Schellackplatten reinigen
Formiggini, Fr Aug 19 2011, 17:04

Wie "putzt" ihr eure Grammophonplatten?

Hier mal von mir ein Beispiel einer sehr dreckigen Platte

1. Mit Wasser dem ich etwas Neutralseife zugesetzt habe, wird die Platte eingerieben (flach liegend auf einem Tuch)
2. Mit einer weichen Zahnbürste immer in Richtung der Rillen "putzen"
3. 5 Minuten weichen lassen
4. Nochmal Zahnbürste
5. Mit einem groben Mikrofasertuch kräftig abreiben
6. Mikrofastertuch + klares Wasser (kann auch destiliertes sein) nachreiben
7. Mit einem feinen, trockenen Mikrofastertuch nochmal kräftig nachreiben

Ergebniss sieht man an den beiden Tüchern - und - nö, das schwarze auf den Tüchern ist nicht vom Label - das war schon vorher nicht mehr zu lesen *grins




Re: Schellackplatten reinigen
, Fr Aug 19 2011, 20:12

Ich kann nur immer wieder sagen: Schellack mag kein Wasser !

Wenn man eine makellos glänzende Platte mit Wasser reinigt (schlimmer noch mit Spülmittel, Seife etc) verliert die Platte etwas von ihren Glanz.

Besonders dringend muß ich auch vom oft empfohlenen Reinigen mit Scheuermilch und ähnlichem abraten. Der Name SCHEUERmilch sagt eigentlich schon alles, oder ? Hier findet beim reinigen auch ein Abrieb an der Oberfläche der Platte statt, ja es wird (wenn auch mikroskopisch) die Oberfläche aufgerauht. Das Resultat ist ein leicht erhöhter Grundrausch. Auf einer Scheuermilch gequälten Platte gleitet der Saphir nicht so reibungslos, wie auf einer verdichteten, glänzenden Fläche.

Außerdem sei mal ganz klar gesagt: das Waschen/Reinigen von Schellackplatten ist keineswegs die Wunderlösung, damit die Platten wieder besser spielen ! Durch Waschen wird nicht eine einzige Schramme entfernt, keine graue Rille repariert sich.
Die Vorstellung, daß sich bei jeder alten Platte massenweise Dreck im Rillengrund befindet ist naiv oder mag durch Meister-Propper Werbung entstanden sein.

Von den armen Etiketten will ich gar nicht reden! Tempo und Imperialplatten nehmen jeden geringsten Wasserkontakt besonders übel. Auch alle anderen Etiketten auf sogenanntem Glanzpapier (Telefunken, Odeon etc) büßen zumindest etwas von eben diesem Glanz ein.

Wenn es denn wirklich nötig erscheint, ist für mich die einzig akzeptable Lösung: Platte auf festen Grund legen, Mikrofasertuch (am besten ein solches mit langen, groben Schlingen !) nass machen und dann kreisförmig putzen, ohne das Etikett zu berühren. Destilliertes Wasser kann gut sein. Leichte Knackstörungen durch Kalk im Wasser werden dadurch vermieden. Diese Störungen lassen sich aber auch durch eine gute Bürste leicht entfernen.
Empfehlung hierfür: Ziegenhaarbürste ! Sie eignet sich auch wie keine andere dafür, die trockene Platte vor dem Spiel zu entstauben.

Gepflegte Platten, die vor jedem Spiel mit o.g.Bürste gereinigt werden, brauchen keine Wäsche.



Re: Schellackplatten reinigen
Formiggini, Fr Aug 19 2011, 20:41

Ich muss dir in diesem Punkt recht geben - Schellack und Wasser verträgt sich eigentlich nicht!
Denn - Schellack ist auch Wasserlöslich!

Noch viel wichtiger aber Niemals Schellack und Alkohol!

Schellack ist stark Alkohollöslich, alles was Alkohol enthält, zerstört die Platte!
Deswegen auch NIE Reinigungsmittel wie z.B. Fensterreiniger verwenden!

Bei gut erhaltenen Platten, reicht das abreiben, wie Nils schon schrieb, mit einem Nebelfeuchten Mikrofasertuch komplett aus.

Allerdings gibt es auch Platten, so wie die obrige, die so schmutzig sind, das man um etwas mehr Wasser nicht herum kommt.

Aber - man sollte die Platten wirklich nicht unter Wasser tauchen, bzw. ins Spülbecken legen - alleine schon das Label schadet zu sehr.

Es spricht allerdings wenig dagegen, die liegende Platte mit einem flüssigen Reinigungsfilm zu bedecken - dadurch kann man auch gut das Label aussparen!

Alte, vorallem englische Plattenkataloge geben auch folgende Reinigungsflüssigkeit an:

2/3 Obstessig & 1/3 leichtes Öl (z.B. Nähmaschinenöl)

Dieses als dünnen Film auftragen, einige Minuten einwirken lassen, und dann mit einem feuchten Tuch (heute nehmen wir ein Mikrofasertuch) vollständig abreiben.

Ich habe es probiert, es löst viel Dreck aus schlecht gelagerten Platten, ohne das Schellackmaterial anzugreifen.
Auch nach Jahren, entwickeln solch behandelte Platten nicht mehr rauschen - das Material wird dadurch nicht angegriffen.

Wenn eine Platte feucht oder nass gereinigt wurde, ist es sehr wichtig, diese die nächsten Stunden nicht mit einer Stahlnadel oder auf dem Grammophon abzuspielen!

Wie gesagt, schellack ist auch bedingt Wasserlöslich - das Material wird oberflächlig etwas "angeweicht". "Hobelt" man nun in dieser weichen Oberfläche mit einer Stahlnadel, trägt man auch Schellack ab, und erhöht so das Grundrauschen!

Nach c. 12 Stunden kompletten trocknen - besser wieder aushärten, kann man die Platte auch wieder mit einer Stahlnadel spielen.

Re: Schellackplatten reinigen
Rundfunkonkel, Sa Aug 20 2011, 00:36

Zum vorletzten Beitrag von Gast möchte ich nur sagen: es hat noch keiner einzigen meiner Platten irgendwie geschadet, diese zu waschen. Wie Formiggini bürste ich in kreisender Bewegung nach einem mehrstufigen Verfahren mit Einweichzeit, Vorwäsche usw. die Rillen sauber. JEDE Platte war danach klanglich besser wie vorher. Bei manchen ist sogar das Knacken zum grössten Teil verschwunden, meine Software hat also viel weniger zu korrigieren, und es bleibt mehr vom Originalklang erhalten.Bitte nicht falsch verstehen, aber vielleicht liegen Theorie und Praxis auch hier auseinander? Ich kenne das vom Thema Elektroauto - ich fahre seit 10 Jahren das, was es angeblich weder gibt noch dass es funktioniert. Meine Karre ist jetzt 20, die Akkus ebenfalls. Reichweite 100 km.... Zurück zum anderen Hobby.

Leider habe ich kein Beispiel von vorher, aber ein Nachherhörbild einer total verdreckten (und vorher auch verbogenen) Tfk Klassikplatte mit für meinen Geschmack klaren Höhen könnte ich als Beweismittel meiner zahlreich grundgereinigten Platten anbieten. Weder Etiketten noch Oberflächen haben etwas sichtbares verloren... Ich wasche übrigens mit Wasser und mit "ja!" Waschmittel. Vorwäsche mit Mikrofasertuch und Waschwasser den Rillen entlang, einweichen lassen, Hauptgang mit feuchter Bürste den Rillen lang hin und her, dann nachwaschen mit den ersten Tuch, abwaschen mit mit klarem Wasser benetzten Mikrofasertuch (alle Tücher werden jedes mal ausgewaschen, sind oft sichtbar verschmutzt). Zum Schluß wird noch mit einem weiteren M.-fasertuch trocken gerieben. Und dann : einmal mit ca. 3,5 Gramm rückwärts abgespielt. Dazu gibts auch Videos in YT, es entfernt restliche Knackser. Ich bin pro Seite ca. 15 Minuten beschäftigt, aber bin immer wieder über das klangliche Ergebnis erfreut.

Alkohol hat an Schellackplatten nichts zu suchen, außer man möchte damit seine Platten auflösen, und einem Schrank damit zu einer neuen Oberfläche verhelfen.


Gruß

Rundfunkonkel

Re: Schellackplatten reinigen
Formiggini, Sa Aug 20 2011, 19:15

Falls es nicht genau hervorging - nochmal in aller deutlichkeit:

Niemals eine feuchte oder gerade gewaschene Schellackplatte abspielen - schon gar nicht auf dem Grammophon!

Da Wasser Schellack anweicht nach der Reinigung einige Stunden, besser über Nacht trocknen lassen!

Gut erhaltene, kaum schmutzige Platten brauchen keine intensive Reinigung!
Abreiben mit einem nebelfeuchten Mikrofasertuch reicht.

Putzen macht eine Grammophonplatte nicht neu!


Re: Schellackplatten reinigen
, Sa Aug 20 2011, 20:04

Der Empfehlung kann ich mich direkt anschließen.

Wenn ich eine wirklich schmutzige Platte habe, spiele ich sie mit neuer, leiser Nadel auf dem Grammophon. In Soll-Laufrichtung...

Dabei "hobelt" sich erfahrungsgemäß schon mal jeder eingelagerte Schmutz vom Rillengrund. Oft gut sichtbar.

Dann mit trockner Bürste nochmal den von der Nadel abgekratzen Schmutz von der Platte bürsten.

Dann Platte auf eine gerade Tischplatte etc und mit feuchtem Mikrofasertuch mit sanften Druck ein paar wenige Runden wischen.
Sehr gut erhaltenen Plattenoberfächen bekommt es besser, wenn die Feuchtbehandlung nur so wenig Zeit in Anspruch nimmt, wie gerade nötig. Etikett immer aussparen !

Lange Wassereinwirkung auf glänzende, tiefschwarze Oberflächen können ein leichtes, dauerhates Ergrauen zur Folge haben.

Das sind meine Erfahrungen - gute wie schlechte- aus 35 Jahren Platten sammeln und pflegen.

Alle anderen Methoden -insbesondere jene mit Öl und dergleichen- mögen akzeptabel sein, wenn man seine Platten nur auf dem Grammophon abspielt.

Da man das Öl nicht wirklich wieder ohne Vollwäsche mit Spülmittel rausbebekommt, haben solche Ölmittel zur Folge, daß jeder Staub im Rillengrund gebunden wird und es beim Abspielen mit Leichttonabnehmer immer und immer wieder den kleinen Diamant mit Staub und Fusseln zugesetzt.

Ich würde daher eher abraten.

Nachtrag: sehr verstaubte Platten sind natürlich erst gründlich mit einer geeigneten Bürste vom Staub zu befreien ! Erst dann auf dem Grammophon spielen!

Staub besteht aus richtig harten,kleinen Kristallen. Sie wirken wie Schmirgel ! Deswgen sollte eigentlich jede Platte kurz abgebürstet werden, bevor sie auf's Grammophon kommt. Es verlängert die Lebensdauer der Platte.



Re: Schellackplatten reinigen
Rundfunkonkel, Sa Aug 20 2011, 22:57

Meiner Meinung nach haben Schellackplatten eigentlich nichts mehr auf dem Grammophon verloren. Früher war es Verbrauchsgut, heute - zumindest unter Sammlern - wertvolles Kulturgut, welches zu erhalten gilt. Abnutzung guterhaltener Platten ist nicht mehr wett zu machen!

Eine kurze, abschliessende Meldung noch von mir zum Reinigungsthema. Hier möchte ich keinen Streit vom Zaun brechen, aber um eine differenzierte Behandlung der Erfahrungen und MEINUNGEN bitten. Die Beiträge werden ewig im Netz kursieren, und vielleicht als Duplikate irgendwo wieder nach Jahren auftauchen. Es liest sich so, als ob jede Platte gleich explodiert und alle Rillen verliert, wenn sie nass würde. Wenn mein Hörbeispiel einer Telefunken Platte aus den Enddreissigern, die wirklich dermaßen verdreckt war dass sie eher entsorgt worden wäre denn nochmal irgendwo abgespielt zu werden, nicht genügend Beweis für eine - in diesem Falle und in dutzenden weiteren schon genauso gereinigten Plattenseiten - wirksame und klanglich äußerst zufriedenstellnde Reinigung darstellt (ohne hier die Oberfläche zu beschädigen), weiss ich nicht was dieser Thread soll. Es geht doch nicht darum, eine erzkonservative Haltung gegenüber neuen Methoden aufzubauen, sondern gemeinsam neue Wege und Verbesserungen heraus zu finden. Meine gereinigten Platten aus Mitte der 20er bis 50er Jahren sind weder stumpf geworden, noch dass diese am Ende schlechter klingen wie vorher. Sicher sollte man vorsichtig sein, wenn man etwas selber ausprobiert. Ich sage da nur: Versuch macht klug! Und nicht: ich habe aber mal gelesen, dass... sonst wäre die Erde heute immer noch eine Scheibe! Aber wie üblich ist alles auf eigene Gefahr auszutesten.

Beinhaltete eventuell das benutzte Spülmittel Alkoholbestandteile?

Übrigens, als Vorverstärker benutze ich einen selbstgebauten, einfachen Röhrenvorverstärker mit unterheizter Röhre (Triode), das ergibt trotz möglicher Verzerrungen der verschlissenderen Platten ein weicheres Klangbild. Und ich taste die Platten (momentan) mit dem kleinsten möglichen Auflagegewicht ab (wo also noch keine Verzerrungen auftreten wegen keiner Führung mehr - das sind gerade ca. 0,75 pond). Keine meiner normalen Platten sieht mehr ein Grammophon, da das Auflagegwicht die Rillen nach - das wusste man auch bei der RRG schon - etwa 200 Abspielungen zerstört hat. Daher hat man auch dort schon früh auf leichtere Tonabnehmer gesetzt. Auch Stahlnadeln sind meist ab einem gewissen Punkt der Platte am erhöhten Verschleiss schuld, es gibt aber auch heute wieder Stahlnadeln mit Saphirspitze für Elektroplattendreher mit Tonabnehmer bis (ich meine so stand es dabei) 30 Gramm.

Gruß

Rundfunkonkel

Re: Schellackplatten reinigen
Odeon89, Sa Aug 20 2011, 23:26

Hallo zusammen,

ich kann der Meinung, dass Schellackplatten bei längerem Kontakt mit Wasser beschädigt werden, nur zustimmen.

Ich habe vor einigen Jahren mal ein Konvolut Platten eines aufgelösten Radiosenders in Bonn in die Hände bekommen. Diese Platten lagerten im Keller des Gebäudes, dieser lief bei einem Rhein-Hochwasser voll und die Platten lagen einige Tage lang komplett unter Wasser. Die meisten dieserr Platten haben dadurch eine "picklige" Oberfläche erhalten. Das ist allerdings nicht bei allen Platten gleich stark passiert. Ich habe die Vermutung, dass nicht der Schellack an sich durch das Wasser leidet, sondern dass verschiedene Bestandteile durch den Kontakt mit Wasser aufquellen (u.a. wurden dem Schellack soweit ich weiß auch Baumwollfasern und Gesteinsmehl zur Bindung zugesetzt).

Viele Grüße
Kai

Re: Schellackplatten reinigen
, So Aug 21 2011, 05:41

Die im Beispiel gezeigte Telefunkenplatte mag ein alte Aufnahme sein, aber das Etikett weist sie als Nachpressung aus den 50er Jahren aus. Und natürlich hilft das Beispiel ohne den "Vorher"-Zustand nicht wirklich weiter.
Ein wenig knackig-knistrig ist die Platte schon für eine gute Pressung aus den 50er Jahren.

Und natürlich sollte man seine Platten nicht mehr nur per Grammophon abspielen.
Die genannte Zahl von 200 Abspielungen bishin zur Unbrauchbarkeit der Platte ist schon optimistisch.

Normalerweise gelten schon 100 mal Abspielen mit Stahlnadel als Grenze.Die Platte ist dann nicht mehr brauchbar.

Vor ein paar Jahren habe ich selbst mal einen Test mit einer makellosen Platte (aber musikalisch völlig uninteressant) gemacht. Nach 40 mal Spielen auf dem Grammophon sah man schon deutlich strapazierte Rillen am Plattenende.

Unsere normale Methode sollte also der leichte Tonarm mit Diamant sein. Das Grammophon muß den seltenen Gelegenheiten vorbehalten bleiben.

Beim Rundfunk galten Schellackplatten übrigens schon ab 60 mal abspielen als verbraucht und wurden ausgemustert.
Solche Platten trugen Aufkleber mit entsprechenden Zahlenkästchen, wo jedesmal ein Kästchen nach dem Spiel ausgestrichen wurde.

Und ja, die Schellackplatte besteht zum geringsten Teil aus Schellack. Russ, Gesteinsmehl und anderen Füllstoffen sind in der Überzahl. Der Schellack dient zum Zusammenhaften der genannten Stoffe. Ich habe die Zahl nicht mehr im Kopf, meine aber, der reine Schellackanteil war gerade mal 20-30 %.

Je nach Art der Hilfsstoffe kann Nässe -oder eben der leicht angeweichte, also feuchte Schellack - zum Aufquellen dieser Stoffe führen. Das wiederum kann winzige Ausbrüche zur Folge haben.

Natürlich sind hier Platten aus schlechten Zeiten (Materialknappheit) oder sehr billige Platten mehr betroffen.

Einen ähnlichen Effekt hat die sehr kalte (Minusgrade) Lagerung oder starke Hitze über längere Zeit. Es kann durch das Arbeiten der Hilfsstoffe eine sonderbar picklige Oberfläche entstehen.
Oft wird in Listen "pickliges Kriegsmaterial" genannt. Das ist zwar richtig, aber die Pickel entstanden erst im Lauf der Jahre durch die thermischen Einflüsse auf die eigentlich ungeeigneten Hilfsstoffe, die dem Pressmaterial zugesetzt wurden.

Das mag auch ein Grund sein, warum eine Pressung aus den 50er Jahren Nässe und Thermik besser verkraften kann, weil das Material nämlich wieder von sehr hoher Qualität war.

Gruß, Nils

Re: Schellackplatten reinigen
Formiggini, So Aug 21 2011, 10:08

Ich möchte an dieser Stelle mal alle dazu anregen, ihre unterschiedlichen Erfahrungen mit Plattenreinigung mitzuteilen - Denn:

*Ähnlich wie beim digitalisieren - jede Platte verhält sich etwas anders
*Jeder hat etwas andere Erfahrungen und herangehensweisen
*Was in dem einen fall fuktioniert, kann in einem anderen wieder daneben gehen
*Es gibt keine allgemeingültige, "einzige" Herangehensweise
*Wir sind auch deswegen hier in einem Forum, um auch andere Möglichkeiten kennen zu lernen, und neue Sichtweisen, zumindest mal sich anzuhören!

Dazu zwei Beispiele von mir...

Normalerweise richtet etwas Wasser bei Platten, vorallem nicht so gut erhaltenen keinen weiteren Schaden an - kann aber auch anders laufen...

Englische und amerikanische Columbia Platten wurden ab mitte der 20´er Jahre aus laminierten Schellackmaterial hergestellt.
In der Mitte der Platte wurde entweder ein Pappkern, oder billiges Schellackmaterial verwendet. Bei den beiden Außenflächen kam sehr hochwertiges Schellack zum Einsatz.
Dadurch erzielte man eine sehr hohe Laufruhe und deutlich reduzierte Nadelgeräusche.

Solch eine Columbia benetzte ich nun mit einem geschlossenen Wasserfilm (liegend), und ließ diesen c. 5 Minuten weichen. Funktioniert normalerweise bei meinen 20´er Jahre Platten recht gut - Bei dieser aber nicht...
Kleine Haarrisse in der Oberfläche ließ Feuchtigkeit in das innere Eindringen, und wohl den Kern leicht anschwellen.
Dies führte dazu, das sich bereits nach einigen Minuten vom Rand der Platte aus das Obermaterial begann abzulösen - was für´ne Schei...

Beispiel zwei (einige werden aufschreien...) vor allem in Amerika werden von Sammlern Schellacks häufig mit WD40 gereinigt (Ok, es gibt auch Amerikaner, die ihren Lachs im Trockenprogramm der Spülmaschine garen...).
WD40 ist auch stark schmutz lösend. Ein Sammler aus den USA hat die Firma mal nach den Zutaten angeschrieben - WD40 enthält keinen Alkohol, ist also prinzipiell für Schellacks nicht schädlich.
Und ja - es funktioniert!
Leicht einsprühen (unbedingt Label schützen!), etwas wirken lassen, und dann mit einem feuchten Mikrofasertuch den Film komplett entfernen.

Ich habe an zwei Platten einen Langzeitversuch gestartet. Bei diesen verblieb ein leichter WD40 Film auf den Platten. (Ich habe diese vor c. 3 Jahren damit behandelt).
Alle halben Jahre spiele ich die Platten ab und reibe sie mit einem weißen Tuch ab.
Weder erhalte ich "schwarze Schmiere", noch erhöht sich das Grundrauschen.
Das Zeug scheint auch über einen längeren Zeitraum das Material nicht anzugreifen.


Damit will ich nicht sagen, das jeder seine Platten so behandeln soll - ich tue dies auch nicht!
Aber, es gibt einfach unterschiedliche Verfahren, die funktionieren können - man sollte nicht automatisch eine ablehnen, nur weil man sie nicht anwendet, bzw. nach einem anderen Verfahren arbeitet!

Re: Schellackplatten reinigen
berauscht, So Aug 21 2011, 14:58

WD40 habe ich auch schon zur Plattenreinigung verwendet. Es löst auch Schmutz der mit Seifenwasser sich nicht abwaschen lässt. Nachteilige Auswirkungen konnte ich dabei auch noch nicht feststellen.

Je nach Verschmutzungsgrad werden die Platten bei mir anders gereiningt.

Schwarz glänzende angestaubte Platten werden einfach nebelfeucht mit einem langfaserigen Mikrofasertuch abgewischt. Feste Verschmutzungen werden dann mit einem Streichholz abgekratzt. und die Stelle nochmals abgewischt.

Wer aber Platten auf dem Flohmarkt kauft findet dort oft sehr stark verschmutzte Platten. Hier entferne ich zunächst losen Schmutz durch abpusten und abwischen mit einem weichen Tuch. Fester grober Schmutz wird dann mit einer Bürste so gut es geht entfernt.
Je nach Verschmutzung reinige ich die Platte dann mit einem nebelfeuchten Mikrofasertuch, oder ich wasche sie.
Unbeschädigte Platten wasche ich freihändig über dem Waschbecken mit lauwarmen Wasser und Spüli. Ich halte ich die Platte senkrecht und bürste die Rillen mit einer weichen Zahnbürste. Das Wasser mit dem Dreck fleißt hierbei gleich ab. Anschließend spüle ich die Platte mit klarem Wasser und trockne sie senkrecht. Das Wasser tropft deutlich schneller ab, wenn man oben kräftig pustet und den Wasserfilm auf der Platte in zwei Hälften teilt.

Vor einer Wäsche der Platte sollten verschmutzte Label unbedingt gereinigt werden (weiches Tuch, oder wenn nötig nebelfeuchtes Mikrofasertuch), da ansonsten Schmutzränder nach dem Auftrocknen zurückbleiben.

Sollte ein Label beim Waschen nass werden, möglichst mit kräftiger Lunge trocken pusten. Niemals trocken wischen, nur tupfen.



Re: Schellackplatten reinigen
Rundfunkonkel, So Aug 21 2011, 15:51

Hier mal ein Video von meiner persönlichen Reinigungsmethode:

Link - Hier klicken


Gruß

Rundfunkonkel

Re: Schellackplatten reinigen
krammofoon, So Aug 21 2011, 16:49

/offtopic
NEIN! *lol*......
nur keine Schleichwerbung, was? *thumbs up*.... gut gelöst

Re: Schellackplatten reinigen
SchellackFreak, So Aug 21 2011, 17:50

Vielen Dank für deine Mühe mit dem Video.
Anhand den ausführlichen Bildern kann man gut den Reinigung Vorgang nachvollziehen. In weiten Strecken ähnelt es auch meinen Reinigungsverfahren ;)

Gruß Yannick

PS: Schön das du auch unter dem Video auf die möglichen Gefahren hingewiesen hast.


Re: Schellackplatten reinigen
, Di Aug 23 2011, 12:47

Wie entfernt Ihr Wachsflecken rückstandslos von den Platten?

Gelegentlich kommt mir eine Scheibe in die Hände, die mit Kerzenwachs bekleckert ist. Das Überstehende läßt sich schnell entfernen. Was in den Rillen steckt versuche ich mit einer Stecknadel vorsichtig herauszuheben. Dennoch kriegt man damit die Platte nicht frei von allen Rückständen.

Heißes Wasser löst zwar Wachs ganz gut. Es muß aber eine bestimmte Mindesttemperatur haben, die jedoch so hoch sein wird, dass es (wahrscheinlich) jeder Schellackplatte schadet.

Deshalb meine Frage: Wie macht Ihr das?

Gruß


Re: Schellackplatten reinigen
, Di Aug 23 2011, 13:35

Hallo Günther,

Wachs konnte ich schon mehrmals völlig restlos mit Waschbenzin entfernen. (Waschbenzin und Feuerzeugbenzin sind identisch)

Mehrfache Proben an verschiedenen Schellackplatten hatten gezeigt, daß die Oberfläche völlig gleichgültig auf Benzin reagiert. Auch dem Etikett macht Benzin überhaupt gar nichts aus, es verdunstet ohne jede Veränderung.

Ich habe es zumeist mit einem gut getränkten Mikrofasertuch und mehrmaligen bereiben der Stelle hinbekommen.

Wegen der Feuergefährlichkeit von Benzin muß ich raten, das Ganze im Freien zu machen! Mindestens aber direkt vor dem geöffneten Fenster.

Dieses Reinigungsbenzin ist überhaupt ein Mittel gegen alle fett-und ölhaltigen Verschmutzungen auf Schellackplatten. Auch auf Etiketten.
Eine Beeinträchtigung konnte ich -auch bei versuchsweise langer Einwirkzeit- noch nie feststellen.

Ich habe immer einen Liter im Hause und fülle mir eine kleine Tropfflasche aus dem Medizinbereich für meine Zwecke.

Reinigungsbenzin gibt es in Literflaschen in Drogerien oder Malerbedarfläden, in kleinen Mengen als Feuerzeugbenzin im Tabaksladen.

Gruß, Nils

Re: Schellackplatten reinigen
Rundfunkonkel, Di Aug 23 2011, 13:40

@Herold38: Eine interessante Frage. Bei Stoff soll ein Bügeleisen mit Löschpapier funktionieren. Wie wäre es, wenn man die sonnengespeiste "Bügelfunktion" für krumme Schellackplatten mal mit einem Blatt Löschpapier erweitert? Platte also zwischen zwei Glasplatten legen, auf die Seite mit dem Wachs ein Stück Löschpapier beilegen, und für eine gewisse Zeit ab in die Sonne. Wer versucht es mal? Falls die Sonne nochmal hervorkommt...

Gruß

Rundfunkonkel

Re: Schellackplatten reinigen
, Di Aug 23 2011, 15:42

Hallo Nils,

vielen Dank für den ausführlichen Bericht!
Ich hätte nicht gedacht, dass Waschbenzin dafür geeignet ist. Irgendwie setzt man das immer mit Alkohol (und Gefahren) auf eine Stufe.

Gut, ich werde mir demnächst mal eine kleine Menge besorgen.

===============================

Hallo Rf-Onkel,

naja, das könnte mal einer machen. Mit "Wer versucht es mal?" würde ich gleich mal Dich vorschlagen. Du bist doch für Experimente aller Art bekannt...

Schreib mal über Dein Ergebnis!

Gruß



Re: Schellackplatten reinigen
Rundfunkonkel, Di Aug 23 2011, 16:41

Hallo Herold38,

würde ich gerne! Vor drei Wochen habe ich aber einen dafür geeigneten Testkandidaten (3/4 Platte waren nur noch da ,der Rest fehlte im gekauften Stapel Platten) weggeworfen, weil ich die nun wirklich nicht mehr abgespielt bekommen konnte... für so etwas wäre sie aber noch gut geeignet gewesen :). Zu spät!

Gruß

Rundfunkonkel

Re: Schellackplatten reinigen
, Mo Okt 31 2011, 00:18

Also die Schellackplatten wurden mit einer Silikonschicht überzogen damit sie leichter abgespielt werden kann.Auf jedenfall mit keinem Silikonspray oder ähnliches dran gehen.
Ich verwende erfahrungsgemäß Prontoclassik zum sprüchen.
Vorher einsprühen und mit einen Lappen in die Rillen einarbeiten leicht rüber wischen reicht völlig aus. Mann spielt die Platte wie gewohnt ab beim spielen kann man gut erkennen wie die Nadel den Dreck aus der Rille holt.
Nach dem abspielen nimmt man die Platte legt sie auf einem geraden Untergrund und poliert sie mit einem weichen sauberen Lappen. Außerdem hat das Spray die Eigenschaft eine dünne Silikonschicht auf der Platte zu bekommen. Die Platte bekommtihren alten Glanz und läuft wesentlich besser und leichter man merkt es da man die Feder nicht mehr voll aufziehen braucht. Und immer daran denken immer eine neue Nadel zu benutzen sofern die Platte graue rillen bekommt ist sie hin. Ich habe ca.1600 Platten und alle auf diese weise gereinigt und es nie bereut ganz im Gegenteil.
Bei Fragen immer melden

Re: Schellackplatten reinigen
berauscht, Mo Okt 31 2011, 09:40

Silikon wurde aber erst nach dem Kriege großtechnisch hergestellt. Also dürften Scheiben aus der Zeit vor den Sternchen-Polydor-Platten nicht mit Silikon beschichtet sein. Vermutlich hat man aber irgendwelche anderen Trennmittel in den Presswerken verwendet um die Platten leichter aus den Pressen zu bekommen.

Re: Schellackplatten reinigen
, Di Nov 01 2011, 17:06

Kann gut möglich sein aber ich finde wenn reinigen dann mit Prontclassik probiertes aus ihr werdet denn unterschied merken, sehen und hören.

Re: Schellackplatten reinigen
Rundfunkonkel, Di Nov 01 2011, 17:36

@Victor: das haben schon einige probiert (inklusive mir selber), man macht nach meiner Beobachtung mit dem öligen Bestandteil anscheinend den Schmutz weich, und er wird beim Spielen aus der Rille gekratzt. Was mich aber wieder davon abbrachte ist die Tatsache, dass die Platten dann klebrig für neuen Staub sind, und man von dem aufgebrachten Mittel Rückstände in Hüllen, am Gerät - und an den Fingern hat. Nicht zu vergessen die Fingerabdrücke auf der Platte. Deswegen habe ich mir für meinen Geschmack eine neue Methode gesucht :o).

MfG Rundfunkonkel

Re: Schellackplatten reinigen
GrammophonTeam, Mi Feb 05 2014, 15:54

Di Feb 04 2014, 22:06
brunosaite


Ich möchte hier noch eine Stellung zu einem Artikel von "Grammophonteam" nehmen. Schellack ist nur im Rohzustand alkohollöslich. Eine Grammophonplatte besteht nur zu einem recht geringen Teil aus Schellack und nach der thermischen Bearbeitung während des Pressvorgangs wird es nahezu gegen Alkohol und sogar viele Säuren unempfindlich bzw. reagiert erst nach langer Einwirkzeit.
Ein Beispiel: Ich reinige meine Grammophonplatten, und das schon seit mehreren Jahrzehnten, in dem ich die Platte auf den Plattenteller eines Grammophons lege, das Grammophon einschalte, die sich drehende Platte mit alkoholhaltigem Fensterputzmittel der Marke "JA" einsprüche, während des Drehens mit dem Finger das Fensterputzmittel gut auf der Platte verteile und die Platte dann mit einer guten, neuen Nadel abspiele. Danach ist jeglicher Dreck aus der Rille! Nach dem Abspielen mit einem Tuch trocknen und nochmals mit einem Samtreiniger kreisförmig die Schallrillen "ausfegen". Das alkoholhaltige Fensterputzmittel hat bisher weder meinen Schallplatten und auch dem Etikett nicht geschadet. Probiert´s einfach mal mit einer Platte, die nichts mehr wert ist.




Di Feb 04 2014, 22:54
joha


Lieber brunosaite Bitte;Bitte nicht mit Fensterputzmittel,egal welche Firma wenn die die Mixtur ändern,ruinierst du deine Platten.
Leider kenn ich solche Platten die stumpf und fleckig werden, weil die Hausfrau den Ständer mit den Platten geputzt hat,die Platten waren hin und die Dame bekam den Laufpass. Nimm dir mal eine Lupe und schau dir mal die Stelle an nach einer Einwirkzeit von einer Minute an.
Ich rate davon strickt ab, spüli und ein Mikrophasertuch oder milder Plasticclaener für optische Geräte machen das allemal besser und ohne fressstellen.
Gruss Joha Ps .das Thema hatten wir schon mal im Forum. *grins *stop




Di Feb 04 2014, 23:39
snookerbee


Niemals Schellack und Alkohol!

Siehe: Link - Hier klicken




Mi Feb 05 2014, 09:14
brunosaite


Ich möchte die Diskussion über das Thema nicht ins Endlose treiben; deshalb hier ein praktischer Versuch welchen ich soeben abgeschlossen habe.
Ich habe eine defekte (Randausbruch) Schellackplatte genommen die aber in ihrer Qualität noch sehr gut ist. Habe die mit einem weißen Etting in zwei Hälften unterteilt und die rechte Seite kräftig mit Fensterputzmittel eingerieben. Die linke Seite blieb trocken.
Dann bin ich zur Physitherapie gegangen und war gut eine Stunde weg.



Auch das Label bekam
seinen Teil Fensterputzmittel ab! Siehe Fotos!!!
Als ich zurück kam (nach gut einer Stunde!!!) spülte ich die Platte mit kaltem Wasser ab (nicht das Label, das war schon verlustfrei getrocknet) und trocknete die Platte
mit einem Haushaltstuch. Seht euch das Ergebnis in den nächsten Fotos an und urteilt selbst. Weder die Platte noch das Label haben auch nur im geringsten unter der gut einstündigen "Misshandlung" gelitten!



. Ich garantiere für den Ablauf des Versuches in der genannten Reihenfolge




Mi Feb 05 2014, 13:11
snookerbee


Dieses Fensterputzmittel scheint zum Glück nicht agressiv gewesen zu sein. Aber es gibt auch andere Mischungen, wie Joha oben schrieb. Die Erfahrungen gehen weit auseinander bei solchen Haushaltsreinigern. Da hier viele Leute mitlesen und vorgestellte Methoden selbst probieren, müssern wir vorsichtig sein mit dem Verallgemeinern von Aussagen, solange nicht größere Tests mit verschiedenen Fensterreinigern durchgeführt wurden.

Viele Grüsse
Claus




Mi Feb 05 2014, 13:41
brunosaite


Ich möchte nochmals betonen, daß ich nicht "Haushaltsreiniger" und
obskure Methoden zur "Plattenpflege" empfehle. Nur die oben von mir beschriebene, mit dem genannten Fensterputzmittel und den genannten Hilfsmitteln (Haushaltstuch und Samtwischer) , gebe ich als Empfehlung. Ich bin 60 Jahre alt und reinige seit über 40 Jahren meine Schellackplatten nach dieser Art - völlig verlustfrei.




Mi Feb 05 2014, 15:18
snookerbee


Danke für die Klarstellung.

Re: Schellackplatten reinigen
Formiggini, Mi Feb 05 2014, 20:56

Tja - so verschieden sind die Erfahrungen...
Generell (dazu gleich mehr) - Alkohol und Schellackplatten vertragen sich nicht wirklich!
Hier ist es wohl eine Frage der Dosierung und des Produktes!

Gratulation wenn du seit 40 Jahren Schellackplatten mit Fensterreiniger putzt ohne Verluste - meine Erfahrung ist leider eine andere.

Vor vielen Jahren (und noch recht unerfahren) bekam ich ebenfalls den Tipp Grammophonplatten mit Fensterreiniger zu putzen. Leider ohne weitere Hinweise...
Getreu dem Motto: Viel hilft viel, Platte flach hingelegt und dick mit Fensterreiniger ein-gesprüht. Wohlgemerkt ein übliches Supermarkt-Produkt und kein Industriereiniger! Allerdings eine andere Marke wie oben erwähnt.

Gut - 30min "Wirkzeit" des Fensterreinigers.
Als ich die so behandelte Platte zum Waschbecken zwecks abspülen trug, tropfte bereits eine Grau/Schwarze Brühe von der Platte.
Fazit: Der einfache Fensterreiniger hatte die Oberfläche stark angelöst. Übrig blieb von der ehemals gut erhaltenen und glänzenden Platte ein laut rauschendes, graues etwas. Unnötig zu erwähnen das es sich nicht um Großmütterchen oder die Toselli-Serenade handelte...

Hier das optische Ergebnis der mit Fensterreiniger behandelten Platte:







Ich will dir gar nicht in Abrede stellen das du mit der Methode "Fensterreiniger" seit 40 Jahren gut fährst. Wichtig ist eben dabei (wie von dir beschrieben), nur eine kurze Einwirkzeit, und vermutlich (unwissentlich) das richtige Produkt mit einem niedrigen Alkoholgehalt.

Trotzdem muss dies jeder für sich selber entscheiden. Generell: Alkohol löst Schellackplatten an und hat, meiner Meinung nach nichts darauf verloren!
Leichte Seifenlösungen oder Wasser und ein Mikrofasertuch leisten hier wesentlich bessere Dienste!
Egal nach welcher Methode - bitte der Platte kein "Bad" verpassen! Das Etikett sollte wirklich kein Wasser oder Reinigungsflüssigkeit sehen!




Schellack ist nur im Rohzustand alkohollöslich. Eine Grammophonplatte besteht nur zu einem recht geringen Teil aus Schellack und nach der thermischen Bearbeitung während des Pressvorgangs wird es nahezu gegen Alkohol und sogar viele Säuren unempfindlich bzw. reagiert erst nach langer Einwirkzeit.


- dem widerspreche ich schlicht *engel

Schellackplatten bestehen je nach Firma und Entstehungsjahr/Umstände zwischen 10% - 20% aus reinem Schellack. Dieser ist natürlich auch im verarbeitetem Zustand durch Alkohol löslich. Der Schellack ist ja das Bindeglied zwischen Gesteinsmehl, Ruß, Harzen, organischem Material usw.

Beim Pressvorgang tritt durch die Temperatur und die Hitze ein größerer Teil des Schellacks an die Oberfläche: D.h. auf der Oberseite ist ein höherer Schellack-Anteil als im Kern. In eben dieser Oberfläche sitzen aber nun die Schallinformationen in Form von Rillen. Wenn diese nun Alkohol sehen...

Experiment


Zutaten:
1. Kaputte Schellackplatte mit gut erhaltener Oberkfläche
2. Spiritus
3. Küchenpapier












Schellackplatten sind leider Alkohol-löslich...

Re: Schellackplatten reinigen
, Mi Feb 05 2014, 21:28

Zwischen dem Brennspiritus welchen du anwendest und dem winzigen Alkoholanteil in Fensterputzmitteln besteht ungefähr so ein Unterschied wie der Salzgehalt in Trinkwasser aus unseren Leitungen und dem Wasser des Toten Meeres! Die Menge machts. Ich betone nochmals: 40 Jahre Anwendung ohne den geringsten Schaden!
Beste Grüße
Jürgen

Re: Schellackplatten reinigen
berauscht, Mi Feb 05 2014, 22:24

Vielleicht sollte man nochmal erwähnen, dass sich fast sämtliche Verschmutzungen mit einem nebelfeuchten Mikrofasertuch entfernen lassen, und es keiner Reinigungsmittel bedarf.

Re: Schellackplatten reinigen
Starkton, Mi Feb 05 2014, 23:10

Für das Anfeuchten des weichen Tuchs natürlich immer demineralisiertes Wasser verwenden, ansonsten können Kalkreste in der Rille zurückbleiben. Ich spiele die Platten dann frühestens am nächsten Tag ab, bis dahin ist die angequollene Pressmasse wieder stabil.

Re: Schellackplatten reinigen
veritas, Do Feb 06 2014, 10:07

Ich muß ja auch zustimmen, daß die Verwendung von zumindest unverdünntem Glasreiniger mit Alkoholanteil fatal ist.
Besonders hinterhältig ist dabei die vermeintlich gute Reinigungswirkung. Selbst die Plattenöberfläche fühlt sich nach dem Abwischen sauber und fettfrei an. Leider ist aber vom Schellack, das als Bindemittel für das Gesteinsmehl funktioniert, dann kaum mehr etwas an der Oberfläche vorhanden.

Das bedeutet also: Die Platte sieht zwar sauber aus, nutzt sich aber extrem schnell ab. So behandelte Schellacks sind wenigstens dann nicht mehr stahlnadelfähig.

Unverdünnter Glasreiniger ist zur Vorreinigung von Vinyl wirklich klasse und empfehlenswert, für Schellacks aber eine Katastrophe. Es gibt allerdings diverse Mischrezepte, die weniger als 25% Glasreiniger enthalten. Aus Interesse habe ich diese auch mal getestet und auch bei Schellackplatten für gut befunden. Doch auch hier hängt die Sicherheit von der Kontaktdauer mit dem Reiniger ab. Je kürzer, desto sicherer (< 1 Minute insgesamt).

Allerdings spricht nichts wirklich gegen das bewährte Spülmittelwasser, welches immerhin gut genug für Gegenstände ist, von denen wir nachher speisen.

Zu den Kalkresten in der Rille dürfte es natürlich besonders vom Härtegrad abhängen. Bei Schellacks dürften sich Nebengeräusche auch aufgrund des ohnehin geringen Störabstands wenig bis gar nicht bemerkbar machen. Für Vinyl ist das natürlich wiederum eine ganz andere Geschichte.

Re: Schellackplatten reinigen
, Do Feb 06 2014, 10:51

Vor einigen Jahren bekam ich von einem alten Herrn als Dankeschön eine neuwertig erhaltene Platte geschenkt. ( Grammophon, Arne Hülphers)

Ich wußte, daß das Lieblingsputzmittel des Seniors in allen Fällen "Der General" war.

Natürlich hatte er die Platte vor dem Wegschenken erstmal "richtig saubergemacht" - und Ihr ahnt es.... natürlich mit unverdünntem " General" ! *nene

Die Oberfläche der Platte zeigt bis heute graue Putzstreifen, spielt allerdings noch makellos, weil der "General" wohl seine Arbeit nicht bis auf den Rillenboden verrichtet hat . Glück im Unglück : der alte Herr war extrem sparsam und es wurde natürlich nur stets ein winziger Tropfen des Reinigers auf den Lappen gegeben !

------------

Noch zu der Mikrofasertuch-Methode : ich habe bemerkt, daß die Kalkreste (zumindest bei meinem Leitungswassr) keine besondere Rolle spielen, sehr wohl aber feinste Abriebfusseln des Tuches sich durch die Feuchtigkeit in der Rille wohlfühlen und anhaften.

Dem kann man aber leicht begegnen, wenn man die Scheibe nach dem Putzen mit einer etwas härteren Bürste gründlich mehrmals in Runde säubert.

Es gibt wunderbare Bürsten für unsere Zwecke ! Zum groben Ausputzen ist eine Bürste mit Schweineborste besonders geeignet und man kann dabei gar nichts an der Platte kaputtmachen !

Zur Staubentfernung vor dem Spiel ist eine kleine Bürste aus Ziegenhaar gut - weich, dicht und staubmagnetisch durch Reibung.

All solche Bürsten gibt es in passenden Formen im bekannten Auktionshaus.

Gruß, Nils

Re: Schellackplatten reinigen
, Do Feb 06 2014, 11:40

Um die Diskussion vielleicht etwas in eine Bahn zu lenken Folgendes:

Alle meine Schellackplatten befinden sich sicher aufbewahrt in stabilen Papphüllen wie auf dem Foto


Reinigen muß ich sie deshalb garnicht. Lediglich vor dem Abspielen halte ich mal kurz einen drehrichtungsgebundenen Samtreiniger auf die sich bereits drehende Platte!




Und dann ist aus die Maus!

Das von mir genannte Reinigungsverfahren mit dem Fensterputzmittel wende ich grundsätzlich nur bei Neuerwerbungen an.

Re: Schellackplatten reinigen
Limania, Do Feb 06 2014, 19:01

Hallo,

ich hab heute mal einen Test gemacht mit handelsüblichen Fensterputzmittel aus dem Hause 'Netto'.
Halbseitig eingesprüht hab ich die Platte heute früh halb Sechs und abgespühlt um ca 16 Uhr...







Das Ergebnis spricht für sich...

LG Limania

Re: Schellackplatten reinigen
, Do Feb 06 2014, 19:26

Hallo Heike,

Dein Ergebnis ist sicher nicht nur dem geringen Anteil Alkohols im Reiniger zu verdanken.
Hier wird deutlich, daß Schellackplatten im Prinzip auch wasserscheu sind.
Hausfrauen alter Art kennen sicher die weißen Wasserränder von der Blumenvase auf dem schellackpolierten Vertiko...

Den Effekt hat ja auch Formiggini weiter oben schon genau erklärt.

Unsere Waschbären mögen es nicht gern lesen, aber schon die Einwirkung von Wasser schadet der glatten Oberfläche und erzeugt auf Dauer etwas mehr Grundrausch.

Also : kaum spürbar feuchtes Mikrofasertuch und gute Bürste !

Danke für den Versuch !

Gruß, Nils



Re: Schellackplatten reinigen
, Do Feb 06 2014, 20:33

Schellacks in der Knosti
Hallo an Alle,

heute möchte ich mal eine Lanze für die manchmal verpönte und verkannte Knosti brechen.
Ich wasche alle meine Platten, Vinyl und Schellacks, mit der Knosti. Wie ich mit den Schellacks umgehe werde ich hier beschreiben:

1-Wannen Methode, d.h. es wird eine Waschlösung aus lauwarmem Wasser mit einem Schuß Scheibenwaschkonzentrat (Tankstelle) und ein paar Tropfen Mirasol angesetzt
sind die Platten sehr staubig spüle ich diese im Spülbecken vor und bearbeite sie leicht mit einem frischen Spüllappen
danach wird die Scheibe in der Knosti 2-3 Umdrehungen vorgreinigt und ich lasse sie ein paar Sekunden weichen
es folgen 10-20 Umdrehungen
danach die Scheibe mit sanftem Wasserstrahl abspülen, kurz abtropfen
mit einem neuen flauschigen Mikrofasertuch abreiben und
ab in den Trockenständer
Alternativ verwende ich destiliertes Wasser und lasse die Platten im Trockenständer der Knosti trocknen.

Zur Illustration habe ich ein paar fotos gemacht:
1. ein Vergleich von gereinigter Scheibe (noch feucht) und der Ausgangssituation
folgende: satter Glanz, macht Lust auf Musikhören....................

Ich habe bisher noch nie Probleme mit dieser Methode gehabt, die "Wässerungszeit" versuche ich im Rahmen zu halten,


Grüße Flu











Re: Schellackplatten reinigen
, Fr Feb 07 2014, 05:19




Von dieser Methode in der Knosti kann leider nur abgeraten werden !

Man sieht die Folgen doch schon deutlich an den bis auf das Papier abgewetzten Etiketten.

Hier wurde doch nun so eindeutig und überzeugend herausgearbeitet, daß Vollbäder in Chemikalien den Platten schaden - und schon kommt wieder ein Beitrag, in dem die Welt neu erfunden wird - und noch dazu mit einer besonders belastenden Methode für die Platten.

Die gezeigten HMV-Etiketten mögen die bescvhriebene Tortour noch mit Schäden lesbar überstehen, aber die deutschen Tempo (lila) und goldenen Imperialetiketten wären hernach unbrauchbar und kaum noch lesbar.

Das musste jetzt leider zu dem vorherigen Beitrag gesagt werden.

Gruß, Nils

Re: Schellackplatten reinigen
Willi-H-411, Fr Feb 07 2014, 08:27

Nils, die Beschädigung des Etiketts muß nicht zwangsläufig durch die Knosti entstanden sein. Die Schalen, die die Label schützen, sind ja auf die Größe von LPs ausgerichtet; daher wären sie für Schellacklabel eher zu groß.

Daher meine Frage an fluthecrank: Wie machst du das, um die Label zu schützen? Prinzipiell finde ich die Knosti eigentlich recht praktisch und würde sie mir auch zulegen.

VG Willi


Re: Schellackplatten reinigen
, Fr Feb 07 2014, 08:34

Willi, so wie ich die Knosti kenne, sind zwar diese Schalen drauf, aber keineswegs so dicht, daß keine Reinigungsflüssigkeit dazwischenlaufen kann.
Dazu müssten die "Schutzscheiben" am Rand eine weiche Dichtung (Gummi, PVC usw) haben und stramm zusammenpressen.

Gruß, Nils

Re: Schellackplatten reinigen
veritas, Fr Feb 07 2014, 10:41

Die Bechädigung des Labels durch die Knosti kann ich selbst als langjähriger Nutzer ebenfalls ausschließen. Die Knosti-Wanne hat zwei Lange bürsten in der Wanne eingebaut. Beide reichen jedoch keineswegs an das Label heran, kommen also beim Drehen der Platte mit einem Standardetikett wie den gezeigten HMV-Platten gar nicht in Berührung.

Zu Weihnachten habe ich mir auch eine Okki Nokki Platten-Waschmaschine gegönnt, die ich aber nur in Ausnahmefällen für Schellacks verwende. Bei einem oft nicht unerheblich Vermschutzungsgrad ist die Knosti für mich noch immer die erste Wahl. Mit Kalkresten hatte ich bei Schellacks bislang kein Problem, was aber vor allem an der Wasser-Enthärtungsanlage zu danken ist.

Die Knosti hat ja zwei Plastikschalen, die das Label trocken umhausen sollen. Knosti-Nutzer wissen aber, daß dies auch hin und wieder mal nicht wirklich abdichtet oder das Label etwas zu groß dafür ist. Kein Wunder, denn es gibt wirklich keinerlei Gummidichtung. Die Schalden sind aus einem Stück ABS gegossen, innen gibt es noch einen Puck für Singles, der sich herausnehmen und umdrehen läßt:



In diesem Fall bin ich pragmatisch und feuchte das Label vorsichtig mit einem Schwamm gleichmäßig an (tupfend). Das kann dann gleichmäßig trocknen und man vermeidet so unschöne Wasserflecken. Schäden am Etikett habe ich durch diese Methode bei keiner Schellackplatte gehabt. Bei Massenreingungen habe ich mir das auch als Standardverfahren angewöhnt und verwende statt der umständlichen Schale nur noch einen Schraubendreher als Halterung für die Platten.

Gruß, Norman

Re: Schellackplatten reinigen
, Fr Feb 07 2014, 11:08

Hallo Norman,

vielleicht kann man sich zur Optimierung ja zwei passende Dichtungen mit Schere oder Schneidzirkel selbst fabrizieren und diese auf die Halbschalen bringen.

Mit dem Wässer auf Etiketten haben wir leider ganz unterschiedlich Erfahrungen.

Zumindest deutsche Etiketten aus den Kriegsjahren reagieren wirklich wie Tusche auf Wasser .....

Hier ein typisches Exemplar, wie es bereits nach einem Vollbad aussehen kann.




Gruß, Nils


Re: Schellackplatten reinigen
snookerbee, Fr Feb 07 2014, 14:21


Nachdem mir auch schon Etiketten "ausgelaufen" sind und poröse Schellackplatten auch schon Mini-Krater ausgebildet haben bei der Nassreinigung, nutze ich fast nur noch die Trockenreinigung mittels Naturhaarbürste. Die Borsten sind stabil genug, um den Dreck mitzunehmen und bei zu hohem Andruck brechen sie weg, ohne die Platte zu beschädigen.

Auf dem ersten Bild unten sieht man die Haltung der Bürste. Nicht zu weit kippen, sonst kratzt der Bürstenrand über die Plattenoberfläche. Ich habe die Bewegungsrichtung eingezeichnet: entlang der Rillen und entgegen der Laufrichtung der Platte. Da holt man den meisten Dreck raus, wie das zweite Bild zeigt. Diesen Staub kann man dann leicht wegpusten oder mit einem Mikrofasertuch aufnehmen. Nicht reiben, sonst hat man alles wieder in den Rillen!



Der gelbe Ring im zweiten Bild zeigt hartnäckige Staubstellen, es können auch Stockflecke sein. Das bekomme ich durch Anhauchen der Stelle und Abreiben mit dem Mikrofasertuch weg. Hier muss an der betreffenden Stelle manchmal etwas mehr aufgedrückt werden und es kann auch etwas länger dauern. Danach gehe ich nochmals mit der Bürste drüber, um die Fusseln des Tuches zu lösen.



Grüße
Claus

Re: Schellackplatten reinigen
, Fr Feb 07 2014, 15:08

Danke, Claus,

das sollte die Standard-Reinigung sein ! Mit dieser Bürste holt man wirklich erstaunliche Dreckberge aus der Rille und man kann bürsten wie man will - niemals schadet die (offensichtliche) Schweinsborste der Platte, oder gar dem Etikett !

Gegen eine letzte, kurze "nebelfeuchte" Politur mit dem Mikrofasertuch ist nichts eizuwenden.

Diese Methode garantiert unversehrte Etiketten und vorallem kein zusätzlicher erworbener Grundrausch durch eine Aufrauhung durch Wasserbehandlung.




Re: Schellackplatten reinigen
Starkton, Fr Feb 07 2014, 18:17

Das Wesentliche ist die Absaugvorrichtung. Wir sind uns wohl alle einig, dass die Einwirkzeit das entscheidende Kriterium ist. Je länger das Mittel der Wahl auf der Oberfläche verweilt, umso gravierender sind die Folgen.

Verwendet man z.B. das im Link angesprochene "Wundermittel" L`Art du Son ohne Absauge, passiert folgendes:

"Bezüglich der Anwendung mit dem Knosti-Gerät kann man leider nur ein knappes "Ausreichend" vergeben, da das Mittel nicht von alleine trocknet und einen Spülmittelfilm hinterlässt .... So muss man überschüssiges Spülmittel mit destilliertem Wasser abspülen. Das Trocknen dauert entsprechend länger und muss ggf. mit einem weichen feinen Microfasertuch unterstützt werden." Quelle: Link - Hier klicken

Re: Schellackplatten reinigen
Willi-H-411, Fr Feb 07 2014, 18:31

Hinzufügen muß man auch, daß in dem Mittel Loricraft l' art du son kein Alkohol enthalten ist. Eben, weil er gerade die Oberfläche einer Schellackplatte angreifen kann.

Für das so schön klingende "Osmosewasser", kann man auch normales destilliertes Wasser benutzen. Wichtig ist ja einzig, daß kein Kalk enthalten ist. Aber "destilliertes Wasser" klingt nicht so "professionell", wie "Osmosewasser" und kostet auch nur einen Bruchteil dessen.

VG Willi




Re: Schellackplatten reinigen
, Fr Feb 07 2014, 18:37

Ganz grundsätzlich muß aber noch gesagt werden, daß in dem Link VINYLplatten gereinigt werden.

Die sind natürlich überhaupt nicht mit Schellackplatten zu vergleichen.

Deswegen enthalten viele fertige "Plattenreinigungsmittel" Substanzen, die dem Vinyl gut bekommen, aber einer Schellackplatte sofort Schäden zufügen.
Stellvertretend sei zum Beispiel ein hoher Alkoholanteil genannt und antistatische Mittel brauchen wir bei Schellackplatten erst gar nicht - man weiß nie, was diese Zusätze kurz-oder langfristig auf Schellackplatten bewirken.

Gruß, Nils

Re: Schellackplatten reinigen
Willi-H-411, Fr Feb 07 2014, 18:43

Nils, da hast du was übersehen. In dem Artikel steht:

Wir reinigen unsere (Ihre) Schellack und Langspielplatten wie folgt...


Und das besagte Reinigungsmittel hat keinen Alkohol.

Re: Schellackplatten reinigen
, Fr Feb 07 2014, 18:51

Doch , doch, Willi, das habe ich schon gelesen.

Trotzdem ist der Hinweis wichtig, daß ein Reinigungsmittel für Vinyl nicht gleichermaßen und grundsätzlich auch für Schellackplatten verwendet werden sollte.

"Osmose-Wasser" ist wirklich eine ausschließlich sprachliche Aufwertung des billgen Aqua dest.

Ich putze meine Platten lieber selber ....

Re: Schellackplatten reinigen
Starkton, Fr Feb 07 2014, 19:00

Gast schrieb ...

"Osmose-Wasser" ist wirklich eine ausschließlich sprachliche Aufwertung des billgen Aqua dest.

"Osmose-Wasser" ist gefiltertes Wasser, daher noch reiner als destilliertes Wasser. Natürlich trotzdem Geldschneiderei. Aber "High-Ender" sind für Voodoo ja sehr empfänglich.

Re: Schellackplatten reinigen
, Fr Feb 07 2014, 20:45

@ Willi

Du hast Recht, die Knostihalbschalen gehen (gerade bei Schellacks) in den Bereich der Auslaufrille und können das Label gar nicht beschädigen. Und nochmal richtig: die Halbschalen sind nicht dicht. Allerdings habe ich bisher nie nachteilige Auswirkungen auf die Labels festgestellt weder bei Schellacks noch bei Vinyls.
Ich möchte nochmal festhalten: ich berichte von meinen Erfahrungen, natürlich kann es sein, dass andere andere Erfahrungen gemacht haben. Das Thema Reinigung ist in allen Foren ein heissdiskutiertes.

beste Grüße Fluthecrank (Frank)

Re: Schellackplatten reinigen
GrammophonTeam, Fr Feb 07 2014, 21:08

Das Thema Reinigung ist in allen Foren ein heissdiskutiertes.


Wohl war, wohl war....

Bevor wir in einem nächsten Forum (dem unsrigen) uns die Köppe einhauen, kann man aus unseren gesammelten Erfahrungen und Berichten hier eines ableiten:
Je weniger Flüssigkeit (egal ob H20, Alkohol, Öle usw,) eine Schellackplatte sieht, umso besser ist es wohl für dieses historische Objekt.
Einsatz von "Putzmitteln" (egal welcher Art) sollte sich lediglich auf wirklich stark verschmutzte Schellackplatten beschränken und nicht zum wöchentlichen Prozedere gehören.

Können wir uns zumindest auf diesen Nenner einigen?

Grüße

Re: Schellackplatten reinigen
Willi-H-411, Fr Feb 07 2014, 22:49

Grammophonteam schrieb ...
...Können wir uns zumindest auf diesen Nenner einigen?

Grüße

Ich denke schon. Immerhin geht es - normalerweise - um die eigenen Schellackplatten. Und da trägt jeder sein eigenes - mehr oder weniger großes - Risiko.

Was jedoch vermieden werden sollte, ist, die eigene Reinigungsmethode als die einzig wahre anzubieten. Wie es - leider - auch auf professionaler Ebene gemacht wird. Wenn ich mir mit meiner Art, die Platten zu reinigen, diese zerstöre, bin ich selber der Depp, den ich irgendwohin treten kann. Lasse ich mich von jemandem zu dessen Reinigungsmethode überreden, und die Platten leiden darunter, wem soll ich dann diesen besagten Tritt verpassen?

Ich fand es sehr interessant, hier die unterschiedlichen Methoden zur Plattenreinigung zu lesen. Das mit der harten trockenen Bürste werde ich mal ausprobieren und die Platte dann anschließend nochmals mit "meiner" Methode reinigen (mit destilliertem Wasser mit etwas Spüli und einer weichen Bürste reinigen, und anschließend mit Papiertuch und mehreren Mikrofasertüchern trocken reiben). Wenn dabei kein weiterer Dreck entfernt wird, lasse ich den "Nassvorgang" dann vielleicht sogar weg.

VG Willi


Re: Schellackplatten reinigen
, Di Dez 02 2014, 20:51

Verstaubte Schellackplatten sind aber auch gut mit einer speziellen Platten-Waschmaschine zu reinigen. Die lohnt sich aber nur wenn sie regelmässig genutzt wird. Die Reinigungsflüssigkeit setzt sich aus destilliertem Wasser und einem kleinen Anteil Auto Scheibenreinigungsmittel mit dem Wert CW 1 : 100. Auf 1 l destilliertes Wasser die Hälfte der vorgeschriebenen Menge des Auto Scheibenreinigungsmittels.
Das ergibt eine nicht nachfettende Reinigungslösung und durch die Konstruktion der Platten-Waschmaschine wird weder das Etikett noch sonst irgend etwas beschädigt.

Re: Schellackplatten reinigen
Limania, Mi Dez 03 2014, 05:10

Zum Thema: "Platten- Waschmaschine" wurde auch hier schon einiges geschrieben: Link - Hier klicken

LG Limania

Re: Schellackplatten reinigen
gramofan, Mi Dez 03 2014, 18:45

Starkton schrieb ...

Gast schrieb ...

"Osmose-Wasser" ist wirklich eine ausschließlich sprachliche Aufwertung des billgen Aqua dest.

"Osmose-Wasser" ist gefiltertes Wasser, daher noch reiner als destilliertes Wasser. Natürlich trotzdem Geldschneiderei. Aber "High-Ender" sind für Voodoo ja sehr empfänglich.

Nichts von alledem: Osmosewasser verdankt seine Entstehung dem Einsatz einer Membran, die (theoretisch) ausschließlich H2O-Moleküle passieren lässt, nicht dagegen Verunreinigungen wie Salze, Kalk, Bakterien usw. Das ganze funktioniert bei Zimmertemperatur und mehr oder weniger selbsttätig. Bei destilliertem Wasser erhitzt man Wasser auf den Siedepunkt, den enstehenden Dampf kühlt man dann wieder ab und erhält Wasser. Da die Verunreinigungen im Wasser beim Übergang in die Dampfphase nicht mitkommen (sofern sie nicht einen niedrigeren Siedepunkt haben!), ist das destillierte Wasser (theoretisch) chemisch rein. Die Ergebnisse sind von der Güte her in etwa vergleichbar. Die Destillation ist alledrings wegen des hohen Energieeinsatzes deutlich teurer.
Das ganze ist nicht zu verwechseln mit demineralisiertem Wasser, das durch Einsatz von Ionenaustauschern gewonnen wird und weder chemisch noch mikrobiell rein ist.

Re: Schellackplatten reinigen
Starkton, Mi Dez 03 2014, 19:29

gramofan schrieb ...

Starkton schrieb ...

Gast schrieb ...

"Osmose-Wasser" ist wirklich eine ausschließlich sprachliche Aufwertung des billgen Aqua dest.

"Osmose-Wasser" ist gefiltertes Wasser, daher noch reiner als destilliertes Wasser.

Nichts von alledem:

Wie jetzt!? Natürlich ist "Osmose-Wasser" reiner als (einfach) destilliertes Wasser. Du hast den Grund ja ausführlich erklärt. Nicht umsonst gibt es mehrfach destilliertes Wasser wenn es dann wirklich (fast) rein sein soll.

Re: Schellackplatten reinigen
berauscht, Mi Dez 03 2014, 19:35

Ich verwende ganz normales Leitungswasser zum Reinigen. Wenn man die Platten nicht stundenlang im Wasser badet, sondern nur mit einem nebelfeuchtem MIkrofasertuch abwischt, genügt das vollkommen.

Re: Schellackplatten reinigen
, Do Dez 04 2014, 06:53

Berauscht hat völlig recht.

Für mich ist es auch nur wichtig, die Platten in keinem Falle mehr einem "Vollbad" samt Etikett zu unterziehen.

Auch bei weniger wasserempfindlichen Etiketten ist nach einem Vollbad einfach der alte Glanz runter.

Das hat folgenden Grund: durch das Drucken eines Papieretikettes entsteht eine verdichtete Oberfläche.

Bei Wasserkontakt quillt das Papier an seiner Oberfläche auf und zerstört die Oberflächenverdichtung des Drucks.
Beim Trocknen legen sich die nun aufgerichteten Fasern etc nicht wieder und es ensteht eine stumpfere Oberfläche.

Wenn man ein kritisches Auge hat, sieht man die "Vollbäder" grundsätzlich beim Vergleich mit einer verschonten Platte.

Kurz und schlecht: alles sei gut, solange die Platten nicht immer noch einem "Schaumbad mit Pril" samt Etiketten unterzogen werden.

Gruß, Nils

Re: Schellackplatten reinigen
Avitus, Do Sep 03 2015, 11:47

Nun muss ich leider diesen schon etwas älteren Thread wieder ins Leben rufen. *kicher


Nachdem ich mich längere Zeit in dem lokalen Drogeriemarkt umgesehen habe, um mich an die schmutzigsten Platten mit der Reinigungsmethode von "Formiggini" heranzuwagen, nahm ich neben einer sehr sanften Zahnbürste und Mikrofasertüchern zwei Plastikflaschen von Reinigern mit, da Neutralseife nur in festem Zustand erhältlich war.
Um Schleichwerbung zu vermeiden werde ich versuchen die Markennamen außen vor zu lassen:

1) Neutral Reiniger - Reinigt alle Flächen hautschonend und pH-neutral
Inhaltsstoffe: 5-15% anionische Tenside, <5% amphotere Tenside, Konservierungsmittel (Methylisothiazolinone, Benzisothiazolione), Duftstoffte.

2) Schmierseife nature - reinigt schonend; Inhaltsstoffe auf Basis nachwachsender Rohstoffe (natürlicher Seifen) ohne Konservierungsstoffe.
Inhaltsstoffe: 5-15% Seife, Enthält Duftstoffe, Weitere Inhaltsstoffe: Farb- und Hilfsstoffe, Bitrex.

Nun wollte ich nachfragen, welchen der beiden Reiniger Ihr zum Reinigen meiner sehr schmutzigen Platten empfehlen oder präferieren würdet. [Die anderen Platten werden wie oben näher erläutert mit einem nebelfeuchten Mikrofasertuch, benetzt von destilliertem Wasser, leicht "gestreichelt" )


Ich würde mich sehr über Eure Ansichten und Antworten freuen und verbleibe mit besten Grüßen

Avitus.



Re: Schellackplatten reinigen
Starkton, Fr Sep 04 2015, 08:24

Ich würde dem demineralisierten Wasser nur winzige Mengen dieser Reinigungsmittel zugeben, und auch nur deshalb, um die Oberflächenspannung zu verringern.

Ich "streichle" übrigens nicht, sondern drücke auf, während ich ein weiches, angefeuchtetes Zellstofftuch in Rillenrichtung bewege. Ich will den Schmutz ja aus der Rille holen, und nicht nur drüberstreichen.

Re: Schellackplatten reinigen
Willi-H-411, Fr Sep 04 2015, 08:47

Starkton schrieb ...
Ich "streichle" übrigens nicht, sondern drücke auf, während ich ein weiches, angefeuchtetes Zellstofftuch in Rillenrichtung bewege. Ich will den Schmutz ja aus der Rille holen, und nicht nur drüberstreichen.

Das kann jetzt aber zu Mißverständnissen führen, was den "Auflagedruck" betrifft. Selbst bei leicht gewellten Platten oder solchen mit Haarriß, kann das zu Bruch führen, wenn der "Auflagedruck" zu hoch ist.

Eine weiche Bürste, ich nehme dazu eine sogenannte "Babybürste", kommt selbst bei weniger Druck sicherlich tiefer in die Rillen hinein. Auch lasse ich die Reinigungsflüssigkeit nicht großartig einwirken. Mein Reinigungsvorgang:

Die Platte auf ein Handtuch legen. Die Bürste in die Reinigungsflüssigkeit tauchen (destilliertes Wasser und ein paar Tropfen Spüli) und die Platte komplett naß machen. Natürlich nicht das Label. Dann reinige ich immer ein Viertel der Platte mit 15 mal hin und herbewegen der Bürste (also 30 "Bewegungen"), insgesamt also 120 "Bewegungen". Anschließend sofort mit "Wisch-Weg" abtrocknen und dann noch mit drei Mikrofasertüchern nachtrocknen. Danach ist die Platte augenscheinlich trocken. Zum endgültigen Trocknen stelle ich die Platte(n) für gut eine halbe Stunde in einen Plattenständer. Erst dann geht's in die Plattenhülle.

VG Willi



Re: Schellackplatten reinigen
Formiggini, Fr Sep 04 2015, 11:56

Hallo,

generell kannst du Produktnamen nennen, kritisch (aus Urheberrechtlichen Gründen) können Abbildungen der Produkte sein. Ebenso bitte keine, gilt generell, Verlinkungen auf rein gewerbliche Seiten, bzw. Verkäufe, laufende Auktionen usw.

Wie du ja wohl schon mit bekommen hast, es gibt viele Ansätze Schellackplatten zu reinigen. Oft wird der eigene fast schon kämpferisch vertreten, die Methoden oft hitzig diskutiert… ;)
Noch einmal ganz generell, eine trockene oder leicht Feuchte Reinigung mit möglichst wenig Zusätzen ist einer „nassen“ Reinigung immer vorzuziehen. Hier haben wir mit modernen Mikrofasertüchern inzwischen ein tolles Werkzeug zur Hand. Ist eine Schellackplatte ordentlich gelagert worden, also frei von Jahrzehnte alten Schmutz, Staub, Nikotin, Fett oder sonstigen Schichten, reicht fast immer eine trockene Reinigung.

Du hattest ja aber speziell bei dem Falle von sehr schmutzigen Schellackplatten gefragt. Hier kommt man tatsächlich um eine „nasse“ Reinigung nicht herum. Schon in alten Fachschriften wurde zwischen „Reinigung“ und „Wäsche“ bei Schellackplatten unterschieden. Hier mal ein ganz anderer Ansatz, der, in ähnlicher Form, bereits mal diskutiert wurde. Er ist nicht auf meinen Mist gewachsen, und soll hier eher aus historischer Betrachtung mal gezeigt werden.

Diese Form der „Wäsche“ stammt von dem Engländer Percy Wilson, damals Redakteur in dem Fachmagazin „The Gramophon“. Außerdem war er Herausgeber verschiedener Bücher zu Grammophonen, Akustik und Schallplattentechnik von den späten 1920er Jahren bis in die 1960er Jahre. Ein bisschen so etwas wie der „Schallplatten Pabst“ damals in England. In dem Buch (1931) „Gramophones – Acoustic And Radio“ empfiehlt er die Reinigung mit Essig & Öl!




Vornehmlich ging es hier darum den (schwer zu entfernenden) Abrieb von „Fibre Needles“, also organischen Nadeln aus den Rillen zu entfernen. Ein Problem auf dass man gelegentlich bei englischen Platten in der Sammlung stoßen kann. Dieser Abrieb ist aber Jahrzehnte altem „Dreck“ nicht unähnlich. Der Ansatz dabei, vieler Schmutz ist auch Fett- und Öllöslich. Im einzelnen:







Weiter im Text: Möglicherweise bildet sich ein leichter Ölfilm auf der Schallplatten. Diesen dann mit leicht erwärmten Wasser, etwas Seife und einem Rasierpinsel entfernen. Anschließend mit einem Tuch trocken reiben.

Soviel zu der historischen Betrachtung wie es damals von ausgewiesenen Experten empfohlen wurde. In einem weiteren Buch (1957) wiederholte Percy Wilson diese Anleitung. Es entfiel mittlerweile der Part mit der Bambusnadel. Die „Reinigungslösung“ sollte etwa eine Stunde „einwirken“ und anschließend mit einer leichten Seifenlösung entfernt werden. Zum Schluss mit klarem Wasser "spülen".

• Make a mixture of 2 parts white vinegar and 1 part light machine oil such as 3-in-1.
• Shake mixture to an emulsion.
• Pour about 10 ml in a ring around the playing surface and work it into the grooves until no liquid remains on the surface. Use a piece of lint free cloth for this.
• Leave for one hour at least.
• Using washing up liquid, make a firm lather and wash the disc thoroughly with it.
• Rinse thoroughly with clean tepid water. Try not to soak the label.
• If necessary, wash and rinse again until all traces of residue are removed.
• Blot dry with clean cloth or kitchen towel.
• Put into record rack or prop vertically for at least 24 hours before playing. It takes this time for the shellac to harden again after being wet.
• Record may need playing with an old stylus, brushing off the muck collected from the grooves, before completely clean.


Es wurde aber auch ausdrücklich darauf hingewiesen: Keinerlei Reinigungsflüssigkeiten (wozu ja auch Wasser mit einem Zusatz gehört) anwenden, wenn es nicht absolut nötig ist! Nach Kontakt mit Wasser mindestens 24 Stunden warten, bis die Schallplatte gespielt wird.


Soviel zu Betrachtung was damals von Experten empfohlen und vermutlich auch häufiger angewendet wurde. Da der Mensch an sich ja experimentierfreudig ist, hatte ich diese Methode natürlich mal ausprobiert. Wasser war demineralisiert, das Tuch wurde durch ein modernes Mikrofastertuch ersetzt. Funktioniert gut.... Diese Einzelfallprüfung ist natürlich keinerlei Gewähr, dass verschiedene Plattenmarken, Schellackmischungen etc. diese "Prozedur" nicht doch übel nehmen könnten! War eben mehr aus Interesse heraus, was damals für richtig galt.

Grüße


Re: Schellackplatten reinigen
Avitus, Fr Sep 04 2015, 15:18

Vielen Dank für die vielen und auch ambitionierten Antworten!

Jetzt habe ich doch beim Lesen des vorletzten Abschnittes von "Formiggini" bemerkt, dass mir ein Fehler unterlaufen ist, da ich eine Platte nach einer nassen Wäsche getrocknet und nach zwei Stunden (und nicht wie scheinbar empfohlen 24 Stunden) mit dem Plattenspieler abgespielt habe.
Schadet dies der Platte immens?
Ich hoffe nicht, denn schließlich wird in der oben beschriebenen Methode in der ersten Variante eine zumindest "angefeuchtete" Platte mit einer Bambusnadel bespielt?
Bezüglich des "Streichelns" mit einem Mikrofasertuch: Ich hätte nicht gedacht, dass dies eine kleinere Diskussion auslöst, da dies als kleiner Wortwitz gedacht war.

Vielen Dank für die Antworten und noch einen schönen Tag.

Beste Grüße
Avitus


Re: Schellackplatten reinigen
Formiggini, Fr Sep 04 2015, 15:31

Hallo Avitus,

"umbringen" wird es deine Platte nicht . Hintergrund: Schellack ist ja auch wasserlöslich. Nach einer "nassen" Reinigung hat (oder kann) sich die Oberfläche etwas erweichen. Spielt man diese dann auf einem Grammophon mit schwerer Schalldose, nutzt sich die noch etwas weiche Oberfläche stärker ab. Deswegen (auch schon damals) die Empfehlung zu warten, bis die Oberfläche wieder ganz "hart" (trocken) ist.

Bei einem modernen Leichttonabnehmer fällt dies nicht so sehr ins Gewicht.

Grüße

Re: Schellackplatten reinigen
, Fr Sep 04 2015, 17:32

Hallo zusammen,
ich bin zwar neu hier, sammle aber seit langer Zeit schon Schellack-Platten.
Ich habe die Diskussion um die optimale Reinigungsmethode mit Interesse gelesen und würde gern meine Meinung dazu schreiben.
Ich halte persönlich nichts von einer Trockenreinigung, es sei, sie beschränkt sich auf ein abpinseln von Staub, nicht von Verschmutzungen oder gar tieferliegendem Dreck.
Auch von einem Abwischen mit einem nebelfeuchten Tuch bin ich weggekommen. Einfach aus dem Grund, daß ich der Auffassung bin, daß hier lediglich der obere, leicht haftende Schmutz erwischt wird, der dann zwar am Tuch haftet, aber wie eine Schmirgelmasse über die Platte verteilt wird. Tief sitzende Verunreinigungen, die beim Abspielen gerade von Platten, die etwas breiter geschnitten sind und für die man eh auf einen Verundungsradius von 90-100 Mikrometer zurückgreifen muss, kann man damit auch nicht beseitigen - wie gesagt, das sind meine persönlichen Erfahrungen.

Ich reinige meine Platten (alle Neukäufe) wie folgt:

1. Abpinseln von Staub und losem Schmutz
2. Waschgang in der Knosti-Waschmaschine mit handwarmen destilliertem Wasser und einem Spritzer Spülmittel, eine Umdrehung zum Einweichen, nach ca. 1 Minute 10-20 wechselseitige Umdrehungen zum Reinigen
3. Sofortiger Wechsel in eine zweite Knosti mit Destilliertem Wasser gleicher Temperatur und 5-10 Umdrehungen, um den restlichen gelösten Schmutz und das Spülmittelwasser aus der Platte zu lösen
4. 24 Stunden Trocknung bei Zimmertemperatur, kein Abspielen vorher

Da, wie hier beschrieben, die Halteschalen für LP's bemessen sind, finden definitiv alle Schellack-Label darunter Platz. Eher passiert es, das die Schalen die letzten Rillen abdecken und diese durch die Bürsten nicht erreicht werden. Hier nehme ich die Platte nach dem Spülgang zur Hand und reinige diese Rillen mit einer elektrischen Zahnbürste, die ohne Druck mehrmals um die Rillen geführt wird. Anschließend wird das Wasser und der Schmutz mit Zellstoff (Küchenrolle, Toilettenpapier etc) sorgfältig aufgesaucht und abgewischt.

Ich bin mit dem Ergebnis mehr als zufrieden, hatte auch noch nie eine Graufärbung der Platte (was ich eher Kalkablagerungen bei der Verwendung von nicht destilliertem Wasser zuschreiben möchte).

Eine Behandlung von Schellacks mit alkoholischen Lösungmitteln ist mir zu tricky. Deswegen lasse ich die Finger von derlei Chemie. Was sich bewährt hat ist Feuerzeugbenzin, um die Klebstoffreste von Preisetiketten, die gerne auf den Spiegel gepappt werden, nach Abkratzen des Papiers, restlos zu entfernen. Auch hierbei ist, wenn man nicht "panscht", keine Beschädigung oder Verfärbung der Oberfläche festzustellen.

Nach ca 6000 so behandelten Platten werde ich wohl dabei bleiben.

Grüße

Re: Schellackplatten reinigen
Willi-H-411, Sa Sep 05 2015, 23:10

Noch was zum Thema "Schellack" und "wasserlöslich":

Laut Wikipedia ist Schellack "unlöslich in Wasser, quillt aber bei Kontakt mit Wasser und ist daher nicht wasserfest".
Link - Hier klicken

Von daher schätze ich mal, daß es unerheblich ist, ob man nun mit einem lediglich befeuchteten Lappen die Platten putzt oder sie durchaus "naß" mit einer Bürste schrubbt. Es kommt wohl eher darauf an, wie lange die Platten dem Wasser ausgesetzt sind. Es gilt also eher, die Platten möglichst schnell zu waschen und dann auch wieder so schnell es geht wieder trocken zu putzen. Auf eine "Einweichzeit" sollte man demnach besser verzichten.

VG Willi