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Frage zur Klangqualität bei Großen Schellackplatten
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juliuskalliope
Fr Apr 01 2022, 12:05 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Nov 27 2021, 10:11
Wohnort: Stuttgart
Beiträge: 36
Hallo allerseits!
Ich habe, wie viele andere Sammler sicher auch, große und kleine Schellackplatten. Ich habe einen modernen Plattenspieler zum digitalisieren der Platten. Bei dem allgemeinen Vergleichen der Aufnahmen von großen und kleinen Schellackplatten aus ähnlichen Zeiten (frühe 50er) fallen mir 2 Dinge auf:

1) Die Tonqualität bei den großen Platten ist sogar im Vergleich zu älteren kleinen Platten sehr schlecht. Während sich die kleinen Platten wie frühe 45er anhören sind die großen immer noch auf Grammophon-Level (was allgemein nicht schlechter ist; einfach weniger Bass/kleinerer Dynamik-Bereich)

2) Die großen Platten haben viel mehr rauschen und knistern als die kleinen Platten (Manche sehr gut erhaltene kleine Schellackplatten aus den 50ern haben quasi kein knistern)

Meine Frage aus Interesse wäre deshalb:
Warum ist die Qualität bei großen Schellackplatten so viel schlechter, hat das nur etwas mit der Abnutzung oder auch mit anderen Faktoren zu tun?

Grüße
Julius
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snookerbee
Fr Apr 01 2022, 16:20
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676
Ich habe auch einige 30 cm-Platten und meine Exemplare sind größtenteils aus den 1920er Jahren. Da hatte man natürlich nicht so brillante Aufnahmetechnik wie später. Diese Platten sind außerdem dicker und haben mehr Pressmasse, als die 25 cm-Platten. Dadurch können sie mehr Rumpeln verursachen, wenn sie nicht ganz gerade sind. In Alben übereinander gestapelt auf dem Dachboden oder Keller gelagert, können sie schon mal verbogen sein. Bei längeren Musikstücken wurden die Lautstärken auch gern reduziert, um mehr Musik auf die Platte zu bekommen, das kann die Qualität zusätzlich beeinträchtigen. Manchmal hilft eine größere Nadelverrundung, um weniger Nebengeräusche zu erhalten.

Große Platten können auch richtig gut klingen, wenn sie kaum gespielt sind. Ich habe von Béla und Schachmeister einige 30 cm, die sind eigentlich ganz gut anzuhören, da keine Kratzer und gut erhaltenes Material. Dass sie generell schlechter als kleine Platten sind, würde ich nicht sagen.
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gramofan
Fr Apr 01 2022, 18:11
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1167
Mir ist bislang noch nicht aufgefallen, dass 30cm-Platten der Spätzeit bei optisch gleich gutem Erhaltungszustand schlechter klingen als 25cm-Platten. Es wäre auch wenig plausibel. Es wurde die gleiche Aufnahmetechnik eingesetzt und die dieselbe Pressmasse verwendet.
Sehr wohl aufgefallen ist mir aber, dass aus der Vorkriegszeit 30cm-Platten meist besser erhalten sind als 25cm-Platten, wahrscheinlich wegen des hohen Klassikanteils und diese Platten wurden dann als "Kulturgut" sorgfältiger behandelt und wohl auch seltener gespielt.
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juliuskalliope
Sa Apr 02 2022, 09:47
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Nov 27 2021, 10:11
Wohnort: Stuttgart
Beiträge: 36
Hallo allerseits!
Wie es aussieht habe ich tatsächlich wohl eher schlecht behandelte mit gut behandelten Platten verglichen ( da das Phänomen nicht bei anderen Benutzern Auftritt). Es lag also wahrscheinlich tatsächlich an meinen Platten
Grüße
Julius
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Charleston1966
Fr Apr 22 2022, 07:56
Moderator

⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Nov 12 2012, 11:19
Wohnort: Im Schwabenländle
Beiträge: 417
Hallo in die Runde,

grundsätzlich sollte der Durchmesser der Platten nichts mit der Klangqualität zu tun haben, ebenso is das Material das gleiche wie bei 25 cm Platten (außer am Ende der Seite da oft der Durchmesser des Etiketts größer ist sind die Rillen nicht so eng geschnitten). Fakt ist aber daß 30cm Platten meist besser erhalten sind als 25cm Platten weil meist Klassikstücke mit längerer Laufzeit auf diesem Durchmesser zu finden sind, da diese damals recht teuer waren wurden sie geschont oder nur bei bestimmten Anlässen, oft schon früh auf Plattenspielern mit elektrischem Tonabnehmer (weniger Auflagegewicht und dadurch weniger Abnutzung), gespielt. Was bei allen Plattendurchmessern aber klangentscheidend ist ist die verwendete Aufnahmekurve die je nach Aufnahmejahr und Hersteller stark variieren kann. Beim Abspielen muß diese natürlich in umgekehrter Weise (Entzerrkurve) verwendet werden, sonst hört es sich seltsam an.
Beispiel 1: Wurden bei einer Platte beim Aufnehmen die Bässe bei 300 Hz abgesenkt und die Höhen nicht angehoben so wird diese Platte bei der Verwendung der RIAA Kurve die ja bei modernen Phonovorverstärkern benutzt wird ziemlich basslastig und dumpf klingen weil diese Kurve die Bässe bei 500 Hz anhebt und die Höhen um 13,7dB absenkt, das passt also nicht.
Beispiel 2: Wurden bei der Aufnahme die Bässe bei 500 Hz abgesenkt und die Höhen um 8,5dB angehoben und man verwendet wiederum einen Vorverstärker mit RIAA Kurve fällt dies kaum auf.
Also man benötigt einen Phonovorverstärker der umschaltbare Entzerrkurven hat um die meisten Platten richtig oder annähernd richtig abzuspielen. Bei Aufnahmen ist es noch von Vorteil einen Vorverstärker zu benutzen der auf "flat" geschaltet werden kann um das Signal so aufzunehmen wie es auf der Platte gespeichert ist um später dann mittels Audacity die korrekte Entzerrkurve einstellen zu können. Das is vorteilhaft für die Bearbeitung der Knacker, des Knisterns und des Rauschens.
Wie oben schon erwähnt spielt auch die Verwendung unterschiedlicher Nadelverrundungen klanglich eine Rolle. Verwendet man z.B.eine Nadel mit 65my Verundung bei einer akustischen Platte kann diese auf dem Rillenboden herumtanzen und zusätzlich Störgeräusche produzieren. Oder anders herum verwendet man eine zu große Verrundung und spielt damit späte Platten ab z.B Polydor mit variabler Grade oder Telefunken Füllschrift kann sich das auch negativ auf den Klang auswirken.

LG Karlheinz

[ Bearbeitet Mo Apr 25 2022, 12:14 ]
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