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Leierkasten auf Platte
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Remirus
Di Jul 30 2019, 16:05 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 12 2017, 16:12
Wohnort: Heide (Holstein)
Beiträge: 72
Seit einigen Wochen besitze ich eine Zonophone-Platte mit hellbraunem Etikett, die auf jeder Seite zwei kurze Stücke als Drehorgel-Wiedergaben enthält, insgesamt also vier Titel. Meine Hoffnung, dass ich die Kuriosität des Jahrhunderts gefunden hatte, machte ein Sammlerfreund jedoch zunichte. Er habe die Platte schon seit langem. Ich frage mich jetzt natürlich, wie selten sie wirklich ist. Ich werde bei Gelegenheit die genauen diskographischen Angaben noch nachreichen. Kennt noch sonst jemand diese Platte oder Veröffentlichungen darüber? Für jeden Hinweis wäre ich dankbar.
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DGAG
Di Jul 30 2019, 16:39

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
Wohnort: Berlin
Beiträge: 658
Sobald Du die diskographischen Angaben eingestellt hast können wir Dir Genaueres sagen.

Kurios ist so eine Platte auf jeden Fall und ein interessanter Beleg wie das Grammophon nach und nach die Drehorgel verdrängt hat. Ich habe eine schöne Abbildung aus der Zeit kurz nach 1900, die ich demnächst mal posten werde. Darauf ist ein Drehorgelspieler abgebildet, der "mit der Zeit ging" als er auf seinem Instrument zusätzlich ein Trichtergrammophon abgestellt hat.
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Telraphon
Di Jul 30 2019, 18:35
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Apr 03 2017, 18:57
Beiträge: 333
Solche Aufnahmen findet man speziell auf Zonophon tatsächlich öfter. Mir liegt u.a. "Hupf mein Maderl"/"Jetzt trink´n mer noch a Flascherl Wein" vor, die Platte habe ich von einem alten Herren, dessen Vater bis in die 60er Jahre ein Kettenkarussell betrieb, in welchem ursprünglich mal eine Orgel spielte.
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Konezni
So Aug 04 2019, 20:56
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Aug 20 2015, 18:23
Wohnort: Berlin
Beiträge: 242
In den 80er Jahren hat der damalige Besitzer von "Antik-Musik am Weidenstieg" in Hamburg, Werner Eisermann, eine LP mit Drehorgel-Aufnahmen der Kaiserzeit herausgebracht.

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Remirus
Fr Aug 16 2019, 14:56
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 12 2017, 16:12
Wohnort: Heide (Holstein)
Beiträge: 72
Hallo Leute,

danke für die bisherigen Beiträge. Hier kommen die versprochenen diskographischen Angaben :

Zweiseitige 25-cm-Platte "ZONOPHONE RECORD" mit hellbraunem Etikett und grüner Schrift,
bezeichnet: GERMAN BARREL-ORGAN

(Seite a) Nr. 529284
Matrizenprägungen offen: 1006 ab; X5 - 29284 II; unter dem Etikett: H 1006 ab
Bezeichnung:
a) Die kleine Tonkinoise
b) Trinken wir noch ein Tröpfchen
gespielt vom LEIERKASTEN
BERLIN

(Seite b) Nr. 529285
Matrizenprägungen offen: 1005 ab; X5 -29285 III; unter dem Etikett: H 1005 ab
Bezeichnung:
a) Cavalleria rusticana b) Troubadour
gespielt vom LEIERKASTEN
BERLIN

Außerdem ist unter dem Etikett auf jeder Seite ein "Z" eingeprägt. Ich vermute, dass damit die Bestimmung als Zonophone-Platte kenntlich gemacht wurde.

Es würde mich freuen, wenn diese Angaben euch weiterhelfen können.
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DGAG
Fr Aug 16 2019, 18:06

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
Wohnort: Berlin
Beiträge: 658
Die beiden Leierkasten-Aufnahmen hat der Toningenieur Ivor Robert Holmes am 8. Mai 1909 in Berlin für die Gramophone Co. gemacht.

Stimmt die Titelreihenfolge von Seite A?
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Remirus
Di Aug 20 2019, 16:23
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 12 2017, 16:12
Wohnort: Heide (Holstein)
Beiträge: 72
Danke für die Auskunft. Ja, die Reihenfolge an sich stimmt. Die Schreibweise des ersten Titels ist allerdings etwas kurios. Es ist "La petite Tonkinoise ", das später auch in der von Josephine Baker gesungenen Version noch einmal populär wurde. Ich habe eine wohl mit der Zonophone gleich alten
Orchesterversion auf Homokord unter dem deutschen Titel "Der kleine Tonkinese". Zweifelhaft scheint mir jedoch die Angabe des zweiten Titels. Ich höre da nicht das angegebene Lied heraus. Das bleibt noch zu klären.
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Remirus
Di Aug 20 2019, 16:38
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 12 2017, 16:12
Wohnort: Heide (Holstein)
Beiträge: 72
DGAG schrieb ...

Die beiden Leierkasten-Aufnahmen hat der Toningenieur Ivor Robert Holmes am 8. Mai 1909 in Berlin für die Gramophone Co. gemacht.


Gibt's denn noch mehr solcher Aufnahmen von dem Herrn? Etwa die oben von "Telraphon" angegebene? Das wäre doch eine interessante Information.
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DGAG
Di Aug 20 2019, 21:33

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
Wohnort: Berlin
Beiträge: 658
Telraphon schrieb ...

Solche Aufnahmen findet man speziell auf Zonophon tatsächlich öfter. Mir liegt u.a. "Hupf mein Maderl"/"Jetzt trink´n mer noch a Flascherl Wein" vor, ...

Remirus schrieb ...

DGAG schrieb ...

Die beiden Leierkasten-Aufnahmen hat der Toningenieur Ivor Robert Holmes am 8. Mai 1909 in Berlin für die Gramophone Co. gemacht.

Gibt's denn noch mehr solcher Aufnahmen von dem Herrn? Etwa die oben von "Telraphon" angegebene? Das wäre doch eine interessante Information.

Ich wüsste nicht, dass Holmes weitere Drehorgel-Aufnahmen gemacht hat. Beide Seiten der Platte von @Telraphon hat George Walter Dillnutt am 26. Oktober 1911, ebenfalls in Berlin für die Gramophone Co., aufgenommen.
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Remirus
Mi Aug 21 2019, 16:19
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 12 2017, 16:12
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Beiträge: 72
Danke auch für diese Information! Das scheint ja doch ein eigenartiger, aber gar nicht so ungewöhnlicher Nebenzweig des Repertoires gewesen zu sein. Interessant wäre es, wenn sich irgendwo auch noch ein Katalog oder Zeitungsartikel dazu finden würde.
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Remirus
Fr Sep 06 2019, 15:15
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 12 2017, 16:12
Wohnort: Heide (Holstein)
Beiträge: 72
DGAG schrieb ...

Ich habe eine schöne Abbildung aus der Zeit kurz nach 1900, die ich demnächst mal posten werde. Darauf ist ein Drehorgelspieler abgebildet, der "mit der Zeit ging" als er auf seinem Instrument zusätzlich ein Trichtergrammophon abgestellt hat.


Darauf bin ich nach wie vor sehr gespannt!
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DGAG
Fr Sep 06 2019, 18:06

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
Wohnort: Berlin
Beiträge: 658
Hier ist die Abbildung. Es handelt sich mit größter Wahrscheinlichkeit um eine Berliner Straßenszene. Der Titel ist "Der Hofphonograph", Vorlage der handkolorierten Druckgrafik (Ausschnitt) ist eine Fotografie von Hugo Rudolphy, Berlin. Aufgrund der Bauart des Grammophons halte ich eine Entstehungszeit kurz nach 1900 für wahrscheinlich.

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DGAG
Sa Sep 07 2019, 11:11

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
Wohnort: Berlin
Beiträge: 658
Bei der obigen Aufnahme kann man erkennen, dass es offenbar zwei sind (Vater und Sohn?), welche mit der Drehorgel ihren Unterhalt verdienen. Der Jüngere kurbelt, der Ältere liest das aus den Fenstern geworfene Geld auf. Durch die Position der Schalldose erschließt sich, dass das Grammophon (logischerweise) gerade nicht in Betrieb ist. Es wäre auch eine echte Herausforderung die Leierkastenbegleitung zu einer Tonaufnahme zu spielen.

Gerade bin ich über einen Artikel von 1920 in der Phonographischen Zeitschrift zum Thema Drehorgelaufnahmen gestoßen:


Quelle: Rückblick auf die Leipziger Herbstmesse 1920, in: PZ, 21. Jahrgang, No. 18, 15. September 1920, S. 573
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Remirus
Di Sep 10 2019, 16:35
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 12 2017, 16:12
Wohnort: Heide (Holstein)
Beiträge: 72
Hallo DGAG,

danke für die beiden Beiträge. Aus dem Entstehungszeitraum des Grammophons würde ich nicht auf den des Bildes schließen, denn es ist doch auch gut möglich, dass sich die beiden den Apparat gebraucht gekauft haben. Der Artikel ist besonders deshalb interessant, weil er zu einer Zeit entstand, als es den meisten Deutschen schlecht ging und die Leierkastenmänner noch mehr als vor dem Ersten Weltkrieg zum Alltag der Städte gehörten.
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