Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
snookerbee, So Mär 25 2012, 22:10


Beim Durchlesen älterer Einträge im Verlauf der Umlaut-Korrektur fand ich diese Frage, auf die wir vielleicht eine Antwort finden können. Interessant wäre auch, wer auf den weiteren Plätzen landet.

Erwin Hartung soll ja die meisten Platten besungen haben, aber gibt es dazu wirklich verläßliche Zahlen?








Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
snookerbee, Fr Mär 30 2012, 11:12

Ich hole diese Frage noch einmal hoch. Vielleicht gibt es ja doch eine Antwort.

Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger vor 1945 in Deutschland?

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
joha, Fr Mär 30 2012, 12:20

Erwin Hartung,Rudi Schuricke,waren die Plattenmillionäre in den Jahren ab 1933 bis Anfang der 50iger Jahre.Sie waren beide rassisch unbedenklich und ersetzten die Sänger die vertrieben worden sind.Orchesterchefs sangen meist selbst.Viele gute Rundfunksänger,Tenore,mussten das Land verlassen so wurde die Musik ARISIERT die Plattenkataloge wurden ab 36 ausgedünnt und die Standarts durch Hartung,Ette,Ostermann,Schuricke,ersetzt.Eine traurige Geschichte auf den Befehl des Propagandaministers marschierte Deutschland in eine dunkle Zeit.Lange ging das nicht gut 1942 häuften sich die beschwerden beim Rundfunk diese ewigen Gasten und Marschmusik hatten die Bürger satt,Stalingrad war die Wende,die Durchhalteparolen mussten mit flotter Tanzmusik an den Mann gebracht werden,immer mehr Bürger hörten heimlich London,die deutschen Auslandssender im Propaganda Krieg brauchten,Musik die ablenkte, so kam es dazu das eines der besten Tanzorchester aus mehreren aufgelösten Formationen geründet wurde.Das DTU entstand Musiker und Orchesterchefs wurden Kriegsdienstverpflichtet oder von der Front zurückgeholt.Man musste im Akord produzieren und einspielen meist auf Tonfolien kamen bekannte Schlager,Film,und Vorkriegsswingnummern zum Einsatz.die Schallplatten produktion kam fast zum erliegen, Werke und Material sowie Matrizenbestände gingen bei Luftangriffen im Flammen auf.Das DTU konnte sich mit allen Orchestern seiner Zeit locker messen auch wenn es einen Politischen Hintergrund hatte und Hartung, Schuricke mussten singen bis das 1000jährige Reich in Scherben lag.Die beiden bekamen recht schnell ihren Persilschein, da sie doch als unbedenkliche Schlagersänger eingestuft waren,wo andere Berufsverbot hatten. Schuricke hatte nur ein ProBlem sein großer Hit die Caprifischer wurde verboten, die Kriegslage und das Verhalten Italiens war schuld das die Nummer auf den Index kam,erst nach dem Krieg erschien sie als Neuauflage bei der Polydor natülich mit Schuricke.Eine Melodie die die Landser kannten und mit anderen Texten sangen unter anderem...Bella,Bella Marie,häng dich auf, ich schneid dich ab Morgen früh,mein Geld bekommst du nie...oder die Leander Nummer ..Der Wind spielt mit der Lokustür und eine Stimme Ruft Papier...ja auch das gabs.

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
, Fr Mär 30 2012, 13:16

Nun ja.

Daß die "Plattenkataloge ab 36 ausgedünnt" wurden, entspricht einfach nicht den Tatsachen.

Jede der großen Firmen hatte bis zum Kriegsausbruch ein beachtlich großes Programm an Platten mit moderner Tanzmusik aus Amerika und England.
Beispielhaft sei hier die Firma Brunswick genannt, die von der Deutschen Grammophon in Deutschland auf den Markt gebracht wurde.

Der Schlager "Caprifischer" war nicht generell "verboten" , auch wenn das immer und immer wieder so dargestellt wird.

Er wurde im RUNDFUNK (aus den o.g. Gründen) nicht mehr gespielt.
Die Originalplatte mit Magda Hain und auch die Aufnahme mit Schuricke auf Grammophon war unbehindert käuflich, sofern es die Marktlage 1943 noch zuließ.

Näheres zu den "Caprifischern" sie auch hier: Link - Hier klicken

Gruß, Nils

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
Aristodemo, Fr Mär 30 2012, 14:25

@Nils, stimmt, Tauber war noch 1938 im Odeon-Katalog verzeichnet.In der Lotte Lehmann Biographie(eines Engländers)steht ihre Platten wären nach 33 nicht mehr in Deutschland erhältlich. Im Kriegskatalog 1940 von Odeon sind noch alle verzeichnet. Electrola/Columbia 1940 hat noch das eglische Repertoire drinn........
Gruß Michael

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
joha, Fr Mär 30 2012, 16:00

Ja Nils insofern hast du recht,wenn ich das Wort´´ verboten´´ in´´ unerwünscht ´´umwandele entspricht das eher der Tatsache,die großen Plattenfirmen versuchten mit allen Tricks ihre Katalogvielfalt zu erhalten.Es entstand ein reger Matrizentausch mit dem Ausland was in Deutschland nicht mehr die Freigabe erhielt wurde über die Töchter im Ausland vertrieben,Imperial,Brunswick,Odeon,Telefunken versuchten das.Auch gab es Tricks einen völkischen Titel auf der einen Seite zubringen und eine abgewandelte Swingnummer auf der anderen,Konzerne in die Knie zu zwingen war natürlich nicht einfach,siehe Lindstömgeschichte es spielten auch noch lange Tanzorchester unter besonderer Kontrolle,viele versuchten über Wien ins Ausland zukommen solange es noch ging,mit Kriegsbeginn wurde es immer schwieriger,Marcel Wittrich sang das Tauberprogramm,Franz Baumann ergänzte,Erna Sack ergänzte die Damenstimmen ein schleichender Prozeß,alles was Kunst und Kultur auf Platte anging lief über Fritz Hipplers Tisch und wurde genau verfolgt und zensiert.Auf der anderen Seite brachten Soldaten Platten aus den besetzten Gebieten zum Fronturlaub mit Belgien,Dänemark,Schweden,Frankreich hatte natürlich noch alles im Katalog was in Deutschland nur unter der Hand zu bekommen war.

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
, Fr Mär 30 2012, 16:11

Fritz Hippler war "Reichsfilmindendant".

Ein Zusammenhang mit Hippler und Schlagermusik ist mir nicht bekannt, Hippler selbst erwähnt davon auch nichts in seinem sehr ausführlichen Buch "Die Verstrickung".

Wie es auch sei, es ist "off topic" hier und deswegen möchte ich jetzt nicht weiter darauf eingehen.

Ich sehe jedenfalls den deutschen Plattenmarkt vor 1939 sehr anders.

Kann ja vorkommen.

Gruß, Nils

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
berauscht, Fr Mär 30 2012, 18:44

Ich kann mich Nils nur anschließen. So verboten und unerwünscht wie vieles heute dargestellt wird, waren viele Dinge in der Zeit vor dem 1. September 1939 nicht. Dies änderte sich mit dem Kriegsbeginn radikal.
Wenn sich Dir die Gelegenheit bietet, schau Dir beispielsweise Rundfunkprogrammzeitschriften aus dem Sommer 1939 an. Dort wird bis Ende August noch breit das Programm der ausländischen Sender die man bei uns gut empfangen kann abgedruckt. Im Feuilleton liegt der Anteil der politischen Themen wohl deutlich unter 10%. Mit Kriegsbeginn ändert sich alles. Der Anteil von Politik, Propaganda und Kriegsberichten steigt auf vermutlich über 95%. Der Programmteil schrumpft, da es nur mehr ein Einheitsprogramm gibt, und das hören ausländischer Sender bei Strafe verboten wird.

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
snookerbee, Fr Mär 30 2012, 19:31


Nun, ich kann hier nicht so recht mitreden, obwohl ich das Thema sehr spannend finde. Mir fehlen dazu einfach die Quellen.

Wie wäre es, wenn die Admins mal einen neuen Thread aufmachen? Thema: Die Bewertung der Musikkultur des 3.Reiches aus heutiger Sicht.

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
Formiggini, Fr Mär 30 2012, 20:01

Bitte nutzt diesen thread Link - Hier klicken

Hier soll es doch um die Refrainsänger gehen

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
Formiggini, Fr Mär 30 2012, 20:17

Könnte, rein zahlenmäßig einer - wenn nicht der am meisten aufgenommene Refrainsänger Max Kuttner gewesen sein?
Kuttner nahm bereits 1910 für Edison-Amberol-Walzen auf, bis 1933 nahm er nahezu für alle deutsche Plattenfirmen auf.

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
snookerbee, Fr Mär 30 2012, 20:33


Was die Platten der 20er Jahre betrifft, könnte das vielleicht stimmen. Ich habe kaum Platten mit Sängern aus dieser Zeit, aber Kuttner ist dabei.

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
Formiggini, Fr Mär 30 2012, 20:39

Wenn man die reine Menge ansetzt, könnte Kuttner von 1910 bis 1933 fast so viel aufgenommen haben wie "der Rest" jeweils zwischen c. 1930 - 1945.
Ist aber nur "gefühlt"...

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
snookerbee, Fr Mär 30 2012, 20:48


Du hast recht. 23 Jahre Tätigkeit sind nicht zu verachten und sollten einen entsprechenden "Output" hinterlassen haben. In Amerika gibt es ja ein ähnliches Beispiel mit Billy Murray, der lt. Wikipedia von 1897 bis 1943 aufnahm.

Die Frage ist aus heutiger Sicht: Kann man das alles noch in Zahlen belegen?

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
Aristodemo, Fr Mär 30 2012, 21:32

Max Kuttner steht mit 501 Titel im "Leimbach", dazu kommen noch die Aufnahmen gleichen Titels aber für andere Firmen.....
Herr Hartung ist in dem Buch "Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898-1945" nicht berücksichtigt.

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
berauscht, Fr Mär 30 2012, 21:53

Jacques (Jaques) Rotter hat ebenfallst im selben Zeitraum wie Max Kuttner unzählige Aufnahmen gemacht.

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
snookerbee, Fr Mär 30 2012, 21:56

Prima! Die Zahl 501 ist ein Anfang. Kann man die Aufnahmen der anderen Firmen erfassen? Ich denke schon, daß die Doubletten dazu gezählt werden müssen.... (Schwitz... *Hmm) )

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
Aristodemo, Fr Mär 30 2012, 22:07

Rotter kommt an Kuttner nicht heran, also zahlentechnisch gesehen. Habt ihr mal an den Bernauer Luigi gedacht ?

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
berauscht, Fr Mär 30 2012, 22:21

Nur einmal so nebenbei bemerkt: Die Frage ist genau genommen etwas ungenau, da hierunter auch die ganzen nicht deutschsprachigen Refrainsänger fallen. So hat der Ungar Miklós Sebő (Sebő Miklós) auch mehrere hundert Aufnahmen gemacht, wovon große Teile in Berlin aufgenommen wurden.

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
snookerbee, Fr Mär 30 2012, 22:23

Nun, den Einwand habe ich erwartet. Ich will meine Frage noch mal konkretisieren: Es geht um den meistaufgenommenen Refrainsänger auf in Deutschland aufgenommenen und veröffentlichen Platten vor 1945.

Irgendwann hörte ich mal, daß Herr Hartung eine vierstellige Anzahl von Platten besungen hätte, was ich mit Blick auf die Angabe zu Max Kuttner als ausgesprochen großzügig bezeichnen würde...

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
joha, Fr Mär 30 2012, 23:48

Auch Carl Nebe sollten wir nicht vergessen, aus der akustischen Ära genau wie Max Kuttner auf vielen Labels vertreten.
Gruß Jörg

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
Aristodemo, Sa Mär 31 2012, 00:09

Auch wenn seine Aufnahmen Legion sind, Carl Nebe starb 1908, was bis 1914 unter seinem Namen lief ist nicht mehr von Ihm.Aber ich hab´auch an Ihn gedacht.

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
Formiggini, Sa Mär 31 2012, 08:26

Die 501 Titel für Max Kuttner im Leimbach sind wohl noch recht "konservativ" gezählt.

Ich habe mal im Internet die verfügbare VOX Diskographie durch gezählt, diese weißt für Kuttner
knapp 130 Titel aus - nur aus den drei Jahren Frühjahr 1925 bis Frühjahr 1928, und das für nur eine Plattengesellschaft!








Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
, Sa Mär 31 2012, 09:32

Zu Kuttner und Leimbach kann ich Euch sagen, daß im Leimbach wirklich nur solche Aufnahmen stehen, die Kuttner explizit als Sänger/Refrainsänger ausweisen.
Oder aber zweifelsfrei zugeordnet werden konnten.

Und ja, da liegt sicher noch eine beachtliche Schwankung in diesen 500 Aufnahmen nach oben.

Ich mag es nicht schätzen, wäre aber über 2-300 mehr nicht maßlos überrascht.

Gruß, Nils

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
Formiggini, Sa Mär 31 2012, 10:11

Dazu noch eine Frage, die 500 Titel - beziehen sich diese auf unterschiedliche Titel (Stücke) oder auf Aufnahmen (Aufnahmesitzungen)?

Gassenhauer wie Valencia wurden ja von quasi allen (auch kleineren) Firmen aufgenommen; Kuttner dürfte verschiedene Titel ja auch für mehrere Firmen aufgenommen haben.
Dies gilt natürlich auch für die anderen, viel beschäftigten Sänger...

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
Aristodemo, Sa Mär 31 2012, 10:33

Leimbach führt die Matriznummer,dann den Titel auf, dann folgen Katalognummern der einzelnen Veröffentlichungen.
Beispiel:

2319 g Sündig und süß Vox 8607
01789 Text. Grünbaum Musik: Stafford TrE 5318


Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
, Sa Mär 31 2012, 10:39

Uli, Leimbach hat damals nach Titeln geordnet.

Bei "Valencia" zum Beispiel dann eben 5 Matr.Nr mit dazugehörender Firma - oder auch zwei, drei Firmen unter einer Matr.Nr angegeben, wenn es nur Matr.-Tausch war.

Man darf bei Leimbach als nicht nur die Titel zählen, sondern muß berücksichtigen, wieviel Matr.Nrn beim Titel auflaufen.

Ich bin zu faul da jetzt zu zählen. Michael/Aristodemo wird das schon richtig gemacht haben :-D

Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
Aristodemo, Sa Mär 31 2012, 10:45

Ich habe gleich darauf hingewiesen nur die Titel gezählt zu haben.....
Was z.B. auf Homocord oder Beka aufgenommen, dann auf Odeon und Gloria übernommen.....wer soll da den Überblick behalten ?


Re: Wer war der meistbeschäftigte Refrainsänger in Deutschland vor 1945?
, Sa Mär 31 2012, 10:51

Ok, dann sind es schon mal ganz deutlich mehr als die 500 Titel.
Man darf ja getrost Aufnahmen des gleichen Titels bei anderen Firmen mitrechnen - wenn eigene Matrizen/Aufnahmen gemacht wurden.