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Phonographen der Allgemeinen Phonographen Gesellschaft Krefeld (Mignon B & Geräte Serie TipTop)
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-Juergen-
Sa Feb 06 2021, 20:34 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 25 2018, 08:26
Wohnort: Rhein-Main
Beiträge: 213
HERSTELLER: Allgemeine Phonographen Gesellschaft Krefeld
MODELL: Mignon B/ TipTop A & B
SERIENNUMMER: siehe unten
JAHR: Um 1900
DAMALIGER PREIS: siehe Werbeanzeige
GEHÃUSE: Eisenguss
TRICHTER: kleiner Zinkblechtrichter, Hörschlauch oder Messingtrichter an Galgen
MOTOR: 1 Feder
SCHALLDOSE: Ebonit und später Aluminium
MANDREL/ Walze: Speiche bzw. spätere Modelle dann konischer Walzenträger

Hallo Zusammen,

hier ein paar Bilder zum Thema Allgemeine Phonographen Gesellschaft Krefeld (APG) um ein paar Punkte zu veranschaulichen.

Einmal Umgang mit dem Edisonpatent bzgl. Walzenträger bzw. dessen Umgehung bis zu einer durchgängigen Verwendung konischer Walzenträger.
Zum Anderen die laufende Veränderung innerhalb eines dynamischen Produktionsprozesses zur Reaktion auf Anforderungen des Marktes und zur Senkung von Produktionskosten
Im Weiteren ist die Ähnlichkeit mit dem früher erschienen Edison GEM oder auch dem Gaulois vermutlich dem Ansatz, solche Erfolgsmodelle möglichst zu kopieren, zu verdanken.
Bessere Bilder reiche ich nach. Lockdownbedingt bin ich nicht da wo meine Sachen stehen…..

Geräte der APG sind recht selten und meist nur mittels Werbung zu identifizieren. Ein Teil der bei APG hergestellten Phonographen wurden durch Edison Bell vertrieben und tragen dann ein Edison Bell Label und ein Nameplate mit der von Bell erdachten Verkaufsbezeichnung wie zum Beispiel "Empire". Nach Konkurs der APG 1904 wurde von Lenzen (später Lenzola) teile des Geschäftes weiter geführt und auch APG Phonographenmodele weiter verkauft und unter Lenzen weiter entwickelt. Dazu an anderer Stelle mal mehr.

Grundsätzlich ist bei dieser Ausführung des Mignon B/ TipTop B Bauserie die Geschwindigkeitsreglung so ausgeführt, daß eine an der Frontplatte montierte konische Rändelschraube auf den direkt angrenzenden Bremshebel wirkt und somit eine Art verstellbaren Anschlag bildet.
Alle haben den charakteristischen Carriagearm der die Schalldose schützend umschließt und einen Metalbügel auf der Rückseite in dem der Carriagearm in Ruheposition fixiert werden kann. In der Ruheposition liegt die Schalldose nicht auf dem Walzenträger auf.

Das erste unbezeichnete schwarze Gerät mit dem Speichenmandrel trägt die Serialnummer 683 und hat ein paar besondere technische Merkmale:
- Speichenmandrel mit Spannschlitten.
- Freilauf beim oberen Antrieb des Mandrels. Hier ist die Riemenscheibe und der Walzenträger um etwa 60° entkoppelt, sodaß der Motor etwas anlaufen kann bevor die Walze selbst anfängt sich zu drehen. Dadurch kann der Motor zunächst lastfrei beschleunigen.
- Die Federn des Fliehkraftreglers sind im Regler eingelötet.
Weitere Merkmale die den Verlauf der Produktentwicklung veranschaulichen sind:
- Keine Abschleifvorrichtung montiert
- Halteblock mit Loch für einen Galgen
- Ebonitschalldose mit Auflagegewicht
- Grundneigung der Schalldosenposition noch nicht beeinflussbar

Das zweite schwarze Gerät mit der Bezeichnung Mignon B auf dem Deckel.
Merkmale:
- Abschleifvorrichtung ist hier montiert und auch ohne laufenden Motor durch Aufsetzen einer Kurbel direkt auf einem dafür vorgesehenen Fixpunktes an der Welle möglich
- Halteblock mit Loch für einen Galgen
- Rändelschraube zur Verstellung Grundneigung der Schalldosenposition

Das dritte hellgrüne Gerät mit der Bezeichnung TipTop auf dem Gehäuse trägt die Seriennummer 1472 und ist schon etwas vereinfacht.
Merkmale:
- Keine Abschleifvorrichtung vorgesehen
- Halteblock mit Loch für einen Galgen
- Rändelschraube zur Verstellung Grundneigung der Schalldosenposition

Das vierte dunkelgrüne Gerät ohne Bezeichnung trägt die Seriennummer 2434 und ist weiter vereinfacht.
- Keine Abschleifvorrichtung mehr vorgesehen
- Im noch vorhandenen Halteblock ist kein Loch mehr für einen Galgen gebohrt
- Grundneigung der Schalldosenposition nicht mehr beeinflussbar

APG hat nicht sehr lange existiert und keine Gelegenheit für Großserien gehabt. Wie Ihr hier seht sind auch innerhalb eines Gerätetyps diverse Varianten produziert worden bevor die Firma in Konkurs ging.

Wie bereits erwähnt reiche ich gelegentlich bessere Bilder nach und bitte um Zuschriften über die im Forum hinterlegte E-Mailadresse oder Infos über den Forumeintrag hier falls bei Euch in den Regalen noch was ähnliches schlummert. APG interessiert mich sehr und ich kann da thematisch und geräteseitig durchaus nachlegen.




























[ Bearbeitet Mi Mär 17 2021, 20:55 ]
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DGAG
So Feb 07 2021, 18:06

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
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Großartig, die Entwicklung einer sehr seltenen Geräteserie an dieser Stelle verfolgen zu können. Klar, dass der Edison GEM Modell A von Februar 1899 Pate stand, aber bereits die Grammophonfabrik Kämmer & Co. brachte 1892/93 mindestens zwei Grammophonmodelle mit einer Basis aus lackiertem Gusseisen auf den Markt. Diese beiden Kämmer & Co.-Modelle waren damit besonders günstig herzustellen und für Kinder gedacht.

Das älteste Deiner Geräte ist von Anfang 1900, nicht früher. Das Gebrauchsmuster für den charakteristische Walzenträger mit drei beweglichen Rippen, welche mittels einer an einer Hülse verschiebbaren Scheibe an den Innenkonus der Walze gepresst werden, wurde nämlich erst Ende Dezember 1899 angemeldet.

Aus der Werbeanzeige für das "Modell 1900" geht hervor, dass es einen "Blechboden" gegeben hat. Der GEM stand auf einem kleinen Blechtablett, welches aus dem Getriebe tropfendes Öl auffing. So etwas würde ich hier auch erwarten.

-Juergen- schrieb ...

Grundsätzlich ist bei dieser Ausführung des Mignon B/ TipTop Serie die Geschwindigkeitsreglung so ausgeführt, daß eine an der Frontplatte montierte konische Rändelschraube auf den direkt angrenzenden Bremshebel wirkt und somit eine Art verstellbaren Anschlag bildet.

Verstehe ich richtig, dass man die Rändelschraube reindreht und der Konus am Schaft dieser Schraube den Bremshebel nach rechts drückt. Ein Filz am unteren Ende des Hebels wirkt dann auf die Scheibe des Fliehkraftreglers sobald die richtige Geschwindigkeit erreicht ist.

Zum unmittelbaren Bremsen würde man den Bremshebel ganz nach rechts umlegen. Könnte man auch gemächlich bis zum Stillstand bremsen wenn man die Rändelschraube nach und nach reindreht?
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-Juergen-
So Feb 07 2021, 19:49
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 25 2018, 08:26
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Hallo Stephan,

in der Tat ist da ein Blech verbaut welches lediglich mit einer Schraube fixierten unter die vier Füße etwas zum Klemmen unter geschoben ist. Im Wesentlichen halten die vier Gummifüße das Blech in Position. Habe noch zwei Bilder dazu angehängt.

Den Carriage kann ich auf einer Maschine von 1898 belegen aber leider konnte ich bislang weder das APG Patent für den Walzenträger noch für den Carriage mit dem Auge finden. Falls Du da was hast bin ich ein dankbarer Abnehmer.

Deine Interpretation bzgl. des Bremshebels:

"Verstehe ich richtig, dass man die Rändelschraube reindreht und der Konus am Schaft dieser Schraube den Bremshebel nach rechts drückt. Ein Filz am unteren Ende des Hebels wirkt dann auf die Scheibe des Fliehkraftreglers sobald die richtige Geschwindigkeit erreicht ist.

Zum unmittelbaren Bremsen würde man den Bremshebel ganz nach rechts umlegen. Könnte man auch gemächlich bis zum Stillstand bremsen wenn man die Rändelschraube nach und nach reindreht?"

ist völlig richtig. Sorry wenn ich da mit meiner Beschreibung nicht klar genug war.



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DGAG
So Feb 07 2021, 20:06

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Danke für das Bild vom Blech. Ja, so habe ich es mir vorgestellt :) Die damaligen Hausfrauen werden dafür dankbar gewesen sein.

Es gab zwei verschiedene Walzenträger, die jedoch nicht patentiert, sondern nur durch Gebrauchsmuster geschützt wurden. Der ältere, angemeldet im Januar 1899, hatte eine "aufgeschnittene, mittels Konus auseinanderzutreibende Hülse zum Festklemmen der Walze", Passt diese Beschreibung auf den früheren Phonographen der Allgemeinen Phonographen-Gesellschaft m. b. H.? Dann könnte man dafür 1899 als Baujahr annehmen.

Leider gibt es, anders als für Patente, für die meisten Gebrauchsmuster keine Beschreibungen oder Zeichnungen mehr. Diese wurden im Krieg zerstört, da sie offensichtlich nicht wichtig genug waren um sie auszulagern.
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-Juergen-
So Feb 07 2021, 21:02
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In der Phonographischen Zeitschrift taucht der Mignon B erst gegen 1900 auf. Der Vorläufer hat es scheinbar nicht in die Werbung geschafft :-)

Habe leider nur ein recht schlechtes Bild des Spannmechanismus. Die 3 Flügel sind and der Seite mit dem Antriebsriemen lose aufgehängt und die umlaufende Schnur/ Schlinge definiert den maximal zu erreichenden Öffnungsgrad. Mit Ziehen der Hülse wird der vordere Schlitten an mit der großen Spannscheibe verschoben. Diese Spannscheibe wirkt auf die abgeschrägten Innenseiten der 3 Flügel bis entweder ausreichend Spannung auf der aufgesetzten Walze ankommt oder die umlaufende Schnur ausreichend Gegendruck bildet.

Ich weiß nicht ob das den bekannten Gebrauchsmustern entspricht und halte das Konzept nur für eingeschränkt praxistauglich. Wenn man da unvorsichtig ist, knackt man so die Walze von innen.


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DGAG
So Feb 07 2021, 21:58

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Das ist der jüngere Walzenträger, Gebrauchsmuster angemeldet am 19. Dezember 1899. Deshalb hatte ich als Baujahr für diesen Phonographen frühestens Anfang 1900 angegeben.
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Merlin
Mo Feb 08 2021, 14:32
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wieder was gelernt :-) danke .... ich kannte das gerät nicht
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-Juergen-
Mo Feb 08 2021, 16:43
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 25 2018, 08:26
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Danke für Eure Rückmeldung und Infos. Ich hoffe, daß da noch ein paar Kollegen Bildmaterial oder Geräte haben.

Fortsetzung zur APG gelegentlich in einem anderen Post. Ein Bild hier schon mal vorab.
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-Juergen-
Di Mär 16 2021, 17:48
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 25 2018, 08:26
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Da es hier im Wesentlichen um das Aufzeigen der Entwicklung im laufenden Produktionsprozess geht und die Möglichkeit bestehen soll die Varianten zu vergleichen, habe ich mich entschieden den Thread fortzuschreiben.

HERSTELLER: Allgemeine Phonographen Gesellschaft Krefeld
MODELL: TipTop A
SERIENNUMMER: 452
JAHR: Um 1900
DAMALIGER PREIS: siehe Werbeanzeige
GEHÃUSE: Eiche
TRICHTER: kleiner Zinkblechtrichter, Hörschlauch oder Messingtrichter an Galgen
MOTOR: 1 Feder
SCHALLDOSE: Aluminium
MANDREL/ Walze: Konischer Walzenträger

Die Werbeanzeige stammt aus der Phonographischen Zeitschrift von 1901.

Diese Geräteausführung hat ist etwa 26 cm lang und etwa 18 cm in der Tiefe. Eingeschlagen ist die Seriennummer 452.

Der Motor ist baugleich zum TipTop mit Metallgehäuse von 1900 und die Federn am Fliehkraftregler sind gleichfalls angelötet.
Selbst das Gewindeloch mit welchem beim TipTop B die Blechbodenplatte festgeschraubt wird ist vorhanden.
Bemerkenswert ist die grüne Lackierung und die angedeutete Blume direkt unter dem Walzenträger.

Der Carriagearm ist identisch zu den zuvorbeschrieben Ausführungen. Bremshebel, Schraube für den Drehzahlregler unterscheiden sich allerdings von den Vorgängern.
Die Metallschiene auf dem der Carriagearm rollt ist etwa 12 cm lang.














[ Bearbeitet Mi Mär 17 2021, 13:34 ]
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-Juergen-
Mi Mär 17 2021, 12:49
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 25 2018, 08:26
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Beiträge: 213
HERSTELLER: Allgemeine Phonographen Gesellschaft Krefeld
MODELL: TipTop B II
SERIENNUMMER: 3367
JAHR: Um 1900
DAMALIGER PREIS: siehe Werbeanzeige
GEHÃUSE: Eiche
TRICHTER: kleiner Zinkblechtrichter, Hörschlauch oder Messingtrichter an Galgen
MOTOR: 1 Feder
SCHALLDOSE: Aluminium
MANDREL/ Walze: Konischer Walzenträger

Diese Geräteausführung hat ist etwa 21 cm lang und etwa 15 cm in der Tiefe. Eingeschlagen ist die Seriennummer 3367 am Stophebel.

Der Motor ist baugleich zum TipTop A mit Holzgehäuse. Analog zu den späteren Modellen
sind die Federn gleichfalls am Fliehkraftregler verschraubt.

Der Carriagearm ist hier nun in einem Bogen ausgeführt und in der Werbung als „neuer Membranarm“ bezeichnet.
Bremshebel, Schraube für den Drehzahlregler sind analog zu dem TipTop A in Holzgehäuse.
Die Metallschiene auf der der Mariage rollt ist hier bereits etwa 15 cm lang.














[ Bearbeitet Mi Mär 17 2021, 13:34 ]
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-Juergen-
Mi Mär 17 2021, 13:56
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 25 2018, 08:26
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Beiträge: 213
HERSTELLER: Allgemeine Phonographen Gesellschaft Krefeld
MODELL: TipTop C
SERIENNUMMER: 3940
JAHR: Um 1900
DAMALIGER PREIS: siehe Werbeanzeige
GEHÃUSE: Eiche
TRICHTER: kleiner Zinkblechtrichter, Hörschlauch oder Messingtrichter an Galgen
MOTOR: 1 Feder
SCHALLDOSE: Aluminium
MANDREL/ Walze: Konischer Walzenträger

Die APG war einer der Lieferanten von Edison Bell. Nach Konkurs der APG wurde noch eine Weile Konkursmasse der APG in Europa vertrieben. Lenzen hat erfolgreiche Geräteserien der APG weiter gebaut und auch weiter entwickelt. In verschiedenen Handelskatalogen der Zeit werden APG Geräte ohne Nennung des Herstellernamens angeboten.

Diese Geräteausführung hat ist etwa 25 cm lang und etwa 17 cm in der Tiefe. Eingeschlagen ist die Seriennummer 3940 am Stophebel.

Der Carriagearm ist auch hier nun in einem Bogen ausgeführt und in der Werbung als „neuer Membranarm“ bezeichnet.
Bremshebel, Schraube für den Drehzahlregler sind baulich anders angeordnet als bei den Vorläufermodellen.
Die Metallschiene auf der der Carragearm rollt ist hier gleichfalls etwa 15 cm lang.









[ Bearbeitet Do Mär 18 2021, 17:30 ]
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-Juergen-
Mi Mär 17 2021, 14:00
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 25 2018, 08:26
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Beiträge: 213
HERSTELLER: Allgemeine Phonographen Gesellschaft Krefeld
MODELL: TipTop C bzw. Edison Bell Empire
SERIENNUMMER: 3940
JAHR: Um 1900
DAMALIGER PREIS: siehe Werbeanzeige
GEHÃUSE: Eiche
TRICHTER: kleiner Zinkblechtrichter, Hörschlauch oder Messingtrichter an Galgen
MOTOR: 1 Feder
SCHALLDOSE: New Century Reproducer (ähnlich Edison C)
MANDREL/ Walze: Konischer Walzenträger

Die APG war einer der Lieferanten von Edison Bell. Nach Konkurs der APG wurde noch eine Weile Konkursmasse der APG in Europa vertrieben. Lenzen hat erfolgreiche Geräteserien der APG weiter gebaut und auch weiter entwickelt. In verschiedenen Handelskatalogen der Zeit werden APG Geräte ohne Nennung des Herstellernamens angeboten.

Dieser hier gezeigte APG Phonograph wurde von Edison Bell unter dem Namen „Empire“ vertrieben.

Diese Geräteausführung hat ist etwa 25 cm lang und etwa 17 cm in der Tiefe. Eingeschlagen ist die Seriennummer 3367 am Stophebel.

Der Motor entspricht der zuvor vorgestellten Version des TipTop C.

Der Carriagearm ist auch hier nun in einem Bogen ausgeführt und in der Werbung als „neuer Membranarm“ bezeichnet.
Bremshebel, Schraube für den Drehzahlregler sind baulich anders angeordnet als bei den Vorläufermodellen.
Die Metallschiene auf der der Carragearm rollt ist hier gleichfalls etwa 15 cm lang.













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DGAG
Mi Mär 17 2021, 23:10

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
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Beiträge: 648
Eine ganz erstaunliche Sammlung von Varianten einer recht frühen deutschen Gerätelinie. Jeder einzelne dieser Phonographen taucht nie auf. Wie bist Du denn an so viele gekommen?

Welche Aufgabe hat denn diese Vorrichtung?


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-Juergen-
Do Mär 18 2021, 13:43
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 25 2018, 08:26
Wohnort: Rhein-Main
Beiträge: 213
Hallo Stephan,

danke für Deine Kommentierung und die Frage.

Der Bolzen ist für die Verriegelung des Deckels vorgesehen. Ein etwas ungewöhnlicher aber recht belastbarer Verschluss der bei einigen APG Geräte Verwendung gefunden hat.

Ich habe vor fast 30 Jahren mal einen metallenen unterzeichneten TipTop gekauft und den mit nach Rüdesheim genommen, da ich damals nicht wußte was das für ein Gerät ist.
Meine Hoffnung war, daß die Experten vor Ort dazu was sagen können. Diese Hoffnung wurde damals nicht erfüllt. Im Gegenteil, einige haben das als Bastelarbeit bezeichnet, andere bezweifelten gleichfalls die Originalität und wollten das Gerät günstig kaufen. Die Phonographische Zeitschrift war damals nur rudimentär verfügbar und ich habe Jahre gebraucht um heraus zu bekommen was das ist. Ein Vergleichsgerät ist dann bei Southerbys unter der Bezeichnung TipTop mit entsprechenden Logo verkauft worden. Muss so etwa 25 Jahre her sein.
Seitdem beschäftige ich mich mehr oder weniger intensiv mit diesem Hersteller bzw. der Rechtsnachfolge Lenzen und Phonographen von Lenzen. Mittlerweile bin ich der Ansicht, daß ein Sammlerleben für eine umfassende Recherche zu den beiden Herstellern nicht ausreicht, da einiges dann zufällig auftaucht und es dafür einfach Zeit braucht.
Auf jeden Fall hat mir das bei Zuordnung und Identifikation von Geräten geholfen und die hier vorgestellten Geräte sind ausnahmslos einzeln von Privat, von Sammlern oder aus Auktionen gekauft.

Ich habe noch einige APG die ich gelegentlich in diesem oder in separaten Threads noch vorstelle. Faktisch tauchen die nicht in der Bucht oder auf Märkten auf. Die Seriennummern lassen darauf schließen, daß letztlich weitaus weniger Geräte gefertigt wurden als die APG in Ihren Werbungen "Größter Hersteller..." vermuten läßt.


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-Juergen-
Do Mär 18 2021, 17:31
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 25 2018, 08:26
Wohnort: Rhein-Main
Beiträge: 213
Hier ein weiteres Gerät der Serie TipTop.
HERSTELLER: Allgemeine Phonographen Gesellschaft Krefeld
MODELL: TipTop 7
SERIENNUMMER: Keine
JAHR: Um 1902
DAMALIGER PREIS: siehe Werbeanzeigen
GEHÃUSE: Eiche
TRICHTER: kleiner Zinkblechtrichter, Hörschlauch
MOTOR: 1 Feder
SCHALLDOSE: Aluminium
MANDREL/ Walze: Konischer Walzenträger

Die vorherigen Geräte der TipTop Serie hatten Buchstaben bzw. Alphanumerische Produktbezeichnungen. Hier nun die Nummer 7. Interessanterweise mit Fadenantrieb ähnlich einem Puck. Ein solches Mandrel findet sich auch an einem der zuvor gelisteten TipTop C Variante.

Die Frage was ist mit TipTop 1- 6 konnte ich bislang nicht beantworten. Vielleicht kann diese Lücke jemand von Euch schließen.

Die Werbeanzeige der APG stammt aus der Phonographischen Zeitschrift von 1902. In Jahrgängen davor und danach taucht das Gerät nicht in der Phonographischen Zeitschrift auf.

Der TipTop7 wurde sowohl direkt, bei Bial & Freund (Spezial Modell 1) und über Edison Bell ("New Crown") vertrieben. Interessanterweise ist der im Edison Bell Katalog von 1905 auch mehr als ein Jahr nach dem Konkurs der APG weiter angeboten.
Es darf davon ausgegangen werden, daß Lenzen das Modell weiter fabriziert hat und die Versorgung der Abnehmer übernommen hat.
Eine Anzeige der das entnommene werden kann ist im Thread:
Link - Hier klicken
eingebettet.

Wie bereits erwähnt freue ich mich über jede Ergänzung und Info entweder über das Forum oder direkt über die hinter meinem Forumuser hinterlegte E-Mailadresse.


















[ Bearbeitet Do Mär 18 2021, 17:36 ]
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-Juergen-
Do Mär 18 2021, 17:41
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 25 2018, 08:26
Wohnort: Rhein-Main
Beiträge: 213
-....Bilder zu groß gewesen.



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Nostalphon
Do Mär 18 2021, 18:35
⇒ Mitglied seit ⇐: So Apr 06 2014, 08:02
Wohnort: Landkreis Ludwigsburg, Württ.
Beiträge: 151
Was für ein genialer Artikel über die APG Krefeld - von der ich noch nie was gehört habe.;-)
Phonographen faszinieren mich schon lange. Besitze aber leider keinen. Doch jetzt ist mein Jagdfieber gewckt worden.
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-Juergen-
So Mär 21 2021, 15:12
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 25 2018, 08:26
Wohnort: Rhein-Main
Beiträge: 213
Hallo Jürgen,

danke für Deine Kommentierung.

Wie heißt es so schön..die Jagd ist das Ziel.......

Happy hunting und weiterhin viel Spaß beim Sammeln
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MikeSue
So Apr 04 2021, 17:04
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 02 2021, 18:44
Beiträge: 3
Hallo

Schön hier etwas über die APG zu finden und auch einige Ihrer Geräte zu sehen. Ich hatte zu dieser Firma bereit im Jahre 2004 für einen Artikel im Schalltrichter recherchiert. Den Artikel und einige Bilder aus einem Katalog der APG von 1899 kann ich hier gern einmal zur Verfügung stellen.

Aus: Der Schalltrichter Jahrgang 16, Nr. 23 Mai 2004:

Die Allgemeine Phonographen Gesellschaft mbH und Lenzen & Co (Lenzola)
Bericht einer Spurensuche
Das Sammlerinteresse des Autors gehört eigentlich den frühen Pick-Up's, dem Übergang vom Grammophon zum Plattenspieler. Phonographen und Grammophone bilden dazu den historischen Hintergrund - Literatur zu diesem Thema war und ist deshalb jederzeit willkommen.
Eine der Lektüren war: Günther Große: Von der Edisonwalze zur Stereoplatte1. Dort fand sich ein Hinweis auf eine Phonographengesellschaft in Krefeld. Als gebürtiger Krefelder war mein Interesse geweckt, dennoch geriet die Sache einstweilen in Vergessenheit, bis ich beim Stöbern in einem Internetantiquariat auf einen Katalog eben dieser Firma traf, datiert auf 1899. Ich habe den Katalog erstanden und von da ab gab es ein zweites Interessengebiet: Die allgemeine Phonographengesellschaft mbH Krefeld.
Sekundärliteratur
Der erste Weg sich grundlegende Informationen über die Firma zu besorgen, führte an den eigenen Bücherschrank und die Standartwerke von Ch. Proutfoot2 und Herbert Jüttemann3. Letzterer findet nur wenige Worte zur APG. Neben dem Namen der Gesellschaft, findet sich lediglich ein Hinweis, diese sei im Jahre 1902 bekannt gewesen und ihr Walzenspieler Herold X habe Bedeutung erlangt. Außerdem fand sich ein Bild eines Phonographenautomaten der APG.
Auch Ch. Praudfood liefert nur wenige Zeilen. Die APG hätte sich selbst 1901 als den größten deutschen Phonographen- und Walzenhersteller bezeichnet und baue Phonographen vom Graphophon-Typ. Sein letzter Satz, "Eine weitere Firma in Krefeld war Lenzen & Co., die Krefeld Phonographen und Edison-Bell-Goldguß Walzen verkaufte" sollte später für einige überraschende Erkenntnisse sorgen.
Neben diesen mageren Informationen blieb nur der Hinweis in G. Großes Buch. Er zitiert dort einen Artikel in der Zeitschrift "Die Woche" vom 15. September 1900, indem ebenfalls behauptet wurde die APG sei die größte deutsche Phonographen- und Walzenfabrik Deutschlands. Sie beschäftige, hieß es dort weiter, 100 Mitarbeiter und verfüge über 25 Reichspatente. Alle Geräte seien selbst konstruiert und kollidieren mit keinem der Edisonschen Patente. Eine Bemerkung, die auf die Patentstreitigkeiten in der Frühphase der Sprechmaschinenentwicklung anspielt.
Archivarbeit
Nachdem wieder einige Zeit vergangen war, nutzte ich ein paar Urlaubstage um mit dem Krefelder Stadtarchiv Kontakt aufzunehmen. Unterlagen zur APG habe man im Stadtarchiv keine hieß es, jedoch gebe es im Adressbuch der Stadt Krefeld von 1899/1900 eine Eintragung und eine Empfehlungsanzeige.
Der Eintrag wies Emil und Julius Schmitz als Geschäftsführer aus. Der Empfehlungsanzeige war zu entnehmen, dass man Phonographen mit Uhrwerk- und Elektroantrieb, sowie einen Phonographenautomaten mit zwei nebeneinanderliegenden Walzen herstelle.
Bereits eine Anzeige im Adressbuch von 1901/02 ließ einen Wechsel in der Firmenleitung erkennen. Neben Josef Padberg und Guido Vielhaber, wird Alexander von Heimendahl als Geschäftsführer aufgeführt.
1903/04 enthält das Adressbuch wieder eine Empfehlungsanzeige. Man besäße 35 Reichspatente hieß es dort und führe eine Filiale in London. Gefertigt wurden nunmehr neben Phonographen, Blanks, bespielte Walzen, Kontrollkassen und Telegraphone. Telegraphone sind die von Valdemar Poulsen entwickelten Urformen des Tonbandes. Die APG verfolgte scheinbar eine progressive Produktpolitik, versuchte rechtzeitig das Vermarktungsrecht an Neuentwicklungen zu erlangen und sich damit einem Marktvorteil zu verschaffen.
Der Archivar gab mir den Tip einmal die Mikrofilme des Handelsregisters anzusehen, soweit diese im Stadtarchiv vorhanden waren. Dabei wurde ich fündig. Am 16 Mai 1900 wurde die allgemeine Phonographen Gesellschaft mbH unter der Nummer 5 in das HRB eingetragen. Ihr Stammkapital betrug 120.000 M und als Geschäftsführer wurden die schon erwähnten Herren Padberg, Vielhaber und von Heimendahl genannt. Der Gesellschaftsvertrag stammt bereits aus dem Jahre 1898.
Am 30.6.1901 wurde eine Filiale in Berlin eröffnet und am 30 Januar 1903 wieder aufgegeben. Ein Hinweis auf die in den Adressbüchern erwähnte Filiale in London findet sich hier nicht.
Ebenfalls 1903, am 17. Oktober, legt A.von Heimendahl sein Amt als Geschäftführer nieder.
Auch das Ende der Firma wurde im HRB protokolliert: Am 16 Januar 1904 wurde das Konkursverfahren eröffnet und am 15 Juli 1905 abgeschlossen.
Es fand sich ein weiterer wichtiger Hinweis: Die Eintragungen im HRB sind eine Fortführung des Gesellschaftsregisters Krefelds unter Nummer 2262. Dort finden sich dann, neben dem Gründungsjahr 1898, auch die Krefelder Kaufleute Julius und Emil Schmitz als erste Geschäftsführer bestätigt.
Einmal im Stadtarchiv, habe ich mir noch weitere Bände des Krefelder Adressbuchs angesehen und dabei auch die zweite von Ch. Proudfoot erwähnte Krefelder Phonographenfirma "Lenzen & Co." gefunden. Ihr Logo war auf den Schnitt der Adressbücher gestempelt. Im Inneren fand sich eine Überraschung, die Firma führt anfänglich den Namen Allgemeine Phonographengesellschaft mbH und verfügt auch über den Telefonanschluss der liquidierten Gesellschaft. Das HRB allerdings wies weder eine Weiterführung der APG noch eine Firma Lenzen auf.
Das Stadtarchiv hat unter dem Namen Lenzen jedoch ein paar Zeitungsausschnitte im Bestand4. Der Artikel zum Tod des Krefelder Unternehmers Jean Lenzen in der Westdeutschen neuen Presse vom 4.2.1952 stellt den Zusammenhang zwischen den beiden Firmen her:
J. Lenzen 1873 in Wittscheitt/Eifel geboren, fing als 13jähriger in der Kistenschreinerei der Köllner Schokoladenfabrik Stollwerk zu arbeiten an. Als Stollwerk sich mit der Produktion von Automaten und Phonographen befasste, lies sich Lenzen in die neue Abteilung versetzen. Nachdem er Vertretern des amerikanischen Patentgebers (Edison) eindrucksvoll sein Können unter Beweis stellte, er gewann einen Wettbewerb in dem ein Phonograph schnellst möglich auseinander zu nehmen und wieder exakt zusammen zu setzen war, wurde er mit 19 Jahren zum Vorarbeiter der Edison-Abteilung ernannt. Später begleitete er die Produkte der Firma Stollwerk auf Ausstellungen.
Direkt von der Brüsseler Weltausstellung 1894 wurde er nach Krefeld beordert, ein Diktaphon zu reparieren. Dabei knüpfte er erste Kontakte zu Krefelder Geschäftsleuten. Er wurde schließlich Betriebsleiter der neu gegründeten Allgemeinen Phonographengesellschaft mbH in Krefeld.
Als die Firma 1904 in Konkurs geht, soll Lenzen, nach Bericht der Zeitung, dem Konkursverwalter 25.000 M für die noch verbliebenen Geräte geboten und den Zuschlag erhalten haben. Die Geräte verkaufte er in London, um mit dem erzielten Gewinn eine neue Firma zu gründen, eben Lenzen & Co. Später verkaufte er seine Produkte unter dem Markennamen Lenzola. Diese Marke ist vor allem den Radiosammlern ein Begriff. Der Hinweis auf den Verkauf in London kann möglicherweise auch die Aussage über die angebliche Filiale der APG in London stützen.
Es liegt nahe, dass eine neu gegründete Firma zunächst in ihrem unmittelbaren Umfeld auf sich aufmerksam zu machen sucht. Daher folgte als nächstes der Blick in die Krefelder Zeitungen um 1900.
Am 6.12.1899 findet sich die erste Anzeige in der Krefelder Zeitung. Sie wandte sich an Gastwirte und Hoteliers, die mit Musikautomaten zusätzliches Geld verdienen wollten. Die Wartung der Automaten erfolgte seitens der APG kostenlos - ein Service, den man heute wohl vergebens sucht.
Im Krefelder Generalanzeiger erscheint 1900 eine Anzeige, die zum Erwerb des Mignon A Familienphonographen auffordert, sich diesmal also an den Privatkunden wandte. Der Mignon A gehört zu den Puck-Phonographen mit Lyrafuß. Er wurde zusammen mit zwei Walzen für 11,50 M verkauft.
In den Krefelder Zeitungen taucht die APG erst wieder zu ihrem Ende auf. Das königliche Amtsgericht gibt in der Krefelder Zeitung vom 19.1.1904 die Eröffnung des Konkursverfahrens bekannt. Im Juli 1905 dann die Mitteilung über das Ende des Konkurses. Hierzu heißt es: "Das Konkursverfahren ... wird nach erfolgter Abhaltung des Schlusstermins aufgehoben". Ob die Formulierung "aufgehoben" eventuell ein Hinweis auf die Übernahme durch J.Lenzen ist, oder in diesem Zusammenhang doch eher im Sinne von abgeschlossen oder beendet zu verstehen ist, bleibt offen.
Weitere Primärquellen
Kurze Zeit nach der Arbeit im Krefelder Stadtarchiv fand sich in einer Anzeige im Schalltrichter die Möglichkeit Auszüge der Phonographischen Zeitschrift zu erwerben. Es tat sich eine wahre Informationsflut auf, die ich hier kurz zusammenfassen will:
Die APG, wie auch später Lenzen & Co. haben durchgängig in den von mir durchgesehenen Jahrgängen von 1900 - 1906 Anzeigen geschaltet und waren mehrfach Gegenstand auch redaktioneller Berichte.
1900 wurden Phonographenautomaten sowie Phonographen mit Uhrwerksantrieb und Spindel beworben. Ein Modell war der Mignon B. Es gab sowohl Aparate für Aufnahme und Wiedergabe wie solche nur für die Wiedergabe, sowie bespielte und unbespielte Walzen zu kaufen.
1901 standen die "Tip Top" und die "Herold" Modelreihe im Mittelpunkt der Werbung. Die Anpassung der Herold-Modelle an die Walzen unterschiedlicher Größe erfolgte über auswechselbare Walzenträger. Zusätzlich tauchen im Angebot Duplizier- und Abschleifmaschinen sowie Walzenmasse auf.
Besonders interessant sind die Angaben zu den Firmenstandorten. Erstmals werden die Adressen der Filialen genannt. Es sind Berlin (Ritterstr. 75), Köln (Hansaring 44-46), London (Jewry Street 9/19) so wie ein Exportmusterlager in Hamburg (Neuerwall 63-65 verbunden mit dem Namen Alfred Fränkel).
Ein Artikel über einen Besuch der Phonographischen Zeitschrift in Krefeld gibt einen näheren Einblick in die Strukturen der Firma. Zu dieser Zeit sind 150 Mitarbeiter beschäftigt. Man stellt alle benötigten Einzelteile aus den Rohstoffen selbst her. Das Gewicht liegt auf der Produktion für den Export. Hier könnte der Grund dafür zu suchen sein, dass man heute die Produkte der APG in Deutschland quasi nicht mehr vorfindet. Weiterhin erfährt der Leser, dass man sich auf das Großhandelsgeschäft spezialisiert. In dem Artikel findet sich auch das Bild des Phonographenautomatten aus dem Buch H.Jüttemanns wieder.
1902 taucht die Filiale Köln in den Anzeigen nicht mehr auf. Man verfügt nunmehr über 30 Patente und 25 verschieden Modelle. Eines davon war der Walzenspieler Herold X der bei Ch. Proudfoot erwähnt war. Es ist ein Phonograph ohne Spindelführung für große und kleine Walzen.
Zwei große Ereignisse prägen das Firmenjahr 1902. Zunächst übernimmt man die Internationale Phonographenwalzenwerke aus einem Konkursverfahren und rettet sich damit unbewusst selbst vor dem Aus, denn kurze Zeit später zerstört ein Brand große Teile der Firma. Die Walzenproduktion ist zu diesem Zeitpunkt bereits in die Gebäude der aufgekauften Firma verlegt.
Ebenfalls 1902 beginnt der Verkauf von Celluloid-Walzen und die Produktion der Telegraphone nach dem Erwerb des Reichspatents No. 109569 von Valdemar Poulsen.
1903 bestätigt ein Artikel den Alleinvertrieb der Telegraphone durch die APG. Im Laufe des Jahres wird hierzu eine Aktiengesellschaft gegründet, die Deutsche Telegraphon AG. Teile der Aktien hält neben der APG und einigen ihrer leitenden Personen auch die Aktieselskabet Telegrafonen Patent Poulsen AG in Kopenhagen. Ihr Startkapital wird auf 2.000.000 M beziffert.
In den Anzeigen der APG wird ab 1903 die Filiale in Berlin nicht mehr erwähnt, was sich mit den Eintragungen im HRB Krefelds deckt.
1904 dann das plötzliche Ende der Firma. Über die Gründe gibt es bislang keine genauen Informationen Die Artikel in der Phonografischen Zeitschrift lassen jedoch den Schluß zu, das man sich nicht zuletzt mit der Beteiligung an der neuen Deutschen Telegraphon AG übernommen hat, zumal man heute weiß, das dem Telegraphon kein wirtschaftlicher Erfolg beschieden war. In einem Bericht über eine Gläubigerversammlung vom 13.2.1904 taucht, neben Bankschulden und Schulden an eine Neusser Stearinfabrik, eine 1,5 Millionen Mark Forderung der Kopenhagener Telegraphon Gesellschaft auf. Außerdem gibt es eine Schadenersatzforderung der Kontroll-Kassen-Gesellschaft über 308.000 M wegen nicht erfüllter Lieferverträge und mangelhafter Lieferung. Kontrollkassen gehörten zu dieser Zeit zur Produktpalette der APG. Mit der Kontroll-Kassen-Gesellschaft hatte man einen festen Liefervertrag.
Der Konkursverwalter schaltet im Laufe der nächsten Monate mehrere Anzeigen um den Bestand der Firma an Maschinen und Produkten zu verkaufen. Dabei erhält man einen genaueren Einblick in die Größe der APG. Es werden Maschinen zum Kauf angeboten mit denen eine Wochenproduktion von 10.000 Blanks5 und 50.000 Hartgußwalzen6 möglich ist.
Am 10.8.1904 taucht erstmals der Name Lenzen & Co. im Zusammenhang mit der liquidierten APG auf. Man gibt bekannt die Ersatzteillieferung und Reparaturen für die APG weiterzuführen. Neben dem alten Programm der APG wird eine selbst entwickelte Konzertschalldose "Krefeld" sowie der Vertrieb der Edison-Bell-Goldgußwalzen beworben. Die Konzertschalldose gibt es sowohl für Phonographen wie auch für Grammophone. Auf eine Leseranfrage nach Platenspielern für 90mm Schallplatten-Postkarten wird Lenzen & Co. als Produzent genannt.
Am 2.11.1904 gibt Lenzen & Co. schließlich die Übernahme des größten Teils der APG-Fabrikationsanlagen bekannt.
Wenige Tage später berichtet der Konkursverwalter ein letztes mal über den Stand des Konkursverfahrens der APG. Als Verkaufserlös werden insgesamt 26750 M genannt. berücksichtigt man, dass neben Lenzen auch andere etwas aus der Konkursmasse gekauft haben, wäre damit die in der Westdeutschen Neuen Presse genannte Kaufsumme von 25.000 M bestätigt.
Ebenfalls noch 1904 wird durch Lenzen & Co. erstmals die Herstellung von Aparaten zur Erzeugung von Hartgusswalzen annonciert. Damit wäre man auch im phonographischen Maschinenbau präsent.
Zwischen 1904 und 1906 nehmen die Anzeigen Lenzen & Co's merklich ab. Redaktionelles zu der Firma gibt es mit Ausnahme einer Katalogankündigung nicht mehr. 1905 bewirbt man die Herstellung von Matrizen nach eingesandten Originalen. Die Ankündigung eines neuen Katalogs weißt 6 Grammophonmodelle mit Tonarm zu Preisen zwischen 27 und 240 M, sowie 4 Walzenspielermodelle auf.
Die Ausgaben der Zeitschrift "Die Woche", aus der Günther Grosse den Artikel über die APG zitierte konnte ich als Quartalsband III 1900 ebenfalls aufspüren. Zwischen dem 7.7.1900 und dem 29.9.1900 erschienen hier 13 Werbeanzeigen der APG. Wechselweise wird der Konzertphonograph Herold und der Phonograph Mignon B zusammen mit dem Herold-Konzertphonographen beworben. Neben Privatleuten werden hier vor allem Gaststätten, Hotels etc. angesprochen, für die sich der stolze Preis von 600 M für den Herold-Automaten wohl am ehesten rechnete.
Bleibt zum Schluss noch der Blick in den Katalog von 1899. Fünf unterschiedliche Produktserien werden darin angepriesen. Neben dem schon öfter erwähnten Modell "Mignon", gab es die Automaten der Modellreihe "Sirene", den Automaten Duplex, mit zwei nebeneinander liegenden Walzen und den Phonographen "Merkurius", der als Diktiergerät für Büros und als Unterhaltungsphonograph mit Hörschläuchen für mehrere Personen zu erhalten war. Bis auf den Mignon-Phonographen, konnten alle Modelle sowohl mit elektrischem Antrieb, wie auch mit Uhrwerk bezogen werden. Als eine Besonderheit der Phonographen der APG wurde herausgestellt, diese seien nicht mit einem konischen sondern einem zylindrischen Walzenhalter versehen. Der Automat Sirene ist laut Katalog patentiert (D.R.P. 98455), für den Automat Duplex bestand ein Gebrauchsmuster (D.R.G.M. 99999).
Fazit und Ausblick
Welche Bedeutung die Allgemeine Phonographen Gesellschaft mbH um 1900 tatsächlich erlangt hat ist noch nicht eindeutig festzustellen. Sie verfügte offensichtlich über für damalige Zeiten enorme Produktionskapazitäten und war ein Betrieb mit vollständiger Fertigungstiefe, vom Rohstoff bis zum fertigen Phonographen oder der bespielten Walze. Das plötzliche Ende der Firma bleibt vorerst ebenfalls im Dunkeln, wenn auch eine Fehlinvestition in das Geschäft mit den Telegraphonen als Ursache sehr wahrscheinlich ist.
Interessant ist die Frage, ob und wo es noch Produkte der APG gibt. Ich hoffe es werden sich Sammlerkollegen finden die hierzu etwas sagen können. Neben dem Exportgeschäft kommt auch noch eine andere Ursache der Geräteknappheit in Frage, dazu noch einmal Ch. Proudfoot: " ... es tragen auch sehr wenige dieser Apparate den Namen des tatsächlichen Herstellers. Viele wurden unter dem Namen des Vertreters oder Einzelhändlers verkauft, und selbst der war häufig nicht einmal auf dem Apparat angebracht."7
Lenzen & Co. wurde weiter fortgeführt. Nach einem erneuten Zusammenbruch bei Ausbruch des ersten Weltkriegs, wandte man sich mehr und mehr dem Maschinenbau zu. Jean Lenzen wurde nach dem zweiten Weltkrieg zum ersten Vorsitzenden der Unternehmerschaft am linken Niederrhein gewählt und wegen seiner liberalen Haltung gegenüber seinen Mitarbeiten sehr geschätzt. Dem Mediengeschäft blieb er als Generalvertreter der Saba-Werke erhalten. Nach seinem Tod führte seine Frau das Geschäft weiter, bis es an ein Düsseldorfer Unternehmen verkauft wurde.

Michael Süßholz
1 Große, Günther: "Von der Edisonwalze zur Stereoplatte. Die Geschichte der Schallplatte", Berlin 1981 S.26-27
2 Proudfoot, Christopher: "Grammophone und Phonographen", München 1981 S.76
3 Jüttemann, Herbert: "Phonographen und Grammophone", Herten 20003 S.248
4 Lenzen & Co., Lenzen, Jean Farbikant, Stadtarchiv Krefeld Nr. 1674
5 Phonographische Zeitschrift. Fachblatt für die Gesamt-Interessen der Phonographie vom 4.05.1904
6 Phonographische Zeitschrift. Fachblatt für die Gesamt-Interessen der Phonographie vom 18.05.1904
7 Proudfoot S. 76


Soweit der Artikel. Die Bilder folgen.

Gruß aussem Pott
Michael
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