Zunächst einmal der Text, den man bei Wikipedia findet:
Vitaphone war ein in fast 2.000 Kurzfilmen von Warner Bros. Entertainment benutztes Tonfilmverfahren. Die Eigenschaften waren: Bildaufnahme mit klassischer Kamera, wie Bell & Howell Standard samt Elektromotor, Tonaufnahme auf Wachsplatte. Die Bildfrequenz beträgt 22 in der Sekunde. Bei der Wiedergabe werden je ein klassischer Projektor und ein mechanisch angetriebener Plattenspieler starr miteinander gekoppelt, wobei die Schallplatten von 17 Zoll Durchmesser (rund 43 cm) mit 33⅓ Umdrehungen in der Minute von innen nach außen abgetastet werden. Je ein Filmakt von maximal 1000 Fuß Länge (rund 300 m) läuft synchron mit der zugehörigen Platte. Die Laufzeit von Akt und Platte beträgt im Mittel 12 Minuten. Die Filmplatten sind nur einseitig bespielt und tragen einen eingepressten Pfeil beim Rillenanfang. Die Filmvorführer können die Tonnadel exakt auf Pfeilspitze auflegen, während die Filmkopie ein Startbild einkopiert hat, das vor das Bildfenster zu stehen kommt.
Vitaphone hat 1924 vollständig der Industrie zur Verfügung gestanden. Es entstanden zunächst Kurzfilme mit Werbecharakter, bevor Warner Bros. den ersten abendfüllenden Film mit dem System produzierte. Don Juan und The Jazz Singer müssen bis heute mit Vorsicht genossen werden, wenn man damit rechnen muss, dass sie mit 24 oder 25 Bildern pro Sekunde wiedergegeben werden. Die zu hohe Stimme Al Jolsons sollte auffallen, wenn man The Jazz Singer im Fernsehen oder als Video verfolgt.
Auch bei Youtube findet sich einiges an Informationen zu diesem Thema. Hier zwei recht gute Info-Videos:
Doch gibt es auch recht viele Musikbeispiele aus jener Zeit, in der das Vitaphone-Verfahren benutzt wurde:
Ich wünsche viel Vergnügen bei dieser optisch-akustischen Zeitreise.
VG Willi
Re: Vitaphone
GrammophonTeam, Mi Nov 26 2014, 12:47
Danke für diese Zusammenstellung!
Der Artikel in Wikipedia ist allerdings sehr mit Vorsicht zu genießen, da (leider) in Teilen einfach falsch.
...ein in fast 2.000 Kurzfilmen
Es ist sonst überall von 1000 Filmen die Rede.
...ein mechanisch angetriebener Plattenspieler
Der Plattenspieler war elektrisch angetrieben. Ein solches Gerät sieht man im Talking Machine ForumLink - Hier klicken
...Schallplatten von 17 Zoll Durchmesser (rund 43 cm)
Die Platten hatten einen Durchmesser von 15 ¾" (40cm), der Plattenteller 16".
...ersten abendfüllenden Film mit dem System produzierte. Don Juan und...
Don Juan wurde 1926 noch gänzlich als Stummfilm gedreht. Er wurde nachträglich mit Musik und Geräuschen unterlegt. Sprechszenen hatte er noch nicht.
Vitaphone hat 1924 vollständig der Industrie zur Verfügung gestanden.
Vitaphone gab es 1924 noch nicht. Dieses Nadeltonsystem wurde von Western Electric ( Bell Laboratories) entwickelt. Es ist exakt das gleiche Verfahren welches auch bei den ersten elektrisch aufgenommenen Platten (bei Victor, Columbia, Lindström) verwendet wurde. Einziger Unterschied die Geschwindigkeit. Rillengröße wie bei den Schallplatten. Western Electric bot das ab Ende 1924 ausgereifte System der Schallplattenindustrie an (Westrex - WE). In der 33⅓ Variante auch den Filmstudios. Die Lizenzen waren jedoch so teuer, das nur Warner Bros. einer Zusammenarbeit zustimmten. Erst im Zuge dieser Zusammenarbeit wurde "Vitaphone" 1926 gegründet. In Deutschland begann (aufgrund vieler Patentstreitigkeiten) das "Tonfilmgeschäft" etwas später. Ähnlich wie in Amerika setzte sich schnell das Lichttonverfahren durch. "Vitaphone" wurde bereits 1931 wieder eingestellt. Für die eher wenigen Nadeltonfilme (nach diesem Verfahren) die auch in Deutschland liefen presste die Lindström (in Auftrag) die 40cm Platten. Die Matrizen hierfür wurden aus den USA geliefert.
Grüße
Berlin, Juni 1928
1926
Re: Vitaphone
Starkton, Mi Nov 26 2014, 13:09
Die Vitaphone-Story wird seit 1991 von einer Interessengruppe gründlichst erforscht: Link - Hier klicken
Ich habe seit langem den Eindruck, dass die Geschichte der Filmindustrie wesentlich besser erschlossen ist als diejenige der Tonträgerindustrie.
Re: Vitaphone
RF-Musiker, So Aug 30 2015, 09:50
Interessant ist ja, dass man aus Gründen der Fairness Vitaphone als reines Wiedergabeformat noch ein paar Jahre am Leben hielt, durch Vinyl als Pressmasse den Durchmesser auf 30 cm verringern konnte (ich dachte, man hätte Microrillen verwendet, aber es sieht so aus, dass man lediglich die Aussteuerung reduzierte).