Compagnie Française du Phonographe Edison, gegründet 1904 in Paris
DGAG, So Sep 05 2021, 21:21

Die Compagnie Française du Phonographe Edison

Der Erwerb des meiner Meinung nach schönsten Edison-Katalogs hat mich dazu bewogen, Details zur Geschichte der Compagnie Française du Phonographe Edison zusammen zu tragen.



Edisons verbesserter Phonograph wurde in Zentraleuropa ab Mai 1889 zuerst in Paris auf der Weltausstellung gezeigt und erregte dort große Aufmerksamkeit. Zusammen mit dem Eiffelturm war die von Edison finanzierte Ausstellung seiner Erfindungen die Sensation. Trotzdem gelang es 15 Jahre lang nicht, französische Investoren zu finden. Dies hatte zur Folge, dass die Gebrüder Pathé eine enorme Marktmacht aufbauen konnten und bei Phonographen und Walzen lange das Monopol besaßen. Zudem hatte ab 1899 das verbesserte Grammophon in Frankreich Fuß gefasst und nahm, zusammen mit Pathé, in wenigen Jahre praktisch alle berühmten französischen Künstler unter Vertrag.

Der Kuchen war also verteilt, trotzdem sandte Edisons National Phonograph Company im Frühjahr 1904 amerikanische Experten zum Aufbau eines Aufnahmestudios sowie einer Walzenfabrik mit Matrizenherstellung nach Frankreich. Außerdem sollte ein Büro eingerichtet werden von dem nicht nur Frankreich, sondern auch Spanien und Portugal beliefert werden sollten. Um Edison Phonographen und Walzen herzustellen und zu vertreiben wurde am 10. Oktober 1904 in Paris eine Aktiengesellschaft mit 100.000 Francs Kapital gegründet. Im Büro der kleinen Gesellschaft in Paris, 31, Rue du Quatre-Septembre, arbeiteten neben dem Geschäftsführer Joseph Laurent Marks Kaltenecker nur drei oder vier Angestellte.

Ich gehe davon aus, dass es der erste Katalog der neu gegründeten Gesellschaft war, welcher, im Großformat, im Januar 1905 mit einer wunderschönen, farbigen Grafik auf dem Umschlag erschien. Anders als Nipper mit "La Voix de son Maître" der Grammophongesellschaft, konnten sich Amor und die blonde Schönheit mit "La Voix de l'Amour" nicht als Erkennungszeichen durchsetzen.



Es gab einen eigenen Gerätekatalog, deswegen sind Phonographen nur auf einer Seite zusammen gefasst. Ich gehe davon aus, dass sie zu diesem Zeitpunkt sämtlich aus den USA importiert wurden. Interessant sind die französischen Preise.



Selbstverständlich sind Solisten der Garde Républicaine auch im Walzenkatalog der Compagnie Française du Phonographe Edison prominent vertreten. Eine Goldguss-Standard-Walze kostete 1.85 Francs. Alle im Katalog gelisteten Stücke waren auch als Konzert-Walze zum Preis von 5 Francs lieferbar. Zu diesem Zeitpunkt gab es jedoch so gut wie keine Nachfrage mehr nach diesem großen, zerbrechlichen Walzentyp.



Besonders schön sind die Abbildungen französischer Künstler für welche der großformatige Katalog Platz bot. Sehr viele Aufnahmen, erkennbar am Stern nach der Katalognummer, waren erst ab Ende Februar 1905 lieferbar. Es gelang der französischen Gesellschaft nur selten, bedeutendere Künstler wie den Bariton Jean Noté für Aufnahmen zu gewinnen.

Neben französischen, sind auch Walzen aus den italienischen, russischen, mexikanischen und spanischen Katalogen gelistet. Aufnahmen vom damaligen "Erbfeind" Deutschland sucht man jedoch vergebens.