Koffergrammophon aus Rumänien
Chris, Mo Jan 24 2022, 14:57

Hallo allerseits,
seit ca. zwei Wochen bin ich stolzer Besitzer eines Koffergrammophons welches ich bei Ebay ersteigert habe.....das Gerät läuft soweit ganz zufriedenstellend, allerdings hab ich über den Hersteller nichts im Netz finden können. Hat jemand hier Informationen zu dem Hersteller Jean Feder aus Rumänien? Das Grammophon wurde wohl in Lizenz gebaut, mehr hab ich leider nicht gefunden.
Ich bin für jegliche Information dankbar...


Re: Koffergrammophon aus Rumänien
berauscht, Mo Jan 24 2022, 16:17

Jean Feder war ein großer Musikinstrumentenhändler in Bukarest. Das Grammophon wird wohl nur bei Jean Feder gekauft worden sein. Hergestellt wurde es vermutlich in England, Deutschland oder der Schweiz.

Ein Foto würde helfen

Re: Koffergrammophon aus Rumänien
Polyfar41, Mo Jan 24 2022, 16:19

Die Firmenadresse (in den 30er Jahren) war
Jean Feder
Bucuresti
Calea Victoriei 44

Nach meinen Fundstücken im Internet habe ich eigentlich den Eindruck eines führenden Fachgeschäftes (in einer Hauptstraße im historischen Stadtzentrum Bukarests gelegen), wo ausser Grammophonen und Schallplatten auch Fotoapparate verkauft wurden:
z.B. Plattenhülle mit Aufdruck , siehe: Link - Hier klicken
oder eine HMV-Platte mit einem Feder-Aufkleber,
oder ein Katalog für Kameras und Zubehör, siehe: Link - Hier klicken

Dafür dass die Firma Feder auch ein Hersteller von Grammophon-Apparaten war konnte ich keinen Beleg finden.


Re: Koffergrammophon aus Rumänien
Chris, Mo Jan 24 2022, 16:59

Danke für die schnellen Antworten, das erklärt, warum da als Hersteller nichts zu finden war. Ich hab das mit den Fotos versucht, hat aber nicht funktioniert.... hab hier drei Fotos als eine PDF angehängt, vielleicht waren die Fotos zu groß.
Im Deckel ist das Lable von "His Masters voice" und auf der Schalldose steht His Masters Voice - England.
fotos_1.pdf

Re: Koffergrammophon aus Rumänien
gramofan, Mo Jan 24 2022, 17:52

Man sieht ja nicht wirklich viel vom Gerät, aber scheint mir ein (englisches) HMV 101 zu sein.

Re: Koffergrammophon aus Rumänien
Chris, Mo Jan 24 2022, 18:04

So, hab’s geschafft die Fotos kleiner zu bekommen….
Was fehlt ist der untere Teil des originalen Verschlusses und von den Halterungen für die Kurbel ist bei zweien die Hälfte abgebrochen. Gibt es hierfür noch irgendwo Teile?




Re: Koffergrammophon aus Rumänien
gramofan, Mo Jan 24 2022, 20:42

Jetzt, wo man das Gerät im Ganzen sieht, bestätigt sich die Vermutung, ist ein HMV 101. Geh' mal im englischen ebay auf die Suche, da werden Einzelteile immer mal wieder angeboten (ist halt eine Geduldfrage), Kategorie: Collectables> Radio, nTelevision &... >Collectable Phonographs & Gramophones

Re: Koffergrammophon aus Rumänien
Chris, Mo Jan 24 2022, 21:26

Danke für den Tipp, jetzt wo das Modell klar ist kann ich auf die Suche gehen.
Echt toll, wie schnell man hier Hilfe bekommt. ????

Re: Koffergrammophon aus Rumänien
Hedensö, Di Sep 03 2024, 16:12

Hallo in die Runde,

ich habe ebenfalls ein Koffergerät, welches von Seiten dieses Händlers verkauft wurde. Daher habe ich versucht, ein wenig mehr zu recherchieren.

Laut ChatGPT war die Musikalienhandlung Jean Feder in Bukarest ein bekanntes Musikgeschäft im frühen 20. Jahrhundert. Es befand sich an der Adresse Calea Victoriei 44, einer der bekanntesten und historisch bedeutendsten Straßen Bukarests. Die Calea Victoriei war zu dieser Zeit ein kulturelles Zentrum der Stadt, an dem sich zahlreiche Geschäfte, Theater und Cafés befanden. Jean Feder war Musikverleger und Musikalienhändler, der Musiknoten, Musikinstrumente und andere musikbezogene Waren anbot.

Hier ein historisches Foto aus der Calea Victoriei mit dem Schild des Musikaliengeschäfts Jean Feder im Vordergrund rechts


Quelle: https://de.slideshare.net/slideshow/calea-victoriei-in-perioada-interbelica/11589845

Hier eine Darstellung des Gebäudes. Im ersten Stock befand sich die Pianoausstellung.



Quelle: https://www.facebook.com/photo/?fbid=2270245326418484&set=pcb.2270245966418420

Das Gebäude steht heute nicht mehr. Sehr wohl aber eines links davon (Palatului Imobiliara), wodurch man den ursprünglichen Standort zweifelsfrei zuordnen kann. Rechts vom heutigen Palatului Imobiliara befand sich ein weiteres Gebäude, welches ebenfalls nicht mehr existiert https://en.wikipedia.org/wiki/Calea_Victoriei#/media/File:Nicolae_Ionescu_-_Victory_Avenue_in_1923,_Sunday_at_noon.jpg. Rechts zu erkennen ist hinter dem Schild Covoare, was übersetzt "Teppiche" heißt, ein Ochsenaugenfester (französisch "œil-de-bœuf"). Und genau ein solches Ochsenauge ist auf der Gebäudedarstellung von Jean Feder oben am linken Rand zu erkennen. Das heißt, die Musikalienhandlung Jean Feder befand sich offensichtlich ein einem weiteren schmalen Gebäude, welches das übernächste nach dem Palatului Imobiliara (siehe auch https://www.propertyindex.ro/residential/palatul-imobiliara-pasajul-bossel) war.

Auch auf diesem Bild ist die Anordnung zu erkennen:



Quelle: https://colorostariu.wordpress.com/wp-content/uploads/2014/03/lipscani-calea-victoriei-capitala-bucuresti-centru-vechi-perioada-interbelica-coloured-romania-tourism-1800x2045.jpg ist es zu erkennen.

Leider gibt es scheinbar kein Fotos des Geschäfts. Zumindest war online nichts zu finden.

Hier noch ein paar Fakten zur Geschichte der Musikalienhandlung Jean Feder:

Gründung und Entwicklung: Jean Feder eröffnete die Musikalienhandlung im Jahr 1908 in Bukarest, Rumänien. Das Geschäft etablierte sich rasch als eine der führenden Adressen für Musikalien in Bukarest und bot eine breite Auswahl an Musikinstrumenten, Noten, Musikliteratur und Zubehör.

Bedeutung und Kundenkreis: Die Musikalienhandlung wurde schnell zu einem wichtigen Treffpunkt für Musiker, Musiklehrer und Musikliebhaber. Sie bot nicht nur Verkauf und Beratung an, sondern auch die Möglichkeit, Noten und andere Musikmaterialien zu studieren. Damit trug Jean Feder wesentlich zur Förderung der Musikszene in Bukarest bei.

Musikverlag: Neben dem Handel betrieb die Musikalienhandlung Jean Feder auch einen Musikverlag, der unter anderem Werke rumänischer Komponisten herausgab und somit zur Verbreitung und Förderung lokaler Musikschaffender beitrug.

Niedergang und Schließung: Die politischen Veränderungen im Laufe des 20. Jahrhunderts, insbesondere der Aufstieg des Kommunismus in Rumänien nach dem Zweiten Weltkrieg, hatten erhebliche Auswirkungen auf private Unternehmen wie Jean Feder. Die Musikalienhandlung wurde schließlich verstaatlicht oder musste aus anderen Gründen schließen.

Erinnerung und Erbe: Heute erinnert sich die Musikwelt in Bukarest an die Musikalienhandlung Jean Feder als wichtigen kulturellen Knotenpunkt, der zur Förderung der Musik und Kultur in der rumänischen Hauptstadt beitrug.