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Deutsche Grammophon A.G. Salon-Apparat "De Luxe" von 1908
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Starkton
So Jul 22 2012, 18:56 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
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Beiträge: 1881



HERSTELLER: Deutsche Grammophon A.G.
MODELL: Salon-Apparat "De Luxe"
SERIENNUMMER: D.G.A.G. 132 Rev.K.
JAHR: 1908
DAMALIGER PREIS: 1000 Mark, damals ein durchschnittliches Jahresgehalt! Preisreduktion auf 900 Mark im November 1908.
GEHÃUSE: Kirsche massiv, außen furniert mit afrikanischem, schellack-hochglanzpoliertem Sapeli
PLATTENTELLER: 30 cm
TRICHTER: Eingebauter Holztrichter
MOTOR: 3-Feder
SCHALLDOSE: Gramophone Co. Ltd. Exhibition, Seriennummer 310765

INTERESSANTE DETAILS:
  • Nur gegen Vorbestellung gefertigt, mit einer Lieferzeit von 5 Wochen.

  • Das Sapelifurnier wurde offenbar nach Kundenwunsch sehr sorgfältig ausgewählt und gab jedem Salon-Apparat "De Luxe" ein individuelles Aussehen mit Unikatcharakter. Dies wird durch ein zweites, allerdings stark beschädigtes und nur fragmentarisch erhaltenes, Exemplar dieses Modells nahe gelegt, siehe Seite 3 dieses Threads.

  • Marketerien aus Wurzelholz, Mooreiche und Perlmutt.

  • Gehäuse im damals hochmodernen Reformstil, erkennbar an der reduzierten, geometrischen, monumentalen Form - jedoch noch mit Anklängen an den Empire- und Jugendstil. Ich versuche den Entwerfer des Möbels heraus zu finden, den ich im Umkreis von August Endell und Peter Behrens vermute.

  • Die Deutsche Grammophon A.G. meldete das Modell "Salon Apparat de Lux" [sic] am 26. Februar 1908 unter der Fabriknummer 218 beim Deutschen Musterregister an.

  • Taucht erstmals im D.G.A.G. Gerätekatalog von April 1908 auf.

  • Mit anfangs 1000 Mark Kaufpreis das teuerste Grammophon für den Heimgebrauch auf dem deutschen Markt. Bei einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 1019 Mark (Quelle: Link - Hier klicken ) für die allermeisten ein unerreichbarer Luxus. Nur das "Auxetophon" der D.G.A.G. mit pressluftbetriebener Schalldose, verwendet als Ersatz für Tanzkapellen in Hotels, großen Gastwirtschaften und Konzerthäusern war noch kostspieliger.

  • Das Standgrammophon stand jahrelang unbeachtet in einem Bremer Antiquitätengeschäft. Ich konnte es jedoch anhand des Kataloges als Modell der Deutschen Grammophon A.G. identifizieren und erstand es sehr preiswert.















Werbeanzeige aus der Phonographischen Zeitschrift vom 11. Februar 1909:



Größenvergleich mit dem Monarch de Luxe No. 15b Link - Hier klicken




[ Bearbeitet Di Jun 13 2017, 16:31 ]
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Odeon89
So Jul 22 2012, 19:02
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Mär 22 2011, 12:19
Beiträge: 338
Was für ein wunderschönes Grammophon! Das Design ist wirklich herrlich, genau mein Geschmack!

Um was für eine Vorrichtung handelt es sich an der Schalldose?
Gruß, Kai
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Limania
So Jul 22 2012, 19:08

⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mai 21 2012, 15:14
Beiträge: 1106
Wirklich wunderschön

Ein Foto von der Schalldose wäre toll und auch eines vom Motor

LG Limania
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Starkton
So Jul 22 2012, 19:12
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Odeon89 schrieb ...

Um was für eine Vorrichtung handelt es sich an der Schalldose?

Das ist eine für die Exhibition Schalldose von der Gramophone Co. entwickelte Klemme zur besseren Handhabung und zum leichteren Aufsetzen.

Das funktioniert tatsächlich super - ich treffe damit immer den Rillenstart ohne befürchten zu müssen dass die Schalldose zur Seite abrutscht. Kann ich nur empfehlen, ist allerdings ein sehr selten angebotenes Gimmik.
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joha
So Jul 22 2012, 19:21
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mär 26 2012, 15:45
Wohnort: Dresden/Sachsen
Beiträge: 985
Ein Kunstwerk der Tischlerei,Holzauswahl und Bauart wirlich Klasse da wird das Grammophon was verbaut wurde zur Nebensache.Danke für die Vorstellung.
gruss joha
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Willi-H-411
So Jul 22 2012, 19:21
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 12 2011, 11:42
Wohnort: Ruhrpott
Beiträge: 1296
Könnte man glatt vor Neid erblassen. Ein wirklich traumhaft schönes Teil. Kannst du davon nicht mal ein Klangbeispiel bringen?

Sind das neben dem Trichter auch noch Plattenfächer?

VG Willi
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Starkton
So Jul 22 2012, 19:31
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Ja, links und rechts vom Trichter sind zusätzliche Einschübe für Schallplatten. Die Plattenalben waren nicht im Lieferumfang enthalten. Die D.G.A.G. bot aber welche in blau (für 30 cm Platten) und rot (für 17 und 25 cm Platten) an. Diese Alben finde ich aber ausserordentlich unpraktisch, deshalb ziehe ich Archivhüllen vor.

Hier ist der Dreifedermotor. Schwierig zu fotografieren da im Inneren des Gehäuses versteckt. Darunter kann man ein Stück des Holztrichters erkennen. Das Verbindungsstück zwischen Tonarm und Holztrichter, hier nicht sichtbar, ist ein gegossenes Metallknie, schwarz lackiert wie der Trichter.



Das ist eine Aufnahme der Exhibition Schalldose mit der aufgeklemmten Halterung. Die Schalldose ist weit verbreitet, selten ist sie allerdings in diesem praktisch neuwertigen Zustand zu bekommen.

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Willi-H-411
So Jul 22 2012, 19:36
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 12 2011, 11:42
Wohnort: Ruhrpott
Beiträge: 1296
Ich habe hier auch zwei Plattenalben. Ob die nun so sind, wie du beschrieben hast, weiß ich nicht, aber die finde ich auch äußerst unpraktisch, denn wenn man beim Umblättern nicht aufpaßt, kann man ein Stück des Plattenrandes abbrechen.

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krammofoon
So Jul 22 2012, 19:50
Schellack-Gnadenhof
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jun 27 2011, 20:47
Beiträge: 1214
Servus :-)

normalerweise frage ich ja nicht, weil ich mich nicht gerne an Preisdiskussionen beteilige, aber hier mache ich mal eine Ausnahme: was ist denn ein Gerät in dieser Erhaltung wert? Nur, dass man mal einen groben Anhalt hat.....

Außerdem: wie um alles in der Welt kommt man an so was eigentlich dran? Das steht ja jetzt nicht gerade auf dem Flohmarkt rum, bzw. sind Hausentrümpelungen auch nicht jedermanns Sache. Ist das ein Erbstück?

Gruss
Georg
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snookerbee
So Jul 22 2012, 19:54
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676

Daumen hoch für das Musikmöbel und die kreativen Wasserzeichen in den Bildern. *grins

Die Herkunft würde mich auch interessieren.

Grüße
Claus
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Gast
So Jul 22 2012, 20:08
Gast
Zitat von oben:

Das Standgrammophon stand jahrelang unbeachtet in einem Bremer Antiquitätengeschäft. Ich konnte es jedoch anhand des Kataloges als Modell der Deutschen Grammophon A.G. identifizieren und erstand es sehr preiswert.

-------------

Gruß, Nils
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krammofoon
So Jul 22 2012, 20:14
Schellack-Gnadenhof
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jun 27 2011, 20:47
Beiträge: 1214
Servus :-)

trotz relativ neuer Brille und Dioptrien deutlich über minus acht, habe ich das tatsächlich nicht gesehen!
Danke für den Hinweis, Nils!

Bleibt also nur noch eine Frage meinerseits offen.

Gruss
Georg
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snookerbee
So Jul 22 2012, 20:17
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676
*ups Wer lesen kann ist im Vorteil. *armen

Asche aufs Haupt...
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Starkton
So Jul 22 2012, 20:32
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Die Wasserzeichen müssen leider sein - sonst stehen die Bilder nächste Woche in der Bucht.

Entdeckt habe ich das Gerät in diesem Antiquitätenladen. Ganz hinten links kann man es geöffnet stehen sehen. Es hat sich lange niemand dafür interessiert. Es zeigte sich dass der Ladenbesitzer das Grammophon sogar ohne Erfolg zum Festpreis in der Bucht stehen hatte. Allerdings unter der Bezeichnung Jugendstilschrank von 1900 oder so. Jedenfalls habe ich es nie gefunden, obwohl ich regelmäßig nachsehe.



Es ist von außen nicht als Modell der Deutschen Grammophon A.G. zu erkennen und andere Sammler dachten wohl es wäre ein zusammengebasteltes oder umgebautes Fantasieteil. Zum Glück hatte ich jedoch kurz davor ein dickes Buch erworben in das jemand eine große Anzahl D.G.A.G. und Odeon Kataloge von 1907 bis 1909 eingebunden hatte. Da war dann auch der D.G.A.G. Katalog von April 1908 dabei, siehe unten:



Ich werde dieses Grammophon in vielen Jahren ins Altersheim mitnehmen, d.h. niemals ohne Not verkaufen. Der Wert ist schwer zu bestimmen. Standgeräte sind, mit wenigen Ausnahmen wie z.B. HMV 202 oder 203 die wegen ihres Klanges gekauft werden, in Europa weit weniger beliebt als Trichtergrammophone. Man müsste schon einen Zauberstab haben und das 65 kg schwere Teil über den Atlantik in eine der großen amerikanischen Sprechmaschinen-Shows beamen.
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Barnabás
So Jul 22 2012, 20:33
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 04 2012, 20:37
Beiträge: 651
Meinen Glückwunsch,

was für ein super schönes Stück!!!!
Da muß ich mit eine Träne aus dem Augenwinkkel wischen.
Einfach toll !!!
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Formiggini
So Jul 22 2012, 20:39

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Dieses wunderschöne Tonmöbel hatte ich schon im TMF bewundert, klasse es auch hier zu Gesicht zu bekommen!


Du hattest noch zu dem Preis von 1000.- Mk als Vergleich angegeben, das zu der Zeit ein Arzt c. 300.- Mk verdiente.
Dieses Luxusgerät konnten sich wohl nur wenige leisten, ist über die Gesamtauflage dieses Gerätes etwas bekannt?
Auch der Vermerk Für diese Type ist 5 Wochen Lieferzeit Bedingung deutet darauf hin, das die Grammophone erst auf Bestellung gefertigt wurden.

Eine weitere Frage, wieviel des Gerätes, von dem Möbel abgesehen waren den deutscher Produktion?
1908 dürften ja noch die meisten mechanischen Teile von der HMV bezogen worden sein.

Vielen Dank für´s vorstellen!

[ Bearbeitet So Jul 22 2012, 20:41 ]
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Webseite
snookerbee
So Jul 22 2012, 20:48
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676
Die Wasserzeichen müssen leider sein...


Mein Kommentar dazu war nicht sarkastisch gemeint, sondern durchaus zustimmend. Ich hatte die Wasserzeichen erst recht spät bemerkt, da sie nicht einfach quer übers Bild gehen, sondern sozusagen in der Szene "versteckt" wurden.
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Starkton
So Jul 22 2012, 21:08
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Ich würde sagen dass das Gehäuse samt hölzernem Schalltrichter komplett in Deutschland gefertigt wurde, vielleicht von der Sächsischen Holzwarenfabrik Max Boehme & Co. A. G. Ich meine, dass dieses Modell eine Spezialität der D.G.A.G. war. Der Reformstil ist ja auch in Deutschland entstanden und Möbel von Peter Behrens, hier ein von ihm entworfenes Piano ebenfalls mit Sapeli-Furnier und Marketerien, zeigen schon Ähnlichkeiten. In englischen und französischen Grammophon-Katalogen der Zeit kann ich es jedenfalls nicht finden.



Die anderen Teile (Tonarm, Schalldose, Motor, Getriebe, Bremse, Drehzahlregler, Kurbel) kamen direkt von der Victor Talking Machine Co. aus den USA.

Ich vergaß noch die Stückzahl. Es wurde nach Vorbestellung gefertigt, und meines hat die Nummer 132. Das ist sehr niedrig, auf anderen Grammophonen der DGAG fand ich schon fünfstellige Nummern. Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass es damals über 100 Käufer in Deutschland und Österreich-Ungarn für so etwas gegeben hat. Meiner Meinung nach bezieht sich das Nummernsystem auf alle 3 Standgeräte welche die DGAG damals im Angebot hatte.

Es ist nochmals auf der Rückseite des Enrico Caruso-Spezialkataloges von Juni 1908 abgebildet, mit dem korrigierten Namen Salon-Apparat "De Luxe" , dann habe ich aber seine Spur verloren.

PS: Hallo @snookerbee, ich habe es nicht krumm genommen. Ich wollte nur erklären warum ich die Wasserzeichen für notwendig halte.

[ Bearbeitet Sa Okt 18 2014, 08:35 ]
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alang
Mo Jul 23 2012, 17:32
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 657
Hallo Starkton,
auch ich habe dieses Geraet schon im TMF bewundert. Fuer mich ist es das bestaussehende Schrankgrammophon, das ich jemals gesehen habe. Kein Vergleich zu den ueblichen Urnenformen der amerikanischen Victrolas und auch der HMVs.
Gratuliere zu diesem wunderschonenen Grammophon.
Andreas
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