Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
Starkton, Sa Jul 20 2013, 22:40
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
HERSTELLER: Deutsche Grammophon A.G.
MODELL: "De Luxe II"
SERIENNUMMER: D.G.A.G. 574 Rev.L.
JAHR: 1907 - 1911
DAMALIGER PREIS: 350 Mark, ab c. 1910 reduziert
GEHÃUSE: Mahagoni massiv, schellackpoliert
PLATTENTELLER: 30 cm
TRICHTER: "Lotustrichter No. 9 mahagonifarbig mit Rand" aus Weißmetall, von Herbst 1908; 65 cm Mündungsdurchmesser, mahagonifarben maseriert mit silbernen Zierstreifen.
MOTOR: 3-Feder
SCHALLDOSE: Gramophone Co. Ltd. "Exhibition"
INTERESSANTE DETAILS: - An jeder Gehäuseecke drei Holztragsäulen aus Mahagoni. Handgeschnitzte Perlleiste an der oberen Sockelleiste. An drei Seitenflächen feuervergoldete, feinziselierte Bronzefruchtgirlanden.
- Das Gehäuse ist in seiner Mischung aus verschiedenen Stilen von Renaissance, über Louis-seize bis Klassizismus typisch für den Historismus, dem erst mit Ausbruch des 1. Weltkriegs im Jahr 1914 endgültig der Garaus gemacht wurde.
- Die Deutsche Grammophon A.G. meldete das Modell "De Luxe II" am 6. Juli 1907 unter der Fabriknummer 210 beim Deutschen Musterregister an.
- Taucht erstmals im D.G.A.G. Gerätekatalog von Juli 1907 auf.
- Mit anfangs 350 Mark Kaufpreis zusammen mit dem gleich teuren „De Luxe III“, Fabriknummer 209, das Spitzenmodell unter den Trichtergrammophonen der D.G.A.G.
- Bei der Markteinführung im Juli 1907 war bei diesem Modell ein "mahagonifarbig geaderter, innen silberner Lotustrichter" mit silberfarbigen Zierstreifen im Lieferumfang. Der Mündungsdurchmesser des aus Einzelsegmenten bestehenden Trichters betrug 62 cm, die Länge 60 cm. Bereits nach wenigen Monaten war auch die Innenseite mahagonifarbig bemalt. Ab Sommer 1908 schließlich wurden die Einzelsegmente mit einem angesetzten Außenrand stabilisiert. Der Trichter erhielt damit seine endgültige, bis 1911 beibehaltene, Form. Durch diese Maßnahme wuchs der Mündungsdurchmesser auf 65 cm, die Länge auf 64 cm.
- Das "De Luxe II" ist fast baugleich mit dem „New Melba,“ dem Flaggschiff der englischen Gramophone Co. Beim „New Melba“ sind die Fruchtgirlanden an den Gehäuseseiten jedoch aus Mahagoni geschnitzt und der serienmäßige "Lotustrichter," englische Bezeichnung „Morning Glory,“ besteht aus poliertem Messingblech.
Ich erhielt den "Lotustrichter No. 9" im restaurierungsbedürftigen Zustand. Die Farbe war teilweise abgeplatzt bzw. bis auf die Grundierung abgerieben. Um den Trichter zu retten, und da ich mein De Luxe II schon lange komplettieren wollte, investierte ich in eine professionelle Restaurierung.
Auf allen Seitenflächen, außer der Rückseite, sind feuervergoldete Bronzefruchtgirlanden mit kleinen, vergoldeten Nägelchen befestigt. Darüber befindet sich die handgeschnitzte Perlleiste. Kurios ist, dass die Säulen zum Teil verkehrt herum aufgebracht sind. Vermutlich sind sie abgefallen und versehentlich so befestigt worden. Ich möchte nichts kaputt machen und belasse sie so. Bin im Gegenteil sogar froh, dass alle Säulen noch da sind.
Wie riesig die Trichtermündung ist sieht man am besten von vorne. Sie verdeckt in dieser Ansicht einen Großteil des Gehäuses.
Hier habe ich den im Jahr 1907 alternativ zum Lotustrichter, ohne Aufpreis, angebotenen "T.A. I" Messingtrichter montiert.
Der Plattentellerfilz war vielleicht ursprünglich grün. Ich habe das "De Luxe II" aber mit diesem weinroten Samtbezug bekommen, der erkennbar alt ist. Ich habe ihn lediglich vorsichtig gereinigt und belasse ihn als historisch gewachsenen Originalzustand.
Links auf dem Bild befindet sich die Drehzahleinstellung, und rechts die so genannte Kanonenbremse für den Plattenteller.
Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde ein schmaler Schlitz für den Geldeinwurf sehr sauber und aufwendig schräg durch das massive Gehäuse ausgestemmt. Eine Münzmechanik besaß dieses Gerät nie, das Geld fiel wohl in ein Kästchen im Inneren des Motorgehäuses. Links davon wäre eigentlich das Firmenschild, ein auf weißem Zelluloid gedruckter "Schreibender Engel," der D.G.A.G., zu erwarten gewesen. Das Schild ist, wie so oft, herausgefallen und wurde durch eine Eigenkonstruktion ersetzt. Was nach Kleberesten aussieht, ist nur die Spiegelung einer transparenten Folie. Es wurde damals nichts beschädigt und es sieht stimmig aus. Ich sehe keine Notwendigkeit, das Schild zu entfernen oder auszutauschen.
Ein Blick auf den kräftigen Dreifeder-Motor mit vernickeltem Federhaus. Der beste Grammophonmotor seiner Zeit. Auch das Gehäuseinnere besteht aus massivem Mahagoni.
Der im Jahr 1907 neu konstruierte, liegend angeordnete Drehzahlregler wird über die Federhausspindel angetrieben. Links unten die Drehzahleinstellung. Die Stange zum Offenhalten des Deckels wurde abmontiert. Dies war wegen des Münzeinwurfs erforderlich, den man als schwarzes Rechteck ganz unten rechts am Bildrand erkennen kann.
Erster Katalogeintrag von Juli 1907.
Vor kurzem habe ich in einem russischen Forum dieses wunderbare Plattencover gefunden. Quelle:
Link - Hier klickenHier ist die Titelseite einer ungarischen Schallplatten-Nachtragsliste von September 1908 aus der EMI-Sammlung. Es ist die früheste Quelle welche das De Luxe II mit dem neu gestalteten Lotustrichter No. 9 mit Rand zeigt:
Link - Hier klickenRe:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
Willi-H-411, So Jul 21 2013, 08:58
Sehr schönes Gerät. Wenn du nicht soweit weg wohntest, würde ich mal vorbeikommen, um mir das auch mal anhören zu können. Hier hört das Auge sicherlich doppelt mit.
Wenn man das Verhältnis des Preises für den Trichter in Euro auf den Preis für das Gerät umrechnet, so dürfte dieser also um die 4.250 Euro gelegen haben. Eine stolzer Betrag.
Woher kommt dieser Unterschied in der "Maserung" am Rand des Plattentellers? Sind vielleicht hauptsächlich 25er Platten darauf abgespielt worden? Es hat den Anschein, daß bis zu diesem Durchmesser der Stoff plattgedrückter ist.
VG Willi
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
joha, So Jul 21 2013, 13:11
Ein sehr schönes Gerät was die Zeit überdauert hat um 1905 bis 1911 waren die Dekore und Verzierungen große Mode,an Gebäuden (Rathäusern ) findet man diesen Schmuck häufig.
Es hat damit einiges auf sich,was heute etwas in Vergessenheit geraten ist.
Die Kunst im Kaiserreich zeigte Girlanden aus Früchten und Füllkörbe mit Blumen,die Bedeutung der Früchte stand für Nahrung für das Volk,Ehren und Lorbeer für reiche Felder und ein siegreiches Vaterland,aus goldenen Füllhörnern wird das Glück über das Volk und der Segen ausgeschüttet.
Diese in Sandstein ,Holz, gebannten Ornamente zeugen vom Reichtum des Volkes, was sich natürlich alle Firmen zu nutze machten und auf Postkarten Gebäuden und Möbeln zu finden war. Ein Orginal aus der Kaiserzeit ist dieses schöne Grammophon.
Gruss joha
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
alang, So Jul 21 2013, 20:03
Ein wunderschoenes Geraet. Herzlichen Glueckwunsch! Waere interessant zu wissen, in was fuer einem Haushalt so ein Prunkstueck damals gestanden ist. Der Motor scheint identisch mit dem des Auxetophone zu sein, sollte also locker 15 Minuten speilen wenn er voll aufgezogen ist. Da macht das Platten hoeren Spass.
Gruss
Andreas
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
Starkton, So Jul 21 2013, 20:10
Willi-H-411 schrieb ...
Sehr schönes Gerät. Wenn du nicht soweit weg wohntest, würde ich mal vorbeikommen, um mir das auch mal anhören zu können. Hier hört das Auge sicherlich doppelt mit.
Wenn Dir Berlin nicht zu weit weg bist, kannst Du gerne für ein Konzert vorbei kommen.
schrieb ...
Wenn man das Verhältnis des Preises für den Trichter in Euro auf den Preis für das Gerät umrechnet, so dürfte dieser also um die 4.250 Euro gelegen haben. Eine stolzer Betrag.
Drei Monatsgehälter eines Facharbeiters. Man muss sagen, dass die D.G.A.G. zu dieser Zeit mit ihren Grammophonen Verlust machte. Das war nur Prestigesache, denn der Gewinn kam mit den millionenfach verkauften Schallplatten, vor allem den billigen Zonophonplatten.
In den Jahren um 1907 verkaufte die D.G.A.G. von allen ihren Grammophontypen zusammen nur etwa 9000 Stück pro Jahr. Im Katalog von 1907 befanden sich 11 Modelle zu Preisen zwischen 75 und 350 Mark.
schrieb ...
Woher kommt dieser Unterschied in der "Maserung" am Rand des Plattentellers? Sind vielleicht hauptsächlich 25er Platten darauf abgespielt worden? Es hat den Anschein, daß bis zu diesem Durchmesser der Stoff plattgedrückter ist.
Der Samt ist außerhalb der 25 cm-Zone viel stärker von Licht und Luft angegriffen worden. Das "De Luxe II" gehörte einem Sammler von Uhren und Astrolabien, der mit über 80 Jahren starb. Ich gehe davon aus, dass eine 25 cm Platte zu Demonstrationszwecken auf dem Plattenteller lag, und der Sammler das Grammophon zwar mechanisch gut in Schuss gehalten hat, aber fast nie abspielte.
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
Starkton, So Jul 21 2013, 20:14
joha schrieb ...
Die Kunst im Kaiserreich zeigte Girlanden aus Früchten und Füllkörbe mit Blumen,die Bedeutung der Früchte stand für Nahrung für das Volk,Ehren und Lorbeer für reiche Felder und ein siegreiches Vaterland,aus goldenen Füllhörnern wird das Glück über das Volk und der Segen ausgeschüttet.
Danke für die Erläuterung. Es macht Sinn, dass der Dekor mit bedacht ausgewählt wurde. Leider geben die Quellen keine Auskunft, wer dieses und andere Modell der Grammophon Gesellschaft entworfen hat.
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
Starkton, So Jul 21 2013, 20:26
alang schrieb ...
Waere interessant zu wissen, in was fuer einem Haushalt so ein Prunkstueck damals gestanden ist. Der Motor scheint identisch mit dem des Auxetophone zu sein, sollte also locker 15 Minuten speilen wenn er voll aufgezogen ist.
Ich würde wirklich gerne wissen bei wem so ein Gerät im Musiksalon gestanden hat. Schade, dass es kein Werkstattheft wie bei Autos gibt, in das jeder Vorbesitzer eingetragen ist.
Kann gut sein, dass er 15 Minuten spielt. Ich ziehe aus Gewohnheit trotzdem nach jeder Platte auf
Hier ist ein Blick ins Schaufenster der D.G.A.G., und zwar in ihr Haupthaus in Berlin, Ritterstraße. Die Aufnahme stammt von 1907. Von links nach rechts sieht man ein "Monarch I", ein "Monarch III", das "De Luxe II" mit Lotustrichter und den "Gibson-Automat No. 1" als einziges Grammophon mit Münzeinwurf, das die D.G.A.G. damals noch anbot.
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
Willi-H-411, So Jul 21 2013, 20:53
Eine sehr schöne Fensterdekoration. Und "Caruso" darf auch nicht fehlen. Da kommt der Wunsch nach einer Zeitmaschine doch wieder mal auf.
Wie sah das damals mit Alarmanlagen aus? Bei den Werten, die dort im Schaufenster stehen, dürfte es so manchem Langfinger in denselbigen gejuckt haben.
VG Willi
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
snookerbee, So Jul 21 2013, 21:06
Und auch ein Mensch hat sich in das Bild "geschummelt". Vielleicht war es ein jugendlicher Angestellter, der dort über dem Caruso-Schild nach draußen schaut.
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
Willi-H-411, So Jul 21 2013, 21:08
Das schaut eher nach einer Spiegelung aus. Man kann ja auch noch andere Dinge sehen, die sich auf der Straße abgespielt haben.
Nachtrag: Obwohl ich, nach nochmaligen Hinsehen, mir da doch nicht mehr sicher bin.
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
, So Aug 25 2013, 15:27
Ich sitze hier und sabbere... so ein wunderschönes Gerät. Ist es unhöflich, zu fragen, wieviel Du dafür bezahlen musstest? Im Übrigen (aber das ist natürlich Geschmacksache) gefällt mir der Messingtrichter sogar noch besser als der aus Holz.
Deswegen hoffe ich, dass folgende Frage nicht lächerlich erscheint: Diese Exhibition-Schalldose gefällt mir allein vom Aussehen her schon extrem gut, ich hatte sogar mal kurzfristig mit dem Gedanken gespielt, mir für meinen indischen Nachbau diese zuzulegen. Ich weiß, das wäre Perlen vor die Säue, habe den Gedanken auch wieder verworfen. Aber meine Frage wäre: Klingt diese Schalldose denn gut? Zeichnet sich Exhibition durch einen guten Klang aus? Dann wäre nämlich irgendwann ein Verbau an ein richtiges Grammophon eine Option, wenn ich denn mal bald eines haben sollte.
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
Starkton, So Aug 25 2013, 18:44
Erstmal Glückwunsch zu Deinem Geschmack. Ich finde den Messingtrichter auch sehr passend. Nicht nur, weil er im Grammophonkatalog als Option drin steht und damit historisch korrekt ist, sondern auch, weil er so gut mit den vergoldeten Girlanden harmoniert. Allerdings suchte ich einen schönen Platz für meinen Holztrichter ... Den Wert maile ich Dir.
Die Exhibition Schalldose ist zurecht legendär. Bis 1920 galt sie als das Maß aller Dinge, obwohl der übertragene Frequenzbereich eng ist, und alles andere als gerade verläuft. Das Messprotokoll ist das eine, die Performance auf einem großen Grammophon wie diesem aber (hörpsychologisch) etwas ganz anderes. Zumindest, wenn es um Stimmen geht, und die sind mein Sammelgebiet.
Dass kein Tiefbass vorhanden ist, stört mich nicht, und wird durch die strahlenden, dynamisch im Raum stehenden Stimmen mehr als ausgeglichen. Eine korrekt eingestellte Exhibition Schalldose tastet auch stärker abgenutzte Schallplatten noch korrekt ab, wenn die lauten Stellen auf modernen Plattenspielern schon längst verzerrt wiedergegeben werden.
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
veritas, So Aug 25 2013, 19:32
Wirklich ein wunderschönes Gerät und endlich auch mal ein originales mit Verzierung am Gehäuse. Die Kanonenbremse finde ich besonders elegant und zuverlässig sind diese in Regel auch. Bislang ist mir noch keine untergekommen, die Probleme gemacht hat.
Exhibition-Schalldosen sind schon zu bekommen, nicht aber wirklich preiswert. Aber es bieten sich auch die zahlreichen Nachbauten an, die es schon damals auch in Deutschland gegeben hat. Viele von denen liefern klanglich ein ebenfalls exzellentes Ergebnis, kosten aber gern mal weniger als die Hälfte einer Exhibition.
Ob solch eine Schalldose allerdings auf einem Repro-Grammophon ordentlich funktioniert müßte man vorher einmal ausprobieren. Eine Exhibition (oder ein vergleichbarer Nachbau) hat ein deutlich höheres Gewicht als eine "Sound Box", wie sie an den Repro-Geräten immer steckt. Es könnte sein, daß der Federmotor dieses zusätzliche Gewicht nicht ohne Gleichlaufprobleme bewältigt. Die Victor-Exhibition, die ich hier habe bringt es ziemlich genau auf 150g. Das ist eine ganze Menge. Wenn Du deine momentane Schalldose testweise dahin beschwerst und der Motor noch sauber durchzieht, dann sollte er auch mit einer Exhibition spielen.
Ich finde die Exhibition auch klanglich besonders attraktiv und entwicklungstechnisch einen Meilenstein. Im direkten Vergleich klingt sie für mein Empfinden wesentlich besser als eine Victor/HMV No. 4. Gut justiert gibt es selbst bei elektrisch aufgenommenen Platten keine Probleme.
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
Starkton, So Sep 29 2013, 21:37
Seit ich dieses Grammophon habe, frage ich mich, wie ein Sammler von Uhren dazu gekommen sein könnte. Was hat das Gerät mit Uhren zu tun? Wozu der Geldeinwurfschlitz? In einem Buch von 1908, Quellenangabe ganz unten, habe ich jetzt folgende hübsche Geschichte gelesen, die wunderbar dazu passt und den Zusammenhang erklären könnte. Die Geschichte stammt aus den ersten Jahren nach 1900, als man gegen Bezahlung Schallplatten unter anderem im Uhrmacherladen anhören konnte.
Kern der kurzen Erzählung ist eine Schallplatte. Darauf zu hören ist das Kunstlied
Die Forelle, komponiert von Franz Schubert, gesungen im Jahr 1902 von dem Wiener Bariton Leopold Demuth für die Deutsche Grammophon A.-G, Katalognummer C 2-42531, mx. 1092x. Das "C" steht für Concert-Record, also für eine 25 cm Platte. Demuth ist ein wunderbarer, früh verstorbener Sänger. Leider habe ich diese Platte nicht.
Die Geschichte lautet so:
„Grammophonplatte C 2-42 531. Die Forelle von Schubert. – In Musik umgesetztes Gebirgswässerlein, kristallklar zwischen Felsen und Fichten murmelnd. Die Forelle, ein entzückendes Raubtier, hellgrau, rot punktiert, auf Beute lauernd, stehend, fließend, vorschießend, hinab, hinauf, verschwindend. Anmutige Mordgier!
Die Begleitung auf dem Klavier ist süßes sanftes eintöniges Wassergurgeln von Berggewässer, tief und dunkelgrün. Das reale Leben ist nicht mehr vorhanden. Man spürt das Märchen der Natur!
In Gmunden wußte ich es, daß täglich in den Nachmittagsstunden eine Dame in dem Laden des Uhrmachers die Grammophonplatte C 2-42 531 zwei- bis dreimal spielen ließ. Sie saß auf einem Taburett [= gepolsterter Schemel], ich stand ganz nahe beim Apparate.
Wir sprachen niemals miteinander.
Sie wartete dann später immer mit dem Konzerte, bis ich erschien.
Eines Tages bezahlte sie das Stück dreimal, wollte sich dann entfernen. Da bezahlte ich es ein viertes Mal. Sie blieb an der Türe stehen, hörte es mit an bis zu Ende.
Grammophonplatte C 2-42 531, Schubert, Die Forelle.
Eines Tages kam sie nicht mehr.
Wie ein Geschenk von ihr blieb mir nun das Lied zurück. Der Herbst kam, und die Esplanade wurde licht von gelben spärlichen Blättern.
Da wurde denn auch das Grammophon im Uhrmacherladen eingestellt, weil es sich nicht mehr rentierte.“ (Peter Altenberg, Grammophonplatte, in: Märchen des Lebens, Berlin 1908)
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
alang, Mo Sep 30 2013, 15:36
Das ist wirklich eine sehr nette Geschichte und sie koennte auch wirklich den Geldeinwurfschlitz erklaeren. In einem Uhrenladen oder einem anderen kleineren Geschaeft hat man sich vielleicht die zusaetzlichen Kosten und Komplikationen eines Automaten gespart und stattdem einfach einen Geldeinwurf installiert. Man hat warscheinlich darauf gebaut, dass die Kunden ehrlich sind, oder dass man leicht ein Auge darauf haben kann.
Danke
Andreas
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
Starkton, Sa Okt 05 2013, 11:38
Viele Grammophone ereilt ein hartes Schicksal. Dieses hier wurde an allen Ecken und Enden amputiert. Ich könnte heulen!!
Quelle:
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Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
Calle, So Okt 13 2013, 22:26
Endpreis: 611 Euro !!!!!!
Wow, hatte ich nicht erwartet... Habe da wohl mitgeboten da mir eine Säule fehlt und die runde Plakette ist auch immer willkommen aber bei so einen Preis kann ich mir die Säule günstiger beim Tischler herstellen lassen...
Wer war wohl der Käufer...?
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
Starkton, Mo Okt 14 2013, 20:20
Calle schrieb ...
Wer war wohl der Käufer...?
Keine Ahnung wer der Käufer war, bei diesem Preis schätze ich, dass er dieses sehr seltene Modell neu aufbauen will. Da müsste er allerdings noch mal mindestens das Doppelte investieren, wenn er nicht selbst tischlern und schellackieren, sowie die Fehlteile von vorhandenen Grammophonen nehmen kann. Kann gut sein, dass dieser Thread den Preis befeuert hat.
Interessant ist, wie hell das Mahagoni des Gehäuses durch Lichtschäden geworden ist. Ganz anders die Säulen. Vielleicht lagen die in der Schublade und sind erst vor kurzem wieder angesetzt worden.
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
Calle, Mo Okt 14 2013, 21:16
Ja, da hast Du wohl Recht; ich denke da wird er/sie ;-0 bestimmt mindestens noch mal das Doppelte investieren müssen.
Es wird bestimmt schwierig sein die Leisten usw. nachzufertigen; auch ist die Bremse anscheinend mal versetzt worden und mir scheint da ist auch ein Loch o.ä. unten links; keine Ahnung wieso.
Arm, Kurbel, Schalldose, usw. fehlen... Die kosten schon ein kleines Vermögen...
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
Starkton, So Dez 29 2013, 18:50
Es scheint sich schon mal jemand ziemlich professionell an den Nachbau oder die Ergänzung eines "De Luxe II" gemacht zu haben. Hier ist eine Serie von vergoldeten[?] Zinnabgüssen der Girlanden.
Quelle:
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Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
Starkton, Fr Okt 24 2014, 18:52
Es gab auch eine französische Variante, genannt "Monarque De Luxe No. 101." Erkennbar an den etwas anders gestalteten Girlanden und dem "Morning Glory" Trichter war der Preis für das Flaggschiff der französischen Trichtergrammophone mit 465 Francs, umgerechnet 395 (Gold)Mark sehr hoch. Ich habe nie eins im Original gesehen.
In Frankreich setzte man noch stärker als in Deutschland auf das Luxussegment. Bei der damaligen, weltweiten, kurzen aber heftigen Wirtschaftskrise die falsche Strategie, welche fast zum Konkurs der Grammophon Gesellschaften geführt hätte. Hier ist eine Abbildung aus einem Katalog von c. 1907.
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
PONOPHON, Di Mai 02 2017, 19:17
Liebe Sammler,
im Oktober 2012 habe ich im Stift Seitenstetten/Niederöpsterreich (http://www.stift-seitenstetten.at), ganz in der Nähe meines Wohnortes, die Ausstellung "Leben im Vierkanthof" besucht – eher zufällig, am Wochenende, mit meiner damals über achtzigjährigen Mutter…(es geht ihr immer noch gut).
Außer der Ausstellung, waren auch Bestände der Stiftssammlung zugänglich, die sonst der Öffentlichkeit verwehrt bleiben. Ich möchte Euch die Bilder nicht vorenthalten, auch wenn die Qualität meiner damaligen Handykamera nicht gut war. Einige Bilder wurden auch durch die Scheiben der Gasvitrine gemacht.
Besonders interessant ist mir außer dem Zinnfolien Phonographen und dem Kämmer & Reinhardt Grammophon, bei dem die Verbindung zwischen Schalldose und Trichter fehlte, aber dafür der Pappmaché Trichter in sensationellem Erhaltungszustand war, auch das Grammophon De Luxe II aufgefallen.
Besonders den sehr großen (ca. 60 cm Durchmesser) Messingtrichter, mit hell/dunkel Effekten fand ich bemerkenswert. Da er eher ungewöhnlich für Geräte der Deutschen Grammophon war. Er wurde ganz sicher nicht durch diese Firma hergestellt, aber scheinbar doch zu diesen Geräten verkauft.
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
Starkton, Do Mai 04 2017, 19:14
Das sind sehr interessante Fotografien von schönen Exponaten im prima Zustand. Vielen herzlichen Dank fürs Zeigen. In einem Kloster hätte ich eine derartige Ausstellung nicht erwartet. Sie erscheint aber folgerichtig, wenn man bedenkt, dass neben Lehrern auch viele Kirchenangehörige vor über 100 Jahren "Hobbyforscher" waren und das Wissen ihrer Zeit gesammelt haben.
Der Zinnfolienphonograph ist eine besonders frühe, ziemlich einfache, aber offenbar voll funktionsfähige Ausführung. Er erinnert an den No. 1 Experimental Apparatus von Thomas Alva Edison von Anfang 1878. Es wäre ein Traum so etwas für die eigene Sammlung zu finden. Eine Ausrückvorrichtung für die Welle fehlt. Man muss die Walze mit der Zinnfolie nach der Aufnahmen zum Abspielen per Hand zurück kurbeln. Eine Einstellmöglichkeit für die Seitenjustierung des Stichels der Schalldose fehlt ebenfalls. Nur die Eingriffstiefe in das Walzengewinde lässt sich mit einer, im Foto kaum sichtbaren, Schraube einstellen. Die Objektbeschriftung: "Phonautograph 1886 System Leon Scott nach Edison" sollte man dringend gegen folgende austauschen: "Zinnfolienphonograph c. 1878 Unbekannter Hersteller nach Edison"
Beim Kämmer & Co. Grammophon ist der Zustand des sehr empfindlichen Trichters in der Tat staunenswert. Den würde ich gerne mal näher untersuchen. Man fragt sich wie ein Trichterknie einfach so "abhanden" kommen kann, zumal alles andere so vollständig und schön erhalten ist. Das selbe habe ich schon in einem anderen Museum gesehen. Skurril ist die Objektbeschriftung: "Grammaphon", die einem ansonsten nur im englischsprachigen Ausland begegnet.
Der Messingtrichter des ebenfalls toll erhaltenen De Luxe II passt wirklich gut. Den hätte ich auch drauf gelassen, obwohl es womöglich ein späteres Austauschteil ist. Man müsste die Zugangsdaten im Museumsarchiv auswerten, wann und von wem das Gerät in die Sammlung kam, und ob es den Trichter damals schon hatte. Ein mindestens so großer, originaler D.G.A.G.-Blechtrichter in Mahagoni-Optik für mein De Luxe II ist gerade in der Restaurierungswerkstatt.
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
PONOPHON, Di Mai 09 2017, 20:44
Drei sehr schlechte Bilder habe ich noch, auch aus einem Museum ganz in meiner Nähe.
Ein sehr seltener Monarch mit original Trichter alles in allem in super Zustand.
Das Gehäuse dürfte Nussbaum sein, der Trichter ist original Nussbaum lasiert.
Leider auch alte Handy Bilder mit Blitz und durch die Glasvitrine -nur zur Erinnerung aufgenommen.
Die Modellbezeichnung kenne ich nicht.
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
Starkton, Di Mai 09 2017, 23:00
Das ist das sehr seltene Modell "De Luxe I". Das Gehäuse besteht aus hochglanz poliertem Mahagoni mit Intarsien. Offenbar hat das Gehäuse zu viel Licht abbekommen und ist deshalb ausgeblichen.
Der Trichter ist eine frühe Bauform von 1907-08. Man müsste das Ding für eine aussagekräftige Beurteilung außerhalb der Vitrine sehen. Normalerweise sollte die imitierte Mahagonimaserung deutlich zu erkennen sein - auch bei einem unscharfen Bild. Bei diesem Trichter sehe ich gar nichts davon. Vielleicht wurde die Maserung nach und nach beim Entstauben bis auf die Grundierung weggeputzt. Es ist nicht ganz eindeutig zu beurteilen, aber die Zierstreifen scheinen goldfarben zu sein. Bei der Mahagoniausführung sind sie silberfarben. Um diese Zeit gab es noch keine Nussbaumgehäuse bei der DGAG und deshalb auch keine entsprechenden Trichter.
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
PONOPHON, Mo Mai 22 2017, 20:47
Ein Bild anlässlich einer Spielzeugausstellung (Museum St. Valentin) habe ich im Internet noch gefunden. Ich musste den Ausschnitt stark vergrößern. Man kann aber erkennen, dass die Maserung des Trichters noch vorhanden ist. Ich selbst habe den Trichter als sehr gut erhalten in Erinnerung. Es liegt nur an den schlechten Fotos, dass die Maserung weggeputzt aussieht.
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
Starkton, Mo Jul 17 2017, 22:11
Es ist mir endlich gelungen, mein De Luxe II mit dem dazu gehörigen, mahagonifarbig bemalten Lotus-Riesentrichter No. 9 zu ergänzen. Siehe weitere, neu eingestellte Bilder auf der ersten Seite dieses Threads.
Hier ist eine genau passende, zeitgenössische Grafik.
Quelle: Die Stimme seines Herrn, 3. Jg., No. 10, Oktober 1911, S. 160.
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
alang, Di Jul 18 2017, 16:21
Wow, sehr beeindruckende Holzmaserung. Sieht toll aus. Herzlichen Glueckwunsch zu dieser Neuerrungenschaft, die Dein wunderschoenes Grammophon nochmal verbessert.
Viele Gruesse
Andreas
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
Limania, Di Jul 18 2017, 16:47
Ein wunderschönes Grammophon hast du da nun komplett. Meinen Glückwunsch zu diesem Prachtstück!
LG Limania
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
veritas, Di Jul 18 2017, 20:55
Sehr stimmig und absolut prachtvoll!
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
Hedensö, Fr Nov 17 2017, 21:43
Hier eine russische Werbeanzeige. Müsste das Modell sein. Allerdings ist die Qualität des Zeichnung nicht so gut, wie man das von anderen Werbeanzeigen kennt und der Tonarm sieht komisch aus (wie ein Conversation Tonarm)...
Quelle:
Link - Hier klickenRe:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
maestro, So Nov 19 2017, 15:31
Poliert Mahagoni Korpus mit fein gearbeiteten bronzenen Verzierungen in Form von Blumen und Girlanden Megafon, fleckig, die Farbe des Gehäuses verleihen dem ganzen Gerät im höchsten Maße ein künstlerisches Aussehen .Die Größe des Horns 24 Zoll Länge und 24.5 Zoll im Durchmesser.Membran Exhibition.Preis 150 Rubel Wert des Gehäuses 13х8 Zoll
Katalog1907
Re:
Deutsche Grammophon A.G. "De Luxe II" von 1907
Hedensö, Sa Feb 24 2018, 20:19
Aus GRAM-O-PHONE CATALOGUE "DE LUXE" vom Juni 1908