Im Internet suchte ich sehr intensiv eine Biographie von Austin Egen. Meine Suche war bis jetzt erfolgslos. Kennt sich jemand mit Austin Egen aus und hat weitere Informationen zu Egen's Leben? Bilder von dem Künstler sind natürlich auch immer erwünscht.:)
Freundliche Grüsse an alle Schellackplatten Liebhaber,
Jan
Re: Austin Egen
Formiggini, Sa Feb 18 2012, 22:25
Viel findet sich tatsächlich nicht zu Egen, ich versuche hier mal zusammenzutragen, was bis jetzt bekannt ist.
Austin Egen “Biographie“
Austin Guy Monroe Egen, * 28.3.1897 Milwaukee/USA, 18.8.1941 in Frohnleiten (Steiermark)
Möglicherweise war seine Mutter Ö–sterreichischer Abstammung. Von ihr wurde Egen in Musik und Klavier unterrichtet.
Anfang der 20er Jahre kam Austin Egen mit seiner Mutter nach Ö–sterreich. Hier müsste man die Online Verfügbaren Passagierlisten der Schiffe von den USA nach Europa auswerten.
Um 1923 zog Egen nach Berlin, wo er vermutlich in Bars und Kabaretts auftrat.
Schon frühzeitig 1923 tritt er auch mit eigenen Kompositionen in Erscheinung. Eine der ersten Einspielungen einer Egen Komposition: Shanghai Bay - Shimmy Orchester Dajos Bela Odeon 76169 Berlin, c. 17. März 1923
Einige Bühnenstücke und Revuen für die Austin Egen schrieb: Von A bis Z “Revue“ Berlin 1925 No, No Nanette “Revue“ Berlin 1925 Der Zug nach dem Westen“ Revue“ Berlin 1926 Du und ich “Revue“ Berlin 1927 Donnerwetter “1000 Frauen“ Revue “ Berlin 1928
Um 1924 hatte Egen engere Kontakte mit dem Musikverleger und Eigentümer des Plattenlabels ACME, Curt Max Roehr. Mit Roehr spielte Egen um 1925 in einer Amateur Jazzband, Egen am Klavier und Roehr am Saxophon Quelle: Archiv Bosworth Wien Link - Hier klicken (Mit Bild)
Möglicherweise wirkte Egen im Herbst 1924 auch bei einigen Aufnahmen der Eric Borchard Jazz Band als Pianist mit.
Für das ACME Label machte Egen 1924 auch seine ersten Plattenaufnahmen bei denen als Künstler auf dem Label genannt wird. Jedoch nicht als Sänger, sondern am Klavier in einem recht ansprechenden Ragtime-Stil:
1926 heiratete Egen Curt Max Roehr Tochter, und wurde auch Teilhaber in dessen Musikverlag. Um diese Zeit begann Egen seine Karriere als Sänger auf schier unzähligen Plattenaufnahmen.
Bereits 1926 schrieb Egen die Begleitmusik zu einem Stummfilm, bis 1931 trat er auch gelegentlich in kleinen Rollen auf.
Filmografie
1931 Die Liebesfiliale - Musik
1930 Tingel-Tangel - Darsteller, Musik
1930 Va Banque - Darsteller
1930 Boykott (Primanerehre) - Darsteller
1929 Verzeih mir - Musikalische Vorlage
1929 Liebeswalzer - Darsteller
1926 Die Königin des Weltbades - Musik
Um 1931/32 ging der Musikverlag Roehr in Konkurs. 1933 ging Egen wieder nach Ö–sterreich, möglicherweise da seine Frau (geb. Roehr) jüdischer Abstammung war. In Ö–sterreich trat Egen im Rundfunk auf, es entstanden auch noch Plattenaufnahmen mit dem Orchester Heinz (Heinrich) Sandauer.
Die Umstände seines Todes 1941 sind ungeklärt.
Re: Austin Egen
Formiggini, Sa Feb 18 2012, 23:01
Austin Egen findet sich leider nicht in den Berliner Adressbüchern zwischen 1923 - 1932. Lediglich die Adresse des Musikverlages Roehr lässt sich belegen:
Re: Austin Egen
, Sa Feb 18 2012, 23:08
Wow! Da hast du aber schon viel herausgefunden. zu diesen Informationen wäre ich selbst nie gelangt. Diese neuen Informationen kann ich schon sehr gut verwenden! Vorallem die Aufnahme "Wenn ich Liebe brauch', dann geh ich zu Pauline" hat mich auf Austin Eugen aufmerksam gemacht. Die Aufnahme wurde 1928 gemacht. Gibt es dazu nähere Informationen, was zu diesem Zeitpunkt in Egens Leben passiert ist? (so wie es aussieht hat er da zeitgleich schon angefangen Filme zu drehen...) Wurde zu diese Zeit auch schon im Tonstudio aufgenommen oder könnte es durchaus sein, dass die Aufnahme vom Hotel Adlon selbst stammt, wo das Tanzorchester von Marek Weber mehrheitlich auftrat?
Re: Austin Egen
Aristodemo, Sa Feb 18 2012, 23:14
Egen, Augustin Als Austin Guy Monroe Egen am 28.März 1897 in Milwaukee,USA geboren. Wollte ursprünglich Diplomat werden und studierte an der Universität Dartemouth. Sein Geld verdiente er als Eisenbahner. Die Grundlage zu seinem Beruf legte er in den Kriegsjahren, in denen er - ohne Musik studiert zu haben - in einem Lager der Armee eigene Lieder sang und zu Komponieren begann. Musikuntericht erhielt er bei seiner Mutter, der Opernsängerin Maria Rocalle.Sein Vater war gebürtiger Holländer,die Mutter stammte aus Ö–stereich. 1923 ging der 26 Jahre alte Egen mit seiner Mutter nach Ö–stereich, bald darauf nach Berlin. Dort begann er seine Karriere in der Kneipe "Mutter Krause" in Halensee.1924 sang und spielte er bereits bei Eric Borchards Jazz Band. 1927 startete er seine Plattenkarriere bei ELECTROLA und sang hier in reinstem Deutsch seine Schlager die er meistens selbst geschrieben hatte.1935 verliess er Berlin und siedelte sich in Frohnleiten an.Er wurde Mitglied der Gesellschaft der Autoren und Komponisten AKM in Wien und Vorstandsmitglied des Verlages Roer in Berlin, der viele seiner Schlager verlegte.Egen schrieb weit über 100 Schlager. Auch in Zusammenarbeit mit Walter Jurmann und Franz Grothe.Den Schauspieler Egen sah man 1931 in "Liebeswalzer", "Boykott", "Tingel-Tangel", "Kyritz-Pyritz", "Die Liebesfiliale" und "So`n Windhund" Am 18.August 1941 ist Egen in Frohnleiten gestorben.
Re: Austin Egen
Formiggini, Sa Feb 18 2012, 23:17
1928 war Egen auf vielen Platten zu hören, zusammen mit seiner Tätigkeit im Musikhaus Roehr dürfte er voll ausgelastet gewesen sein - und seine Ehe war auch noch jung. Also insgesamt wohl ein sehr Erfolgreiches Jahr für einen Mann von 31 Jahren.
Seine erste kleine Filmrolle hatte er erst 1929, siehe oben.
Im Hotel Adlon wurde nicht aufgenommen, entweder entstanden Platten in den Studios, oder wie z.B. bei der Electrola im Beethoven Saal der Singakademie wegen der guten Akustik. Dort dürfte dem Klang der Aufnahme nach auch Wenn ich Liebe brauch', dann geh ich zu Pauline entstanden sein.
Re: Austin Egen
, Sa Feb 18 2012, 23:45
Die Antworten sind einfach super! Sehr spannend ist für mich als Musikstudent, dass Egen zuerst Eisenbahner war und ohne Studium so erfolgreich wurde, ja selbst komponierte! Nun kann ich gut eine Biographie Egen's zusammentragen. Weitere News zu Egen sind natürlich jederzeit willkommen!!
Gibt es Fotografien von dem Beethovensaal zu jener Zeit? (oder wenn nicht, aktuellere?)
An Formiggini: Ich bin momentan am Digitalisieren der Schellackplatte Wenn ich Liebe brauch', dann geh ich zu Pauline. Ich frage mich, was wohl die optimale Länge des Liedes ist. Da von Plattenspieler zu Plattenspieler die Geschwindigkeit variert ist es sehr schwer herauszufinden, was nun die richtige Länge ist. Momentan tippe ich auf eine Gesammtzeit zwischen 2:36 bis 2:41. Hast du die Platte auch zuhause? Wenn ja, was meinst du zu der "originalen" Länge der Komposition? Eventuell hast du mit deinen Quellen ja auch weitere Informationen zu dem Lied. Am einfachsten wäre es natürlich, wenn man die Noten dazu kaufen könnte... (dies scheint beinahe aussichtslos denke ich)
Re: Austin Egen
Aristodemo, Sa Feb 18 2012, 23:54
Die Singakademie, in deren Kasematten, erschütterungsfrei, die Aufnahmemaschinen der TELEFUNKEN-PLATTE installiert waren, wurde im Krieg zerstört. Hier tätigte Telefunken in den 30er und 40er Jahren bis zur Zerstörung der Akademie ihre Aufnahmen. Zu DDR Zeiten wurde das Gebäude ais Maxim-Gorki-Theater wiederaufgebaut.
Re: Austin Egen
, So Feb 19 2012, 00:03
Vielen Dank Aristodemo, für deine Aufklärung! Habe mich schon gewundert, weshalb man keine Bilder von dem Saal findet auf Google.Von der Zerstörung der Singakademie wusste ich leider nicht... tut mir leid, für diese Unwissenheit. als Schweizer habe ich davon zu wenig Ahnung, was zu dieser schrecklichen Zeit standhielt und was nicht. Das tut weh, wenn man sieht wie Kulturgut oder Orte der Kultur zerstört wurden. Alte Fotos von dem Beethovensaal gibt es demnach wohl eher nicht?!
Re: Austin Egen
Aristodemo, So Feb 19 2012, 00:06
TELEFUNKEN-Kataloge oder Reklameschriften, da müsste man mal schauen.Telefunken war sehr stolz auf ihre Anlagen in der Akademie. Es gibt auch Werbefilme, die TELEFUNKEN bei der Aufnahmearbeit zeigen.
Re: Austin Egen
Odeon89, So Feb 19 2012, 00:20
Hallo Jan,
ich habe die Platte glücklicherweise vor einiger Zeit in praktisch neuwertigem Zustand finden können und sie gerade einmal "probegehört" und die Zeit exakt gestoppt. Die Aufnahme dauert (bei exakt 78UpM) 2:41 Min., gemessen vom Beginn der Rille bis zum Übergang in die Auslaufrille.
Die Platte hat die Bestellnummer E.G. 984 und die Matrizennummer BLR4451 II, d.h. es wurde der zweite Take veröffentlicht. Die Musik schrieb Jim Cowler, den Text Fritz Rotter.
Darf ich fragen, warum die exakte Spieldauer für dich so wichtig ist? Bist du selbst auch Sammler oder beschäftigst du dich im Rahmen deines Studiums mit Austin Egen?
Viele Grüße Kai
Re: Austin Egen
GrammophonTeam, So Feb 19 2012, 00:49
Um auf Egen zurück zukommen
Wer aus dem Forum hat noch Bildmaterial für eine vollständigere Austin Egen Biographie? Vielen Dank euch schon mal!
Re: Austin Egen
, So Feb 19 2012, 01:15
Wow, ich bin fasziniert, wie aktiv und hilfsbereit Ihr hier im Forum seid!!
In dem Youtubevideo
findet Ihr eins, zwei tolle Bilder von Austin Egen! Ganz besonders finde ich die Information beim einen Bild (ca. 0:57min)...Plastik und Bildhauere beschäftigen Ihn in den Musestunden :) Dazu hat es in dem Video noch eine Karikatur von Egen mit einem seiner Autogramme (ca. 01:29min).
Für eine Aufnahme des Beethovensaals habe ich nun mal die Singakademie angeschrieben, vielleicht haben die ein Bild...
An Kai: Ich sende dir eine PM, damit der Thread beim Thema bleibt.
Re: Austin Egen
Formiggini, So Feb 19 2012, 11:16
Der letzte Eintrag im Berliner Adressbuch und Branchenverzeichnis zu Roehr Aktiengesellschaft findet sich 1931, 1932 ist der Arbeitgeber Egen´s nicht mehr aufgeführt.
Damit scheint der Konkurs der Firma 1931 schlüssig zu sein. Wenn er Vorstandsmitglied in der Firma seines Schwiegervaters war, dürfte dies sicherlich Egen´s Entschluss Deutschland zu verlassen bestärkt haben. Ab 1932 ließen ja auch bedingt durch die wirtschaftliche Situation neue Plattenaufnahmen merklich nach. Austin Egen verlor dadurch zwei seiner wichtigsten Einnahmequellen.
Re: Austin Egen
, So Feb 19 2012, 11:50
Die hier zitierte Biographie wurde von Berthold Leimbach in recht mühevoller Kleinarbeit zusammengetragen. Sie stammt aus dem Wälzer "Tondokumente der Kleinkunst".
Einige Informationen stammen von Armin Gastinson (dem Musikverleger und Schlagertexter) und dessen Ehefrau Trude Lieske, mit denen Leimbach guten Kontakt hatte und auch oft zu Gast war.
Ihm verdanken wir viele Biographien der Künstler dieser Jahre - soviel Kritik man an seiner Diskographie auch immer haben kann.
Kurz und gut: Leimbach war immer sehr dezent, auch wenn er genauere Informationen zu den Todesumständen hatte.
Über Austin Egen berichteten jedenfalls Zeiteugen, daß er ein Extrem-Raucher war. An mehr kann ich mich jetzt leider nicht erinnern, aber vielleicht wirft dieser Umstand einen Fokus auf seinen relativ frühen Tod.
Gruß, Nils
Re: Austin Egen
berauscht, So Feb 19 2012, 12:04
Re: Austin Egen
, So Aug 19 2012, 11:35
ich versuch schon seit jahren an den totenschein zu kommen, frohnleiten liegt ja nur 3o km von mir zu hause, aber bisher erfolglos. grab gibts natürlich keines mehr, den friedhof hab ich schon durchforstet. nehm den threat zum anlaß im gemeindeamt wieder vorstellig zu werden.
schönen sonntag aus graz michael
Re: Austin Egen
RF-Musiker, Di Sep 25 2012, 19:07
Habe das Bild etwas überarbeitet
Re: Austin Egen
, Mi Sep 26 2012, 20:14
gestern kam die endgültige absage, das beamentum hat sich hinter einem gesetz verschanzt, um eine begründung zu haben, keine kopie des totenscheines weiter zu geben.
wir kämpfen weiter
gruß aus graz michael
Re: Austin Egen
joha, Do Sep 27 2012, 14:10
Versuchs mal über die Sterberegister und Geburtenregister der Kirchenbüchern da hast du vieleicht eine Chance. Gruss joha
Re: Austin Egen
, Mi Okt 03 2012, 12:54
jetzt hab ich zumindest seine letzte adresse, mal sehen ob das haus noch steht. verwandte hats scheinbar keine gegeben.
gruß aus graz michael
Re: Austin Egen
berauscht, Do Nov 15 2012, 14:34
Es gibt neues zu Austin Egen Austin Egen wurde nicht in Milwaukee geboren, sondern als August Guido Maria Meyer-Eigen am 28. März 1897 in Graz. Verstorben ist er an Leberzirrhose.
Die ganzen Informationen gibt es Link - Hier klicken (Post vom 6. April 2012)
Re: Austin Egen
, Do Nov 15 2012, 17:41
Ja, die Wahrheit ist oft prosaisch und völlig unspektakulär.
Vielleicht sollten wir bei Herrn Stanicek anfragen, ob wir den Lebenslauf hier im Forum mit den neuen Informationen ergänzen dürfen.
Gruß, Nils
Re: Austin Egen
GrammophonTeam, Do Nov 15 2012, 18:48
Bis vor 2 Jahren hieß es noch Herr Stanicek, dann schrieb Herr Stanicek an der Universität Wien eine Doktorarbeit, hier das Deckblatt:
Wir haben mit Hr. Dr. Wolfgang Stanicek Kontakt aufgenommen und von ihm die Erlaubnis erhalten seine knapp 300 seitige Dissertation hier für das Portal veröffentlichen zu dürfen - hierfür ein ganz herzliches Danke! Hr. Dr. Stanicek knüpfte dies an keine Bedingungen. Das dies unter Quellenangabe geschieht versteht sich von selber. Dieses nicht selbstverständliche Entgegenkommen freut uns sehr, ermöglicht es doch erstmals einen allumfassenden Überblick des Lebens und Schaffens von Austin Egen. Der Autor betrieb sehr viel Grundlagenforschung zu Egen, bereiste die Wohn- und Wirkungsstätten Egens und erhielt auch Einblick in die verschiedenen Register sowie Zugang zu seltenem Bildmaterial. Was uns und allen Lesern hiermit von ihm zur Verfügung gestellt wird ist nicht nur ein Lebenslauf, sondern eine Wissenschaftliche Abhandlung über den Menschen und Musiker Egen. Dies frei zur Verfügung zu stellen ist keine Selbstverständlichkeit - nochmals ein ganz großes Danke von uns hierfür!
Dr. Wolfgang Stanicek ist Musikwissenschaftler und Musikverleger, wer zu weiteren Publikationen mit ihm Kontakt aufnehmen möchte kann sich über seine Internetseite Link - Hier klicken an ihn wenden.
Re: Austin Egen
GrammophonTeam, Do Nov 15 2012, 19:21
Die folgenden Bilder und Belege stammen alle aus dieser Arbeit
Austin Egen - Discographie (Bitte anklicken zur vollen Auflösung)
Die Mutter
Der Vater
Re: Austin Egen
GrammophonTeam, Mo Nov 19 2012, 17:35
Hr. Dr. Stanicek stellte uns noch seine Arbeit als DOC zur Verfügung, hiermit viel es uns leichter die Arbeit nun im Hauptmenü präsentieren zu können.
Die Online Version ist noch nicht ganz fertig, es fehlen einige Anhänge und Formatierungen. Leider stellt unsere Software die hochgestellten Ziffern der Fußnoten nicht dar, so finden sich diese in Fettschrift.
Hr. Stanicek sendet uns noch eine umfangreiche Notenblattsammlung (als Scan) zu Austin Egen aus seinem Besitz zu - diese werden noch eingefügt.
Ebenfalls aus seinen Recherchen stammen diese beiden Dokumente - teilweise ja lange gesucht ;)
Wir möchten uns nochmals ganz herzlich für das Entgegenkommen und die Zusammenarbeit bedanken, und hoffen so nun euch einen tieferen Einblick in das Schaffen von Austin Egen geben zu können.
Viele Grüße
Re: Austin Egen
berauscht, Mo Nov 19 2012, 17:52
In der Arbeit steht ja schon fast alles drin. Hier noch eine Ergänzung. Austin Egen war beim Rundfunk nicht nur Sänger, sondern auch Vortragender. Zumindest einmal. Er hielt, gemeinsam mit Bert Reisfeld, bei der RAVAG in Wien einen Vortrag über das Thema: Wie ein Schlager gemacht wird
Ausschnitte aus einer Prorammzeitschrift
Re: Austin Egen
, So Dez 30 2012, 13:31
Ich habe die Ausfuehrungen ueber Austin Egen mit grossem Interesse gelesen, weil mich die Leute und ihre Schicksale, die hinter der schönen Musik der 30er und 40er Jahre stehen, interessieren.
Hier ein Auszug aus dem Artikel über A. Egen in Wikipedia: "Während der Bankenkrise 1931 mussten die Unternehmen seines Schwiegervaters Roehr Konkurs anmelden, so dass auch Egen seine Anteile verlor. Die Rechte an seinen Werken wurden durch den Bosworth Musikverlag übernommen, der sie noch bis heute hält. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zog er, da seine Frau jüdischer Abstammung war, mit seiner Familie nach Österreich."
Ich hab mich mit Herrn Stanicek, dem Verfasser der Biographie ueber Austin Egen, in Verbindung gesetzt. Seine Antwort zur Frage wegen dem juedischen Hintergrund: "Ich habe in meiner Arbeit über Austin Egen dessen Eltern ausführlich dargestellt und auch die Eltern seiner Frau recherchiert - nicht nur, aber auch, um jüdische Verbindungen in der Familie zu deklarieren, aber die gibt es nach meinem Wissensstand nicht. (…) Auch in der Familie des Verlegers Roehr sind keine jüdischen Angehörigen." (Zitatende)
Mit anderen Worten: auch die Frau mit angeblich "juedischer Abstammung" ist unzutreffend. In dem Fall bedarf es einer Ueberarbeitung dieses Artikels in Wikipedia.
Dennoch draengen sich angesichts des Umzugs in die oesterreichische Provinz (Frohnleiten ist wirklich in der Provinz) und des fruehen Todes ein paar Fragen auf:
a) Ein aktiver Musiker und Komponist verschwindet nicht einfach so, und vor allem nicht freiwillig, aus einer pulsierenden Weltstadt, wo er lange Zeit seinen Unterhalt verdient hatte und geht Ende 1932 in die östr. Provinz… (1933 noch letzte Aufnahmen mit Oskar Joost). Es ist naheliegend, dass das nicht einfach so geschah, sondern dass es da (vermutlich mehrere) Zwänge gab.
b) Wie kommt es, dass Egens Tod als mysteriös empfunden wurde? In ein Todeszeugnis kann man reinschreiben, was man will, Papier ist geduldig. "Leberzirrhose", und das mit 44 Jahren? - war A.E. in seinem bekannten Leben aufgefallen durch übermässigen Alkoholgenuss und Trunksucht? Und kann man mit Sicherheit ausschliessen, dass die NS-Machthaber bei seinem frühen Tod ihre Finger im Spiel hatten?
Fragen, die man vermutlich nicht mehr schlüssig aufarbeiten kann - es sei denn, dass entsprechende Akten noch auftauchen würden, die etwas über die Gründe des plötzlichen Abtauchens in die oestr. Provinz und seinen überraschend frühen Tod erhellen könnten.
Uebrigens - in der Dissertation, die ich zu weiten Teilen durchgelesen habe, wird interessant beschrieben, wie eine Komposition (im Wechselspiel mit den Beteiligten) zustande kam….
Re: Austin Egen
berauscht, So Dez 30 2012, 14:01
Wikipedia ist eben nicht immer richtig. Es steht drin, was einige Leute für richtig erachten.
Wikipediaautoren bedienen sich ja auch gern hier im Forum, ohne es als Quelle anzugeben.
Das Bild kommt mir auch irgendwie bekannt vor
Zu a) Egen ist ja nicht gleich in die Provinz gegangen, er war ja zuvor noch, wenig erfolgreich, in Wien tätig.
Zu b) Leberzirrhose halte ich nicht für abwegig. Man hat ja schon von Wirten gehört, die selber ihr bester Gast waren.
Re: Austin Egen
, Mo Dez 31 2012, 06:20
dem schließ ich mich voll und ganz an. egen war nicht nur in wien erfolgreich, machte auch einiges an plattenaufnahmen dort. ich seh das so, daß in deutschland einfach sein stern verblasst ist, diese art zu singen ist ja schon aus der mode gekommen, auch paul o montis war schon vor der NS machtübernahme "out of date", es sind halt wie in der unterhaltungsbranche jüngere sänger wie rudi schuricke nachgekommen. und auch vom begründer dieses stiles , des " crooning" jack smith ist nach anfang 193o kaum mehr was zu hören. somit wird sich seine finanzielle lage verschlechtert haben, so wird es naheliegend gewesen sein, sich im hause der eltern einzuquartieren. wie man auch aus der Bio erlesen kann, hat er versucht was anderes zu machen und ein cafehaus aufgemacht. auch das das scheitern als künstler und unternehmer menschen zum alkohol bringt ist bekannt. und hätten die Nazis was gegen ihn gehabt, hätten sie sicher nicht bis 1941 gewartet, und ich denke, wenn da was gewesen wäre, hätte Egen das haus verkauft und wäre ausgewandert. und Frohnleiten ist nicht wirklich provinz, 2o km von Graz, der zweitgrößten stadt österreichs und seinerzeit zentrum der holzindustrie hier in der steiermark. somit einiges an wäre und hätte, aber doch mit berechtigtem hintergrund.
gruß aus der provinz ( graz) michael
Re: Austin Egen
braderup, Mo Dez 31 2012, 11:34
Vielen Dank für diesen Forums-Beitrag, der das Wissen um Austin Egen fast explosiv erweitert hat (vor allem durch die phantastische Dissertation von Herrn Stanicek, mit dem ich auch Kontakt aufnehmen werde). Als ich vor 20 Jahren in "Fox auf 78" eine erste Kurzbiographie über Egen schrieb (sie ist in der Dissertation auch zitiert), war nur ein kleiner Teil dieser Fakten bekannt - so kann selbst ein altgedienter Schellackianer noch eine Menge dazulernen... Zwei kleine Ergänzungen: a) Austin Egen trat in Berlin - anders als in der Dissertation geschrieben - durchaus auch wiederholt "live" auf, ich besitze Anzeigen von Funkstunde-Konzerten und -bällen, wo er als Mitwirkender aufgeführt ist. b) Austin Egen war kein "Kind von Traurigkeit". Ein Teil seiner finanziellen Nöten könnte aus dem Umstand entstanden sein, daß er - ähnlich wie übrigens Paul Morgan - gern gesehener Gast in den Berliner Casinos und auf der Galopprennbahn in Grunewald war - das haben mir unabhängig voneinander Franz Grothe und Georg Haentzschel in persönlichen Gesprächen berichtet. Trude Lieske wiederum, die ich vor ihrem Tod einige Male in ihrem Landhaus im Salzkammergut besucht habe, bestätigte, dass Egen nicht nur ein exzessiver Raucher war, sondern auch dem Alkohol schon in der Berliner Zeit in ordentlichen Mengen zusprach (ohne damals ein Alkoholiker im medizinischen Sinne zu sein), hin und wieder mußten Aufnahmetermine bei Electrola aus diesem Grunde auf den Nachmittag verlegt werden. Vermutlich haben die zunehmenden wirtschaftlichen Nöten dann in der Zeit in Österreich einen regelrechten Alkoholiker aus ihm gemacht - eine Leberzirrhose in diesem Alter wäre sonst kaum zu erklären. Grüße und einen guten Rutsch an alle Schellackomanen, braderup
Re: Austin Egen
humoresk, Mo Aug 19 2013, 10:27
Folgendes Foto habe ich noch entdeckt:
Liebe Grüße,
Josef
Re: Austin Egen
GrammophonTeam, Mi Aug 21 2013, 21:45