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Guido Gialdini
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GrammophonTeam
Fr Jul 06 2012, 15:11 Druck Ansicht
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Guido Gialdini c. 1910



aus Wiki: Link - Hier klicken

Guido Gialdini (eigentlich Kurt Abramowitsch; * 1878 in Berlin; † 194 ?? im KZ ?) war ein deutscher Varietékünstler (Pfeifkünstler) jüdischer Abstammung.

Guido Gialdini wurde 1878 als Kurt Abramowitsch in Berlin geboren. Nach einer Kaufmannslehre war er als Wäschehändler tätig, ehe man auf sein außergewöhnliches Talent aufmerksam wurde. Abramowitsch konnte nahezu jede Melodie, die er je einmal gehört hatte, fehlerfrei nachpfeifen, ob es nun ein Volksliedchen, eine Opernarie oder der neueste Ragtime war. Und egal, ob ihn ein Orchester oder nur ein einfaches Klavier dabei begleitete.

Gerne arbeitete er auch mit anderen Künstlern zusammen, zu deren Gesangs- oder Wort-Vorträgen er pfiff. Darauf wurde bald auch die noch junge Tonträgerindustrie aufmerksam, denn der Pfeif-Ton eignete sich, ähnlich wie das Banjo oder wie Blasinstrumente, ganz besonders gut für die seinerzeit noch akustisch mit einem Trichter und einer Membrane erfolgende Aufnahme.

So gab es bald schon viele Edison-Cylinder und Grammophon-Platten mit Stücken, die von Kurt Abramowitsch gepfiffen worden waren. Vor dem Ersten Weltkriege war Abramowitsch eine bekannte Größe im internationalen Varietégeschäft, die ebenso wie auf den Unterhaltungsbühnen auch auf dem Grammophon vertreten war.

Auch nach der Einführung der elektrischen Aufnahmetechnik mit dem Mikrophon nach 1925 blieben seine Aufnahmen gefragt. Abramowitsch pfiff auch im Rundfunk. Doch dann kam das Jahr 1933 und die Machtergreifung der Nationalsozialisten. In ihrem vom Rassenwahn bestimmten Weltbild war für Künstler wie Abramowitsch kein Platz.

Nachrichten über ihn nach diesem Jahre fehlen. Es ist zu befürchten, dass auch Abramowitsch Arbeitsverbot erhielt und im Reich nicht mehr auftreten konnte. Auch ein Todesdatum ist nicht bekannt. Wahrscheinlich fiel auch er spätestens in den 1940er Jahren der Shoah zum Opfer.




Von unseren Mitgliedern Gast & Aristodemo wurde uns via YT diese gepfiffene Aufnahme mit Guido Gialdini zugänglich gemacht - Vielen Dank hierfür!
Die Aufnahme findet sich auch auf dem YT Kanal SchreibenderEngel Link - Hier klicken

Tobbogan - 12. März 1909


.


Dieser Schottische Tanz kommt etwas eigenwillig zu uns, als ob er sich nicht ganz entscheiden könne ob er nun Charakterstück, Twostep oder etwas ganz exotisches sei.
Nichts desto trotz eine sehr reizvolle Aufnahme!



Für das nächste Stück möchten wir uns bei unserem Mitglied Stompy_de_luxe bedanken! Der folgende Titel ist auch auf seinem YT Kanal zu hören Link - Hier klicken

RED PEPPER RAG - 1912



.




Ebenfalls von Stompy_de_luxe kommt diese spätere Aufnahme mit Guido Gialdini

THE SHEIK (OF ARABY) - VOX - 1923



Gialdini bereiste 1911 auch die USA wo er u.a. für die Firmen Columbia, Okeh und Victor aufnahm.
Dieser frühe Jazz-Standard wird hier aber in fast reiner Ragtime Manier vorgetragen - erst gegen Ende dieser im Frühjahr 1923 entstandenen Aufnahme improvisiert Gialdini etwas über die Melodie.

[ Bearbeitet Di Aug 26 2014, 10:42 ]
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Gast
Fr Jul 06 2012, 16:28
Gast
Zu dieser Biographie möchte ich nachtragen, daß sie scheinbar von Berthold Leimbach "Tondokumente der Kleinkunst" übernommen und leicht verändert wurde.

Das Geburtsdatum 1878 kann seriös ausdrücklich nur mit "wahrscheinlich" 1878 angegeben werden.

Außerdem sind Aufnahmen im März 1935 nachgwiesen mit Orchester Bartholomew (Jig Club Walk auf Gloria) und nochmal 1937, wobei ich da leider die Titel nicht mehr aus dem Kopf weiß.

Die Vermutungen über ein Auftrittsverbot nach 1933 sind damit nicht vereinbar und rein spekulativ.

Ebenso die Vermutung, er wäre Jude gewesen. Dazu fanden sich bei den mühsamen Nachforschunngen von Leimbach keine handfesten Hinweise.

Daher ist auch sein Ableben in einem KZ durch nichts nachzuweisen.
Das entsprechende Zentralarchiv in Aarolsen führt jedenfalls keine Hinweise dazu.

Deswegen verzichtete Leimbach auch seriöserweise auf diese Mutmaßungen.

Diese Biographie aus "Wiki" ist unsolide.

Gruß, Nils

[ Bearbeitet Fr Jul 06 2012, 17:30 ]
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GrammophonTeam
Fr Jul 06 2012, 17:22
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Auf alle fälle haben diese Eintragungen in Wikipedia schon Einzug in den Katalog der Deutschen Nationalbibliothek gefunden Link - Hier klicken ....

Wir haben deine Korrekturen in den entsprechenden Wikipedia Artikel eingestellt Link - Hier klicken , mal schaun ob die entsprechenden Autoren reagieren.

Viele Grüße

PS: Leimbach wird in dem Wikipedia Artikel ausdrücklich als Quelle angegeben.

[ Bearbeitet Fr Jul 06 2012, 17:26 ]
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Musikmeister
Fr Jul 06 2012, 17:35
Autor
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Gialdini Kunstpfeifer-Einlage bei dem langsamen Foxtrot „Die ersten Küße, die man gibt“ (Gloria G.O. 27006) und dem Foxtrot „Jig Club“ (Gloria G.O. 27032) gespielt vom Tanz-Orchester Bartholomew; aufgenommen am 30.03.1935.
Am 30.10.1935 noch Mitwirkung bei 4 Aufnahmen mit Otto Dobrindt (Gloria G.O.27173 u. 27181).

Im Oktober 1933 war Gialdini im Berliner Wintergarten engagiert (siehe handschriftlicher Vermerk) -> Link - Hier klicken


[ Bearbeitet Fr Jul 06 2012, 20:09 ]
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GrammophonTeam
Fr Jul 06 2012, 17:36
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⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
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Eine (englischsprachige) Seite Link - Hier klicken Dictionary of Whistling/Wörterbuch des Pfeifens schreibt, jedoch ohne Quellenangabe:

Gialdini, Guido (1878-1943... A German Jew, he was deported to Auschwitz in 1935 and died on 4 December 1943.

In einer älteren, nicht mehr online stehenden Version war dort auch zu lesen

...Born of Italian parents, Gialdini was a German who immigrated to the United States in 1907.

Wohl auch wieder ohne Quellenangabe.
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Gast
Fr Jul 06 2012, 17:50
Gast
Die Angabe, daß er 1935 nach "Auschwitz deportiert" wurde ist ganz besonderer Blödsinn.

Warum sollte er 1935 in das polnische Dörfchen Auschwitz deportiert worden sein ?
Der Bau des bekannten Konzentrationslagers begann 1941.

Über deportierte, deutsche Juden wurde seinerzeit penibel Buch geführt. Deswegen tauchen ihre Namen praktisch ausnahmslos in den Akten auf.
Ich erinnere an Aarolsen, wo sich zumindest ein betreffender Verweis auf ein anderes Archiv finden ließe.
Dem ist aber nicht so.

Die Angabe aus dem Pfeif-lexikon disqualifiziert sich durch die Jahresangabe 1935/Auschwitz.

Gruß, Nils
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Aristodemo
Fr Jul 06 2012, 17:56
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Gialdini war im CLANGOR Katalog (September) 1935 mit drei Aufnahmen vertreten :
T 9309 "Nola" Fox
und T 9311 "Piacenza-Fox" und "Chinesische Strassenserenade", diese Platte ist als(Neuaufnahme?) besonders hervorgehoben.

"Nola" : Link - Hier klicken

[ Bearbeitet Fr Jul 06 2012, 18:06 ]
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GrammophonTeam
Fr Jul 06 2012, 18:01
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Beiträge: 1825
Die Angaben mit 1935 aus dem "Pfeif-Lexikon" ist wohl wirklich etwas... suspekt...

In den Berliner Adressbüchern online Link - Hier klicken fand sich dieses:


1932



1933
ebenso

1934 - Man achte auf die Namensänderung!



1935



Danach (ab 1936) findet sich Gialdini in den Berliner Adressbüchern nicht mehr - auch nicht unter Abramowitz.

[ Bearbeitet Mi Jan 24 2018, 16:50 ]
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Gast
Fr Jul 06 2012, 18:17
Gast
Danke für die Mühe !

Ich tendiere ja auch eher zu der Schreibweise AbramowiTZ - wie zeitgenössich angegeben.

In Deutschland lebten 1933 etwa 500.000 Juden.
Davon sind 300.000 bis 1939 ausgewandert.

Das sind die offiziellen Zahlen.

Wer offiziell auswanderte, mußte eine sogenannte "Reichsfluchtsteuer" zahlen.
Deswegen haben etliche die Auswanderung als Urlaub oder Reise getarnt, um ihr Geld vor dieser Steuer zu schonen.

Das war in den 30er Jahren noch einigermaßen problemlos möglich.

Wenn ich alle Aspekte abwäge, vermute ich einen solchen Abschied bei Nacht und Nebel Gialdinis von Deutschland.
Aber wie gesagt: es ist nicht mal bewiesen, daß er überhaupt jüdischen Glaubens war. Er trägt lediglich einen polnisch klingenden Nachnamen.

Gruß, Nils
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Gast
Fr Jul 06 2012, 18:41
Gast
Nachtrag: Die Angaben zu den Aufnahmen von 1937 stammten damals von einem Sammler und kamen nach dem Druck des Buches Tondokumente der Kleinkunst".
Das ist nun 20 Jahre her und ich kann mich an weitere Details nicht erinnern.

Mitglied Musikmeister hat nun netterweise alles auf Odeon und Gloria abgesucht und nichts gefunden.

So müssen wir soliderweise nur von den verbürgten Aufnahmen im letzten Quartal 1935 ausgehen.
Was ja auch zu dem fehlenden Eintrag im Meldebuch von Berlin 1936 paßt.

Gruß, Nils

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GrammophonTeam
Fr Jul 06 2012, 21:59
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⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
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Beiträge: 1825
In diesem Zusammenhang aber auch dieses, möglicherweise beruhen auf dieser Quelle die Angaben zum Tod in Auschwitz, bzw. die Angaben im "Pfeif-Lexikon".

Quelle: The Central Database of Shoah Victims' Names Link - Hier klicken
Eintrag Curt Abramowitz Link - Hier klicken


Curt Abramowitz was born in Halle an der Saale, Germany in 1880 to Luis and Emma nee Hirsch. He was married to Elisabeth. During the war he was in Berlin, Germany. Curt was murdered in 1943 in Auschwitz, Camp. This information is based on a List of Jews murdered in Auschwitz, found in Auschwitz Death Registers, The State Museum Auschwitz-Birkenau page 18735/1943.


Zusammenfassend:
Curt Abramowitz, Sohn von Luis and Emma Hirsch, geboren 16. Dezember 1880 in Halle an der Saale (Sachsen), verheiratet mit Elisabeth, während des Krieges in Berlin.
Ermordet am 16. April 1943 in Auschwitz.
Quelle: Death Books from Auschwitz


Deckend ist die Schreibweise des Nachnamens, das C/K im Vornamen variiert nach dem Berliner Adressbuch.
Ein "wahrscheinliches" Geburtsdatum um 1878 geht mit 1880 konform.
Ungeklärt bleibt die Deckung des Geburtsortes - Berlin sagen die bisherigen Quellen, Halle diese Quelle.

Was gegen die Wahrscheinlichkeit spricht das es sich bei dem in Auschwitz getöteten Curt Abramowitz um Guido Gialdini handelt, ist die Tatsache das er ab 1935 nicht mehr im Berliner Adressbuch (Melderegister) aufgeführt wurde.
Wie zuvor schon angesprochen gab es zu diesem Zeitpunkt das Lager Auschwitz noch nicht.

Auch, wenn es auf den ersten Moment zynisch klingt, ist es eher unwahrscheinlich das ein Gefangener 8 Jahre in Lagern überlebt.

Setzt man ein Geburtsjahr 1880 an, so wäre Gialdini bei einer Verhaftung 1935/36 bereits gut Mitte 50 Jahre alt gewesen.
Dies spricht eher gegen einen so "späten" Todeszeitpunkt wie 1943.

Hier wäre zu eruieren wie Guido Gialdini´s (Nicht Curt Abramowitz!) Frau hieß. Möglicherweise liefern hierzu die Einreiselisten in die USA um 1911 anhalt.

Wenn Gialdini seine Amerikatournee zusammen mit seiner Frau bereiste, müssten ihre Namen in den alten Passagierlisten zu finden sein (Diese sind, teils kostenpflichtig online einsehbar).

Lotz & Bergmeier geben in der CD Beilage zu Jazz in Deutschland Vol.1 - Vom Cakewalk zum Jazz noch folgende Angaben zu Gialdini:

Nach 1933 konnte der Kunstpfeifer nur noch bei Veranstaltungen des jüdischen Kulturbundes auftreten. 1940 wurde Gialdini in das KZ Auschwitz verschleppt und ermordet (1943).


Wir wissen nicht, woher die Quellen für diesen Text stammen - zumindest widersprechen die 1935er Aufnahmen Gialdini´s dieser Aussage.

Erst wenn sich eine Frau Namens Elisabeth für Gialdini/Abramowitz belegen lässt, lässt sich mit Sicherheit sagen das es sich bei dem 1943 in Auschwitz ermordeten Curt Abramowitz um den Kunstpfeifer Guido Gialdini handelt.

Vielleicht hat ein Mitglied oder ein Leser der Seite, der Ahnenforschung betreibt Zugang zu den (online) Einwanderungslisten - es wäre dem Künstler Guido Gialdini dessen Aufnahmen heute noch ein Publikum haben, allemal wert sein Schicksal geklärt zu wissen!



[ Bearbeitet Fr Jul 06 2012, 22:19 ]
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Aristodemo
Fr Jul 06 2012, 22:26
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Jan 21 2012, 01:07
Beiträge: 426
ODEON Hauptverzeichnis 1936/37
Gialdini ist mit 2 Odeon und 4 GLORIA Platten vertreten
G.O. 13173/13194/13256/13270
O-2661 O-11634(mit W.Rosen,P.O´Montis,C.Waldoff u. Comedian-Harmonists)

G.O 27006 nennt nur Billy Bartolomew, ebenso G.O.27032 !

[ Bearbeitet Sa Jul 07 2012, 13:37 ]
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Gast
Fr Jul 06 2012, 22:42
Gast
Danke für die Infos!

Diesen Curt Abramowitz aus Halle werden wir wohl vergessen können. Der Name Abramowitz ist ein Häufigkeitsname in Polen und der Vorname Curt/Kurt ist nun auch nicht besonders exklusiv.

In den 30er Jahren fanden auch definitiv keine Deportationen statt.
Das setzte im Großen und Ganzen erst ab 1942 ein. (Wannseekonferenz Jan.1942)

Deswegen wage ich auch eine eventuelle Verschleppung von 1940 anzuzweifeln.
Das Sterbedatum im "Pfeif-Lexikon" ist ein anderes als das von dem Curt A. aus Halle.
Die Angaben in dem Lexikon sind aber ohnehin sehr fraglich.

Auch die Angabe in dem CD-Text "durfte nach 33 nur noch bei Veranstaltungen des jüdischen Kulturbundes auftreten" darf man bezweifeln.
Siehe die Postkarte von Gialdini mit Hinweis von Musikmeister.
Auch die Schallplatten sprechen eher dagegen.

Ohne Quellenangabe vertraue ich inzwischen keiner dieser Angaben mehr.
Es ist der Fluch des Internets, daß man diese spekulativen Mutmaßungen nicht wieder los wird und sie sich manchmal durch ständige Übernahme zur vermeintlichen Wahrheit zu verdichten scheinen.

Was wir wirklich haben : die Postkarte von Musikmeister mit handschriftlichem Hinweis von Gialdini selbst (Engagement Oktober 1935 Wintergarten) und die Schallplattenaufnahmen aus dieser Zeit.

Gruß, Nils
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GrammophonTeam
Fr Jul 06 2012, 23:08
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⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
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Das Engagement im Wintergarten fand zwar schon im Oktober 1933 statt

Bildzitat



Quelle: antiquariat.de Link - Hier klicken


- jedoch spricht swowohl ein Auftritt im berühmten Wintergarten Oktober 1933 wie auch die veröffentlichten Plattenbeispiele gegen ein Auftrittsverbot nach der Machtübernahme Anfang 1933.

Das Gialdini letztmals 1935 im Berliner Register geführt wurde hat einen ganz pragmatischen Grund: Ab diesem Zeitpunkt war sein Wohnort nicht mehr Berlin - aus welchen Gründen auch immer.
Leider ist es tatsächlich so, das sich die Quellen im Netz sehr widersprechen, zumindest sind hier erstmals einige belegte Fakten angeführt - Dafür Dank an alle mitwirkenden!

Vielleicht finden sich noch Quellenangaben zu den Aussagen in der CD Beilage - die Angaben in dem "Pfeif-Lexikon" wie auch in dem aktuellen Artikel bei Wikipedia sind so jedenfalls nicht zu halten!

[ Bearbeitet Mi Jan 24 2018, 16:54 ]
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Starkton
Sa Jul 07 2012, 12:04
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Grammophonteam schrieb ...


Curt Abramowitz was born in Halle an der Saale, Germany in 1880 to Luis and Emma nee Hirsch. He was married to Elisabeth. During the war he was in Berlin, Germany. Curt was murdered in 1943 in Auschwitz, Camp. This information is based on a List of Jews murdered in Auschwitz, found in Auschwitz Death Registers, The State Museum Auschwitz-Birkenau page 18735/1943.


Ich befürchte dass der Eintrag im Central Database of Shoah Victims' Names korrekt ist. Der inzwischen als Vertreter arbeitende Curt Abramowitz und seine Frau, die Bühnenkünstlerin Elisabeth Abramowitz, lebten laut Adressbuch von 1937 in der Kurfürstenstraße 107 in Berlin Schöneberg. Nach 1937 sind sie beide nicht mehr mit eigener Adresse in Berlin gemeldet. Kann sein dass sie ins Umland gezogen sind.

Hier ist der Eintrag aus dem Adressbuch von 1937:

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Gast
Sa Jul 07 2012, 13:01
Gast
Hier spricht wirklich (nur) die Ehefrau für diesen Curt A.

Das kann schon passen.

Schade, der Schriftverkehr zu Leimbachs Buch ist damals an einen Sammler aus Bayern gegangen, ich glaube gar aus München. Mir fällt der Name nicht mehr ein...

Eventuell hätte uns der Schriftwechsel zu Gialdini weitergeholfen, um die eindeutige Schreibweise des Vornamens zu klären.

Wenn er sich wirklich mit "C" schrieb, mußten Leimbachs Nachforschungen über das Schicksal/Deportation erfolglos bleiben. Blieben sie ja auch.

Was seltsam bleibt: Eintrag von 1935 mit "K" Beruf Bühnenkünstler. Ohne Ehefrau !

War 1935 denn auch ein Eintrag von dem Abramowitz mit "C" samt Ehefrau ?

Ich steige durch die Online-Adrssbücher nicht durch...

Gruß, Nils

[ Bearbeitet Sa Jul 07 2012, 13:02 ]
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Starkton
Sa Jul 07 2012, 14:05
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Gast schrieb ...

Hier spricht wirklich (nur) die Ehefrau für diesen Curt A.

Das ist doch schon eine ganze Menge.
schrieb ...

Wenn er sich wirklich mit "C" schrieb, mußten Leimbachs Nachforschungen über das Schicksal/Deportation erfolglos bleiben. Blieben sie ja auch.

Am Beispiel dieser Recherche kann man gut erkennen was Schwarmintelligenz und das Internet heute vermögen. Ich hatte mich vorher nie mit Gialdini auseinander gesetzt, aber nach dem Durchlesen Eurer Beiträge, und damit einem klaren Ziel vor Augen, hat es nur 5 Minuten gekostet die Information aus dem Internet heraus zu holen.
schrieb ...

Was seltsam bleibt: Eintrag von 1935 mit "K" Beruf Bühnenkünstler. Ohne Ehefrau !

War 1935 denn auch ein Eintrag von dem Abramowitz mit "C" samt Ehefrau ?

Auch im Adressbuch von 1936 war er noch Bühnenkünstler mit "K" ohne Ehefrau. Nein, einen "Curt" (mit oder ohne Ehefrau) gab es vor 1937 nicht.
Ganz offensichtlich fand die Eheschließung zwischen Ende 1935 und Ende 1936 statt und fällt offenbar ziemlich genau mit Abramowitz's Berufsverbot zusammen. Vielleicht ein Grund den Künstlernamen "Kurt" aufzugeben.

Elisabeth durfte offenbar weiter auf der Bühne arbeiten. Vielleicht war sie ja keine Jüdin und wollte Curt mit der Eheschließung schützen.
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Gast
Sa Jul 07 2012, 14:30
Gast
Nun ja, die Lösung ist das aber nun noch nicht.

Den Hinweis auf den Curt A. aus Halle gibt es auch schon bei Wiki.

Der Künstlername war eindeutig Guido Gialdini. Den mag er abgelegt haben, aber die Schreibweise Veränderung des Vornamens erklärt das nicht.

Eine Umbenennung von "K" auf "C" finde ich absurd. Umgedreht wäre es schon sinnvoller, weil die Schreibweise mit "C" recht antiquiert war.

Wir sind hier über reine Spekulationen noch nicht hinaus.

Gruß, Nils
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GrammophonTeam
Sa Jul 07 2012, 14:30
Seitenbetreiber

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
Wohnort: Köln
Beiträge: 1825
Die Einträge 1936/37 haben wir wohl übersehen.

Interessant ist, das Gialdini erst ab 1932 im Adressbuch auftaucht - wir haben die Einträge ab 1920 nach Gialdini durchsucht. Der erste Eintrag unter diesem Namen taucht eben erst 1932 auf.

Einträge unter Curt & Elisabeth Abramowitz finden sich nur 1936 & 1937, zuvor keine.
Außer wir haben vollkommen falsch gesucht.

Eine sehr interessante Entdeckung ist noch diese: Gialdini trat ja 1911 in den USA auf, online Link - Hier klicken findet sich dieser Eintrag:

Hamburg-Amerika Linie, Hamburg.
Doppelschrauben-Postdampfer
President Lincoln
Kommandant: Kapitän Hahn
von Hamburg nach New-York
am 24. Juli 1910.

Liste der Reisenden:

....

2. Klasse

....

Herr Curt Abramowitz

Hier könnte es sich um Herrn Gialdini bei Antritt seiner Amerika Tournee handeln!



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