R.I.P. † Chris Barber
gramofan, Mi Mär 03 2021, 14:57

Bei den Älteren unter uns ist Jazz-Posaunist und Band-Leader Chris Barber sicher noch allgemein bekannt. Zu Beginn seiner Karriere als Band-Leader in den 50ern sind auch noch ein paar Schellacks von ihm erschienen. Gestern ist er nun mit fast 91 Jahren gestorben. Musikalisch war er noch bis 2019 aktiv.
Ruhe in Frieden Chris. Du hast wesentlich dazu beigetragen, dass ich Jazzfan wurde (wenn ich mich dann auch bald darüber hinaus entwickelt habe).

Re: R.I.P. † Chris Barber
Trutonikus, Mi Mär 03 2021, 22:34

Oh ja, da wird einem doch ganz melancholisch ums Herz. " Just a closer walk with thee..." den hast Du großer Meister des Jazz nun live.

Der Trutonikus

Re: R.I.P. † Chris Barber
DGAG, Do Mär 04 2021, 10:45

Chris Barber war nicht so mein Ding, aber Alexis Korner, der am Anfang seiner Karriere in seiner Band spielte.

Re: R.I.P. † Chris Barber
snookerbee, Do Mär 04 2021, 11:02


Es gab in meinen Kinderjahren zwei ähnlich klingende Lieder, die immer wieder irgendwo swingend auftauchten, auch wenn das eine von beiden längst zum "alten Eisen" gehörte: die Melodie der dänischen Olsenbandenfilme im fröhlichen Dixielandstil und Chris Barbers "Ice cream".

Der letztgenannte Titel stammte ja schon aus den 1920er Jahren und war eigentlich ein Charleston-Schlager, in Deutschland "Eis, Eis, Eis". Chris Barber hatte in den 1950ern eine Old-Time-Variante dazu erfunden, die offenbar den Nerv der Zeit traf. In diesen Jahren hatte die Jazzwelt sich schon gespalten in die bedingungslose Moderne im Jazzkeller und verbindlichen Dixieland, den man zum bierseligen Frühschoppen oder auf dem familiären Stadtfest erleben konnte. "Ice cream" war dort schnell ein Standard, der immer lautstark eingefordert werden konnte. Man sollte als Musikant also vorbereitet sein. Selbst war ich einmal in der misslichen Lage, den Wunsch nicht bedienen zu können ... Dafür hatte sich in meinem Umfeld die Olsenbandenmelodie durchgesetzt, die gefühlsmäßig gleich an Chris Barbers "Ice cream" anschließt.

Barber selbst hatte diese doch recht festgefügte Form des Dixieland indess in den 1960er Jahren wieder verlassen und war auf der Suche nach neuen Klängen, die er bei der britischen Blues- und Rockmusik fand. Das beste Beispiel für die neue Epoche ist das damals in Ostberlin aufgenommene Doppelalbum "Chris Barber in Berlin", das neben swingender Tradmusik viel elektrischen Blues und Gospelnummern präsentiert. Die Platte wurde ein internationaler Erfolg für AMIGA und ältere Kollegen nennen ihre Melange als wichtigen musikalischen Einfluss, der wiederum in die Rock- und Soulszene der DDR hinein wirkte.

Hier ein atemberaubendes Beispiel: Link - Hier klicken

Wieder ist ein Großer der Musik gegangen und ich frage mich, wer all die Lücken füllen kann ....