Leo Polster - Film und Tondienst
joha, Sa Sep 22 2012, 19:04

Hallo Sammlerkollegen,

Filmgeräusche wurden zur Herstellung und Bearbeitung des Filmaterials gebraucht und eingesetzt.
In der Zusammenstellung der alten Filme sind wir auf Platten zur Filmvertonung gestoßen und ich möchte hier kurz die Firma
LEO POLSTER benennen und einige dieser Plattenexemplare Euch vorstellen.

Der Plattensatz den ich im Bestand habe,habe ich damals in Bayern erworben und keiner konnte mir bisher etwas genaues dazu sagen.
Es handelt sich um Geräuche die für Filmzwecke aufgenommen wurden in den 30iger Jahren von der Firma Leo Polster.
Die Firma war recht aktiv und muss nach meinen Recherchen für Großkunden und Privatleute Mitschnitte hergestellt haben.
Material dieser Platten ist als Grundlage eine Blechscheibe in den Formaten
18cm,25cm,30cm die mit rotem Lack überzogen wurden und darauf geschnitten wurde, und das durchgehend oder unterteilt so wie es die Bildszene oder das Skript verlangte.
Leo Polster war Kapellmeister und sicherlich auch Ingeneur, leider gibt es so gut wie kaum Infos zur Person.
Seine Hauptfirma befand sich in Nürnberg.
Niederlassungen in Hamburg und Berlin müssen bestanden haben.
Die Labels der Lackplatten sind unterschiedlich auch in englisch.

Der Inhalt der Platten,stellt technische Geräuschkulissen sowie viele militärische Geräuche dar, bis zum einlassen der Badewanne,Volksgemurmen,Stadtgeräuche,Hundegebell,Kampfpanzer,Militärkapellen,D-Züge,Dampflocks,Strassenbahnen sowie Hochbahnen bis zu Jahrmarkt und Rummel dar.
Wer waren die Auftrageber dieser Firma??

Vieleicht hat von Euch jemand mehr Material über diese noch nicht aufgearbeitete Firma Polster.






























Es sind noch weitere Platten vorhanden auf denen sich das Label sicherlich abgelöst hat.Die Metallscheiben haben laufende Nummern unter dem Papierlabel einige Label wurden auch überklebt mit Tondienst.Alle Platten laufen auf 78 bis 80 U/min und können auch mit Leichttonabnehmer abgespielt werden,Winkelnadeln gehen auch sind aber schwer zu bekommen.

Gruss joha

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
Musikmeister, So Sep 23 2012, 00:40

Habe eine Polster-Platte mit 45rpm, wahrscheinlich schon vor 1945.





Bei einem Reichserntedankfest auf dem Bückeberg wurde wohl diese Platte aufgenommen.




In Ilmenau / Thüringen gab es einen Tonfilmdienst mit einer Abteilung Radio-Klinik.



Re: Leo Polster - Film und Tondienst
RF-Musiker, So Sep 23 2012, 01:39

Aber es gab doch keine Wiedergabegeräte für 45 rpm? Soweit ich weiß, hatten die Selbstschneidemaschinen 78 und 33.

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
RF-Musiker, So Sep 23 2012, 01:42

Mir kam ein Gedanke, dass die 45er Platte zwar eine Aufnahme von 1936 enthält, aber zu einem Zeitpunkt geschnitten wurde, als man zwischen 33 und 45 wählen konnte. Was meint Ihr?

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
Aristodemo, So Sep 23 2012, 08:34

Die "Polster"-Platte mit 45 U wurde in den 50er Jahren aufgenommen. Ich besitze ein Exemplar mit dem roten Etikett , Aufnahme der Regimentsmärsche des 2.Hannoverschen Dragonerregiments 16, unseres "Familienregiments".Die Platte war ein Geschenk für meinen Großvater, Jahrgang 1897.
Poster hat noch in den 50er Jahren Lackschnitte produziert!

Grüße
Michael

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
Starkton, So Sep 23 2012, 09:45

Gibt es Belege dass man solche Platten auch für Radiosendungen verwendet hat? Würde ja nahe liegen.

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
Rundfunkonkel, So Sep 23 2012, 12:06





Buch "Wunschkonzert"

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
GrammophonTeam, So Sep 23 2012, 12:31




Man meint fast auf dem Etikett den umlaufenden Stroboskop Ring erkennen zu können...

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
joha, So Sep 23 2012, 13:51

Ich vermute, dass Polster,für die Vertonung der Wochenschau sowie für Hörspiel und den Austausch der Postplatten (sprechende Feldpost)tätig war.
Wie mir bekannt ist, waren die Schneidetische stufenlos regelbar und es konnten verschiedene Geschwindigkeiten gefahren werden.
Die Firma Reiss in Dresden stellte schon Anfang der 20iger Jahre Diktiermaschinen her, die mit 3 Geschwindikeiten arbeiteten und auf Tonfolien schnitt.16,45,78 waren da schon möglich, das hatte sicherlich mit der Länge der Aufzeichnung zutun.Die ersten Nachkriegsplattenspieler hatten ebenfalls 4 Geschwindigkeiten.Die alten Schneidetische des Senders Dresden waren auch mit 4 Geschwindigkeiten ausgelegt, auf Ihnen wurde noch bis in die 50iger Jahre Tonfolien von Konzerten geschnitten.
Die Firma GROHAG stellte damals die Folien her.
Mir liegt eine Metallophonfolie vor, auf der der der Stempel
Herbert Jacob als Ton und Bildberichter Berlin SW verzeichnet ist,das Material von Metallophon ist auf jeden Fall schlechter, als die von Polster das Aufnahmedatum Nr.45
1942 Titel sind Umschnitte von Schellackplatten
Tapfere Kleine Soldaten Frau - Kammersänger Karl Schmitt Walter sowie Heimat Deine Sterne - Manfred Heidmann, es liegt also die Vermutung nahe, dass Polster im gleichen Bereich tätig war,und man es an den unterschiedlichen Geschwindikeiten nicht festmachen kann.
Gruss joha

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
joha, So Sep 23 2012, 14:17





Hier die Tonfolie 1942

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
Aristodemo, So Sep 23 2012, 14:29

Die Platte aus "Wunschkonzert ist eine Decelith-Folie,
man beachte das kursive DECELITH Logo.

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
Musikmeister, So Sep 23 2012, 16:31

@Aristodemo: bin der gleichen Meinung. Das Logo auf dem Etikett zeigt zum Tonarm hin.

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
joha, So Sep 23 2012, 16:50

Das Bild ist eine Decelith-Platte das Wunschkonzert ist zum Teil auf diesen Platten mitgeschnitten worden,die Mitschnitte sind in den USA für eine Dokumentations LP verwendet worden über das Wunschkonzert.Es wurden auch Bandmitschnitte des Wunschkonzertes gemacht speziell für den Auslandsdienst des Rundfunks.
Gruss joha

Hier mal eine Decelith 1942



Re: Leo Polster - Film und Tondienst
RF-Musiker, So Sep 23 2012, 19:00

Kam also die Geschwindigkeit von 45 schon vor 1948 zum Einsatz? Griff der Erfinder des Systems "17 cm Vinyl mit 45 rpm auf Plattenwechsler" eine bereits übliche Geschwindigkeit auf?

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
joha, So Sep 23 2012, 19:44

Ja Ronny, so sieht das in der Tat aus, das gabs schon vor 1948
und hatte etwas mit dem Schneideverfahren zutun,die Platte von 1936 zeigt das ja deutlich.Dort stehen ja die U/min drauf und die anderen wurden mit 78 gekennzeichnet.
Gruss joha


Re: Leo Polster - Film und Tondienst
_-_-_, Mo Sep 24 2012, 15:51

Noch eine Werbeplatte:
Unknown Artist / Orch. Gerd Wilden ‎– Cowboy-Ymmy / Geisterreiter

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
RF-Musiker, Di Sep 25 2012, 19:29

joha schrieb ...

Ja Ronny, so sieht das in der Tat aus, das gabs schon vor 1948
und hatte etwas mit dem Schneideverfahren zutun,die Platte von 1936 zeigt das ja deutlich.Dort stehen ja die U/min drauf und die anderen wurden mit 78 gekennzeichnet.
Gruss joha


Nun, auf dem dortigen Etikett waren Markierungen für 33 und 45, das legt es nahe, dass zwar die Aufnahme von 1936, der Schnitt aber aus den 50ern sein muss. Einfach, weil vorher die Geschwindigkeit sehr wahrscheinlich so selten gefragt war, dass passende Etiketten dafür sich nicht lohnten.
Ich meine, ich könnte ja auch irgendeine LP mit Comedian Harmonists als Beweis dafür nehmen, dass es in den 30er Jahren Vinyl LPs in Deutschland gab.

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
Aristodemo, Di Sep 25 2012, 20:08

@RF-Musiker, das sehe ich genauso, wer konnte zuhause auf seinem Grammophon, Plattenspieler eine Platte mit 45U abspielen.Die Polster-Platte in meinem Besitz kann nur aus den 50er Jahren stammen.

mit besten Grüßen
Michael

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
joha, Di Sep 25 2012, 23:07

Wenn ich mir die Telefonnr.von Hamburg anschaue sind es Vorkriegsnummern,der Stadtteil St.Georg war ebenfalls beim Luftangriff 1943 schwer getroffen,die Danziger Str.auch so liegt die Annahme nahe das es sich um einen Orginalschnitt von 1936 ist, der erst viel später verschenkt wurde.Zur Olympide und zur Funkausstellung waren solche Platten der Hit und die Besucher konnten selbst Grüße auf Platten schneiden lassen, das war was neues und wurde rege genutzt.
Gruss Joha

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
Aristodemo, Mi Sep 26 2012, 07:06

@Joha, ich habe in Hamburg meine Lehrzeit verbracht, St. Georg liegt hinter dem Hauptbahnhof, Hans Albers ist auf der Langen Reihe geboren, das Viertel ist nicht so sehr von den Bomben getroffen worden.
Wer konnte 1936, zuhause , Platten mit 45U abspielen, mit Winkelnadel auf dem Grammophon ?
Natürlich gab es damals schon Lackschnitte, aber mit 78U.
Grüße
Michael

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
Aristodemo, Mi Sep 26 2012, 07:53





Lackschnitt aus den 30er Jahren, Grüße aus New Jork nach Deutschland.

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
, Mi Sep 26 2012, 10:52

Man beachte dazu auch die Adresse auf der Platte von eindeutig vor 1945: Zimmerpforte.

Telefonnummer Danziger Str. offensichtlich gleich geblieben.

Und das veränderte Mikrofon auf den Logos. Auf dem alten ist es eindeutig ein Kondensator-Mikrofon.
Nachkriegszeit (?) : moderneres Tauchspulen-Mikro.

Man müßte vielleicht rausfinden, ob die Anschrift "Zimmerpforte" bei dem schlimmen Angriff auf Hamburg 1943 zerstört wurde.

Dann ist ein Neustart nach dem Kriege in der Danziger Str. wahrscheinlich.

Gruß, Nils

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
Musikmeister, Mi Sep 26 2012, 19:31

Die Zimmerpforte 1 in meiner Heimatstadt Hamburg gibt es noch heute.
Auf folgendem Bild sieht man unter Punkt 1 die Straße Zimmerpforte 1, Punkt 2 als Anhaltspunkt die Domkirche St.Marien und als rundem Kreis der ungefähre Standort der Danziger Str.76. Heute ist in der Danziger Strasse bei Nr.70 Schluss. Die Domkirche wurde im 2.Weltkriege nicht bzw. wenig zerstört, somit wird auch die Danziger Strasse 76 verschont worden sein. Dies belegt auch mein weiterer Bericht. Irgendwann nach Kriegsende muss der Altbau Danziger Strasse 76 durch Neubauten ersetzt worden sein. Heute bekommt man dort einen "Coffee to go" bei Balzac.


(Quelle: Google Maps).

Der Kapellmeister Leonhard "Leo" Polster war seit 1939 in Hamburg gemeldet, genauer gesagt in der Grindelallee 65 in Hamburg-Eimsbüttel.



Zur selben Zeit handelte in der Danziger Strasse 76 im 1.Stock eine Firma Daimon mit Batterien. Kurze Zeit später wurde aus dieser Firma die Daimon-Werke Elektrotechnische Fabrik Schmidt & Co. GmbH Berlin, Auslieferungslager Hamburg.



Dieser Unternehmer Schmidt hatte, wohl als zweites Standbein, 1939 eine Exportfirma zusammen mit Gast(ert?) Schipmann in der Zimmerpforte 1 im Erdgeschoss.



Das Studio Leo Polster war wohl keine eigene Firma, die auf den Platten angegebenen Anschriften gehören der Fa. Schmidt&Schipmann (Zimmerpforte 1, Erdgeschoss) sowie Fa. Daimon-Werke (Danziger Strasse 76, 1.Stock).
1943 verliert sich die Spur von Leonhard Polster sowie Gast(ert?) Schipmann, scheinbar wurden beide zum Kriegsdienst einberufen.

1952, nach wohl einigen Jahren evtl. Kriegsgefangenschaft, ist der Kapellmeister Leonhard Polster wieder in Hamburg gemeldet - jetzt jedoch in Schipmann`s ehemaliger Adresse Zimmerpforte 1 im Erdgeschoss.




Ab 1952 taucht also die von den meisten Polster-Platten bekannte Telefonnummer 24 29 73 auf, somit könnten evtl. alle Platten mit Angabe dieser Telefonnummer erst aus den 50er Jahren sein.

Die Fa. Daimon-Werke in der Danziger Strasse 76 existierte auch nach dem Kriege weiter.




Der Kapellmeister Leonhard Polster war von 1939-1943 sowie 1952 bis mindestens 1966 in Hamburg gemeldet.
Das Studio Leo Polster war wohl Teil der Fa. Daimon-Werke Elektrotechnische Fabrik Schmidt & Co. GmbH Berlin und nie eine eigenständige Firma.
Unklar bleibt die auf den Plattenetiketten vermerkte Verbindung nach Nürnberg.

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
Barnabás, Mi Sep 26 2012, 20:31

@ Musikmeister:
meine Anerkennung. Eine wirklich saubere Arbeit.Grundlage, Quelle, Analyse und Schlußfolgereung alles gut erarbeitet!!! So macht die Sache richtig Spaß.
Du hast eine sehr schöne Anschlußfähigkeit hergestellt.

Wollte auch nochmal "Danke" für Deine Zusammenarbeit bei dem Filmusik-Projekt sagen.


Gruss Lars


Re: Leo Polster - Film und Tondienst
joha, Do Sep 27 2012, 13:08

@Musikmeister,auch von mir ein großes Danke nach Hamburg,schon ist wieder ein Pussle fast gelöst und Licht im dunkeln,wenn wir noch die Verbindung nach Nürnberg finden wäre das der I Punkt,damit stimmt meine Vermutung das Berlin auch eine Rolle spielt.
Gruss Jörg

Wenn ich richtig orientiert bin, hat die Firma Daimon,Taschenlampen 3 Farb im Krieg hergestellt.Da ergibt sich sicherlich wieder ein Anschluß wie Polster mit der Firma verbunden war.Vieleicht ist das der Schlüssel zu Nürnberg.
Hier der Link
Link - Hier klicken

Die Firma Schmidt/Daimon stellte auch Radios her,und war 1924 auf der Funkausstellung in Berlin vertreten,er hatte auch ein Werk in Aussig an der Elbe/Usti,sowie gibt es eine Verbindung nach Nürnberg, wo die Daimon ebenfall produzierte auch der Batteriehersteller Varta spielt eine Rolle (Flachbatterie).(Akkus und Patente)
Wie Schmidt und Polster zusammenarbeiteten kann man nur rausfinden welche Aufgabe Polster bei Schmidt hatte,ob er im Auftrag das Tonlabor für Schmidt führte.
Wir sind auf der Spur eines Weltkonzerns der sehr verschachtelt war, und eine große Forschungs und Entwicklungsabteilung hatte,sowie auch Kriegswichtig war.

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
grammofar, Do Sep 27 2012, 14:47

Habe bei mir im Archiv folgendes gefunden:

1. Leo Polster "Tönender Postkartengruß", denke um 1935. Eine Aufnahme auf einer karte im Postkartenformat. Die Karte scheint aus einer Art Kunststoff zu sein.

2. Decelith Lackfolie Typ L, unbespielt mit Papielabel

3. eine typische Declith Platte mit dem unschönen Geruch ;)

4. eine Metallophon Lackplatte "Silber Schneidefolie" (Aluminium mit gelblicher Lackschicht)

5. Telefunken Gelantine Tonfolie (blanko) vor 1936 mit original Hülle

6. eine amerikanische Lackplatte "Melodisc"















Re: Leo Polster - Film und Tondienst
grammofar, Do Sep 27 2012, 15:06

noch ein Nachbrenner.
Wenn man etwas sucht und etwas anderes im Bestand findet:

Platte für Selbstaufnahme (Deutsche Grammophon), Aluminium, 16 cm Durchmesser

Echo Disc zur Selbstaufnahme, USA, Zink, 15 cm Durchmesser

Und natürlich die dazu gehörenden Aufnahmegeräte die in meinem Bestand sind:

- Wuton Aufnahmegerät, Deutschland 1938
- Plattenspieler der Firma Wilcox-Gay, USA, mit Aufnahemtonarm + Widergabetonarm sowie Plattenwechslerfunktion. 1946

Die Aufnahmen wurden mit speziellen Schneidsticheln aufgenommen, hier Firma Herold, Pegasus und Laubscher.












Re: Leo Polster - Film und Tondienst
, Do Sep 27 2012, 15:08

Das wirft alles eher neue Fragen auf...

Auf der Tonpostkarte ist das Logo mit dem moderneren Mikro zu sehen, es taucht erstmals "LeoTon" auf und als Adresse Steintorplatz.

Ob die Karte wirklich um 1935 ist ?

Gramofar, was gibt denn die Rückseite her ? Irgendwelche Herstellerhinweise etc?
Was ist auf der Karte zu hören ? Beschriftung leider kaum lesbar.

78 Umdr. steht wohl fest.

Eine harte Nuß, sozusagen.

Gruß, Nils

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
grammofar, Do Sep 27 2012, 15:34

Das habe ich grad untersucht...mit folgendem Ergebnis:

Rückseitig ein Aufkleber: Ein gesprochener Postkartengruß! The Talking Postcard! D.R.W. Ton-Dienst Leo Polster

Vorderseitig das Kleingedruckte:

Alleinvertrieb nur durch den >Tondienst Leo Polster< Im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg 1, Steintorplatz Tel.: 242973

Das Museumfür Kunst und Gewerbe gibt es seit 1877 und es existiert noch. Ich habe grad telefoniert und eine Emailadresse bekommen. Dorthin habe ich soeben eine Anfrage geschickt. Evtl gibt es dort nähere Auskünfte.

Ich bin gespannt :)

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
Rundfunkonkel, Fr Sep 28 2012, 00:19

Hab auch mal gekramt...





















Re: Leo Polster - Film und Tondienst
grammofar, Mo Okt 01 2012, 21:37

Also meine Anfrage beim Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg hatte kein Erfolg - naja, immerhin hat mich die Dame auf diesen Thread aufmerksam gemacht :D

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
Musikmeister, Mo Okt 01 2012, 21:59

@grammofar: lol

Wenn selbst das Museum sich nicht erinnern kann…

Musste ja vielleicht auch schief gehen damals:

Leonhard Polster war im Museum mit seinem Alleinvertrieb und wartet auf Anfragen…
Interessierte wählen die angegebene Telefonnummer und beim Privatanschluss in der Zimmerpforte 1 geht keiner ran, da der Kapellmeister sich allein im Museum vertreibt..

Kaum auszumalen, hätte Polster damals bereits das Handy erfunden mit Festnetzumleitung... *hopi

Heute könnten sich gewiss mehr Leute an ihn erinnern. *Hmm)

So erinnert mich die Bezeichung Handy auch weiterhin „nur“ an den Komponisten William Christopher Handy (St.Louis Blues). *offTOP2


Re: Leo Polster - Film und Tondienst
joha, Di Okt 02 2012, 00:16

...ist doch irgendwie bedenklich,dann müssen wir halt weiter graben bis uns der Zufall zur Hilfe kommt...;-)))aber aufgeben tun wir nicht, ein altes Branchenbuch aus Nürnberg wird sich doch finden lassen, um den Leo Polster rauszufinden.
Gruss joha

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
GrammophonTeam, So Apr 28 2013, 22:05

Per mail erhalten:

Hallo liebe Musikfreunde,

ich habe kürzlich den Forumsbeitrag des Users „Joha“ über das Tonstudio Leo Polster gelesen („Film und Ton 1930-1959", 22.09.2012). Sehr erstaunt bin ich, dass noch so viel Plattenmaterial von Leo Polster erhalten ist – ich glaubte, er sei längst vergessen. Joha wollte noch mehr über Leo Polster in Erfahrung bringen. Vielleicht kann ich ihm weiterhelfen, aber meine Mitteilung ist leider von sehr trauriger Art.

Leo Polster wurde im Februar 1969 in seinem Hamburger Tonstudio brutal ermordet. Dieser Fall wurde ein paar Monate später von Eduard Zimmermann in seiner Sendung „Aktenzeichen xy ungelöst“ behandelt. Es wurde ein knapp achtminütiger Film gezeigt, anschließend stellten Zimmermann und der zuständige Hamburger Kommissar ihre Fragen an die Fernsehzuschauer.

Der Täter wurde in Tatortnähe gesehen und konnte beschrieben werden. Es ging dabei auch um die „letzte Arbeit“ Polsters: Eduard Zimmermann spielte ein Tonband mit einem Musikstück vor, von dem Leo Polster eine Schallplatte herstellen sollte.

Die Ergebnisse der Fernsehfahndung waren allerdings nicht befriedigend. Niemand konnte den Täter identifizieren. Auch das Musikstück wurde von keinem der mehr als 20 Millionen Zuschauer erkannt. Leider bin ich ja kein Musikexperte, aber das Stück könnte aus den 50er Jahren stammen (Rock-n-Roll ähnlicher Stil). Der Titel könnte „White Rocket“ oder so ähnlich lauten. Der Mord an Leo Polster wurde meines Wissens nie aufgeklärt. Leo Polster wurde 66 Jahre alt.

Ich hoffe, Euch weitergeholfen zu haben.

Viele Grüße,

XXXXXX


Re: Leo Polster - Film und Tondienst
Musikmeister, So Apr 28 2013, 22:23

War mir bisher nicht bekannt. :-(

Habe noch mehr Informationen gefunden:

11.02.1969 Der Mörder kam zur Mittagszeit Kaufmann in St. Georg erschlagen Die Beamten der Mordkommission stehen vor einer fast unlösbar scheinenden Aufgabe: Sie sollen einen Raubmörder überführen, von dem es keine Spuren gibt. Der Verbrecher überfiel gestern mittag den 66jährigen Kaufmann Leonhard Polster in dessen Wohnung an der Danziger Straße 76 in St. Georg und erschlug ihn mit einem Akku. Kurze Zeit später wurde die Bluttat entdeckt. Leonhard Polster unterhielt in der Danziger Straße ein Tonstudio. Als man ihn fand, lag er mit einer klaffenden Schädelverletzung hinter seinen Tonmisch- und Bandschneide-Pulten. Der 54jährige Komponist Franz Josef Breuer: "Ich war mit Polster verabredet. Er sollte für mich Bandaufnahmen umkopieren. Als ich auf mein mehrmaliges Klopfen nichts rührte, ging ich hinein. Im Vorzimmer brannte Licht. Dann sah ich seine Fuße . . . Die Ermittlungen der Mordkommission ergaben: Polster muß zwischen 11 und 13.20 Uhr ermordet worden sein. Vermutlich hatte er seinen Mörder sogar gekannt und ihn arglos eintreten lassen. Wahrscheinlich ist es zwischen Leonhard Polster und dem Mörder zu einem erbitterten Kampf gekommen. Aber Polster war ihm nicht gewachsen. Er litt an einer Kriegsverletzung. Nachbarn wollen lautes Gepolter gehört haben. Studio und Wohnung boten ein Bild der Verwüstung. Der Täter hatte offensichtlich in höchster Eile nach bänder (gesucht)? Bisher weiß man lediglich: Drei Zeugen wollen zur Tatzeit einen Mann beim Verlassen der Wohnung gesehen haben. Er soll einen braunen Mantel getragen und zwei Reisetaschen bei sich gehabt haben. Nachbar Ludwig Igel (69 Jahre): "Ich kannte Polster schon lange. Er klagte immer wieder, daß die Geschäfte schlecht gingen." Dagegen sprechen aber die Ermittlungen der Kriminalpolizei. Im Tresor lagen 2000 Mark. Die Polizei: "Wer kann sachdienliche Angaben machen?"

Quelle: Link - Hier klicken

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
krammofoon, So Apr 28 2013, 22:28

Wow!

Was für eine Story und was für ein Brückenschlag...... hat bei aller Brutalität und Verabscheuungswürdigkeit was dem armen Herrn Polster da angetan wurde, alles, was in einem deutschen Nachkriegskrimi nicht fehlen darf.......

Wenn auch nie etwas restlos aufgeklärt wurde, wäre es doch interessant zu wissen, wer denn wieso einen Musikproduzenten umbringt?!
Reichtümer gab´s da doch sicher keine zu holen........

Fragen bleiben auch noch fast 45 Jahre danach mehr als genug übrig.

Gruss
Georg

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
Musikmeister, So Apr 28 2013, 22:44

Hier der Beitrag in der Sendung Aktenzeichen XY vom 20.06.1969 bezüglich des Falles Leo Polster:

Teil 1: Link - Hier klicken
Teil 2: Link - Hier klicken

Der Täter könnte noch unter uns weilen ... *kack

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
joha, Mo Apr 29 2013, 15:01

Hallo Musikmeister,
Danke für die Info,dass der Leo so ein tragisches Ende finden musste,nunja so können wir die Akte Leo Polster als erledigt abschließen.
Die Verbindung zu Nürnberg ist somit auch geklärt.
Mord verjährt ja nie, mal sehen ob es sich irgendwann aufklärt.
Schon irgendwie beeindruckend wie der Leo in seinem Studio hauste,ein sicherlich einsamer alter Mann mit dem Sinn für Technik.
Gruss joha

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
, Mo Jul 15 2013, 13:32

Ein Werbefoto anfang der 1960er Jahre. Mit Leo Polster Schallplatten. Es scheint als wäre das Label bis zum Schluss das selbe gewsen.





Re: Leo Polster - Film und Tondienst
Musikmeister, Mi Nov 27 2013, 22:37



Leo Polster, Hamburg 1937


Re: Leo Polster - Film und Tondienst
GrammophonTeam, Do Mai 26 2022, 16:17

Musikmeister schrieb ...

Hier der Beitrag in der Sendung Aktenzeichen XY vom 20.06.1969 bezüglich des Falles Leo Polster:

Teil 1: Link - Hier klicken
Teil 2: Link - Hier klicken

Der Täter könnte noch unter uns weilen ... *kack


Der Werdegang sowie das tragische Ende von Leo Polster ist interessant.

Inhalt, Bild oder Datei nur fuer angemeldete Mitglieder


Re: Leo Polster - Film und Tondienst
berauscht, Fr Mai 27 2022, 12:45

joha schrieb ...



Dr. Werner Menke, Konzertsänger (Tenor), geboren 10. Januar 1907 in Diepholz. Ab 1933 Konzert- und Oratoriensänger in Leipzig und Nürnberg, ab 1945 Leiter Kammerchor Nürnberg. Verheiratet mit Konzertpianistin Ingeborg Menke-Heinsen. Nürnberg, Scharnhorststraße 23.


Re: Leo Polster - Film und Tondienst
Polyfar41, Fr Mai 27 2022, 16:34

Eine Anmerkung zur zeitlichen Einordnung dieser Platte, die frühestens 1951 entstanden sein kann:

Das auf dem Etikett erwähnte Theaterstück "Drei ehrenwerte Herren" stammt von Günther Weisenborn, der bei der Uraufführung des Stückes selbst Regie führte. Premiere war am 21. Februar 1951 in den Hamburger Kammerspielen.
Diese "politische Komödie" fand nach einem Pressebericht "herzlichen Beifall".

(Quellenangabe:
Manfred Demmer "Spurensuche - Der antifaschistische Schriftsteller Günther Weisenborn", Seite 45
Kulturvereinigung Leverkusen e.V., Eigendruck, März 2004)

Re: Leo Polster - Film und Tondienst
bavariola, Sa Mai 28 2022, 01:52

Wertes Grammophon-Team,

habt besten Dank für den neuen Link zum XY-Beitrag zu Leo Polster! Dass der vorherige YouTube-Link nicht mehr funktionierte, hatte ich schon vor einiger Zeit festgestellt, und ich fand das sehr bedauerlich. Es ist schön, dass der Beitrag nun wieder zugänglich ist.

Warum meine Euphorie?

Ich habe in meiner Kindheit (jetzt bin ich 60 Jahre alt) leidenschaftlich gerne "Aktenzeichen XY ungelöst" gesehen und damit erst aufgehört, als der sehr prominente Sendeplatz Freitag 20:15 Uhr aufgegeben wurde. Somit hatte ich in meiner Kindheit auch diesen Beitrag gesehen. Außerdem: Der (das) Grammophonplatten-Virus hatte mich bereits im Alter von fünf Jahren befallen (1967). Eine Affinität zu allem Alten ist wohl Bestandteil meiner Blutgruppe, und dass mir eine damals bereits betagte Verwandte, die sich ihre Schallplatten offenkundig zwischen 1927 und 1934 gekauft hatte, mir diese im Jahre 1967 geschenkt hatte, fiel bei mir folglich auf sehr fruchtbaren Boden. Zu jener Zeit landeten derlei Dinge üblicherweise in der Mülltonne oder in der Sperrmüll-Sammlung.

Ich hatte noch etliche Details aus dem damaligen Beitrag gut vor Augen: Die dramatisch zerbrochen auf dem Fußboden liegende Schallplatte zum Beispiel, und ebenso den Hinweis darauf, dass Herr Polster zwar nicht die modernste Ausstattung besaß, dies aber durch gewissenhafte Arbeit auszugleichen verstand.

Verblüffend, wie gut ich das nach über 50 Jahren noch vor Augen habe - und schön, das wieder sehen zu können.

Ist eigentlich bekannt, ob der Mörder gefunden werden konnte?

Beste Grüße an alle!