersen-Platte eine Neuerscheinung in der Liste 6 / 1943 (= Dezember/Januar) ansetzen wollen. Wie herausgestellt wurde, sind die Telefunken über 10535 womöglich noch im Frühling 1944 erschienen - als gesichert kann dies allein aufgrund Etiketten meines Erachtens nicht gelten, dabei bleibe ich auch bis zum zeitgenössischen schriftlichen Gegenbeleg. Die mir vorliegenden TFK-Pressungen über 10532 mit 'Kriegsetikett' tragen bereits den Lizenzzettel der Allierten, mit der Ausnahme der erwähnten Wiener-Aufnahmen. Dies schließt eine Konzeption der Platten (Best.Nrn.-Vergabe etc.) vor Kriegsende freilich ebensowenig aus, wie Pressungen, die für den Bedarf der Truppen usw. vorgesehen waren und nicht unbedingt auch in den zivilen Verkauf gelangt sind.

berauscht schrieb ...

Die Telefunken A 10561 ist eine deutsche Nachkriegspressung, denn Platten mit diesem Etikett findet man in Wien nicht.


Diese Aussage ist mir nicht nachvollziehbar - das Etikett wurde vermutlich seit etwa Anfang 1944 wohl u.a. bei Kybarth in Ehrenfriedersdorf verwendet. Es gibt durchaus Belege (Händleraufkleber) aus der 'Ostmark' auf dem Hellgrau-Etikett.

@Admin - Vielleicht könnte man den Thread der Übersichtlichkeit halber jetzt doch aufteilen und einen neuen Thread (Themenvorschlag z.B.: "Neuveröffentlichungen von Platten nach 1943 für den deutschen Zivilmarkt" oder ähnliches) erstellen? Eine passende Stelle dafür scheinen mir die Beiträge ab dem 8. Jan. zu sein.

[ Bearbeitet Di Jan 15 2019, 19:35 ]
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