Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
Odeon89, Sun Apr 17 2011, 16:00pm

Hall zusammen,

sehr interssant finde ich die Platten des "Phonycord Flexible" Labels. Es handelt sich um bunte Kunststoffplatten, die so um 1930 auf den Markt gebracht wurden. Anscheinend handelt es sich um eine Art "Recycling" von Artiphon-Matrizen.

Leider sind diese Platten häufig so wellig, dass man sie nur schlecht oder garnicht auf einem modernen Plattenspieler abspielen kann. Gibt es hier einen Trick, wie man diese Platten wieder "glätten" kann? Kennt jemand noch Details über die "Phonycord"?

Viele Grüße
Kai

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
, Sun Apr 17 2011, 19:48pm

Eventuell könnte Erhitzen im Backofen helfen. Etwa 50°C sollten ausreichen.

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
Odeon89, Sun Apr 17 2011, 19:58pm

Das Erhitzen hatte ich mir auch schon als Option gedacht, aber ich habe die Befürchtung, dass sich das Material dabei verziehen könnte... Hat das schon mal jemand ausprobiert?

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
Formiggini, Sun Apr 17 2011, 20:11pm

Du solltes diese Platten besser nicht erhitzen.

Sie wurden zwar aus unterschiedlichen Materialien hergestellt (Celloloid, frühe Kunststoffe etc.) - bei fast allen ist aber wohl gleich, dass die Welligkeit durch ein schrumpfen des Materials entstand.

Erhitzen kann hier genau die gegenteilige Wirkung haben - dass sich die Platte noch mehr wirft.

Ich habe mal gelesen, dass jemand bedingten Erfolg dadurch hatte, die Platte über mehrere Tage in Öl einzulegen. Dies kann bis zu einem gewissen Grad die Flexililität der Platte wieder herstellen. Selbst habe ich dies jedoch noch nicht versucht.

Ist die Platte jedoch auf einen Pappkern (wie die Hit of the week Platten) aufgezogen, fällt diese Möglichkeit auch aus.

Wie onlyesterdays schon schrieb - am besten die Platte auf dem Plattenteller in der Mitte mit einem Gewicht beschweren. Dadurch liegt sie etwas planer auf und lässt sich besser abspielen.

Gegef. die Platte mit 45rpm digitalisieren und dann per software wieder auf 78rpm hochrechnen. So ist der Inhalt zumindest gesichert.

Leider sind diese verworfenen Platten meist nicht wieder flach zu bekommen.

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
Odeon89, Sun Apr 17 2011, 21:50pm

Danke für den Tipp! Das mit dem Öl werde ich direkt mal ausprobieren! Ich hoffe nur, ich kriege die Platte wieder sauber danach ;-) Ich werde dann von dem Ergebnis berichten.

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
Odeon89, Tue Apr 19 2011, 20:18pm

Nachdem die Platte jetzt zwei Tage in Öl "gebadet" wurde, habe ich sie heute wieder gesäubert.

Ein ganz klein wenig flexibler ist sie zwar geworden, aber wellig ist sie leider immer noch. Daher habe ich mich entschlossen, die Platte zwischen zwei Glasplatten für etwa zwei Stunden in die pralle Sonne zu legen. Nachdem sie wieder abgekühlt ist, war sie ebenfalls ein klein wenig glatter, aber sehr effektiv war die Behandlung leider auch nicht :-(

Ich habe mal ein wenig recherchiert, demnach bestehen die "Phonycord Flexible"-Platten aus Cellon. Der Grund, warum sie u. U. wellig werden, liegt darin, dass Campher (Kampfer), der dem Cellon hinzugefügt wurde, mit der Zeit entweicht. Theoretisch könnte man die Platten also retten, indem man sie mit einer Campher-Lösung bestreicht. Einen Versuch wäre das auch mal wert...

Viele Grüße
Kai

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
berauscht, Tue Apr 19 2011, 21:16pm

Jetzt ist auch klar woher diese Platten ihren spezifischen Eigengeruch haben.
Das wird sicher ein interessanter Versuch mit dem Campfer.
Was für ein Öl hast Du verwendet? Campfer löst leicht in fetten Ölen. Billiges Speiseöl sollte also genügen. Die Frage ist ob der Kampfer in das Celluloid (Cellon) eindringt. Das Öl sollte man wohl nachher besser vollständig entfernen, da es mit der Zeit verharzen kann.


Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
snookerbee, Thu Mar 29 2012, 22:38pm


Hier eine PHONYCORD-Platte mit einer Matrize der DGG (?):



Amerikan. Patrouille
v. Meacham
Xylophonvirtuose Krüger m. Orch.
Phonycord Flexible
3417
MECHAN.COPYRIGHT 1930

Der alternative Take auf einer GRAMMOPHON-Platte:



Amerikanische Patrouille
(Meachan)
Franz Krüger mit Orchesterbegleitung
Grammophon
Katalog-Nr. B 48774 T
Bestell-Nr. 21385
1240 bd
Mechan.Copt.192(?)

War Phonychord vielleicht mit der DGG verbandelt?


Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
berauscht, Fri Mar 30 2012, 15:56pm

Vielleicht hatte Krüger bei der Grammophon nur einen Vertrag im Jahr 1929 (oder gar keinen), und ist danach (1930) mit seinem Repertoir zu einer anderen Firma gewechselt. Es kam ja häufiger vor, das Orchester für verschiedene Firmen die gleichen Titel einspielten, z.B. Widmann für Kristall und Tempo.

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
snookerbee, Fri Mar 30 2012, 19:22pm


Das ist möglich. Bisher sind mir keine weiteren Krüger-Platten bekannt, so daß ich mir schlecht ein Bild machen kann.

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
Aristodemo, Sat Apr 07 2012, 09:58am

Hallo, kleiner Tipp vom Fachmann betreffend Kampfer. Bei den Dekorationsmalern und Restauratoren gibt es das sogenannte "Petenkoffern" rissiger Oelgemälde.Kampferdämpfe wirken auf das Oelgemälde ein und bewirken ein leichtes regenerieren der Oberfläche und damit verbunden das Schliessen der Risse .
Kappfer in Alkohol lösen in eine mit deckel verschliessbare Kiste stellen. Die Platte so hineingeben, daß die Kampferdämpfe auf die Platte einwirken können.Bilder werden Zweckmässig im Deckel der Kiste befestigt.Von Öl oder gar Alkohollösungen rate ich dagegen dringend ab.Das Verfahren mit der Kiste hat zudem den Vorteil die ganze Sache immer kontrollieren zu können. Eventuell müsste die Platte dann zwischen Glassplatten nachgelagert werden.
Gruß Michael

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
gramofan, Sun Sep 09 2012, 15:54pm

Hallo,
dauerhaft glatt bekomme ich Phonoycord-Platten zwar auch nicht - aber mit folgendem Tricke kann man sie wenigstens abspielen (sofern die Wellung bestimmte Grenzen nicht überschreitet): Ich habe mir eine stabile Sperrholzplatte in Plattentellergröße gemacht. Zum Abspielen befestige ich die Platte mit doppelseitigem Klebeband (gibt es für Teppichböden) darauf. Das lässt sich hinterher (vorsichtig!!!) wieder ablösen.

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
krammofoon, Sun Sep 09 2012, 16:28pm

Servus :-)

äääähhhh..... mal so fachlich aus´m Baumarkt geplaudert:
es gibt doppelseitige Bänder die man sicher NICHT wieder gut abbekommt! Der Schaden und der Frust sind hier vor programmiert.
Kann man aber prima vermeiden, in dem man - jetzt bitte mal rückwärts denken ;-) - ASET REWOP SPIRTS verwendet. Die Variante für Fotos. Die gehen nämlich wirklich wieder rückstandsfrei ab.

Gruss
Georg

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
Beda, Tue Feb 11 2014, 00:12am

Habe mal zu den Eigenschaften von Cellon gegoogelt:
Cellon oder Zellon[1] ist ein schwer brennbares Gemisch von Celluloseacetat (ugs. Acetylcellulosen) und Campher. Löslich ist es in Aceton.
Bei 180 bis 200 °C ist Celluloseacetat thermoplastisch formbar. Bei Temperaturen über 85 °C leidet der seidenähnliche Glanz.
Campher: Er schmilzt bei 177 °C und siedet bei 207 °C.
Nach diesen Daten müsste man eine Phonycord Flexible-Platte auf ca 180^C erhitzen, damit sie wieder formbar wird.
Es ist natürlich klar, dass man zum Ausprobieren eine wertlose Phonycord-Platte nimmt, denn diese Temperaturen muss man erst mal so genau hinkriegen.


Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
Pinetop, Tue Feb 11 2014, 15:58pm

Hallo admin

Franz Krüger hat die Amerikanische Patrouille auch für Artiphon aufgenommen, Bestellnr. 03417 mit der Rückseite "Carneval von Venedig 03421.

Lg
Herbert

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
snookerbee, Tue Feb 11 2014, 21:30pm

Danke für den Hinweis. Habe die Aufnahme auf YT gefunden. Neben Phonycord und Grammophon gibt es den Titel von Franz Krüger auch noch auf CORDY. Ich mal vergleichen, ob es alles unterschiedliche Einspielungen sind. Dann wären es schon 4 Versionen.

Grüße
Claus

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
VOX, Mon Aug 11 2014, 12:34pm

Servus,
Ich hab hier eine Phonycord Flexible aus dem jahr 1930 da mit den titeln "Auf gehts ländler-poutpourri und der Watschentanz.
alle beiden Titel wurden von der tegernseer oberländler kapelle gespielt.
die platte ist n.r.53

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
jitterbug, Mon Aug 11 2014, 13:22pm

Generelles zur Erklärung/Ergänzung: Auf Phonycord sind ausschließlich zeitgleich Aufnahmen der Artiphon erschienen, die es alle auch als reguäre Schellackpressung (Artiphon) gibt. Obwohl ein großer Werbeaufwand für die Phonycord-Platte betrieben wurde, hat sie sich in Folge des wohl ziemlich hohen Preises nicht durchsetzen können:

So soll eine Platte wohl 6,50 RM gekostet haben und wurde als Doppelbriehf (Großbrief) per Post zugestellt.

In den schönsten Bonbonfarben erschienen diese halb-transparenten Platten.

























Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
Charleston1966, Tue Aug 12 2014, 20:35pm

Bestünde ein Interesse an einer "Phonycord" Diskographie? Ich denke fst jeder hat ein paar von den Dingern im Regal stehen, wäre doch interessant, was es so gab und ob vielleicht ein und derselbe Titel in verschiedenen Farben gepresst wurde?

LG
Karlheinz

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
VOX, Wed Aug 13 2014, 08:57am

Ich hätte interesse daran den ich such schon verzwifelt nach in formationen über diese Marke.Kann dir leider nicht helfen den in besietz keine Informationen darüber.

hansberner

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
jitterbug, Wed Aug 13 2014, 19:22pm

Hallo Karlheinz und hansberner und liebe Sammlerfreunde,

ich fürchte, eine komplette PHONYCORD-Discographie zu erstellen, dürfte fast unmöglich sein: In dem mir vorliegenden Katalog bis August 1930 sind in der Reihe ab Bestellnummer 1 bereits bis zur Bestellnummer 489 Platten gelistet. Dazu kommen noch zwei Seiten Aufnahmen einer 4000-Serie (11 Platten Jugoslavische und 11 Platten Tschechische Aufnahmen).

Interessanterweise haben alle Bestellnummern in dem Katalog eine ungerade Zahl, es gibt also z.B. Finnische Aufnahmen mit den Bestellnummern 331, 333, 335, 337, 339 etc...)

Andere Nummernserien hingegen sind fortlaufend durchnumeriert:

Die Nachtragshefte November/Dezember 1930 zeigen eine Serie mit 3000-Bestellnummern (Max Rostock, Zithervirtuose und Konzert-Orgel: C.A.J. Permentier) in der Rubrik "Instrumental-Aufnahmen".

Im November 1930 sind die zwei Nummern einer 6000-Serie vermerkt (Märsche) und drei 8000-Nummern von Carl Gastrecht (8000, 8001, 8002).

Im Dezember 1930 gibt es nochmals 8000er-Platten (Fred Roberts Jazz-Sinfoniker: 8003, 8004, 8005)

Dazu ein Weihnachtslieder-Potpourri mit der Bestellnummer 2000.

Also ist im Moment nicht schlüssig, wie viele Serien mit wievielen Exemplaren es tatsächlich gab.

Die höchste Bestellnummer der einfachen Serie ungerader Bestellnummern im Dezember-Nachtrag 1930 ist die Nummer 691 (Robert Koppel), was also schon eine Produktion alleine bis zum Jahre 1930 von über 350 Platten nahelegt!

Spannenderweise werden in sämtlichen mir vorliegenden Katalogen auch immer die Matriznummern gelistet, es hadelt sich durchweg um ARTIPHON-Matrizen.

Es sind mir im Laufe der Jahre diverse Platten schon in unterschiedlichen Farben begegnet, so z.B. Lud Gluskin "I Can't Give You Anything But Love"/"That's My Weakness Now" (Nr. 235) in gelb, das Exemplar, das ich jetzt besitze, ist rot.

Damit die flexiblen Platten auch auf Apparaten mit kleineren Plattentellern gespeilt werden konnten, gab es Pappscheiben als Unterlage. Eine Phonycord-Scheibe mit entsprechender (englischer) Texterklärung bilde ich unten ab.

Die weiter oben abgebildete Platte vom Jazz-Orchester (als "FRITZ ROHN" auf Artiphon, Pseudonym für RICHARD FORST!) wurde vermutlich im September 1932 aufgenommen (das gleiche Arrangement von "Ruf mich an Evelyn" kennen wir von BRILLANT). Sie ist gekoppelt mit einer alten Veröffentlichung der WEDDING BOYS ("Nimm diesen Ring") mit der Bestell-Nummer 17, die dummerweise bereits zuvor vergeben war mit "Le Canari"/"Der alte Stephansturm" von Violine mit Klavierbegleitung.

Ferner ist sehr erstaunlich, dass bei dieser seltsamen Kopplung eine Seite von einer 4-Schlager-Platte der ARTIPHON mit einer "normalen" Seite kombiniert wurde.

Immerhin werden im Katalog 1930 etliche internationale Aufnahmen und Rubriken vorgestellt: Amerikanische, Französische, Finnische, Jugoslavische, Schwedische, Schweizer, Spanische und Tschechische Aufnahmen.

Neben den Klassischen Ouvertüren, Fantasien und Charakterstücken werden Militärmärsche, Tänze, Ländler-Musik, Gesänge und Instrumental-Aufnahmen gelistet.

Es liegt schlussendlich nahe, dass PHONYCORD FLEXIBLE-Platten bis Ende 1932 hergestellt und vertrieben wurden, auch wenn zum Schluss wohl nicht mehr in großer Zahl...

Ergänzungen, besonders aus späterer Zeit der PHONYCORD sind gerne gesehen!
Viele Grüße, Stephan







Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
VOX, Wed Aug 13 2014, 19:26pm

Danke für dein mühe

hansberner

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
Charleston1966, Thu Aug 14 2014, 11:04am

Vielen Dank für diese Informationen

Gruß
Karlheinz

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
Amiga, Sun Apr 28 2019, 14:57pm

Ich habe hier zwei Platten mit extremen Wellen. Da kann man wohl nichts machen....oder?





Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
gramofan, Sun Apr 28 2019, 15:09pm

Wenn es sich um Phonycord handelt, vergiss es.
Die auf dem Foto sehen aber aus wie gewöhnliche Schellacks. Das ist nicht aussichtslos. Platten vorsichtig auf ebener Unterlage gleichmäßig erhitzen, bis sich die Wellen von selbst gllattlegen. Ich benutze dazu einen Harartrockner. Anschließend mit einer glatten Auflage beschweren (z.B. ein Atlas), und auskühlen lassen. Meistens klappts. Wenn man Pech hat entstehen dabei allerdings Risse, die vorher nicht sichtbar waren (kommt eher selten vor).

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
krammofoon, Sun Apr 28 2019, 15:47pm

Servus :-)

Zweite Variante: Im Baumarkt deines Vertrauens zwei 30x30 cm Marmorfliesen besorgt, Platten dazwischen und ab damit in den Backofen.

Bei 70 bis 85 Grad ein paar Minuten dort drin lassen. Je nach Welligkeit kann das etwas unterschiedlich lang dauern.

Wenn die Fliesen satt aufeinanderliegen, raus damit und langsam auskühlen lassen.

Ich habe nach dieser Methode schon Dutzende - vornehmlich Amiga - Platten "gebügelt". Hat immer funktioniert und gab nie Risse oder gar zerdrückte Rillen!

Gruss
Georg

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
Amiga, Sun Apr 28 2019, 15:56pm

Vielen Dank für die Tipps.
Eine Platte davon ist von Amiga.

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
krammofoon, Sun Apr 28 2019, 18:04pm

Servus :-)

Achso..... der Vollständigkeit halber..... das langsame Auskühlen erfolgt sicherheitshalber immer mit den Platten zwischen den Fliesen.

Gruss
Georg

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
veritas, Wed May 01 2019, 18:31pm

Die Methode im Backofen funktioniert mit gängigen Schellacks tadellos. Ich habe mir dafür mal zwei Glasplatten mit 32cm-Kantenlänge zuschneiden lassen, jeweils 4mm dick. Das Gewicht ist der aufliegenden Glasplatte ist groß genug, um die Schellackplatte zu glätten, sobald diese weich genug ist, jedoch nicht zu schwer, um einen Bruch der Platte zu riskieren.

Natürlich müssen alle Oberflächen und die Schallplatte selbst sorgfältig gereinigt sein. Andernfalls drückt man sich den Staub und Schmutz direkt in die Rille.

Mit welligen LPs funktioniert dies ebenfalls, allerdings muß man penibelst darauf achten, daß die Temperatur nicht 65°C überschreitet, andernfalls riskiert man bei Vinyl einen Rillenschaden.

In jedem Fall habe ich immer ein einfaches Thermometer mit Außensensor in Verwendung. Den Sensor plaziere ich auf der oberen Glasplatte und überwache die Temperatur ständig. Steigt Sie zu stark an, öffne ich den Backofen kurz und regele dann nach. Wenn die Zieltemperatur erreicht ist, schalte ich den Backofen aus und lasse alles im Ofen ganz langsam abkühlen, für gewöhnlich 2-3 Stunden.

So habe ich schon mehrere Platten wieder gut spielbar bekommen, darunter auch eine sehr verzogene Berliner-Platte, die seitdem absolut plan ist.

Phonycord-Platten dürfen übrigens nicht mit Hitze behandelt werden, da diese aus Zelluloid und damit sehr leicht und heftig brennbar sind.

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
Limania, Thu May 02 2019, 07:21am

Hallo Amiga,

in diesem Thread geht eigentlich um verformte Phonycord-Platten, nicht um Schellacks.
Wie man verformte Schellackplatten wieder plan bekommt, wird hier beschrieben:
Link - Hier klicken

LG Limania

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
berauscht, Thu May 02 2019, 14:37pm

veritas wrote ...


Phonycord-Platten dürfen übrigens nicht mit Hitze behandelt werden, da diese aus Zelluloid und damit sehr leicht und heftig brennbar sind.


Entwarnung!
Die Phonycord-Platten bestehen nicht aus Zelluloid, sondern aus Zellon. Dieses ist schwer brennbar.


Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
Amiga, Thu May 02 2019, 15:30pm

Hallo Limania,,

sorry, da war ich wohl zu schnell. Ich kenne mich mit den verschiedenen Plattensorte nicht so aus. Bei mir geht es nur um Schellacks.


Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
Trutonikus, Sat Aug 01 2020, 13:41pm

Hallo,
im Römpp Chemielexicon von 1952 wird Cellon erwähnt und unter Acetylcellulose wird auch von diesen o.g. Schallplatten berichtet. Es wird auf die Beständigkeit gegen Wasser,Benzin, Benzol, Leinöl,Terpentinöl und Äther hingewiesen, aber auch auf die Quellung durch Alkohole und Aceton erwähnt. Laugen und Säuren zersetzen diesen Kunststoff.
Die Schallplatten bestehen aus Acetylzellulose -Celluloid.

LG Bodo

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
gramofan, Sat Aug 01 2020, 14:38pm

Zellon ist ist Cellulose-acetat (und das -acetat macht den entscheidenden Unterschied. Der Stoff ist nämlich schwer brennbar, während Celoulose-nitrat hochgradig feuer- und explosionsgefährlich ist - auch ohne Einwirkung von externen Zündquellen).

Re: Phonycord Flexible - wellige Platten glätten
Rundfunkonkel, Sat Aug 01 2020, 14:48pm

Mittlerweile Celluloseacetat genannt, wird dieser Stoff bis heute immer noch verwendet, z. B. für Bekleidung oder Zigarettenfilter. Näheres findet man z. B. im Wikipedia-Artikel: Link - Hier klicken