Haus Vaterland Berlin
Barnabás, Sat Sep 08 2012, 00:09am

Hallo Leute,

Ein kleiner Gang durch Berlin?
Vielleicht in Richtung Innenstadt zum „Haus Vaterland“.
Hier ein paar Eindrücke aus der wunderbarsten Stadt der Welt.

Gruß Barnabás

PS: Ergänzungen wären toll






Re: Haus Vaterland Berlin
GrammophonTeam, Sat Sep 08 2012, 00:18am

Aus Wiki:

Das Haus Vaterland war von 1928 bis 1943 ein großer Gaststättenbetrieb und Vergnügungspalast am Potsdamer Platz in Berlin mit rund einer Million Besuchern im Jahr, der als Vorläufer der heutigen Erlebnisgastronomie angesehen werden kann. Nach einem kriegsbedingten Großbrand 1943 wurde in Teilen des Gebäudes ein eingeschränkter Restaurantbetrieb mit mehreren Unterbrechungen fortgeführt und schließlich im Juni 1953 endgültig eingestellt.

In den Gasträumen am Potsdamer Platz gab es eine Vielzahl von unterschiedlichen Themenrestaurants, die von einer zentralen Küche versorgt wurden: Rheinterrasse, Löwenbräu (bayerisches Bierrestaurant), Grinzing (Wiener Café und Weinstube), Türkisches Café, Spanische Bodega, Czardas, Japanische Teestube, Bremer Kombüse, Wild-West-Bar (Arizona-Bar; später als Kolonialstube bezeichnet), Osteria (italienische Spezialitäten), Teltower Rübchen sowie der Palmensaal (Tanzlokal, Gestaltung: Ernst Stern und Josef Thorak). Hier gab es neben landesüblichen Speisen und Getränken auch diverse musikalische und künstlerische Veranstaltungen, Vorführungen und Varietéprogramme.


Im Palmensaal/Palmengarten des Haus Vaterland drehte die UFA für den deutschen Tonfilm "Einbrecher" 1930 eine bemerkenswerte Szene mit der Band des amerikanischen Jazzmusikers Sidney Bechet:



Bechet spielte 1930 mit seinen New Yorkers täglich im Haus Vaterland, was man hier sieht sind keine im Studio nachgestellten Aufbauten sondern die Räumlichkeiten des Palmengartens.

Ebenfalls aus Wiki dieses Bild des Haus Vaterland:



Re: Haus Vaterland Berlin
GrammophonTeam, Sat Sep 08 2012, 01:17am

Gast hatte bereits in dem Eintrag Im Haus Vaterland spielt... Will Glahe ! Link - Hier klicken das Haus Vaterland präsentiert.

Hier die das Haus Vaterland betreffenden Stellen:





In den 30er und 40er Jahren spielte das Orchester Will Glahe oft in dem berühmten Haus Vaterland, Potsdamer Platz, Berlin.


(Will Glahe mit Orchester spielt im Haus Vaterland, 1936)

Will Glahe wurde 1902 in Elberfeld geboren und begann schon Anfang der 30er Jahre seine Laufbahn als Pianist im Orchester Dajos Bela.Bald folgte ein Vertrag bei der Electrola unter eigenem Namen. Glahe spezialisierte sich auf das Akkordeon und wurde in der Zeit von 1933/34 bis 1945 so etwas wie das "Hausorchester" bei Electrola.



Sein Repertoire reichte von Akkordeon-Solistik, bis hin zu gepflegtem, großen Tanzorchester, wie auf der Aufnahme "Schwingede Rhythmen" (1939)



Das Haus Vaterland wurde 1911/12 erbaut und zunächst als "Haus Potsdam" eröffnet und war DIE Attraktion für Berlin Besucher, mit vielen technischen Raffinessen, Kino, vielen Themenlokalen etc.
Bereits 1943 wurde der hintere Teil des Hauses schwer beschädigt.Teilweise war aber noch Gastronomie bis in die Nachkriegsjahre möglich (im Rundbau / Cafe Vaterland).
Beim Volksaufstand 1953 beendete jedoch ein schlimmer Brand jedes weitere Leben in dem beschädigten Haus.
So stand es bis in die 70er Jahre als Ruine und immer noch als Touristenattraktion einsam auf dem Potsdamer Platz....





(Blick in die Ruine des ehemaligen Cafe Vaterlands im Ergeschoß)

Der Senat Berlins entschloß sich trotz einiger Eingaben und einem Gutachten über die noch brauchbare Bausubstanz der Ruine 1976 zum Abbruch dieses alten Stück Berlins, welches über Jahrzehnte das Gesicht des Potsdamer Platzes prägte.

Die Ruine kenne ich noch aus eigenem Erleben, ich war in den 70er Jahren mehrmals dort. Außer diesem Riesenkoloss war noch noch das Weinhaus Huth auf dem leeren Potsdamer Platz.

Die Ruine wechselte auch die Seiten, wurde von OstBerlin nach WestBerlin getauscht. Zeitweise lag sie im damals sogenannten "Niemandsland".

Leider war es zu Zeiten des Abbruchs 1976 völlig unvorstellbar, daß hier mal wieder eine kulturelle Mitte Berlins sein würde. Der Potsdamer Platz war durch die Maueranlagen nichts weiter als ein großer, öder Platz.

Noch eine kleine, seltsame Geschichte dazu !

Bis zum Abbruch des Hauses waren im größerem Umfeld kleine Programmzettel von 1943 zu finden.

An irgendeiner unzugänglichen Stelle der Ruine müssen immer noch größere Mengen dieser Zettel gelegen haben. Bei sehr starkem Wind wurden immer wieder welche davon ins Umland geweht.

Beinahe wie ein Hilferuf des Hauses aus seinen besseren Jahren...

(Im Internet gibt es auch Fotos, auf denen diese Zettel auf einer Grünfläche am Potsdamer Platz liegen, Foto aus den 70er Jahren. Also keine schöne Lügengeschichte ;-)

Gruß, Nils


Re: Haus Vaterland Berlin
Musikmeister, Sat Sep 08 2012, 09:52am

das zerstörte "Haus Vaterland" nach dem 2.Weltkrieg



Re: Haus Vaterland Berlin
Barnabás, Fri Sep 14 2012, 23:51pm

Hallo Leute,

hier eine Festschrift aus dem Jahr 1938!

Zehn Jahre Haus Vaterland.


Re: Haus Vaterland Berlin
SchellackFreak, Sat Oct 13 2012, 15:52pm

Werbung für Haus Vaterland 1939, aus dem Almanach Band II





Gruß Yannick


Re: Haus Vaterland Berlin
gramofan, Thu Feb 14 2013, 17:53pm

Nachfolgend noch mal 2 Bilder von außen, wegen der Reklame für die dort spielenden Orchester.





Re: Haus Vaterland Berlin
gramofan, Thu Feb 14 2013, 17:57pm

... und nun zur Innenansicht. Zunächst mal (die sicher geschönten) Zeichnungen aus einem Hausprospekt der Zwanziger Jahre. Danach noch ein paar Fotos, die einen realistischeren Eindruck geben.

























Re: Haus Vaterland Berlin
gramofan, Thu Feb 14 2013, 18:01pm

Zu guter Letzt noch ein paar Impressionen vom Programm (die ersten beiden Hefte von 1931, dann zweimal 1933 und der Rest 1937


















Re: Haus Vaterland Berlin
gramofan, Thu Feb 14 2013, 18:02pm

... und noch ein kleines Souvenir, das die Zeiten überdauert hat (ca. 3 cm hoch, die Kuppel lässt sich abnehmen, innen hohl, was da wohl mal drin war?)


Re: Haus Vaterland Berlin
gramofan, Tue Feb 19 2013, 19:12pm

... Einen hab ich noch: Blick in den Palmensaal (den Ballsaal) des Hauses Vaterland (wohl 20er Jahre).



Re: Haus Vaterland Berlin
SchellackFreak, Thu Aug 01 2013, 15:46pm

Noch zwei Postkarten zum Haus Vaterland







Re: Haus Vaterland Berlin
Rundfunkonkel, Thu Aug 01 2013, 16:52pm

Wäre es möglich, einen heutigen Blick zu fabrizieren, so wie ihn die letzte Postkarte zeigt?

Re: Haus Vaterland Berlin
snookerbee, Thu Aug 01 2013, 17:41pm


Das ist zwar nicht ganz die Position des letzten Bildes, aber man kann den Standplatz des Haus Vaterland gut lokalisieren.

Inhalt, Bild oder Datei nur fuer angemeldete Mitglieder


Re: Haus Vaterland Berlin
gramofan, Thu Aug 01 2013, 18:32pm

Das Grundstück ist derzeit unbebaut und schon länger von einem Bauzaun umgeben.

Re: Haus Vaterland Berlin
snookerbee, Thu Aug 01 2013, 18:49pm

Inhalt, Bild oder Datei nur fuer angemeldete Mitglieder


Re: Haus Vaterland Berlin
SchellackFreak, Sun Aug 24 2014, 12:05pm

Werbeprospekt des Haus Vaterland circa Winter 1930 / Anfang 1931

Inhalt:
- Grinzing
- Löwenbräu
- Die Rheinterrasse 
- Wild-West-Bar
- Spanische Bodega, Osteria (italienische Spezialitäten), Türkisches Café
- Zentralküche / Kaffee Vaterland
- Palmensaal - Revue Programm, Tanz-Tee






















Re: Haus Vaterland Berlin
Formiggini, Mon Aug 25 2014, 00:14am

Der hier genannte Hermann Feiner für die künstlerische Gesamtleitung

dürfte manchen bekannt sein. Als Refrainsänger nahm er einige, wenige Platten auf (u.a. Großmama laß dir die Haare schneiden - Dajos Bela), er war Spielleiter bei den Haller-Revuen und stellvertretender Direktor am Theater im Admiralspalast. In frühen Tonfilmen hatte er auch Regie-Assistent. 1934 emigrierte er nach Wien, später in die Niederlande. Hier wurde er 1944 interniert und kurz danach in Auschwitz umgebracht.

Das Revue-Programm als solches ist hochinteressant! Insgesamt hinterlässt das gesamte Genheft einen Eindruck: Im Haus Vaterland konnte man Tage verbringen ohne es verlassen zu müssen (Den entsprechenden Geldbeutel vorausgesetzt)...



Re: Haus Vaterland Berlin
jitterbug, Mon Aug 25 2014, 11:23am

snookerbee und gramofan:

Eure Zuordnung ist leider nicht ganz richtig: Der Neubau soll mit der Abrundung eine Hommage an das alte Haus Vaterland darstellen; er befindet sich ganau an der Stelle, auf der damals der Kempinski-Betrieb stand. Östlich des U-Bahn-Tunnels an der Ecke Köthener Straße angesiedelt, bildete das Haus Vaterland den Abschluss des Potsdamer Platzes neben der U-Bahn-Rampe und vor der Köthener Straße.

Das von Euch irrtümlich als Standort bezeichnete Grundstück ist viel zu klein und wurde in den 70er/80er Jahren als Autowerkstatt ("Schrottverwertung") benutzt.

Heute ist die U-Bahn überbaut, das Gebäude vergrößert in Richtung des ehemaligen Potsdamer Bahnhofs erweitert worden. Dafür wurden massive Eisenträger über den U-Bahntunnel gelegt, die das Fundament tragen.

Als die Baugrube Anfang der 90er Jahre ausgehoben wurde, waren die Fundamente des haus Vaterland freigelegt worden: In der Rundung zur Stresemannstraße (vormals Königgraetzer-, bzw. Saarlandstraße) waren im Kellergeschoss die Toiletten freigelegt worden, es hingen in der Rundung sogar noch intakte Pinkelbecken.

Das Problem, weshalb das Haus Vaterland jahrzehntelang nicht genutzt werden konnte, ist komplexer, als ein nur Nicht-Interesse von Seiten des Senats: Das Bahngelände des Potsdamer Bahnhofs erstreckte sich bis 1975 bis an den östlichen (!) Bürgersteig der Köthener Straße, so dass das Bahnhofsgelände inklusive der kriegsbeschädigten Ruine quasi unerreichbar auf dem Niemandsland des Todesstreifen lag.

Die Köthener Straße war bis 1975 nicht befahrbar, die Einmündung an der Stresemannstraße abgeschnitten, da auch die Stresemannstraße bis zur Dessauer Straße Todesstreifen (Ost) war. Der Knick in die Niederkirchnerstraße erste machte die Stresenmannstraße wieder zu Westberlin.

Als über einen Gebietstausch das alte Bahngelände an Westberlin fiel, gab es tatsächlich keine Verwendung für das Gebäude, das noch immer quasi unerreichbar em "Ende der Welt" lag. Leider wurde es für den Bau der Entlastungsstraße geopfert, genau wie das late Vox-Haus (aus heutiger Sicht ein Frevel!).

Diese Entlatungsstraße brachte die nördlichste Querverbindung von Kreuzberg nach Tiergarten zur City West: Als Verlängerung der Bernburger Straße führte sie am als Studentenheim genutzten "Bellevue-Tower" (inzwischen abgerissen) vorbei in Richtig Philharmonie, Kemperplatz.

Das gesamte Gelände war eine Brache, die von der Berliner Mauer durchschnitten auch verkehrstechnisch nicht erreichbar war. All dies erscheint heute nicht mehr vorstellbar, für mich als gebürtiger Westberliner war es absurder Alltag. Sehr häufig war ich in dieser Ecke, da dort gleiuch nach Abriss des Haus Vaterland das "Tempodrom" mit einem Trödelmarkt entstand.

Das gezeigte Photo zeigt die momentane Situation (aus dem Internet), auf der linken Straßenseite (oberhalb des neuen Rundbaus an Stelle des Haus Vaterland) ist das alte Europahaus erkennbar, die begrünte Parkplatzanlage entlang der Stresemannstraße war die Stelle, wo sich der Pavillon und Palmengarten des Europahauses befanden.






Re: Haus Vaterland Berlin
snookerbee, Mon Aug 25 2014, 12:10pm

Gut Stephan, Du warst vor Ort und hast die alten Fundamente noch gesehen. Ich habe die Lage nach der Adresse rausgesucht, die auf der Seite http://www.potsdamer-platz.org/haus_vaterland.htm angegeben ist:

Königgrätzer Straße 15/16 (heute Stresemannstraße), Ecke Köthener Straße 1–5

War dann wohl ein Denkfehler meinerseits. Danke für die Korrektur

Viele Grüße
Claus

Re: Haus Vaterland Berlin
jitterbug, Tue Aug 26 2014, 08:37am

Hallo Claus,

ja, das ist eine schöne Seite...

In Berlin ist es mit Adressen und Zuordnungen immer wieder schwierig: Einige Straßen wurden geteilt, Teile von Straßen umbenannt, Grundstücke neu parzelliert, manche Straße ist verschwunden (Achenbachstraße, Wohnadresse von Margit Symo)...

So ist es heute nicht mehr möglich, auf logische Weise die Lutherstraße/Martin-Luther-Straße ("Scala", "Casanova") zu rekonstruieren, da der nördliche Teil inzwischen Keithstraße heißt, der südlich der Kleiststraße gelegene Teil neu numeriert wurde.

Genauso verhält es sich mit der Augsburger Straße ("Café Swing", "Regina", "Sherbini", Wohnort Peter Rebhuhn): Eine Hälfte heißt heute Fuggerstraße, die andere Hälfte westlich der Lietzenburger Straße heißt immer noch Augsburger Straße, ist aber neu aufgeteilt und parzelliert worden.

Lustigerweise stieß ich bei der Suche nach einem Wohnort von Henriette Schäffler auf ein Kuriosum: Die Passauer Straße 15 existiert nicht mehr: Es gibt die Hausnummern 1-13 und 35-50. Durch den Verlängerungsbau der Lietzenburger Straße als Autobahnzubringer (die Autobahn wurde zum Glück dann nie gebaut!) heißt der südliche Teil der Passauer Straße heute Ettaler Straße, der nördlche Teil am KadeWe ist niemals neu durchgezählt worden, sondern folgt noch der alten Hufeisen-Zählung.

So bin ich bereits vor Jahren etliche Straßen abgelaufen mit alten Stadtplänen, die auch Hausnummern zeigten, Werbenzeigen von Lokalen und habe Parzellen gezählt...

Wenn Du mal Zeit und Lust hast, können wir gerne einmal gemeinsam so einen historischen Spaziergang machen: Hier in Berlin gibt es Viertel, wo in einem Straßenblock die gesamte Geschichte des 20. Jahrhunderts sichtbar wird...

Viele Grüße, Stephan
(Photo entstand 2009 bei einem Swingwalk vor dem "Ciro", Rankestraße



Re: Haus Vaterland Berlin
Musikmeister, Thu Sep 04 2014, 20:48pm

Formiggini wrote ...

Der hier genannte Hermann Feiner für die künstlerische Gesamtleitung
dürfte manchen bekannt sein. Als Refrainsänger nahm er einige, wenige Platten auf (u.a. Großmama laß dir die Haare schneiden - Dajos Bela), er war Spielleiter bei den Haller-Revuen und stellvertretender Direktor am Theater im Admiralspalast. In frühen Tonfilmen hatte er auch Regie-Assistent. 1934 emigrierte er nach Wien, später in die Niederlande. Hier wurde er 1944 interniert und kurz danach in Auschwitz umgebracht.


Hermann Feiner, 1928


Re: Haus Vaterland Berlin
Formiggini, Sun Sep 14 2014, 11:33am

Aus der Berliner Tagespresse zur Eröffnung am 30. August 1928.



Re: Haus Vaterland Berlin
Barnabás, Sat Oct 18 2014, 17:30pm

Hallo Leute,

ich habe in meinem "Saustall" noch ein schönes Foto gefunden.
Das Haus Vaterland mit großem Kriegsschaden.
Noch während oder nach dem Krieg. Jedenfalls fällt der Bild in die Zeit um 1945/46.
Leider ist die Rückseite des Bildes nicht beschriftet.

Gruss


Re: Haus Vaterland Berlin
GrammophonTeam, Sat Feb 07 2015, 18:24pm

Café Piccadilly


Das berühmte "Haus Vaterland" eröffnete 1912 als Haus Potsdam. Neben einem Kino beherbergte der Betrieb auch das "Café Piccadilly" im Erdgeschoss.



1912 spielte hier auch ein Orchester unter der Leitung des Kapellmeisters Max Büttner. Dieses nahm im Herbst 1912 für DACAPO einige Schallplatten auf.




Während des ersten Weltkrieges wurde das "Café Piccadilly" in "Kaffee Vaterland" umbenannt.

5. August 1914


Diesen Namen behielt das Café dann auch nach dem Umbau in den zwanziger Jahren.

Re: Haus Vaterland Berlin
, Sat Feb 07 2015, 19:25pm

Hier noch eine Fernaufnahme ( eine meiner persönlichen Lieblings-aufnahmen) auf einer leider etwas lädierten Postkarte von 1939, einst verschickt von meiner Großmutter an ihre Mutter.



Ich mag die Karte, da sie ein wenig Einblick in den Straßenalltag gibt, und nicht nur einfach eine Sehenswürdigkeit zeigt.
Gruß,
Ludwig

Re: Haus Vaterland Berlin
GrammophonTeam, Fri Jul 15 2016, 18:28pm




Kammer-Licht-Spiele (Haus Potsdam) mit Café Piccadilly bevor es zu Haus Vaterland umgebaut wurde - 1913


Re: Haus Vaterland Berlin
Swingfan, Wed Aug 21 2019, 15:04pm

Zwei von vielen unterschiedlichen Eintrittskarten des Haus Vaterlandes









Die Rheinterrasse
mit dem weiten Panorama der rheinischen Landschaft, mit Burgen und dem dahinziehenden Fluß, dem Rheine - und natürlich dem acht-minütigen Gewitter






Das Grinzing
Panomara auf das Wien bei Nacht, im tief unten liegendem Tale. Aus dem Blickwinkel vom Berg Kobenzl gesehen






Das Löwenbräu
mit dem Panoramabild der bayrischen Zugspitze und dem davorliegenden Eibsee






Die Mittelhalle
Blick von der Fensterfront in die Mittelhalle und der Bar, rechts zum Grinzing,
links zur Rheinterrasse






Blick vom Eingang des Grinzing in die Mittelhalle, die Bar der Mittelhalle zur rechten.
An der Treppe gegenüber der Eingang zur Rheinterrasse, darüber zum Türkischen Café


Im nächsten Beitrag geht es weiter

Gruß, Michael


Re: Haus Vaterland Berlin
Swingfan, Wed Aug 21 2019, 15:24pm

Mein zweiter Teil vom Haus Vaterland





Der Palmensaal vom Haus Vaterland brennt am 23. August 1943 durch britische Bomben lichterloh.









Ein in der Ruine gefundenes Programmheft für November 1943. Nach dem Bombenangriff im August konnte das Programm wohl so nicht mehr gestaltet gewesen sein.





Ein Ordnerdienstplan mußte aufgestellt werden.









Und so fand ich das Haus Vaterland Mitte der 70er Jahre vor, als ich als 15- oder 16-jähriger die Ruine erforschte. Man durfte allerdings nicht zu viel Wirbel darum machen. Das Haus war im Besitz des Senats, und wenn man von den umliegenden Bewohnern beobachtet wurde, kam es auch vor, dass die englische Militärpolizei mit lautem Sirenengeheul angerast kam. Da hieß es dann nur, schnell die Treppen runter und raus aus dem Haus. Dennoch, es war für mich eine spannende Zeit, Entdeckungen zu machen, aus einer Berliner Epoche, die von der Verwandschaft und Bekanntschaft totgeschwiegen wurde.

Gruß, Michael

Re: Haus Vaterland Berlin
Odeon89, Wed Aug 21 2019, 20:30pm

Vielen herzlichen Dank für die schöne Präsentation zum HAUS VATERLAND!
Hierzu passt ja großartig der alte Eintrag von Nils, der diese Programmzettel aus Kriegszeiten in den 70er-Jahren auch im Umfeld der Ruinen auffand. Ich erlaube mir, den alten Eintrag hier nochmal zu zitieren:

Gast wrote ...

Die Ruine kenne ich noch aus eigenem Erleben, ich war in den 70er Jahren mehrmals dort. Außer diesem Riesenkoloss war noch noch das Weinhaus Huth auf dem leeren Potsdamer Platz. Die Ruine wechselte auch die Seiten, wurde von OstBerlin nach WestBerlin getauscht. Zeitweise lag sie im damals sogenannten "Niemandsland". Leider war es zu Zeiten des Abbruchs 1976 völlig unvorstellbar, daß hier mal wieder eine kulturelle Mitte Berlins sein würde. Der Potsdamer Platz war durch die Maueranlagen nichts weiter als ein großer, öder Platz.
Noch eine kleine, seltsame Geschichte dazu !
Bis zum Abbruch des Hauses waren im größerem Umfeld kleine Programmzettel von 1943 zu finden. An irgendeiner unzugänglichen Stelle der Ruine müssen immer noch größere Mengen dieser Zettel gelegen haben. Bei sehr starkem Wind wurden immer wieder welche davon ins Umland geweht. Beinahe wie ein Hilferuf des Hauses aus seinen besseren Jahren... (Im Internet gibt es auch Fotos, auf denen diese Zettel auf einer Grünfläche am Potsdamer Platz liegen, Foto aus den 70er Jahren. Also keine schöne Lügengeschichte ;-)
Gruß, Nils



Re: Haus Vaterland Berlin
Swingfan, Fri Aug 23 2019, 18:15pm

Ich danke dir, odeon 89, für die Rückblende von Nils, der sich leider sang- und klanglos aus dem Forum verabschiedet hatte. Wir kannten uns ja noch aus dem ehemaligem sog. RFM-Forum, nur, die konnten mit unseren Beiträgen wenig anfangen. Wenn er das lesen sollte, meine herzlichen Grüße an ihn. Der Schwerpunkt lag eher bei alter (Ost) Tonbandtechnik und Radios. Mit unseren Schellackplatten-Beiträgen konnten sie wenig anfangen, da lagen wir beide auf einen verloren Posten.

Zurück zum Haus Vaterland bin ich wirklich über die Aufnahmen von 1975 erschrocken, mit welcher intensiven Plünderei ein großer Schutthaufen zurückgeblieben war. Ach, könnte ich doch die Zeit noch einmal zurückdrehen, dann würde so einiges zu sehen sein, dass auch schon 1975 verloren war. Allein in der Hauptküche standen noch einige Herde in diesem Raum herum. Zu einem Zeitpunkte, wo ich zugegen war, gesellten sich noch zwei weitere "Entdecker", die besonders an einem riesigen Kessel, der an der Decke der Küche verankert war, und dessen Kupferwert interessiert waren. Sie grübelten nun, wie sie das riesige Teil aus dem Hause schaffen könnten.

In Wikipedia kann man ja nun einiges zu der Geschichte von diesem legendären Hause lesen. Dort wird auch ein Datum 1972 genannt. Und genau das war auch meine Initiallösung für meine Entdeckungen. Im damaligen Sender Freies Berlin wurde die Nachricht verbreitet, der Berliner Senat habe dieses Grundstück der ehemaligen DDR abgekauft, so dass nun dieses Gelände im britischen Westgelände läge, und da war ich also dann doch 14 Jahre alt, leider noch ohne Besitz einer Kamera. Als alter Moabiter (und nun auch heute wieder, jetzt auch alt) war der Weg mit dem Fahrrad zum Potsdamer Platz nicht weit.

Die ehemalige Rheinterasse war ein nunmehr ein wirklich weißgetünschter Raum. Am Eingang mit zwei links und rechts flankierenden Podesten, wo ich mir dachte, was mag da wohl mal darauf gestanden haben. Große Vasen oder Skulpturen?

Ein Stockwerk höher kam ich in das ehemalige Löwenbräu. Ich war ja wirklich beeindruckt. Es kam mir vor, als seien die Besucher mal eben aus den Raum verschwunden und kommen gleich wieder. Alles war in grün gehalten. Dadurch, dass der Raum noch voll ausgestaltet gewesen war, kam leider nur spärliches Tageslicht herein. An der Brüstung der Ballustrade rankten noch Weinreben und ähnliches. Allerdings das alte Panorama von der Zugspitze war auch zu dieser Zeit nur noch ein Drahtgestell, so wie man es auch auf den Bildern von 1975 erkennen kann. Auf der Bühne standen noch 5 oder 6 Notenständer. An den vorderen Fenster auf der linken Seite lag noch ein 50cm hoher Stapel an Notenblättern. Leider konnte ich zu dieser Zeit die Stücke noch nicht zuordnen. Aber diese Tische. Überall standen Glaskrüge und Kaffetassen auf den Tischen. Was für ein Bild. Unglaublich. Wo ist das alles geblieben?

Es gab auf youTube einmal einen Bericht, in dem eine kleine Gruppe von alten Mitgliedern des Haus Vaterlandes sich dort eingefunden hatte. Der ehemalige Chef des Hauses, der auch noch in der Vorkriegszeit dort tätig war, konnte auch so einiges aus der Kriegszeit erzählen. Zum Abschluss hatten ehemalige Tänzerinnen und Varietekünstler noch einmal ihre Künste an alter Stelle zeigen können.

Mir kommen die Tränen, wenn ich daran denke, von einem Hause, dass mich an das alte Lied von Lilian Harvey erinnern läßt: "Das gibt's nur einmal, das kommt nicht wieder".

Gruß, Michael