Zeno Coste als Refrainsänger
Moonbeam, So Apr 17 2022, 14:02

Der erste Tenor der Kardosch-Sänger war auch als Refrainsänger tätig, wenn auch nur kurzzeitig. Er dürfte vielen Sammlern als anonymer Sänger auf zwei Erhard-Bauschke-Platten aus dem Jahr 1937 begegnet sein:

7002 ½ GR 8 – Zwischen grünen Bergen steht ein kleines Haus – Grammophon 2570a, 2631b, 2586b
7003 ½ GR 8 – Wenn die Glocken läuten – Grammophon 2570b
7005 ½ GR 8 – Ein Edelweiß hast Du zum Abschied mir gegeben – Grammophon 10604a
7004 ½ GR 8 – Barbara – Grammophon 10604b











Er nahm allerdings schon im Dezember 1930 14 Titel für den rumänischen Markt für das Label Columbia in Berlin auf, überwiegend Tangos, für die er den Entscheidungsträgern wohl prädestiniert schien. Damals war er 23 Jahre alt und studierte Elektrotechnik an der TU in Charlottenburg. Im Sommer zuvor hatte er bereits ein Lied in dem Martin-Berger-Film "Ciuleandra" (Verklungene Träume) gesungen, der leider bis auf ein 15-minütiges Fragment ohne Ton (und ohne Coste) verschollen scheint.

Coste war Jahrgang 1907, und nach dem Abitur in seiner Heimatstadt Temeswar zum Studium der Elektrotechnik nach Berlin gegangen. Vielleicht auch, um den gestrengen Augen seines strengen Vaters zu entkommen, der mit den Gesangsambitionen seines Ältesten nichts anfangen konnte. Vater Coste war Rechtsanwalt und angesehener Lokalpolitiker. Die Costes waren eine Familie, in der Sport und Musik eine große Rolle spielten, aber sicher nicht als zukünftiger Beruf!

In Berlin nahm Zeno neben seinem Studium Gesangsunterricht und bekam Engagements für Film und Schallplatten. Ein Zeitungsartikel berichtet, er und ein paar Freunde hätten sich eigentlich nur für den Chor für Ciuleandra beworben, dann sei der Sänger ausgefallen, der den Hauptschlager zu singen hatte und Zeno habe sich Regisseur Berger selbstbewusst als Ersatz angeboten.





Szenenfoto aus Ciuleandra, Coste ganz links an der Bar sitzend.

Für Columbia nahm er am 11., 12. und 16. Dezember die folgenden Titel auf:

WHR 116 – Oh Fräulein Grete (Dulce Minciună) – DV 426
WHR 117 – Du hast ja eine Träne im Knopfloch (De ce oare ește întristată) – DV 427
WHR 118 – Liebe für eine Nacht (Chiar dacă ai să pleci) – DV 425
WHR 119 – Eine Freundin so goldig wie du (O amică ași vrea cum ești tu) – DV 426
WHR 120 – Pardon Madame! – DV 421
WHR 121 – Good Night – DV 421
WHR 122 – Liebling, mein Herz lässt dich grüßen (Dragă, primește-mi iubirea) – DV 422
WHR 123 – So war es in Sanssouci (Așa a fost pe Vrenii) – DV 422
WHR 124 – Das Lied ist aus (Frag’ nicht warum!) (Nu mă întreba) – DV 423
WHR 125 – Manuela – DV 423
WHR 126 – Mi Cielito (Pentru tine) – DV 425
WHR 127 – Warum hast du so traurige Augen? (Pentru ce ești așa tristă oare) – DV 424
WHR 128 – Pourquoi (De Ce) – DV 424
WHR 129 – Mama … yo quiero un novio (Mamă, vreau să mă însor) – DV 427, DV 430

Einige Label-Fotos:








1931/32 gehörte Coste zur Gesangsgruppe "Die Parker", die oft als Refrainsänger zu hören waren. Zu ihnen gibt es hier einen thread: Link - Hier klicken .

Auch mit ihnen trat er in Filmen auf: "Melodie der Liebe" mit Richard Tauber, und "Die Spanische Fliege" mit Lizzi Waldmüller (Falls jemand den Auftritt der Parker in "Melodie der Liebe" hat, würde ich dafür möglicherweise meine Seele verkaufen. Im bekannten Fragment tauchen sie nicht auf).

Laut ihrer Diskografie wird die letzte Platte der Parker im Juni 1932 aufgenommen, zur selben Zeit entstehen die Kardosch-Sänger, denen Coste allerdings nicht von Anfang an angehört. Er ersetzt den ersten Tenor der Urbesetzung nach einigen Wochen oder Monaten.

Nach dem Ende der Kardosch-Sänger arbeitet er als Schauspieler, springt zeitweilig beim Meistersextett ein (unter anderem bei "Ich wollt' ich wär ein Huhn"), und wird für die oben erwähnten Bauschke-Aufnahmen engagiert. Im Film "La Habanera" ist er kurz mit "Der Wind hat mir ein Lied erzählt" zu hören. Danach, 1938, muss er nach Rumänien zurückkehren, wo er den Rest seines Lebens als Ingenieur arbeitet und nur nebenberuflich singt. Er stirbt 1985 in Temeswar.

Möglicherweise existieren noch frühere (Sommer 1930?) anonyme, rumänische Aufnahmen mit Zeno Coste als Sänger. Das Columbia-Engagement soll laut verschiedener Quellen bereits sein zweites Plattenengagement gewesen sein. Sollte also jemand rumänisch gesungene Platten aus dem Jahr 1930 besitzen, wäre ein Vergleich interessant.

Re: Zeno Coste als Refrainsänger
berauscht, So Apr 17 2022, 15:51

Freitag 21. Mai 1937, 19 Uhr (bis 20:10 Uhr), Deutschlandsender, "Jetzt ist Feierabend! Bunte Reihe. Das Durian-Quartett, Zeno Coste, Hermann Gees, die Metropolvokalisten. Am Flügel: Kurt Kiermeir."

Re: Zeno Coste als Refrainsänger
Moonbeam, So Apr 17 2022, 22:20

In den 40er Jahren sang er an der Oper in Iași jeweils die Hauptrollen in La Bohème und in La Traviata.

Mit Partnerin Ella Urma:




Radioauftritte im Winter 1936 (aus seinem Nachlass, Notizen von ihm selbst):




Ein Foto aus den frühen 30er Jahren und eines mit seiner Frau Helena in Berlin, 1935:






Re: Zeno Coste als Refrainsänger
LoopingLoui, Mo Apr 18 2022, 18:33

An dieser Stelle kannst du sehr gerne deinen sehr ausführlichen Beitrag zu ihm auf deiner Seite verlinken: Link - Hier klicken

Das die Plattensammlung von ihm noch existiert lässt das Sammlerherz natürlich höher schlagen :)
LG

Re: Zeno Coste als Refrainsänger
Musikmeister, Sa Apr 23 2022, 16:58

Hier sind 50 Minuten aus dem Film "Melodie der Liebe".
Laut Cast sollen die 4 Barsänger die Parkers sein. Sie sehen aber anders aus....

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Re: Zeno Coste als Refrainsänger
Moonbeam, Mo Apr 25 2022, 22:37

LoopingLoui schrieb ...

An dieser Stelle kannst du sehr gerne deinen sehr ausführlichen Beitrag zu ihm auf deiner Seite verlinken: Link - Hier klicken

Das die Plattensammlung von ihm noch existiert lässt das Sammlerherz natürlich höher schlagen :)
LG


Vielen Dank für die Verlinkung!
Ja... ich weiß gar nicht, was das noch toppen kann... (also für mich persönlich).

@Musikmeister, die zweite Gruppe, die im Programmheft genannt wird, sind die Elite-Sänger vom Kottbusser Tor - das müsste dann theoretisch die Gruppe in diesem Ausschnitt sein, denn die Parker sind es nicht.