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Wer ist der Sänger? (Alle Vögel sind schon da; Gnom, Odeonette, Matrizennummer: Bm 286)
Moderatoren:SchellackFreak, berauscht, GrammophonTeam, Charleston1966, DGAG, Der_Designer, LoopingLoui
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phraseologico
Di Jun 09 2020, 23:43 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 09 2020, 08:12
Beiträge: 31
Hallo,

weiß jemand wer der Sänger von folgendem ist:
Link - Hier klicken
?

(auch in folgender Gnom Liste zu finden, unter Spiegel: Bm 286 Link - Hier klicken )

Kann man den Sänger überhaupt ausfindig machen? Wie müsste man da vorgehen?

Danke
- phraseologico
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Polyfar41
Mi Jun 10 2020, 07:42
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Feb 24 2017, 11:27
Wohnort: Frankfurt am Main / Berlin
Beiträge: 141
Die sicherste Quelle ist das Aufnahmebuch des Herstellers, wenn man es zur Verfügung hat.
Hersteller der Aufnahme ist die Firma Lindström in Berlin.
Folgende Angaben habe ich dort zur Matrix Bm286 gefunden:
Sänger: Raimund Gessner (mit Violine und Klavier)
Aufnahme: 31.Januar 1933
Studio: Raum 1, Berlin SO33, Schlesische Str. 26
Viele Grüße
Klaus
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phraseologico
Mi Jun 10 2020, 10:23
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 09 2020, 08:12
Beiträge: 31
Hallo Klaus!

Danke für die ausführliche Antwort.

Ich muss sagen, ich war sehr erstaunt als ich den Namen "Raimung Gessner" las, denn ich kenne andere Aufnahmen von ihm, die ich (persönlich) ziemlich negativ empfinde: also ziemlich träge, pflichtmäßig und langweilig:

Siehe
Link - Hier klicken
ab Zeitpunkt 0:40

Meiner Meinung nach ist Lindström/Gnom/Odeonette Aufnahme musikalisch tausend mal besser umgesetzt.

Unglaublich, dass man im Aufnahmebuch alle diese Infos erhält (Interpret, Datum, sogar Studio-Raum), diese aber nicht auf der Platte stehen! Nicht mal der Interpret, steht da drauf!


Wie Schade dass diese Aufnahmebücher nicht in digitaler Form öffentlich zugänglich sind.
Somit hat das alles einen sehr nischen-, connoisseur- Charakter, der es vielen Leuten unzugänglich lässt, wenn sie nicht tiefer graben, oder explizit irgendwo nachfragen (wie ich es hier getan habe).
Auf der anderen Seite ist wahrscheinlich viel "archäologische" Arbeit notwendig um an die Hefte und Daten zu kommen: und Sammler werden diese nicht unbedingt automatisch jedermann zugänglich machen, oder eben: nur gegen eine Gebühr

So habe ich z.B. gefunden, dass die Aufnahmebücher der Firma Lindström A.G. auf digitalem CD Format hier erworben werden können:
Link - Hier klicken

Ich muss mal überlegen, ob ich mir das nicht eventuell zulegen will! (30 Euro ist da wahrscheinlich vertretbar und in Ordnung.)


[ Bearbeitet Mi Jun 10 2020, 12:26 ]
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DGAG
Mi Jun 10 2020, 12:32

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
Wohnort: Berlin
Beiträge: 648
phraseologico schrieb ...

Somit hat das alles einen sehr nischen-, connoisseur- Charakter, der es vielen Leuten unzugänglich lässt, wenn sie nicht tiefer graben, oder explizit irgendwo nachfragen (wie ich es hier getan habe).

Ist das nicht eigentlich das Wesen von "Forschen"? Wäre doch langweilig und keine Herausforderung wenn man bei Google gleich alles fände.

Typisch ist eher das: Nach einem schriftlichen Antrag und einer Woche warten bekomme ich Nachricht von der Staatsbibliothek, dass die Fachzeitschrift aus dem 19. Jahrhundert, die es nur an einem Standort in Deutschland gibt, der fast 500 km von mir entfernt ist, per Fernleihe nicht zu beziehen ist. Es gibt auch keine verleihbare Kopie, geschweige denn einen Scan dazu. Ich soll deshalb bitte eine Seitenanzahl angeben, damit sie den Artikel kopieren können. Es war schon schwierig genug den Namen der Zeitschrift heraus zu finden ...
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gramofan
Mi Jun 10 2020, 14:37
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1164
DGAG schrieb ...

Ich soll deshalb bitte eine Seitenanzahl angeben, damit sie den Artikel kopieren können.


Das ist dann aber richtiges Glück! Ich habe leider oft genug mit Uni-Bibliotheken zu tun gehabt, die für Papier mit Alter Ü100 striktes Kopierverbot handhabten, das Licht des Kopierers würde den Zerfallsprozess des Papiers beschleunigen. Daher Einsichtnahme nur im (kopiererfreien) Leesesaal zum Abschreiben per Hand. Da kommt Freude auf...
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Rundfunkonkel
Mi Jun 10 2020, 15:01
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1112
gramofan schrieb ...

DGAG schrieb ...

Ich soll deshalb bitte eine Seitenanzahl angeben, damit sie den Artikel kopieren können.


Das ist dann aber richtiges Glück! Ich habe leider oft genug mit Uni-Bibliotheken zu tun gehabt, die für Papier mit Alter Ü100 striktes Kopierverbot handhabten, das Licht des Kopierers würde den Zerfallsprozess des Papiers beschleunigen. Daher Einsichtnahme nur im (kopiererfreien) Leesesaal zum Abschreiben per Hand. Da kommt Freude auf...



Hallo,

wie wäre es mit der blitzlichtfreien "Scan-"Funktion eines Smartphones, bzw. einer Kamera? Abschreiben dauert länger.

Muss heute eigentlich immer alles in Sekundenbruchteilen fertig sein...Sammeln erfordert Zeit, Geduld, und Kombinationsfähigkeit.
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DGAG
Mi Jun 10 2020, 15:06

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
Wohnort: Berlin
Beiträge: 648
Ich wurde schon mal quer durch den Bibliothekssaal angebrüllt weil ich es gewagt hatte, ein paar Seiten eines Buchs abzufotografieren. In diesem Fall wollten sie sich das Geschäft mit den hauseigenen, überteuerten Kopiergelegenheiten nicht entgehen lassen.
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phraseologico
Mi Jun 10 2020, 21:50
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 09 2020, 08:12
Beiträge: 31
DGAG schrieb ...

Typisch ist eher das: Nach einem schriftlichen Antrag und einer Woche warten bekomme ich Nachricht von der Staatsbibliothek, dass die Fachzeitschrift aus dem 19. Jahrhundert, die es nur an einem Standort in Deutschland gibt, der fast 500 km von mir entfernt ist, per Fernleihe nicht zu beziehen ist. Es gibt auch keine verleihbare Kopie, geschweige denn einen Scan dazu. Ich soll deshalb bitte eine Seitenanzahl angeben, damit sie den Artikel kopieren können. Es war schon schwierig genug den Namen der Zeitschrift heraus zu finden ...


Wahnsinn! Nachvollziebar wie ärgerlich das ist, denn wie soll man denn automatisch wissen welche Seiten, die für einen relevanten Informationen haben?!

Wie benebelt manche Institutionen sind, sieht man schon an deren "Auftrag", der von einer pseudo-Elitärheit einfach so protzt...

So steht zum Auftrag der Staatsbibliothek Berlin folgendes:
"Als Archivbibliothek mit dem Auftrag, nationales und Weltkulturerbe zu sammeln und dauerhaft zu bewahren, legen die Staatsbibliothek und ihre Unterhaltsträger größten Wert auf den Schutz und die Erhaltung der Bestände. Mit modernen Tresoranlagen und entsprechender Sicherheitstechnik werden ausgewählte Bestände unter konservatorisch besten Bedingungen aufbewahrt. In technisch hervorragend ausgestatteten Werkstätten sorgen die Experten für Bucherhalt und Restaurierung für die Bewahrung des Kulturguts."
Link - Hier klicken

Überspitzt formuliert: Dem tut ein verdammtes schwarzes Loch auch genüge, in den man alles reinstopfen kann, und nichts mehr rauskommt.

Der obere "Auftrag" ist eine Verfehlung dessen, was der Auftrag in Wahrheit sein sollte, nämlich ein Aufbewahren auf eine Art, in der man die Daten und Inhalte den Menschen bestmöglich zugänglich machen kann.

Es geht nicht um das Sammeln (als irgend ein Zweck für sich), sondern vielmehr um das Aufbereiten, Auffindbar-machen, Durchsuchbar-machen, und optimale Bereitstellbar-machen von Inhalten.

Dazu gehört heute selbstverständlich das Digitalisieren in Ganz großem Stile dazu, denn nur so ist dieser eigentliche Auftrag erreichbar:
  • Bei Text: Sämtliche Texte digitalisieren, mit OCR (Texterkennung) sämtliche Wörter und Phrasen via Volltext-Suche auffindbar machen.
    Gerade alte Werke sollen blitzlichtfrei abfotografiert werden, und zwar von dem Bibliothekspersonal selber, in Gänze.
  • Bei Tonaufnahmen: Alles digitalisieren.
  • Bei Notenrollen (für Pianola usw.): Digitaliseren auf geeignetes digitales Format (z.B. midi), und auch auf dazu-passendem hochwertigem Pianola digital aufnehmen.
  • usw.


Das Ganze muss man dann noch einer digitalen Langzeit-Aufbewahrungsstrategie (mit Datensicherheit, räumlich gentrennter Redundanz) unterzogen werden und einem ausgereiften leistungsfähigem Suchsystem, womit man alle Volltexte und Felder durchsuchen kann (samt Anbindung an die digitalen Angebote von Drittanbietern [etwa Hathi Trust] usw. usw.)

Und meiner Meinung nach sollen Institutionen sämtliche Daten (vor allem kultureller Natur) deren Urheber-Kopierschutzrechte abgelaufen sind, ohne Kosten-Barriere zur Verfügung stellen. (Anmeldungsbarriere wäre meiner Meinung nach noch vertretbar, wenn man dadurch Kosten-freien Zugriff beschränken will, auf nur die eignen Bürger [oder befreundete Nachbaar-Staaten mit denen man Austausch-Abkommen vereinbart hat, z.B. EU Staaten]). Diese Thematik der Zur-Verfügung-Stellung, sollte meiner Meinung nach sogar zu einem Gesetz erhoben werden, und die Regierung müsste sich passende Mechanismen der Finanzierung erarbeiten. Denn es geht hier um das historische und kulturelle Erbe.

Glücklicherweise gibt es da heute schon teils Annäherungen an so etwas. So findet man z.B. eine tolle Mediathek bei SLUB Dresden, oder der Mediathek der GHT (Gesellschaft für Historische Tonträger) bei dismarc, oder Europeana, usw.

Das Zur-Verfügung-Stellen ist eines. Das thematische Zusammengruppieren, Einordnen und Präsentieren in Form von Virtueller Ausstellungen ist das nächste, und wäre ein ganzer Bereich, wo Wissenschaftler, Studenten oder Enthusiasten mit dem kulturellen Erbe arbeiten können, und es in passender Form sichtbar machen können. (Dies findet man ja glücklicherweise auch annähernd in den Artikeln und Foreneinträgen hier, wo das Thema eben alte Schallplatten, und Spezial-Themen dessen sind)

- phraseologico

[ Bearbeitet Mi Jun 10 2020, 21:58 ]
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gramofan
Mi Jun 10 2020, 22:30
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1164
Seh' ich auch so. Wir leben insoweit in einer Umbruchzeit. Der erforderliche Technologiewechsel stellt allerdings finanzielle Anforderungen, die die Träger solcher öffentlich-rechtlicher Institutionen nicht aufzubringen gewillt sind und bereitet Arbeit, die die vorhanenen Mitarbeiterstäbe nicht zu leisten in der Lage oder gewillt sind. Würde man das alles einem heutigen technischen Standard entsprechend realisieren, würden natürlich solche Bibliotheken ihre Existenz in der bisherigen Form (große Häuser in zentraler Lage mit Lesesäälen, Ausleihstellen usw.) auch in Frage stellen, denn die bräuchte man dann nicht mehr, da man ja alles vom heimischen Sessel aus einsehen könnte. Stattdessen müsste man irgendwo im Industriegebiet ein paar Server aufstellen, das macht natürlich auch äußerlich nichts mehr her.
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