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Europäisches Zonophone, International Zonophone Company m. b. H, ab 1905
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PONOPHON
Do Mai 29 2025, 13:22 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Dez 12 2015, 17:45
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HERSTELLER: International Zonophone Company m. b. H
MODELL: „APOLLO“ ?
SERIENNUMMER: Am Boden des Gehäuses: 643, am Motor: B 2972 (offensichtlich korrigiert, zum Schluss stand anstatt der 2 zuvor eine 1)
JAHR: Vermutlich Ende 1905
DAMALIGER PREIS: Modell Apollo 110 Mark im Frühjahr 1905
GEHÄUSE: Eiche dunkel, Sockelmaß 28 x 28 cm, Höhe 13 cm
PLATTENTELLER: Durchmesser 23 cm, Gusseisen Filz und Silber Lackierung an der Unterseite original.
TRICHTER: Messing vernickelt, 11 Segmente, Durchmesser c. 58 cm
MOTOR: Einfeder-Motor, älterer Bauart, Fliehkraftregler mit 2 Gewichten, auf der oberen Platte international beschriftet mit ZONOPHONE und in Russisch mit Зонофон
SCHALLDOSE: Exhibition, International Zonophone Company, London-Berlin-Paris, Made in U.S.A. Seriennummer 7354
TONARM: Gibson Tonarm

INTERESSANTE DETAILS:
Das Zonophone ist in fast unberührtem Originalzustand, ich habe im Motor nur das verharzte Fett entfernt und ersetz. Am Gehäuse waren einige Leimstellen locker, die wurden mit Knochenleim neu verleimt.
Außerdem habe ich das Gehäuse feucht abgewischt und sparsam mit Möbelwachs behandelt.
Alle anderen Teile inkl. Trichter habe ich nur abgestaubt, mit einem Wolltuch und etwas Möbelpolitur.
Die Patina ist vollständig erhalten.
Die hart gewordenen Schalldosen Gummis wurden ersetzt, die Weiße Gummidichtung beim Schalldosen Flansch fehlte und wurde neu angefertigt.
Sehr interessant ist, dass die Seriennummern von Motor und Schalldose für ein Zonophone gegen Ende 1905 sehr niedrig erscheinen.
Überhaupt entspricht der Motor der älteren Bauart, nicht dieser wie sie bei den amerikanischen Gibson Modellen (Grand Opera) der UNIVERSAL TALKING MACHINE MFG CO. üblich waren.
Da die mechanischen Teile in den USA gefertigt wurden, könnte es sein, dass sie schon einige Zeit im Lager verbrachten, ehe sie zu einer Sprechmaschine verbaut wurden.

Die abgebildete Werbe Anzeige für das Gerät „APOLLO“ erschein Ende 1904 in der Phonographischen Zeitschrift.
Ob mein Gerät auch APOLLO hieß weiß ich leider nicht, grundsätzlich ist es mechanisch gleich.
Abweichend ist die Bauform des Gehäuses und die Einbaurichtung des Motors, sowie der Trichter.
In der Beschreibung wird auch entgegen der Abbildung, wo der Aufzug vorne ist, der seitliche Aufzug erwähnt. Was wider viel mehr meinem Gerät entspricht.

Allgemein kamen in der zweiten Hälfte 1905 immer mehr die Segmenttrichter auf den Markt, das ist z.B. bei Odeon (international Talking Machine Company) zu beobachten.
Ich gehe daher bei meinem Zonophone von einem Baujahr gegen Ende 1905 oder 1906 aus.


















Seriennummer auf der Bodenplatte 643:



[ Bearbeitet Sa Mai 31 2025, 07:33 ]
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DGAG
Fr Mai 30 2025, 20:35

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
Wohnort: Berlin
Beiträge: 732
Glückwunsch zum prima Originalzustand wie man ihn sich immer wünschen würde. Ein würdig gealtertes Zonophon mit sichtbarer Geschichte. Besonders schön und wohl auch selten ist der Tellerfilz im Blauton.

Ich meine, dass es sich ursprünglich um einen Typ mit Auslegerarm (front mount) von ca. 1904 gehandelt hat. Die Vorrichtung zur Befestigung des Arms ist auf der Motorträgerplatte noch vorhanden. Auch die Position der Kurbel auf der gegenüberliegenden Seite passt dazu. Ein "seitlicher" Aufzug bedeutet übrigens, dass die Kurbel nicht von oben eingesteckt wird, wie das bei den ganz frühen Grammophonen der Fall war.

1905 oder etwas später wurde dieses Zonophon mit dem Gibson-Tonarm samt spezieller Exhibition-Schalldose ausgestattet. Eine damals ganz typische "Modernisierung". Da das Gehäuse dafür etwas zu klein war, ist zwischen Tonarmhalter und Gehäuse ein Holzsockel als Abstandshalter eingesetzt worden. Der Umbau kann durchaus im Laden an einem unverkauften Gerät alter Bauart erfolgt sein.
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PONOPHON
Sa Mai 31 2025, 06:15
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Dez 12 2015, 17:45
Wohnort: Österreich
Beiträge: 267
Ich halte es auch für einen Umbau, der aber werksseitig, nach Einführung des Gibson Tonarmes erfolgte.
Vorproduzierte Maschinen wurden mit dem neuen Tonarm auf den modernen Stand umgerüstet.

Dafür sprechen meiner Meinung nach die überlangen Befestigungsschrauben aufgrund der Holz Unterlage der Tonarmstütze.
Ein Auslegearm war an der Rändelschraube oben wohl nie montiert, da es keinerlei Spuren, Kratzer oder Verfärbungen gibt.

Auch bei der „Universal Talking Machine Company“ war die Verwendung der Schwenkarm-Zonophone Motoren für die Gibson-Tonarm Modelle Grand Concert und Grand Opera üblich.
Das zeigen Zahlreiche Beispiele an Fotos im Internet oder beispielhaft dieses Video:
Link - Hier klicken

Eine Abbildung meines Gerätes, ob als Schwenkarm oder Gibson Modell habe ich leider bis auf eine einzige noch keine gefunden.
Auf dieser Seite: Link - Hier klicken ganz unten, ist eine Abbildung eines identischen Gehäuses, allerdings bereits mit einem Etikett der COMPAGNIE FRANCAISE du GRAMOPHON.
Öffnet man das Foto in einem neuen Tab ist es viel größer und man kann erkennen, dass unter dem Gramophone Etikett drei verschlossene Löcher, ursprünglich vorgesehen für eine Gibson-Tonarmstütze vorhanden sind.

Zum Vergleich habe ich die innere Montageplatte meiner Gibson Stütze zum Etikett eines meiner französischen Geräte fotografiert.
Die Löcher stimmen überein, es war also auch dieses Gerät ursprünglich für einen Gibson-Arm vorgesehen, oder dafür umgerüstet.



Dieses Bild zeigt die Schrauben, die länger sind als gewöhnlich.




Möglicherweise waren noch so viele Lagerbestände vorhanden, dass sie nach der Übernahme sogar noch als Gramophone weiter verkauft wurden.
(Das weitere abgebildete Zubehör, vor allem der Schwenkarm könnten „verbastelt“ sein und haben ursprünglich, zumindest nicht genau in dieser Form zu diesem Gerät gehört. Die Kurbel ist auch anders und möglicherweise nicht v. Zonophone.)





[ Bearbeitet So Jun 01 2025, 14:30 ]
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PONOPHON
Sa Mai 31 2025, 07:32
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Dez 12 2015, 17:45
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Beiträge: 267
Anbei noch Bilder vom Motor und des Inneren des Gehäuses.

Auf der Bodenplatte habe ich auch noch die Geräte-Seriennummer 643 gefunden. Den ursprünglichen Thread habe ich darum ergänzt und das Foto unten angefügt.






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DGAG
So Jun 01 2025, 14:35

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
Wohnort: Berlin
Beiträge: 732
Dass es keinerlei Benutzungsspuren gibt, die auf einen Auslegerarm hindeuten, ist eine wichtige Beobachtung. Das würde sehr dafür sprechen, dass dieses Gerät mit Gibson-Arm herauskam.

Ein weiterer Hinweis auf die Entstehungszeit um 1905, d.h. als die Grammophon-Gesellschaft die International Zonophone Co. bereits gekauft hatte: Die gerändelten Befestigungsschrauben des Trägerarms für den Trichter bzw. den Tonarm, würden nicht für frühere Geräte passen. Zuerst hat man nämlich Schlitzschrauben verwendet.

Vielen Dank für die guten Fotos des Motors samt Getriebe. Die sieht man nicht so oft.
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PONOPHON
So Jun 01 2025, 16:25
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Dez 12 2015, 17:45
Wohnort: Österreich
Beiträge: 267
Die gerändelten Befestigungsschrauben des Trägerarms für den Trichter bzw. den Tonarm, würden nicht für frühere Geräte passen. Zuerst hat man nämlich Schlitzschrauben verwendet.

Bei den amerikanischen Geräten der Universal Talking Machine Company werden auch viel später noch immer die Schlitzschrauben verwendet. Das "Apollo" hingegen, wird bereits in der Werbeanzeige von Ende 1904 mit den Rändelschrauben gezeigt.
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